Frag den Hasen

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He da, Klopfer!

Ich bin nach Ewigkeiten mal wieder auf Deine Seite gekommen und habe mir gedacht, dass ich in diesem Moment auch gleich einmal wieder eine Frage an Dich stelle über ein Thema, das mich die letzte Zeit doch sehr beschäftigt hat:

Ich selbst bin Agnostiker und kann und will mich schlichtweg nicht entscheiden für irgendeine der beiden Optionen namens Glaube und Atheismus. Der Grund dafür ist folgender: Wenn der materielle Atheismus predigt, dass wir alle nur agierende Materie ohne Seele sind, die letztlich, wenn man den Determinismus noch hinzunimmt, von den Naturgesetzen von vornherein gesteuert wird, hat unsere Existenz letztlich keinen Sinn. Jetzt mag es Leute geben, die meinen, dass jeder den Sinn seines eigenen Lebens selbst finden muss, doch bewegt sich diese These auf einer anderen Ebene, die keine Antwort auf die eigentliche Frage bietet. Worauf ich hinauswill, ist die Annahme, dass das Leben an sich keinen Sinn hat, solange nicht irgendeine Instanz "außerhalb des Lebens" von der Existenz des Lebens selbst profitiert. Wir würden in diesem Sinne aus der molekularen Ebene heraus entstehen und wieder in ihr verschwinden, wir würden die Zeit, die uns immer mehr durch die Finger rinnt, verzweifelt festzuhalten, um am Sterbebett nicht bereuen zu müssen, das uns allen auf dieser Welt auferlegte Zeitfenster nicht effizient genug genutzt zu haben.

In diesem Moment kommt dann Gott, die zentrale "Person" des Glaubens, ins Spiel: Gott würde uns Menschen und allen Wesen, die womöglich noch anderweitig im Universum existieren, einen Sinn verleihen. Inwieweit er etwas davon hätte, sei mal dahingestellt, aber durch die Existenz einer höheren Macht wäre unserer Existenz wieder ein Sinn verliehen. Jedoch verlangt das Christentum zur Rettung der Seele in Ewigkeit ja das Bekenntnis zu Gott (Ich bin über andere Religionen nicht umfassend informiert, an dieser Stelle beschränke ich mich auf das christliche Glaubensspektrum). So kommt dieses Bekenntnis für mich dem Treueschwur einem König gegenüber und der Aufgabe meiner Aufgabe meiner eigenen existenziellen Autonomie gleich, vorausgesetzt, dass mir eine solche überhaupt beschieden ist. Ich wäre damit ein Schaf in der Herde des Hirten und das wäre einem Menschen wie mir, der eine sehr ausgeprägte Sehnsucht nach Freiheit hat, auch nicht gerade die angenehmste Situation, ebenso wenig wie die Annahme, dass mein Dasein schlichtweg keinen Zweck erfüllen soll.

Ich befinde mich diesbezüglich eindeutig in einem Dilemma und habe mir - dazu optional - ein Gedankenkonstrukt vollkommen im Sinne von "Mal angenommen, was wäre wenn..." zurechtgelegt, das eigentlich reine Phantasie und gewissermaßen auch Science-Fiction ist. Die Kurzversion des ganzen Konstrukts wäre die Fähigkeit des Menschen, durch die Wissenschaft seine eigenen Grenzen (Auch die Grenzen des Körpers, an den wir gebunden sind) komplett auszuhebeln und das so weit, dass er Gott herausfordern, eine höhere Ebene erreichen könnte.
Aber ich betone an dieser Stelle noch einmal, dass es sich lediglich um Phantasie handelt. Dafür sorgt die vernunftbetonte Hälfte meines Verstands. wink.gif

Jetzt bin ich an dieser Stelle doch einmal sehr gespannt, was ein intelligenter Mensch wie Du denn eigentlich zu diesem Thema zu sagen hat. Zugegebenermaßen sind in meinem Umfeld die Menschen, denen ich mit einem solch Anspruch begegnen kann, ziemlich rar gesät und ich würde mich freuen, eine fundierte und kluge Antwort zu finden, wenn auch von jemandem, den ich nicht persönlich kenne. smile.gif

Besten Gruß
(Ich weiß nicht so recht, wo der Glaube herkommt, Atheisten würden denken, es gäbe keine Seele. Vielleicht verstehen wir unter Seele etwas weniger Esoterisches als gläubige Menschen, aber es gehört nicht zum Atheismus, alles als rein deterministisch agierende Materie ohne eigenes Bewusstsein zu betrachten. Es gibt sicherlich Atheisten, die so denken, aber es ist keine Grundvoraussetzung für den Atheismus. Atheismus ist ja keine ausgefeilte Ideologie, es ist einfach nur eine Abwesenheit des Glaubens an eine göttliche Macht. Deswegen können ja auch Dreijährige Atheisten sein.)

Ich muss ehrlich zugeben, ich habe Schwierigkeiten, überhaupt das Bedürfnis zu verstehen, einen Sinn fürs Leben zu finden, der über das Nutzen der eigenen Lebenszeit hinausgeht. Ich hab dieses Bedürfnis nicht - ich gehöre zu denen, die sagen, man muss seinem Leben selbst einen Sinn geben und diese begrenzte Zeit auf Erden so gut ausnutzen, wie es geht. Denn ja: Wir verschwinden irgendwann wieder. Meine Seele wird meinen Tod nicht überleben. Das macht für mich das Leben umso kostbarer. Selbst für mich wäre es schön, wenn man sich nach meinem Tod noch positiv an mich erinnern würde, auch wenn ich selbst davon nichts habe.
Aber selbst wenn es irgendeinen Gott oder eine höhere Macht gäbe, die für unsere Existenz verantwortlich wäre: Inwieweit würde das denn unser Leben sinnvoll machen, wenn wir nicht mal wüssten, ob tatsächlich darüber hinaus ein Nutzen entsteht? Wenn wir Milch im Kühlschrank vergessen und darauf ein schöner dicker Schimmelpilz entsteht, sind wir durchaus dafür verantwortlich, dass dieser Pilz so existiert (bzw. so eine stattliche Größe erreicht hat), aber das heißt doch nicht, dass dieser Pilz jetzt plötzlich einen außerhalb seiner eigenen Existenz liegenden Zweck hätte.

In gewisser Weise klingt so etwas immer nach einem kleinen Minderwertigkeitskomplex. Die meisten Menschen haben Angst, sie wären bedeutungslos. Und sie sehnen sich nach Anerkennung. Ich will auch Anerkennung, deswegen mach ich ja Klopfers Web. Aber viele Menschen wollen offenbar nicht nur die Anerkennung ihrer Mitmenschen, sondern die Anerkennung des Universums, dieses Gefühl: "Irgendwie bin ich wichtig für jemanden, der viel mächtiger als alles andere ist, auch wenn ich nicht so recht verstehe, worin meine Wichtigkeit liegt." Und das ist sicherlich ein schöner Gedanke, wenn man ihn halten kann. Wenn man ihn aber nicht halten kann und sich dauernd Sorgen darüber macht, wie nutzlos das eigene Leben fürs Universum ist, macht man sich seelisch kaputt. Umso wichtiger ist es dann, sich selbst einen Lebenssinn zu geben, ob man nun Anerkennung bei seinen Mitmenschen sucht oder mit sich selbst ins Reine kommen will. Nebenbei: Wir Menschen haben hier auf der Erde schon einiges an Verantwortung, wir müssen uns nicht darum reißen, auch noch die Bürde der gesamten Existenz auf unseren Schultern zu tragen. wink.gif