Frag den Hasen

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Was hältst du von der "MeTwo"-Debatte? Immer, wenn ich davon in Zeitungen lese, sehe ich nur gut integrierte, gut gebildete Personen mit Migrationshintergrund, die zur Sprache kommen und sich von einigen Bemerkungen Deutscher angegriffen fühlen. Dass sich Deutsche eben wundern, wenn jemand als Ausländer gutes Deutsch spricht, sagt dabei doch gerade etwas über einen nicht unerheblichen Teil von Ausländern aus, die eben unwillig und/oder unfähig sind, zu unserer Gesellschaft dazuzugehören. Lenkt MeTwo damit nur von den eigentlichen Problemen ab?
Ich hab #MeTwo nicht aktiv verfolgt, sondern krieg das eher so nebenbei mit, wenn einige Sachen davon in meine Timeline retweetet werden oder andere über bestimmte Tweets schreiben. Viele von den sind schon Beispiele von Rassismus im Alltag, und da ist es sehr richtig, das auch anzusprechen. Andere Sachen sind wiederum eher Ausdruck einer Mimosenhaftigkeit und einer aktiven Suche nach einem Grund, sich als Opfer zu fühlen. Gefragt zu werden, woher man kommt, wenn man kein blasser blonder Junge ist, ist kein Rassismus, das ist einfach Neugier, der Wunsch, sich besser kennenzulernen, und eine Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen. Und manches Mimimi bezieht einfach den Gesamtkontext nicht ein. Eine hat gejammert, weil ein Ladenbesitzer bei ihrer arabischen Mutter angenommen hat, dass die kein Deutsch kann. Das ist auch kein Rassismus, das wird auch einfach die Erfahrung sein, dass ältere arabische oder türkische Frauen (gerade wenn die sich so traditionell kleiden, dass man sie als Araberinnen oder Türkinnen erkennt) kein Deutsch gelernt haben. Die Sawsan Chebli reagiert heute noch pissig, wenn man sie fragt, ob ihre älteren Verwandten inzwischen Deutsch können. Und plötzlich soll es rassistisch sein, wenn man nicht davon ausgeht, dass jemand Deutsch kann, der schon ewig hier ist. Da ist es im Endeffekt schon rassistisch, dass man nicht Gedanken lesen kann. Ist natürlich auch einfacher, dem anderen einfach Rassismus vorzuwerfen, wenn man sich nicht so behandelt fühlt, wie man sich das wünscht.

Was mich aber wirklich nervt, ist das, woraus es entstanden ist, die Özil-Affäre. Natürlich war Özil nicht hauptschuldig am Ausscheiden der WM-Mannschaft. Aber die Kritik an ihm war größtenteils nicht rassistisch, sondern einfach nachvollziehbar. Wenn jemand wie Erdogan nicht nur sein Land in die Diktatur führt, sondern auch noch dauernd die Deutschen beleidigt, beschimpft, ständig runtermacht und aktiv gegen die Integration von Türken in die deutsche Gesellschaft Stimmung macht, kann ich mich nicht mit ihm im Wahlkampf ablichten lassen und dann noch erzählen, das wäre ja unpolitisch, und mich dann wundern, wenn andere sich fragen, wie sehr man sich überhaupt mit Deutschland verbunden fühlt. Und zweifellos wird es auch die Stimmung in der Nationalelf belastet haben, dass Özil da einfach die Fresse gehalten hat, anstatt das Mindeste zu tun und seinen Anteil zu leisten, die Irritation im Sinne der Mannschaft zu beseitigen. Damit ewig zu warten und dann auch noch (auf Englisch :facepalm: ) keinerlei Verantwortung zu übernehmen und stattdessen alles auf angeblichen Rassismus zu schieben, ist echt charakterschwach. In der Mannschaft sind noch andere mit Migrationshintergrund oder zumindest teilweise nichtdeutscher Abstammung, wie Rüdiger, Boateng, Khedira und Goméz. Und die wurden trotz des angeblichen Rassismus vom DFB nicht geschasst, und die haben auch nicht besser gespielt bei der WM. Und selbst bei Gündogan, der denselben Bock geschossen hat wie Özil, war das Feuer im Endeffekt deutlich weniger heiß, weil er eher reagiert hat.

Und überhaupt: Özils Vater kam mit seinen Eltern im Alter von 2 Jahren nach Deutschland. Somit ist Özil die dritte Generation hier, und der soll immer noch so furchtbar zwischen zwei Stühlen hängen? Warum haben wir das Problem nahezu bloß mit Türken? Bei Einwanderern aus Polen, Russland, Tschechien, Italien, Schweden etc. sind meistens schon die hier aufwachsenden Kinder dann Deutsche, erst recht deren Kinder. Wenn jemand hier geboren und aufgewachsen ist (gerade wenn er auch die deutsche Staatsbürgerschaft hat), ist der kein Deutsch-Pole, der ist Deutscher mit polnischen Wurzeln, ebenso wie bei Deutschen mit russischen Wurzeln und so weiter, und auch wenn sie kulturell an der Heimat ihrer Vorfahren hängen, ist es doch kaum so, dass man sich noch groß mit der politischen Landschaft identifiziert oder besonderen Respekt für deren Politiker hat. Um es mal zu vergleichen: Donald Trumps Vater ist wenige Monate nach der endgültigen Auswanderung der Familie in die USA geboren worden. Praktisch gesehen sind Donald Trump und Mesut Özil in der gleichen Position, weil die Großeltern nicht in seinem Heimatland aufgewachsen sind, jedoch die Eltern schon, aber wenn Trump davon erzählen würde, dass er sich gleichermaßen mit Deutschland wie mit den USA verbunden fühlte, wäre jedem klar, wie lächerlich das ist.
Haben Deutschtürken (sollten es nicht eher Türkdeutsche sein? :kratz: ) es schwerer, hier akzeptiert zu werden? Sicherlich, und bestimmt ist das auch oft unfair. Aber da muss man dann eben trotzdem durch, da muss auch über Generationen dran gearbeitet werden, und dann klappt das auch und je mehr man sich Mühe gibt, desto besser klappt's auch für andere. Dazu gehört aber eben auch, dass alle die Sprache lernen, dazu gehört auch, dass man seinen Kindern Namen gibt, die hierzulande üblicher sind, und natürlich auch, dass man sich nicht vom Regierungschef seines Herkunftslandes dazu aufstacheln lässt, sich nicht zu integrieren und Parallelgesellschaften zu errichten.