Eine Leiche zum Dessert
Mir ist heute wieder eingefallen, dass ich eine Website habe, auf der ich posten kann, was ich will. Zunächst spielte ich mit dem Gedanken, mein Erotik-Epos „Klopfer im Land der spermasüchtigen Teenie-Nudistinnen“ zu veröffentlichen, aber dann dachte ich mir, ich könnte ja mal einen meiner absoluten Lieblingsfilme vorstellen, von dem ich glaube, dass er viel zu wenig bekannt ist: „Eine Leiche zum Dessert“ (original „Murder By Death“) aus dem Jahr 1976.
Lionel Twain, der exzentrische Millionär, lädt fünf Meisterdetektive nebst Begleitung für ein Wochenende auf seinem Anwesen ein. Dort will er ihnen beweisen, dass er der größte lebende Detektiv wäre, nicht seine Gäste. Aus diesem Grund bietet er eine Wette an: Genau um Mitternacht wird einer der Anwesenden sterben, und zwar durch zwölf Stiche mit einem Messer, doch keiner der Meisterdetektive würde in der Lage sein, den Mord aufzuklären. So lange werden alle in der Villa eingesperrt.
Die Detektive nehmen natürlich an, dass Twain selbst der Mörder sein wird, da er die Umstände der Tat bereits kennt – doch als der Mord passiert, werden alle Erwartungen über den Haufen geworfen.
Falls jemand bei der Beschreibung denkt: „Hm, ungewöhnlich düster für Klopfers Geschmack“, dem gratuliere ich zur erstaunlich präzisen Kenntnis meiner Vorlieben und beschwichtige gleichzeitig. „Eine Leiche zum Dessert“ ist eine brillante Kriminalkomödie, zudem eine mit einer beeindruckenden Starbesetzung.
Der (blinde) Butler wird von Alec Guiness verkörpert, der sicherlich heutzutage den meisten Leuten als Obi Wan Kenobi bekannt ist. Peter Sellers, David Niven und Peter Falk spielen einige der Detektive, die allesamt Anspielungen auf bekannte Kriminalhelden sind (dazu gleich mehr), und der exzentrische Lionel Twain wird vom nicht minder exzentrischen Schriftsteller Truman Capote dargestellt (bekannt durch „Frühstück bei Tiffany“ oder „Kaltblütig“), der sich aber (vielleicht sogar deswegen?) wirklich gut dabei anstellt.
Die Meisterdetektive:
- Der chinesische Inspektor Sidney Wang ist eine Anspielung auf Charlie Chan und wird wie das Original ständig von seinem Sohn begleitet. Willie ist Sohn Nummer drei, adoptiert und soll in gewissen Momenten einfach nur seine „japanische Schnauze“ halten. Twain kann nicht verstehen, warum der brillante Detektiv immer noch so eine furchtbare Grammatik hat.
- Dick und Dora Charleston, ein schnöseliges Ehepaar der New Yorker Schickeria, lösen Kriminalfälle quasi als Hobby nebenbei und basieren auf Nick und Nora Charles, den Hauptfiguren des Romans/Films „Der dünne Mann“. Dick hält sehr viel von sich und muss manchmal seine Gattin in die zweite Reihe zurückverweisen, wenn die ungefragt zu reden beginnt.
- Sam Diamond, ein typisch amerikanischer Detektiv der 30er/40er Jahre, der nicht ganz zufällig Sam Spade (aus „Der Malteser Falke“) ähnelt, reist gemeinsam mit seiner blonden Sekretärin Tess Skeffington an, die ihm ergeben zu Diensten ist, obwohl Sam ziemlich grob mit ihr umgeht.
- Milo Perrier aus Brüssel (ganz offensichtlich eine Anspielung auf Hercule Poirot) geht mit seinem Chauffeur ebenfalls eher ruppig um und bildet sich einiges auf seine Kultur und Lebensart ein. Sein Snobismus übertrifft noch den der Charlestons.
- Und zuletzt auch Miss Jessica Marbles aus England (*hust*Miss Marple*hust*), die mit ihrer Pflegerin anreist. Blöderweise ist die Pflegerin uralt, kann sich nur im Rollstuhl bewegen und muss eher selbst gepflegt werden.
(Wer Sherlock Holmes und Dr. Watson vermisst: Es gibt eine geschnittene Szene, in denen die auch vorkommen, die wurde aber bislang nur in den USA für die TV-Ausstrahlung nachträglich veröffentlicht.)
Während die Detektive schon wundervoll miteinander agieren und sich gelegentlich geradezu legendär komplimentieren und anzicken, legt das Personal noch einmal eine Schippe drauf: Wie kommuniziert ein blinder Butler mit einer Köchin, die taubstumm ist – und auch nicht lesen kann, was sie eigentlich zubereiten soll?
Die große Stärke des Films sind trotz aller optischen Gags aber die Dialoge, die auch zum großen Teil in der deutschen Synchro recht gut rüberkommen. Als ich den Film zum ersten Mal sah, hab ich mich weggeschmissen vor lachen, und noch heute stammt ein großer Teil meiner liebsten Filmzitate aus diesem Streifen. Die Ausstattung der (deutschen) DVD ist recht dürftig, aber dafür ist sie auch sehr günstig zu haben.
Falls ihr den Film noch nicht gesehen habt, lege ich ihn euch sehr ans Herz. Schaut ihn euch an, kauft euch die DVD oder leiht euch das Video (wenn’s geht, über meinen Amazon-Link *hust*), und ihr lernt einen Film kennen, der einen wichtigen Einfluss auf meinen Humor hatte.
Gast
Kann den Film auch nur empfehlen. Der gehört seit langer Zeit zu meiner Liste, die ich beständig meinen Freunden aufdränge. Neben Blues Brothers, Still Crazy und Sterben für Anfänger. Auch wenn meine Freunde davon schon leicht genervt sind... ????????