Klopfer testet Taschenlampe mit ökologischem Anspruch
Als ich die Chance bekam, eine LED-Taschenlampe im Wert von 150 Euro zu testen, sagte ich mir: "Mensch, zu dem Preis müsste ich mir damit meinen eigenen Vollmond machen können." Eins vorweg: Das schafft sie leider nicht.
Ansonsten zeigt sich die LED Lenser M7R allerdings durchaus beeindruckend. Das M in der M7-Produktseite steht für Microcontroller; man hat die Lampe also so mit Technologie vollgepackt, dass man mit drei verschiedenen Programmen jeweils mehrere Funktionen ausführen kann, die über das reine Beleuchten der Ferkeleien in Nachbars Garten hinausgehen. Die Firma Zweibrüder bezeichnet das als Smartlight-Technologie.
Die Kurzanleitung. Mehr Funktionen als manches Schweizer Messer.
Für den normalen Anwender ist wohl das Easy-Programm gedacht. Ein Druck auf den Schalter, und es wird Licht. Ein leichterer Druck, und je nach Länge des Tastens verändert sich die Lichtstärke, also kann man damit sowohl seine Umgebung erkunden als auch im Zelt ein bisschen lesen, ohne dass einem die Augäpfel wegbrennen. Daneben gibt es auch den Tactical-Defense-Mode. Auch dabei schaltet ein Knopfdruck die LED ein, hier sorgt der leichte Druck danach allerdings für einen Stroboskop-Effekt, der eventuelle Angreifer in die Flucht schlagen soll. Bei Tests mit nun vermutlich ehemaligen Freunden stellte sich heraus, dass die Wirkung wohl auch vom Alkoholisierungsgrad abhängt.
Ein wirklich harter Brocken ist der Professional Mode. Der vereinigt nicht nur alle Möglichkeiten der anderen Modi, sondern bietet zusätzlich die Möglichkeit des Blinkens und des SOS-Morsens.
So viele Möglichkeiten! Und da ist leider auch schon das Problem: Die Bedienung ist wahnsinnig kompliziert. Man muss viermal leicht auf den Schalter drücken, einmal richtig, um den Modus zu wechseln. In welchem Modus man sich gerade befindet, wird nicht angezeigt, wenn man die Lampe einfach nur einschaltet. Zudem dauert es wirklich lange, bis man einigermaßen raus hat, wie der Wechsel genau funktioniert und an welcher Stelle der Reihenfolge ausgerechnet die Funktion steckt, die man gerade haben will. Allein im dunklen Wald mit meiner Taschenlampe herumzuspielen, nur um endlich den Stroboskop-Modus zu finden, mit dem ich das Wildschwein verjagen kann, das mit mir kuscheln will, stelle ich mir nicht gerade als besonders entspannend vor.
Zur Fokuseinstellung verändert man die Länge der Lampe.
Wenn man nur alles so leicht verlängern könnte...
Allerdings bietet die M7R noch mehr als diese paar Programme. Wie alle Lampen der Reihe ist sie mit einem vom Hersteller als Advanced Focus System bezeichneten Mechanismus ausgestattet, der es ermöglicht, den Lichtstrahl stufenlos zwischen eng und weit einzustellen. Man kann also sowohl den gesamten Friedhof vor einem überblicken, aber auch den Fokus auf den Zombie richten, der gerade auf einen zuschlurft und Lust auf ein wenig lecker Hirn hat. Mit einem Dreh kann man die momentane Einstellung aber auch fixieren, damit man diese nicht versehentlich ändert. In dieser Hinsicht ist die Lampe wirklich extrem praktisch und hat ihrer Konkurrenz, die meist nur eine Einstellung zu bieten hat, tatsächlich deutlich voraus.
In der Verarbeitung macht die M7R einen soliden Eindruck mit ihrem Metallgehäuse, das tatsächlich einigen Missbrauch überstehen dürfte. Ob sie allerdings (wie vom Hersteller wohl zumindest für den Bruder MT7 erhofft) in großem Stil bei Polizei und Rettungskräften eingesetzt werden wird, bin ich leider etwas skeptisch, da zumindest die Brandenburger Polizei ihre bisherigen billigeren und größeren Taschenlampen bevorzugt, die nahezu unverwüstlich sind und mit denen man einen Angreifer wirklich niederschlagen kann, anstatt ihn nur durch Lichtblitze zu verwirren.
Der Schalter ist gleichzeitig Ladekontakt.
Kommen wir nun zu dem Punkt, der den Hersteller dazu bringt, die M7R als Beitrag zum Umweltschutz zu preisen. Die Lampe benutzt keine Batterien, sondern einen mitgelieferten Akku, der allerdings nicht fest eingebaut ist, sondern bei Bedarf auch gewechselt werden kann. Wenn der Akku also kaputt geht, muss man nicht gleich alles in den Müll feuern und dem Hersteller ewige Verdammnis wünschen (ich sehe in deine Richtung, Apple). Die Aufladung der Lampe geschieht übrigens über eine magnetische Aufhängung: Der Schalter der Lampe am Ende ist gleichzeitig einer der Ladekontakte - eindeutig eine verschleißärmere Variante als die sonst üblichen Batteriefächer mit Kontakten aus Blech, die immer mal wieder verbiegen oder wegrosten.
Meine zarte Hand wird nicht mitgeliefert; dafür kann man das Teil mit Schrauben in der Wand verankern.
Mitgeliefert wird übrigens auch eine Wandaufhängung, mit der man die Lampe schwebend aufladen kann, sodass sie problemlos bei Bedarf wieder entnommen werden kann, was für Notfälle und Rettungseinsätze sicherlich sehr praktisch ist. (Schrauben und Dübel für die Wandaufhängung liegen ebenfalls bei, hier großes Lob an den Hersteller.)
Alles nötige, um den Atomstrom in die Lampe zu bekommen.
(Als Zubehör gibt es auch eine Solar-Ladeanlage für die Lampe.)
Zum Lieferumfang gehört ebenso das Ladekabel, welches in einem USB-Stecker endet. Man kann die Lampe also auch am Laptop aufladen, wenn es nötig sein sollte. Für das Aufladen an der Steckdose ist ein kleines Netzteil mit Stecker beigelegt, in das das Ladekabel passt. Als Zusatzteil gibt es übrigens auch einen Adapter für den Zigarettenanzünder im Auto zu kaufen - das ist allerdings mit knapp 25 Euro sehr happig bemessen und meiner Meinung nach nicht das Geld wert. (Zudem dürften Leute, die ihre Taschenlampen mit dem Zigarettenanzünder ihres Autos aufladen, die Umweltfreundlichkeit der Lampe vermutlich weniger wertschätzen.) Die Akkulaufzeit wird vom Hersteller mit über 20 Stunden beschrieben, testen konnte ich das allerdings nicht, da die Lampe sich nach einigen Stunden selbsttätig ausschaltete, wohl um beim Vergessen des Ausschaltens keinen Strom zu verschwenden. Dafür war der Akku dann während des Praxistests leer, wodurch die Lampe sich nach wenigen Sekunden selbst abschaltete. Eine Anzeige auf der Lampe selbst gibt es nicht, wäre aber sehr praktisch. Beim Laden zeigt das Ladekabel grün einen vollen Akku an, ansonsten leuchtet eine rote LED - wie voll der Akku aber ist, weiß man dennoch nicht.
Vorsicht beim Packen, sonst steht man nachher versehentlich mit dem Akkuschrauber im dunklen Wald.
Ebenfalls Teil des mitgelieferten Zubehörs (welches übrigens mitsamt der Lampe in einem praktischen Tragekoffer Platz findet), ist ein Gürtelclip, mit dem man die Lampe sowohl einfach mitführen kann, aber sie auch im eingeschalteten Zustand so fixieren kann, dass sie den Weg vor einem beleuchtet, sodass man beide Hände für andere Dinge frei hat. Beim Test ist mir allerdings aufgefallen, dass man manchmal unbemerkt die Lampe verlieren kann, etwa beim Einsteigen in ein Auto. Man sollte sich also nicht unbedingt darauf verlassen, dass der Clip bombenfest hält.
Am besten trägt man die Lampe also doch in dem Koffer.
Im Endeffekt ist die M7R also eine wirklich ausgefeilte High-End-Taschenlampe mit sehr guten Funktionen, die zum großen Teil sehr nützlich sind. Würde ich professionell in unwegsamem Gelände unterwegs sein oder eine Notfallausrüstung für Piloten etc. zusammenstellen, wäre die M7R tatsächlich eine gute Wahl. Für alle anderen, die nur einmal im Jahr für eine Woche auf einem Zeltplatz hocken, der zwei Kilometer von der nächsten menschlichen Ansiedlung entfernt ist, bleibt aber der größte Hammer: Es ist eine Taschenlampe für 150 Euro. Und so beeindruckt ich von diesem Stück Hochtechnologie auch bin - am Ende ist es doch nur eine Taschenlampe, und für 99% der Leute werden die allermeisten Funktionen überflüssig sein. Vermutlich steckt sogar genug Technologie für 150 Euro in dem Teil drin, aber der Nutzen bleibt leider eben doch beschränkt. Zusätzlich gibt es einige ergonomische Mängel, die die Freude an der Taschenlampe leicht trüben.
Aber man muss ja auch nicht 150 Euro für diese Lampe ausgeben! Ich hab nämlich noch eins von den kleinen Wunderwerken. Eigentlich wollte ich das Exemplar an einen Umweltverein abgeben - aber der mochte sie nicht haben. Pech für ihn, Glück für euch: Wenn ihr mir in den Kommentaren oder per Mail plausibel machen könnt, für welchen Umweltzweck ihr diese Lampe einsetzen wollt, habt ihr die Chance darauf, die M7R mit allem Zubehör inklusive des Adapters für den Zigarettenanzünder zu gewinnen. Insgesamt hat das Paket einen Wert von etwa 175 Euro, also erwarte ich ganz besonderes Engagement für euch. Ob ihr durch die Fjorde Norwegens streift und dort die Seedrachen beobachtet oder ob ihr im alten Führerbunker Fledermäuse zählt: Ich will euer Bemühen um unsere Natur sehen und belohnen!
Informieren könnt ihr euch über die Marke LED Lenser in einer eigenen Galerie, im eigenen Forum, bei Facebook oder Twitter.
Gast
Ich will den verantwortlichen Politikern mit dem Stroboskop-Modus solange in die Augen leuchten bis sie freiwillig alle Kernkraftwerke abschalten. Damit stünde es dann gleich 2:0 für die Umwelt.