Das Netz
Während Jack ihr was zu trinken mixt, zieht sie sich wieder an. Dabei möchte sie sich sein Jackett überziehen (typisch Mädels) und stößt auf seinen Meuchelpuffer. Trotz ihrer eingeschränkten Erfahrung ist ihr klar, dass eine Pistole nicht unbedingt das ist, was ein Typ zu einer Verabredung mit einer Frau mitbringen sollte, schon gar nicht mit einem Schalldämpfer. Also will sie wissen, wer er eigentlich ist. Jack ist ein wenig angepisst und lässt die Hosen runter. Also diesmal bildlich gesprochen.
Er ist nämlich eine Mischung aus Captain America und Albert Schweitzer, Macho, makellos schön und so weiter, all das, was Angela vorher im Chat geschrieben hatte. Na ja. Ich finde ja, er hat schon bei „makellos schön“ versagt, und da Albert Schweitzer meines Wissens keine Mexikaner abgeknallt hat, dürfte das nicht die einzige Lücke sein. Devlin möchte Angela jetzt gerne erschießen. (Und ihr Frauen beschwert euch, wenn die Kerle nach dem Sex einschlafen!) Angela hat aber das Magazin aus der Pistole genommen und schmeißt es ins Wasser. Sie kämpfen ein bisschen, sie schlägt ihn K.O. und sucht unter Deck nach dem Schlüssel fürs Boot. Dabei findet sie auch ihre Diskette. Gerade als Devlin wieder aufwacht, schafft sie es, mit einem Schlauchboot zu entkommen.
Die Flucht verlief offenbar nicht ganz so gut. Sie wacht in einem Krankenhaus auf. Sie hatte einen Unfall mit dem Boot und war drei Tage ohnmächtig. Die Diskette wurde dabei auch zerstört. Sie entlässt sich selbst und macht sich auf den Weg in ihr Hotel. Und wieder kommt im Fernsehen genau zur richtigen Zeit ein relevanter Nachrichtenbeitrag: Die Wall Street (an der es wie am Flughafen zu Chaos durch Computerprobleme kam) will ihre Computer in Zukunft durch das Programm „Torwächter“ des Unternehmens Gregg Microsystems schützen. Das ist bestimmt wichtig. Der Chef der Firma schimpft auch gleich auf die „Prätorianer“, die mit ihren Hackerangriffen viel Schaden anrichten könnten.
Angela hat aber ein anderes Problem: Laut Hotelcomputer ist sie bereits vor ein paar Tagen abgereist. Da kann nur die amerikanische Botschaft helfen. Dort wird sie von einer Mitarbeiterin angesprochen, ob sie Ruth Marx sei und einen provisorischen Pass beantragt hätte. Hat sie nicht, aber irgendwie meinen die Computer, dass zu ihrer Sozialversicherungsnummer und ihrer Adresse eine Ruth Marx gehören würde und keine Angela Bennett. Sogar das Foto stimmt. In ihrer Not unterschreibt Angela das Formular, weil sie sonst nicht nach Hause kommen würde. Das bedeutet natürlich, dass die Bösewichte und der Drehbuchautor dumm wie zehn Meter Feldweg sind, weil es sicher einfacher gewesen wäre, Angela in Mexiko umzulegen, wo sie niemanden kennt, als ihr durch die Einreise in die USA (wenn auch mit falscher Identität) zu ermöglichen, Hilfe bei Bekannten zu suchen.
In den Vereinigten Staaten haben die Bösen nicht nur die Computereinträge von Angela manipuliert. Auch ihr Auto steht nicht mehr auf dem Parkplatz des Flughafens, und selbst ihr Haus wurde ausgeräumt und zum Kauf angeboten. Der Makler findet natürlich gar nicht lustig, dass da so eine irre Frau in seiner Immobilie steht und behauptet, dass das ihr Haus wäre. Die echte Angela Bennett hat schließlich die Papiere gehabt und er hätte das mit seinem 20000-Dollar-Computer auch überprüft! Die Nachbarin bezeugt auch, dass diese Angela Bennett vor drei Tagen ausgezogen wäre. Ja klar, Angela war ja sooo menschenscheu, dass nicht mal die Nachbarn sie in vier Jahren je richtig gesehen haben. Die Polizisten sind ebenfalls angepisst. Dieses Weib kann ja nicht mal einen Führerschein vorzeigen. Und laut provisorischem Pass heißt sie Ruth Marx.
Draußen im Auto sitzt Devlin und ändert grinsend die Polizeiakte von Ruth Marx, die danach wegen Prostitution und Drogendelikten vorbestraft ist. Warum er die Sache so kompliziert macht, obwohl er sie vor einigen Tagen noch ganz lässig umnieten wollte, weiß wohl nur der Drehbuchautor. Schließlich ist es für Devlin bestimmt leichter, Angela zu schnappen, wenn sie nicht von ein paar Polizisten festgenommen und ins Gefängnis gesteckt wird.
Während ein Polizist nach draußen geht, um im Computer mal zu schauen, was Frau Marx so auf dem Kerbholz hat, entschuldigt sich Angela mal für kleine Mädchen und flieht mitsamt dem Telefon des Maklers durch das Klofenster. Devlin kriegt derweil fernmündlich einen Anschiss, weil er die Diskette noch nicht gefunden hat und das Problem mit dem Mädchen bislang ungelöst ist.
Angela ruft bei Cathedral an. Ihr Chef arbeitet jedoch nicht mehr dort, und als sie ihren Namen stammelt, wird sie doch glatt zu Angela Bennett durchgestellt. Ha! Bestimmt ist sie doch Ruth Marx, und sie hatte sich nur eingebildet, Angela zu sein. Nein, doch nicht. Die falsche Angela Bennett bietet ihr an, die Diskette zu übergeben und dafür ihr Leben zurück zu kriegen. Angela weiß angeblich nicht, von welcher Diskette die Frau redet (also entweder tut sie nur so oder sie ist ziemlich blöd … allerdings wollte Dale sie ja auch wegen ihrer Dummheit schlagen). Dabei wäre ich schon gespannt, wie die Übeltäter per Internet die Gehirne des Maklers und der Nachbarin so hacken wollen, dass diese die angeblich falsche Angela Bennett nun doch für die richtige Angela Bennett halten. Andererseits könnte das auch nur ein leeres Versprechen gewesen sein und kein Loch in der Handlung. Mein Hirn schmilzt.
Nun ruft Angela ihren ehemaligen Therapeuten an. Ihr erinnert euch, Angelas vorletzter Ejakulator, von dem sie auf dem Boot beim postkoitalen Kuscheln erzählte. Ist also immer eine gute Idee, es sich nicht mit seinen Ex-Liebhabern zu verderben. Da Devlin und seine Schergen bereits daran arbeiten, das Handy mit Kreuzpeilung zu orten, gibt sie ihr Handy einem Obdachlosen und lässt sich von Alan (ihrem Seelenklempner) abholen.
Sie kommt in einem Hotelzimmer unter, zieht sich um und schüttet Alan ihr Herz aus – also dass sie verfolgt wird und so. Alan hält sie für paranoid, aber damit bringt er sie erst richtig in Fahrt. *räusper*
Sie wussten alles über mich, sie wussten, was ich esse, was ich trinke, welche Filme ich mag. Sie wussten, woher ich komme, welche Zigaretten ich früher geraucht habe, und alles, was sie wissen, haben sie aus dem Internet. Ich weiß nicht, aber meine Kreditkarten … Unser ganzes Leben läuft über Computer und sie wussten, sie können mich verschwinden lassen, niemand würde es kümmern, niemand würde es verstehen, kein Hahn würde nach mir krähen.
Langsam habe ich einen Verdacht, woher sämtliches Wissen der meisten deutschen Politiker über das Internet stammt und warum unsere Regierenden so eine panische Angst vor dem bösen Internet haben. Die haben einmal „Das Netz“ geguckt und sind jetzt verdorben.
Angela bittet ihren Therapeuten, ihre Mutter in eine andere Klinik zu bringen. Hey, warum bittet man nicht die Schwestern im Heim, Angelas Identität zu bestätigen? Man könnte auch alte Highschool- oder College-Jahrbücher hervorkramen. Und ich wette, selbst fünfzehn Jahre nach dem Film ist ein Großteil aller Akten immer noch in Papierform irgendwo archiviert und außerhalb des Zugriffs der Hackerbanden. Stattdessen schlägt Alan aber vor, einen befreundeten FBI-Agenten um Hilfe zu bitten. Angela ist skeptisch, aber stimmt schließlich zu.
Am nächsten Tag setzt sich Angela ans Notebook von Alan und versucht herauszufinden, was die Notizen auf der Visitenkarte zu bedeuten haben, die sie im mexikanischen Krankenhaus bekam, als man ihr das Portemonnaie von Devlin gab, weil man dachte, es gehöre ihr. Sie landet rasch auf der Seite eines Krankenhauses und gelangt durch das altbekannte Pi in der Ecke und dem Passwort auf der Visitenkarte Zugriff auf die Krankenakte des Regierungsangestellten, der sich am Anfang des Films selbst umlegte. Bei der Obduktion stellte man fest, dass der Mann gar kein HIV hatte. Wow, was Computer alles anrichten können.
Die Benutzung des Hintertürchens blieb indes nicht unbemerkt. Devlin, der anscheinend selbst kein Zuhause hat und immer nur durch die Gegend fährt (der Mann muss eine Spritrechnung haben …), bekommt einen Anruf von seinen Schergen. Die haben schon festgestellt, dass Angela sich hinter einigen Proxys verbirgt, um ihren Aufenthaltsort zu verschleiern, aber sie sind zuversichtlich, die Frau bald zu finden.
Alan steht derweil in der Apotheke und lässt sein Medizinfläschchen neu auffüllen. Ob es vielleicht ein böses Zeichen ist, dass dabei ein Computer benutzt wird? Na darauf könnt ihr einen lassen.
Angela ist inzwischen in ihrem Stammchat und fragt die persönlichen Daten der Chatter ab, die aus unerfindlichen Gründen alle ihre echten Namen, Alter und Wohnorte im Profil angegeben haben. Der eine ist erst zwölf, der andere wohnt in Indien, aber Cyberbob alias Robert Fox ist 39 und wohnt in Hollywood. Der weiß bestimmt was! (Nein, die Logik verstehe ich auch nicht.)
Sie lockt ihn in einen privaten Chat und befragt ihn zu dem Pi-Symbol. Cyberbob erklärt, dass das das Symbol der Prätorianer ist. Und die Prätorianer sind der große böse Wolf, Cyberterroristen, die das schöne Häuschen zerstören wollen. 4chan? Nein, nicht ganz so schlimm, aber Cyberbob weist auf die Verbindung der Prätorianer zu der Sache am Flughafen und in der Wall Street hin. Da die Sache für einen Chat nun etwas zu brenzlig wird, will Cyberbob die Sache lieber im realen Leben besprechen. Angela macht als Treffpunkt einen Rummel am Santa Monica Pier aus. Bevor Cyberbob aber sagen kann, woran man ihn erkennt, bricht die Verbindung ins Internet ab. Devlin bekommt telefonisch eine Adresse genannt.
Alan hat Angela was zu mampfen mitgebracht. Sie mag kein chinesisches Essen, muss sich aber eh auf den Weg zum Treffen mit Cyberbob machen. Alan erwähnt noch, dass er seinem FBI-Kumpel von ihr erzählt hat und der sie daher am nächsten Tag sprechen möchte. Die Idee, sich mit irgendeinem Verrückten aus dem Internet zu treffen, findet er hingegen doof, erklärt sich aber bereit, Angela zu begleiten.
Zur gleichen Zeit bekommt ein gewisser Bob Fox Besuch von Devlin. Er überlebt diesen Besuch nicht.
Auf der Autofahrt mit Angela zeigt sich Alan immer noch skeptisch, aber die Geschichte von der Krankenakte des toten Politikers macht ihn doch langsam nachdenklich. Lange darüber nachdenken kann er aber nicht, denn er fängt an zu röcheln und bricht zusammen. Die Pillen haben sich mit seiner Penicillin-Allergie nicht vertragen.