"Erstaunlich: Denn das wäre eine Differenz von 15 Prozentpunkten. In anderen europäischen Ländern beträgt die Differenz nur 5 Prozentpunkte."
In welchen anderen Ländern? Liegt es vielleicht am allgemeinen Lohnniveau? (Schließlich ist auch in Ostdeutschland die angebliche Gehaltslücke geringer, weil das Lohnniveau geringer ist.)
"Umfragen zeigen jedoch, dass dies für viele nicht ihre eigene, freie Entscheidung ist, sondern auch das Resultat einer unzureichenden staatlichen Infrastruktur für Kinderbetreuung."
Dann ist das Problem aber nicht die Bezahlung, sondern die Kinderbetreuung. Das kann man den Firmen nicht ankreiden, wenn die Frauen wegen fehlender oder zu teurer Kindergärten nicht Vollzeit arbeiten wollen.
"Aber auch bei diesem Argument ist es falsch, die Verantwortung auf die Frauen zu schieben. Wissenschaftliche Studien zeigen: Wenn Frauen in den vergangenen Jahrzehnten in traditionelle Männerberufe vorgedrungen sind, entwickelten sich die Löhne in diesen Branchen besonders schwach."
Angebot und Nachfrage. Zusätzlich zu den Männern in den jeweiligen Berufen drängen auch noch Frauen rein, natürlich kann sich das auf das Lohnniveau auswirken. Und der Mann will Ökonom sein? Und sind die Löhne für die Frauen in diesen Männerberufen tatsächlich so viel geringer, dass es die 6% anerkannten Unterschied übersteigt?
"Auch hier zeigen Studien, dass Frauen selten die gleichen Karrierechancen haben, auch wenn sie die gleiche Motivation und Qualifikation für Führungsaufgaben haben wie Männer. Deutschland schneidet beim Anteil von Frauen in Führungspositionen im internationalen Vergleich besonders schlecht ab. Deutschland sollte sich ein Beispiel an den skandinavischen Ländern nehmen, die zeigen, wie kluge Politik Frauen Karrieremöglichkeiten eröffnen kann."
Sind die Unternehmen aber auch tatsächlich signifikant erfolgreicher? Gibt es diese gläserne Decke nicht auch für Männer? Sind die Anforderungen an die Führungspositionen in Skandinavien aufgrund bestimmter Regelungen anders als bei uns, was z.B. Arbeitszeiten angeht? Betrifft das überhaupt so viele Frauen, dass das so ein vordringliches Problem ist? Würde sich das überhaupt auf die Lücke auswirken, wenn sich das ändern würde. Wie viele Frauen sind tatsächlich so blöd, Top-Manager werden zu wollen?
"Das IW Köln behauptet, eine Lohndiskriminierung von 6,6 Prozent sei nicht "statistisch signifikant". Gemeint ist: Der Wert beträgt nicht mit absoluter Sicherheit 6,6 Prozent, er könnte mit einer geringen Wahrscheinlichkeit auch bei 0 Prozent liegen.[...] Denn die statistische Unschärfe gilt in beide Richtungen. Die Lohndiskriminierung könnte mit einer geringen Wahrscheinlichkeit auch das doppelte, also 13 Prozent, betragen."
Ist das tatsächlich das, was das IW Köln meint, oder hat sich dieser Herr das irgendwo hergeleitet, dass damit eine statistische Unschärfe gemeint wäre?
"Selbst eine Lohndiskriminierung von 6,6 Prozent würde bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 41.000 Euro bedeuten, dass eine Frau 2700 Euro weniger an Gehalt erhält als ein Mann mit ähnlichem Job und Qualifikationen. Sind 2700 Euro wirklich so gering, dass sie keine Rechtfertigung für ein staatliches Eingreifen sind?"
Ob 41.000 Euro oder 38.300 Euro, das ist immer noch etwa das Doppelte vom Median-Nettoeinkommen eines Singles in Deutschland.
Klar: Je höhere Zahlen man ansetzt, desto beeindruckender klingt die Lücke. "Stellt euch vor: Wenn einer eine Milliarde im Jahr verdient, wären 6,6 Prozent schon 66 Millionen Euro! Sind 66 Millionen Euro etwa keine Rechtfertigung für staatliches Eingreifen?!"
Außerdem: Es sind keine Machowissenschaftler. Ähnliche Erklärungen und Untersuchungen gibt es von genug anderen Instituten auf der Welt - oft genug sind Frauen selbst die Autoren solcher Studien.
Und auf die Preisfrage ist er gar nicht eingegangen: Wenn Frauen tatsächlich die gleiche Arbeit leisten, qualitativ und quantitativ, aber 20 Prozent weniger kosten, warum stellt ein Betrieb dann nicht nur Frauen ein und sorgt so für einen enormen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz?