Frag den Hasen

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#42585
Rezensionen sind auch so ein Thema für sich.

Für uninteressierte die Kurzform: Ja. Du hast Recht. Man kann wirklich nur noch einzelne (meist negative) Rezensionen durchforsten und dann gucken, ob es Häufungen gibt oder man damit Leben kann.

Bei Amazon hält sich das Ganze ja noch in Grenzen und man kann die Rezensionen halbwegs gut nutzen, aber auch hier habe ich den Eindruck, dass beispielsweise die Produkttester Rezensionen oft auffallend positiv sind. Da wird dann hin und her schwadroniert vom Glanze des Produktes und eine Rezension später lese ich, dass der Stoff qualitative Mängel hat und schnell franst. Wenn das dann noch irgendwo bestätigt wird, fass ich mir an den Kopf und frage mich, was man eigentlich für Kriterien erfüllen muss, um Produkttester zu werden. Dann fällt es mir wieder ein. Alles möglichst positiv zu bewerten, weil an negativen Rezensionen niemand Interesse hat (weder der Hersteller des Produktes, noch das Warenhaus(!) noch der Kunde(!)*) und man natürlich kostenfreie Produkte zugesandt haben will.
Es kann natürlich sein, dass der Produkttester einfach ein wirklich einwandfreies Produkt bekommen hat, aber dazu hat es sich, zumindest bei mir, schon zu sehr eingebrannt, dass die Rezensionen auffallend positiv sind, hatte das jetzt schon ein paar Mal.

Dann gibt es aber noch ganz andere Portale. Portale bei denen man irgendwas kriegt für seine Bewertung. Eis.de z.B. (warum fällt mir jetzt grade das als erstes ein?). Da sind die Produkte übersät mit maximal positiven Bewertungen. Womit das Bewertungssystem eigentlich nur eines ist: Schwachsinn.

Oder Portale die mit Fake Bewertungen zugeschüttet werden. Hier fällt mir als erstes Pizza.de ein. Die selbe Person hat 7 Tage hintereinander bestellt und jeweils kommentarlos 5 Sterne gegeben? Jo. Glaub ich sofort. Und was ist damit? Es funktioniert! Wir bestellen auf Arbeit regelmäßig Pizza und die Kollegin die das vor mir gemacht hat, hat einfach immer nach Bewertung sortiert und den bestbewertesten Lieferdienst genommen.

Kommen wir noch zum *
Warum hat der Kunde kein Interesse an schlechten Bewertungen? Naja, ich schon. Habe aber immer mehr das Gefühl, dass ich da in der Minderheit bin. Ich lese oft Bewertungen in denen durchaus relevante Mängel beschrieben werden, nur um dann am Ende doch die volle Punktzahl zu geben. "Pizza war angebrannt und es war keine Salami drauf, 5 Sterne" Ok?! Kommt auch auf Amazon vor. "Der Mixer mixt beschissen, hab 3x Kuchen gebacken und kaputt. Aber er sieht so schön aus in meinem Fach. 5 Sterne". Wtf?
Schlechte Bewertungen stören. Man will doch dieses Zufriedenheitsgefühl in sich aufkommen fühlen, wenn man was bestellt hat. "Hach, endlich habe ich eine neue Kaffeemaschine und auch noch so eine gut bewertete." Und was auch noch praktisch ist: Man kann sich gleich so gut damit rechtfertigen. Den Partner (jetzt hätte ich fast Mann geschrieben, ich Sexist) stört was an der Maschine? "Aber die hat doch so viele Sterne! Die Maschine ist gut. Du bist doof!"

Manchmal, in schwachen Momenten, denke ich mir: Du bist zu kritisch. Doch immer wenn ich dann weiter darüber nachdenke, komme ich zu dem Schluss, dass der Rest zu unkritisch ist (Ein Geisterfahrerer? 100te! wird jetzt jemand schreien). Ohne Kritik schließlich keine Weiterentwicklung.
Womit wir auch wieder bei der Frage nach der Qualität vs. keine Qualität angekommen wären. Will man überhaupt Weiterentwicklung? Kostet schließlich Geld ein Produkt zu entwickeln, was zwar besser seine Aufgabe erfüllt und nicht so fehleranfällig ist, wofür der knausrige Kunde dann aber doch nicht die fälligen Taler springen lassen will.

Wieso kotze ich mich neuerdings eigentlich immer mitten in der Nacht bei dir über irgendwas aus? Sag Bescheid, wenn ich dir damit auf die Nerven falle, weil du Wichtigeres zu tun hast.
Ich krieg ab und zu mal Mails von irgendwelchen Amazon-Händlern, die mir ihre Produkte gratis zum Rezensieren anbieten, aber das ist eigentlich immer irgendwelcher Plunder, den ich gar nicht gebrauchen kann, im letzten Monat waren es z. B. unter anderem rutschfeste Hundenäpfe, Zahnräder und andere Einzelteile für alte Taschenuhren, bunte Kunstwolle zum Stricken, Konditormesser, eine Spätzlereibe, ein Whiteboardschwamm und ein vergoldeter Kopfhöreradapter fürs Flugzeug. huh.gif