Assad ist zweifellos ein Despot. Er geht sicherlich mit Oppositionellen grausam um, und es ist vermutlich nicht besonders lustig, ihn zum Feind zu haben. Das ist in dieser Region allerdings auch nichts Ungewöhnliches.
Auf der anderen Seite ist er halt ein stabilisierender Faktor, so wie es Saddam Hussein im Irak war, und da wissen wir alle, wie es gelaufen ist, als der abgesetzt wurde. Die oppositionellen Gruppen in Syrien haben eigentlich nur gemeinsam, dass sie gegen Assad sind. Sie haben unterschiedliche Vorstellungen davon, was nach Assad kommen soll, ob nun eine Demokratie oder eine muslimische Republik oder ein Kalifat etc. Auch die Opposition geht gegen Andersdenkende nicht unbedingt freundlich vor, und so gibt's die Gefahr, dass in Syrien nach dem Fall Assads ein Machtvakuum entstehen würde, das Extremisten insbesondere aus dem islamistischen Bereich anzieht, Brutstätte für Terroristen wird (noch mehr als sonst) und die Bevölkerung noch mehr leiden wird als unter einer vorhersehbaren Diktatur wie der Assads. Wie es schon Frauen im Irak sagten: Unter Saddam wussten sie wenigstens, wie sie sich unauffällig verhalten konnten, um nicht ins Visir der Geheimpolizei zu geraten. Nun sind sie völlig dem Schicksal ausgeliefert und können nur hoffen, dass sie nicht von der Bombe eines Selbstmordattentäters zerfetzt werden.
Insofern ist Assad für mich einfach das kleinere Übel, und ich find's sehr naiv vom Westen, dass er Assad unbedingt absägen will.