Frag den Hasen

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Ich hab deinen Text zur Wahl zwar gelesen, aber kapiere immer noch nicht, wie Trump mit fast 3 Mio. Stimmen weniger (62,979,879 oder 46.1%) als Clinton (65,844,954 oder 48.2%) die Wahl gewinnen konnte, wenn die Anzahl der Wahlmänner der einzelnen Staaten proportional zur Bevölkerungszahl ist? Trump hatte zwar in vielen Staaten die Mehrheit, aber diese haben wegen ihrer geringen Bevölkerung auch nur wenige Wahlmänner. Kalifornien, New York etc. waren komplett blau und schicken sehr viel mehr Wahlmänner. Was ist mit den 3 Mio. Stimmen Differenz passiert?
Und wenn die in den Staaten gezählt wurden, die sowieso demokratisch wählen (sprich wenn es egal ist, ob Clinton in denen mit 51% oder 99% gewonnen hat), finde ich es auch nicht so unfair, dass Trump gewonnen hat. Anderenfalls hätten die bevölkerungsreichen Staaten zu viel politisches Gewicht und Staaten wie Wyoming und Montana überhaupt nichts mehr zu sagen, oder?
Du hast es schon richtig erfasst.
Die Zahl der Wahlmänner ist nicht perfekt proportional. Das liegt daran, dass die Wahlmännerzahl sich aus der Zahl der Senatoren und der der Plätze für den Bundesstaat im Repräsentantenhaus zusammensetzt. Jeder Bundesstaat hat zwei Senatoren, jeder Bundesstaat hat mindestens einen Platz im Repräsentantenhaus. (Also hat jeder Bundesstaat mindestens drei Wahlmänner.)

Die Plätze im Repräsentantenhaus sollten eigentlich proportional nach der Bevölkerung verteilt werden, sind aber gleichzeitig auf 435 gedeckelt. Damit also jeder winzige Bundesstaat doch noch einen Platz kriegt, kriegen die bevölkerungsreichsten Bundesstaaten weniger Plätze im Representantenhaus, als ihnen eigentlich rein rechnerisch zustehen würden. Das heißt also für diese bevölkerungsreichen Staaten auch weniger Wahlmänner. Insofern repräsentiert ein Wahlmann in Kalifornien mehr US-Bürger als einer in Wyoming, zählt also nicht mehr als sein Kollege bei der Abstimmung im Wahlmännerkollegium.

Der Vorsprung, den Hillary Clinton insgesamt hat, kommt tatsächlich, wie du es geschrieben hast, in erster Linie daher, dass die Demokraten sehr viel mehr als die nötigen 51% Prozent in Kalifornien und New York etc. geholt haben, aber das dann keine Rolle mehr spielte, weil die Wahlmänner sowieso schon alle gewonnen waren.

Es ist auch nicht wirklich unfair, dass Trump gewonnen hat. Beide Parteien wissen um die Besonderheiten ihres Wahlsystems und haben es trotzdem nicht geändert. Es ging bei der Wahl nie darum, wer absolut die meisten Stimmen kriegt, sondern wer die meisten Wahlmänner auf sich vereint, und so wird auch der Wahlkampf geführt. Da können die Beteiligten im Nachhinein schlecht mosern, dass das so ungerecht wäre, wenn sie vorher diese Regeln akzeptiert haben.