Ich glaube, der deutschen Bildung mangelt es nicht unbedingt in erster Linie an Geld (mal abgesehen von Schulrenovierungen und so was). Das ist so ähnlich wie in den USA, welche bei den Bildungsausgaben pro Schüler auf Platz 6 oder 7 in der Welt sind, aber deren Schüler gar nicht so stark sind.
Ich glaube, es fehlt an einer Bildungsstrategie, die darauf abzielt, Schüler von Anfang an zu fördern, aber auch zu fordern. Es muss schon einiges im Kindergarten passieren, gerade in sprachlicher Hinsicht. (Das setzt aber auch voraus, dass es genug Kindergartenplätze gibt und die nicht arschteuer sind.)
Und es muss von der ersten Klasse an ernsthaft Bildung vermittelt werden, und zwar so, dass nicht (wie in den ganzen jammernden West-Bundesländern) in der Oberstufe begonnen wird, das Material zu komprimieren, weil einem plötzlich auffällt, dass man statt 13 Jahren nur noch 12 hat. Würde man ganz von Anfang an beginnen, gut durchzulernen, dann wäre das gar kein Problem. (Ich krieg das Schaudern, wenn ich höre, dass Kinder heutzutage erst am Ende der 1. Klasse alle Buchstaben des Alphabets gelernt haben. Zu meiner Zeit hatte man das vom Schuljahresbeginn bis zu den Weihnachtsferien drin.)
Häufig wird heute immer plädiert, dass man doch mehr Computer, Tablets usw. im Unterricht einsetzen sollte. Da finde ich: Man sollte den zweiten Schritt nicht vor dem ersten tun. Die Schüler sollen erst mal auf herkömmliche Weise lernen zu lesen und zu schreiben (gerade auch das Schreiben per Hand sorgt dafür, dass man sich vieles besser einprägt). Ich kenn aus Erzählungen von Lehrern, dass da für horrende Summen Laptops für Grundschüler angeschafft wurden und digitale Whiteboards an die Wände der Klassenzimmer geschraubt wurden, und im Endeffekt hat's nichts gebracht außer Kosten, weil die Lernsoftware keine besseren Ergebnisse gebracht hat als die herkömmliche Arbeit mit Arbeitsheften, und die Whiteboards eigentlich nur als Tafelersatz benutzt wurden, weil die ganzen Möglichkeiten, die man damit hatte, viel mehr Vorbereitungszeit erforderten, ohne großen zusätzlichen Lerneffekt. Nach der Grundschule kann man ihnen gerne beibringen, wie man programmiert, aber die Grundlage kann mit althergebrachten Methoden vermittelt werden. (Und man höre BITTE mit der Glorifizierung der Gruppenarbeit auf. TEAM = Toll, ein anderer macht's. Bringt nicht viel.)
Ganz wichtig wäre für mich, dass die Bildungsniveaus nicht weiter abgesenkt werden, nur um noch mehr Schülern einen superguten Abschluss zu geben. Ein Abitur sollte verdient werden, anstatt eine reine Anwesenheitsurkunde zu sein.
Ironischerweise denke ich also im Endeffekt, dass das Problem der deutschen Bildung ist, dass man zu viel geändert hat und jedem bescheuerten Trend hinterhergerannt ist. (Auch wenn ich das dreigliedrige Schulsystem abschaffen würde.)