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#43589
Naja, aber es gibt kulturelle Grenzen innerhalb der Nation und es gibt Nationalgrenzen, die nicht mit kulturellen Grenzen übereinstimmen. Ein Sorbe ist sprachlich den Polen deutlich näher als den umliegenden Sachsen, ein Ostfriese versteht sich vermutlich besser mit einem Westfriesen als mit einem Schwaben und der ein bayrischer Älpler fährt vielleicht schon aus rein praktischen Gründen regelmäßig nach Österreich...

Das größere Problem, dass ich bei dieser ganzen Leitkulturdebatte aber sehe, ist die Vermischung von Wunsch und Wirklichkeit. "Hilfbereitschaft", "Pünktlichkeit", "Gleichberechtigung der Geschlechter" sind alles Werte, die zwar medial hochgehalten werden, aber auch von vielen Deutschen nicht verinnerlicht sind.
Wenn man dagegen die "kulturellen Errungenschaften" nimmt, die angeblich verbinden, dann fallen darunter halt einerseits Mozart (Österreicher), Schiller und Goethe, aber halt auch Rammstein und Helene Fischer.
Ist es wirklich so schlimm, wenn ein Einwanderer damit nichts anfangen kann?
Also im Vergleich zum arabischen Raum ist "Gleichberechtigung der Geschlechter" bei uns um Längen ausgeprägter im Denken, und wer sagt, dass Deutsche auch nicht pünktlich wären, der wandere gerne mal ans Mittelmeer aus und stelle fest, dass die viel bejammerte Unpünktlichkeit deutscher Handwerker im Vergleich noch ultrapünktlich ist.
Es geht aber um viel einschneidendere Sachen. Keine Sau verlangt, dass Einwanderer irgendwann gerne Schwarzbrot und Eisbein mit Sauerkraut essen sollen und Mario Barth lustig finden müssen. Es geht um viel grundlegendere Sachen.
Beispiel 1: In der deutschen Kultur herrscht ein großer Respekt gegenüber des Gewaltmonopols des Staates. In anderen Staaten mit schwacher Zentralgewalt oder in denen man als Angehöriger einer diskriminierten Minderheit daran interessiert ist, diesen eher aus den eigenen Angelegenheiten herauszuhalten, ist es üblich, sich auf Familie, Clans und Stämme zu berufen, die entweder parallel mit dem Staat oder in Konkurrenz oder anstelle einer Staatsgewalt die öffentliche Ordnung in einem Gebiet innehat. Dieses Zugehörigkeitsgefühl zu einem Clan und die Erwartung daran, dass dieser seine Angelegenheiten selbst ohne Einmischung des Staates und seiner Organe regelt oder eben gar das Eingreifen einer Staatsgewalt verhindert oder behindert, das ist eine kulturelle Prägung, die viele Neuankömmlinge gerade aus muslimischen Staaten kennen. Das ist aber komplett inkompatibel zu unserer Gesellschaft. Wenn das nicht abgelegt wird, führt das eben dazu, dass (wie z.B. öfter in Berlin) Polizisten, Mitarbeiter des Ordnungsamts oder Rettungskräfte von 80 Leuten eingekesselt werden und gesagt kriegen: "Verpisst euch, das ist unsere Straße!" Oder eben, dass Steuerprüfer oder Gerichtsvollzieher Gebäude nicht mehr betreten, weil ihnen Prügel von Clanmitgliedern angedroht wird. Es ist kein Zufall, dass die organisierte Kriminalität zum größten Teil in den Händen ausländischer Großfamilien liegt. In Berlin sind es größtenteils arabische Clans.
Beispiel 2: Deutsche glauben stark an die Leistungsgesellschaft. Auch das ist in anderen Kulturen anders. Ich hatte das bereits mal erwähnt, aber muslimischen Jungen wird gerne vermittelt, dass sie kleine Prinzen sind und die Welt ihnen was schuldet. Was man bekommt, bekommt man von Allah, wenn man ein guter Moslem ist, nicht von anderen. Zugleich wird gerne auch noch vermittelt, dass Frauen weniger wert sind und man ihnen keine Einmischung in eigene Angelegenheiten überlassen soll (erst recht keinen ungläubigen Frauen), was insgesamt dazu führt, dass die Jungs in der Schule nicht aufpassen und versagen. Berlin ist bekanntermaßen unten im Bundesländervergleich, was die Bildungsqualität angeht. Die Stadt läge aber im Mittelfeld, wenn man die türkischen und arabischen männlichen Jugendlichen herausrechnen würde. Die sind es, die Probleme machen, überdurchschnittlich oft die Schule schmeißen oder einfach versagen, weil sie z.B. zu oft schwänzen. Und das ist nicht die Schuld der Schulen, sondern einfach kulturelle Prägung, die inkompatibel mit unseren Werten ist. Und das schlägt sich wiederum darin nieder, dass viele, die in der Schule versagen, später unser soziales Netz belasten oder kriminell werden.
Beispiel 3: Ich hatte es schon mal erwähnt, dass wir in Deutschland (und in Europa generell) an Kants kategorischen Imperativ glauben, volkstümlich ausgedrückt mit "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu." In anderen Ländern ist das anders, da herrscht ein viel größer Egoismus, da wird darauf vertraut, dass man sich erst mal so viel herausnimmt, wie es nur geht, und darauf wartet, bis einem energisch eine Grenze gesetzt wird. Auch das ist inkompatibel miteinander. Wenn hier ein Fremder anfängt, sich Freiheiten herauszunehmen, die andere äußerst negativ beeinträchtigen, so geht man hierzulande dummerweise erst einmal davon aus, dass auch der andere sich an den kategorischen Imperativ halten würde, aber einfach nicht weiß, dass er anderen mit seinem Verhalten schadet. Und deswegen gibt es erst einmal eine sanfte Ermahnung, die aber vom Gegenüber gar nicht ernst genommen wird, weil ihm nicht deutlich gezeigt wird: "Bis hierher und nicht weiter." Einige Flüchtlinge erzählen von kriminellen Asylbewerbern aus ihren Unterkünften, die der Meinung sind, sie hätten ja eigentlich nichts falsch gemacht, weil sie bei ihrer Verhaftung nicht mal von der Polizei verprügelt wurden und dann vor Gericht auch keine Gefängnisstrafe bekommen haben. Dazu kommt eine weitere kulturelle Prägung, die ich ebenfalls schon mal erwähnt habe: Bei uns wirkt jemand eher würdevoll, wenn er sich wenig anmerken lässt. In anderen Kulturen gilt man erst dann als männlich, wenn man offen seine (insbesondere wütenden) Emotionen zeigt, gerne auch übertreibt und besonders stark Dominanz signalisiert. Mit den Methoden, die wir mittlerweile als zielführend ansehen - ruhig zureden, argumentieren, deeskalieren - wirken wir auf diese Leute einfach nur schwach und nicht ihres Respekts würdig, weil wir offenbar nicht mal leidenschaftlich unsere Werte verteidigen. Auch das ist ein Konflikt, der durch unterschiedliche kulturelle Prägungen zustande kommt.
Das sind nicht einfach Befürchtungen, die aus der Luft gegriffen sind. Befürchtungen dieser Art gab es in den 50er Jahren, als der BRD das Gastarbeiterabkommen mit der Türkei von den Türken und den Amerikanern aufgedrängt wurde. Inzwischen sind daraus aber schmerzliche Erfahrungen geworden, die wir in den letzten Jahrzehnten gemacht haben, nicht nur mit einem Teil der türkischen Einwanderer, sondern auch mit libanesischen Bürgerkriegsflüchtlingen, Kosovo-Albanern usw. Und wir wissen jetzt einfach aus der Erfahrung, dass es ein schwerer Fehler war, von den Einwanderern keine Anpassung an die hiesige Kultur zu verlangen.

Es gibt drei Faktoren, mit denen eine Gesellschaft soziale Kontrolle ausübt und dafür sorgt, dass keiner so weit aus der Reihe tanzt, dass die Gesellschaft auseinanderbricht und nicht mehr gemeinsam funktionieren und miteinander arbeiten und leben kann. Das sind a) Gesetze, b) Sitten und Gebräche und c) ein Moralkodex, der in wesentlichen Punkten von allen geteilt wird. Wer sich nicht daran hält, verliert gesellschaftliches Kapital und beschränkt somit sein eigenes Fortkommen. Das wird aber außer Kraft gesetzt, wenn es eine weitere, eine Parallelgesellschaft gibt, und eine Person einfach darauf scheißen kann, ob es ein gesellschaftliches Kapital in der Mehrheitsgesellschaft gibt, solange ihn die Parallelgesellschaft von den negativen Folgen abschirmen kann.

Bei Integration nur darauf zu drängen, dass die Gesetze befolgt werden, ist daher total unzureichend, weil gewisse gesellschaftliche Normen des Zusammenlebens nicht durch Gesetze geregelt sind (und auch nicht geregelt werden sollten) und daher nicht gerichtlich durchsetzbar sind. Es gibt kein Gesetz, welches Schüler verpflichtet, auf ihre Lehrerin zu hören. Aber es wäre besser, wenn sie es tun würden.

Warum brauchen wir eine einheitliche Gesellschaft ohne Parallelgesellschaften? Weil Solidarität nicht in zersplitterten Gesellschaften funktioniert. Und auch das sonstige Zusammenleben wird auf eine harte Probe gestellt. Nehmen wir das eine Beispiel oben: Wie soll man einem Unternehmer auf Dauer begreiflich machen, dass er sich an die Regeln halten soll, während seine Konkurrenz dank des Schutzes der Parallelgesellschaft vor Steuerprüfung und Ordnungsamt freier zum eigenen Vorteil agieren kann? Wie kann man einem Bürger hier klarmachen, dass er gefälligst einen Strafzettel für falsches Parken zu zahlen hat, während sich Politessen in gewisse Straßen gar nicht reinwagen und da die Autos unbehelligt im Halteverbot parken? Derartige Gerechtigkeitslücken sind ein schwerer sozialer Sprengstoff, und auch das belastet eine mögliche Solidarität, insbesondere wenn die Benachteiligung die einheimische Mehrheitsgesellschaft trifft und der Eindruck entsteht, dass Neuankömmlinge privilegiert werden.
Gerade das Bestehen darauf, dass gewisse inkompatible Eigenheiten der heimischen Kultur abgelegt werden, wenn man zu uns kommt, ist somit auch ein wichtiger Schritt hin zu weniger Fremdenfeindlichkeit und mehr Solidarität.