Ich hab das Buch gelesen, und es ist halt eine Ansammlung von Thesen, die oft eher geschwurbelt formuliert sind und sich gerne mal im Abstrakten verlieren. Das macht es vielleicht auch so leicht, sie misszuverstehen. Sieferle war gegen Multikulti, skeptisch gegenüber dem ritualisierten Antifaschismus und dem Drang der Deutschen, sich wegen des Holocausts wie bei einer Erbschuld auf ewig bis zur Selbstzerfleischung niederzumachen, auch wenn die heutigen Deutschen daran keine Schuld tragen und eigentlich nicht mehr Verantwortung haben als jedes andere Volk auf der Welt, so etwas in Zukunft zu verhindern.
Das ist sicherlich nicht links. Aber es ist auch nicht rechtsextrem oder antisemitisch oder so. Das kann man eigentlich nur glauben, wenn man sehr oberflächlich liest und sehr leicht dazu neigt, das Geschriebene automatisch mit rechtsextremem Gedankengut zu verknüpfen, obwohl man dafür dem Autor schon gewisse Dinge unterstellen müsste, für die es keine Belege gibt.
Man kann (und sollte) die Thesen diskutieren, aber eine wirkliche inhaltliche Auseinandersetzung findet im Feuilleton ja gar nicht statt. Stattdessen wird der Name aus Bestsellerlisten getilgt, Buchhandlungen nehmen es aus dem Sortiment (gerne mit einer Stellungnahme, dass man für Meinungsfreiheit ist) und alle sind furchtbar stolz auf sich, wie sie unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung mit dieser Bücherverfolgung verteidigen.