Wie ordnest du den augenscheinlichen Zeitgeist ein, der relativ starke, rechtspopulistische Strömungen mit sich bringt?
Die Entwicklung hat meiner Meinung nach mehrere Ursachen. 2009 fing's an, als die Tea-Party-Bewegung anfing, innerhalb der Republikanischen Partei Macht zu kriegen (unterstützt durch Milliardäre), das war dann so der Anfang, wo man sich wieder mehr am rechten Rand orientierte, um sich von den Demokraten abzugrenzen. Auf der anderen Seite fing's aber in den letzten Jahrzehnten auch an, dass gewisse identitätspolitische Ideen mehr Einfluss gewannen, als Leute, die davon an den Unis indoktriniert wurden, in die reale Welt hinausgingen und Positionen in Medien und Politik besetzten. Man kann an der Häufigkeit von Begriffen wie "racism", "sexism", "patriarchy", "gender discrimination" oder "white supremacy" in den US-Medien erkennen, dass deren Verwendung in den letzten 10 Jahren sprunghaft anstieg, was jetzt durch tatsächliche Ereignisse gar nicht gerechtfertigt ist. Das war dann eher was, was die Demokraten in diese Richtung zog. Im Endeffekt polarisierten sich beide Parteien. Was den Aufstieg rechtspopulistischer Strömungen angeht, so kann man zum Teil sagen, dass das jetzt oft für normale Leute nicht mal die sehr rechtspopulistischen Ideen sind, die so anziehend sind, sondern einfach die Ansichten, die von der linken Seite einfach nicht mehr vertreten werden, weil sie nicht dem identitätspolitischen Zeitgeist entsprechen. Zum Teil sind es auch Probleme, die z.B. durch die Minderheiten verursacht werden, gegen die die Rechtspopulisten agitieren, aber die die Linken und Gemäßigten gar nicht ansprechen wollten, weil sie dachten, das würde nur die Falschen stärken (im Prinzip wie bei uns auch). Und dann ist natürlich noch ein Faktor: Man hat viele Weiße vergrault, die früher nicht rechts waren, weil man sie dämonisiert hat. Ein 4chan-Post hatte das mal beschrieben:
Hi OP, straight up cracker here from the most crackery part of the US.Dummerweise ist das eine Lehre, die auch Politiker hier noch nicht gelernt haben: Wenn man will, dass weiße Männer einen wählen, sollte man ihnen was anbieten, und nicht ihnen ständig erzählen, dass sie das Übel der Nation wären und was sie tun müssten, um vermeintliche oder echte Ungerechtigkeiten der Vergangenheit wiedergutzumachen.
The reason white racism is increasing is because this generation of young white men were raised to be the least racist generation of whites to ever exist in the history of this planet. We grew up being taught that racism was bad, that we were ALL going to move past it and work together towards a better future. Even here in the most traditionally racist part of the country, nearly every young white boy in my generation grew up watching black athletes, black actors, listening to black musicians, etc. lt was all normal. We were 95% post-racial.
So as we got older, we stuck our hands out in friendship to EVERYONE, like we'd been taught to... and then every nonwhite group on the planet came by and sucker-punched us from behind, called us evil white devils, and told us we deserved to die.
We were ready and willing to move on from the past, the rest of you weren't. Instead of shaking our hands and marching off together, you chose revenge against the only white people who've ever let their guard down.
So now you's cant be our friends, and we're reforging the identity we were taught to shed.
Im Endeffekt ist der jetzige Erfolg der Rechtspopulisten auch eine Reaktion, ein Pendel, was ausschlägt.