Matrix
Jedenfalls sülzt Trinity noch ein Weilchen rum, dass die Antwort da draußen wäre und Neo finden würde, wenn er es will. Offenbar ist Trinity ein Fan von Akte X. Neo wird am nächsten Morgen von seinem Wecker um 9.18 Uhr geweckt, was Neo mit Kraftausdrücken kommentiert, um dann aus dem Bett zu stürmen. Anscheinend sollen wir glauben, dass Neo verpennt hat und seinen Wecker nur benutzt, um viel zu spät auf das Verschlafen hinzuweisen, falls er um 9.18 Uhr noch im Bett liegt.
Neo holt sich bei seinem Chef einen Rüffel ab und soll sich gefälligst in Zukunft etwas zusammenreißen, wenn er nicht bald stempeln gehen will. Wieder einmal merkt man, dass Hollywood keine Ahnung von der Softwareindustrie hat. Alle Beschäftigten laufen im Anzug und mit Schlips rum. Ich glaube, das gab es nur bei IBM, dass die Programmierer auch so gekleidet waren. Allerdings würgten die Krawatten ihre Kreativität ab.
Während Neo in seiner Arbeitsecke versucht, seinen eingeklemmten Schwanz wiederzufinden, bekommt er ein Telefon geschickt, welches sofort klingelt. Er geht in seine übliche Telefonposition (zusammengekauert wie ein Soldat mit vollen Hosen im Schützengraben) und nimmt das Gespräch an. Am Apparat ist Morpheus persönlich, der ihm den Tipp gibt, mal über die Trennwand zu blinzeln und die Men in Black zur Kenntnis zu nehmen.
Morpheus gibt Neo die nötigen Anweisungen, um den Agenten zu entkommen. Um’s kurz zu machen: bis zu einem Büro geht alles glatt, aber dann soll Neo mal eben an der Außenfassade entlang kraxeln und über ein Gerüst auf das Dach klettern. Neo hat auf dem Fensterbrett verständlicherweise mehr Schiss vor Isaac Newton als vor den Agenten und wird verhaftet, wobei ihn Trinity beobachtet.
Bei seinem Verhör erfahren wir, dass der vollständige Tarnname von Thomas Anderson "Neo, der große Hacker" ist. Ich glaube, in unserer Welt nennen sich nur Möchtegerns und Weicheier so und werden von echten Computercracks ausgelacht. Der Agent konfrontiert ihn mit den Kontakten zu Morpheus, welcher der gefährlichste Mensch der Welt sein soll. Neo bekommt das Angebot, mit weißer Weste freizukommen, wenn er den MiB dabei hilft, den Terroristen Morpheus zu fassen. Allerdings zieht Neo es vor, dem Agenten seinen Mittelfinger zu zeigen und auf seine Bürgerrechte zu pochen. Das erwünschte Telefongespräch bekommt er jedoch nicht, und der Agent wendet korrekt ein, dass ein Telefonat ohne die Möglichkeit zu sprechen recht sinnlos ist. Was damit gemeint ist, merkt Neo dann, als sein Mund zuwächst.
Natürlich schiebt Neo ein wenig Panik, und die scheint auch gerechtfertigt, als zwei andere Agenten auf Tuchfühlung gehen und sein Hemd aufreißen. (Obwohl Neo so etwas eigentlich mögen dürfte. Wir erinnern uns an: "Du suchst nach IHM, und deswegen lebst du allein.") Sex gibt’s allerdings dann doch nicht, stattdessen nistet sich ein Krabbelviech mit langen Tentakeln über Neos Bauchnabel in seinem Körper ein.
Neo wacht panisch in seinem Bett auf und findet sich einige Sekunden lang damit ab, dass alles nur ein Alptraum war. Doch dann klingelt das Telefon. Wieder einmal ist Morpheus dran: "Ich fasse mich kurz, die Leitung wird abgehört. Bla... Du bist der Auserwählte... Sülz... Ich sehne mich schon ganz lange nach deiner starken Umarmung und deinen süßen kleinen Zehen... Laber... Ich möchte Vanillesoße aus deiner Kniekehle schlecken..." Nach ganz schön langem Kurzfassen rückt Morpheus endlich damit heraus, dass Neo zu einer Brücke kommen soll, um ihn endlich zu treffen.
An der Brücke zerrt ihn Trinity in einen Wagen, wo ein blondes Weib eine Pistole auf ihn richtet und ihm die Wahl lässt, mitzufahren und sein Hemd auszuziehen oder wieder auszusteigen. Neo will aussteigen, allerdings findet Trinity die Sache mit der freien Wahl doch nicht so dufte und überredet ihn, doch wieder mitzufahren. Trinity benutzt ein grobschlächtiges Gerät, um das Krabbelviech aus Neos Körper wieder zu entfernen und nebenbei ein wenig in ihm herumzuwühlen und ihm Stromschläge zu verpassen.
Schließlich erreichen sie ein dunkles, altes, etwas heruntergekommenes Hotel. Natürlich muss es dunkel sein. Der ganze Film ist dunkel. Bei 63 Millionen Dollar Budget sind Scheinwerfer ja auch einfach nicht drin gewesen. Jedenfalls geht Neo in ein herrschaftliches Wohnzimmer (ohne Lampen), in dem Morpheus am Fenster steht. Morpheus ist groß, schwarz und trägt einen Zwicker mit Sonnenbrillengläsern. Im Dunkeln. Das sagt schon einiges über ihn aus. (Ganz zu schweigen davon, dass es auf der Welt nur eine einzige Person gibt, die mit Zwicker cool aussieht, und das ist Dagobert Duck.)
Morpheus und Neo setzen sich, damit Morpheus wieder ein paar Hinweise auf Alice im Wunderland geben kann und pseudointellektuelle Bemerkungen in der Art von "Du bist hier, weil du etwas fühlst, aber nicht weißt, was, und das führt dich zu mir." Endlich erzählt er, was die Matrix ist: eine Scheinwelt, die die Erde des späten 20. Jahrhunderts nachbildet, um die Menschen als Sklaven zu halten.
Neo wird vor die Wahl gestellt, eine rote Pille zu nehmen, um die volle Wahrheit zu erfahren, oder eine blaue Pille, um ganz lang Liebe machen zu können und den ganzen Matrixscheiß zu vergessen. Aus unerfindlichen Gründen entscheidet sich Neo für Erektionsstörungen und schluckt die rote Kapsel. Dann wird er von Morpheus in einen Computerraum geführt und auf einem Stuhl mit Elektroden versehen. Nach einigem Techie-Blabla und den Ankündigungen unangenehmer Erlebnisse verflüssigt sich Neo und lässt einen verzerrten Schrei los.