Die albernsten Indizierungen der BPjS/BPjM
Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften bzw. Medien hat in ihrer nunmehr 54jährigen Geschichte sehr oft Entscheidungen getroffen, die dem Ziel, die Jugend vor Schund- und Schmutzschriften zu schützen, nicht sehr zuträglich waren. Meistens sind die Prüfer nur beleidigt, weil ihre eigenen Moralvorstellungen verletzt werden. Hier sind die fünf albernsten Indizierungen.
5. Dark Forces war der erste Ego-Shooter von LucasArts (damals noch nicht beschissen) und kam in Deutschland sogar früher als in den USA heraus. Im Spiel steuerte man einen Agenten der Rebellen, der gegen das Imperium kämpft, Pläne des Todessterns beschafft und gegen experimentelle Stormtrooper vorgeht. Obwohl kein Blut spritzt und der Gewaltlevel nicht höher ist als in den Star-Wars-Filmen, indizierte die BPjS das Spiel. Aus diesem Grund wurde der Nachfolger in Deutschland nur als "Jedi Knight" veröffentlicht, da der Originaltitel "Dark Forces II: Jedi Knight" als Werbung für den indizierten Vorgänger hätte verstanden werden können.
4. Die Ärzte sind die wohl bekanntesten Opfer der Indizierungswut der Bonner Behörde. Zunächst wurde 1987 das Album "Die Ärzte" wegen des Titels "Geschwisterliebe" indiziert, später landete auch das Album "Debil" wegen der Lieder "Claudia hat 'nen Schäferhund" und "Schlaflied" auf dem Index. Die Ärzte veröffentlichten diese eigentlich harmlosen Lieder später noch einmal mit anderen knackigen Songs auf dem Mini-Album "Ab 18". Die Indizierung von "Debil" wurde 2004 aufgehoben, "Geschwisterliebe" ist nach Meinung der Bundesprüfstelle aber immer noch jugendgefährdend. Sehr schade, "Claudia" und "Geschwisterliebe" scheinen schließlich die Hymnen der Durchblick-Frager zu sein.
3. Das eben schon erwähnte Mini-Album "Ab 18" bekam sogar zwei Indizierungen aufgedrückt. Nach der Indizierung des Tonträgers (wegen der bereits indizierten Lieder) wurde das Innencover des Albums noch einmal extra indiziert. Dort hatte man nicht nur die Texte der Lieder abgedruckt, sondern auch die Indizierungsanträge und -begründungen. Ich weiß nicht, was für die Prüfer schlimmer war.
2. Die Ärzte waren nicht die einzigen, die mit harmloser Musik die Empörung der Moralwächter auf sich zogen. Das Lied "Geil" der beiden Briten Bruce & Bongo, die darin auf Basis von Falcos "Rock Me Amadeus" Zeilen wie "Everybody's geil, g-g-g-g-geil" vertonten, war 1986 ein Nummer-1-Hit in Deutschland, landete aber wegen des ungezogenen Wortes "geil" kurzzeitig auf dem Index für jugendgefährdende Schriften. Erst nach größeren Protesten wurde die Indizierung zurückgezogen.
1. Die mit Abstand bescheuertste Indizierung betrifft ausgerechnet die unverdächtige Sailor Moon. Ehapa veröffentlichte Animecomics zur Serie, also Comics, die aus Standbildern der TV-Folgen zusammengesetzt waren. In einer Folge gab es eine Anspielung auf die ebenfalls japanische Zeichentrickfigur Shin-chan. Shin-chan ist ein fünfjähriger Junge, der in seinem eigenen Manga gerne die Hose auszieht, sich mit einem Stift Elefantenohren neben seinen Pimmel malt und mit dem Ruf "Tanz für mich, Herr Elefant" durch die Gegend wackelt. In der Sailor-Moon-Folge war die rosa Rennsemmel Chibi-Usa hingefallen, ein Junge kam auf sie zu und schickte sich an, die Hose runterzuziehen, was Chibi-Usa sprachlos mit offenem Mund zur Kenntnis nahm. Der Gag wurde dann aufgelöst, indem der Junge von seiner Mutter weggezogen wurde. Die Ausstrahlung der Folge ist nie beanstandet worden, der Animecomic zu dieser Folge, der die gleiche Szene mit den gleichen Bildern enthält, wurde allerdings 2001 auf den Index für jugendgefährdende Schriften gesetzt, weil die Prüfer beispielsweise zu erkennen glaubten, dass Chibi-Usa mit heraushängender Zunge lustvoll stöhnt, während sich der Junge an ihr vergeht. (Eigentlich hat sie da den Mund offen und gibt ein verwundertes "Oah?" von sich, der Junge fasst sie nie an.) Immer wieder erstaunlich, was für dreckige Fantasien die Prüfer haben.
Zum Glück enden Indizierungen automatisch nach 25 Jahren. Wenn wir die Bundesprüfstelle jetzt auflösen würden, könnten wir also in weniger als drei Jahrzehnten auch die schlimmsten Entgleisungen der Behörde vergessen.
Ach ja, es gibt ein Update.
Gast
Manche Dinge stimmen einen traurig, ein Update hier gehört nie dazu - höchstens seine Inhalte. Danke Klopfer-sama für die unterhaltsame letzte Stunde mit interessanten und deprimierenden Inhalten, die aber nur in Kolumnen von Zeit zu Zeit auftreten was bei den Themen oft schwer zu vermeiden ist - trotz amüsanter Herangehensweise.
Ich finde übrigens die BPjM hat durchaus ihre Berechtigung, trotz fragwürdiger Entscheidungen.
Gute Nacht