Klopfers Blog

Nuff! Ich grüße das Volk. 059.gif

Heute möchte ich euch wieder ein paar Bücher vorstellen. Sie sind sicherlich nicht für jeden Geschmack geeignet und teilweise inhaltlich auch keine leichte Kost, aber vielleicht vermag ich es, bei dem einen oder anderen Leser Neugier zu wecken. animaatjes-onion-21907.gif

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Das erste Buch heißt "Knappheit: Was es mit uns macht, wenn wir zu wenig haben" von Sendhil Mullainathan und Eldar Shafir. Ich möchte übrigens gleich zu Anfang sagen: Ich habe die englische Originalausgabe "Scarcity: The true cost of not having enough" gelesen, nicht die deutsche Übersetzung. Ich bin von der Auswahl des Verlags für das deutsche Cover auch ziemlich irritiert. 3c68bb64.gif Nicht nur ist es so verdammt hässlich, auf dem Originalcover ist auch noch ein Hase. Warum verzichtet man freiwillig auf so einen Vorteil? rumms.gif

Egal: In dem Buch dreht sich alles darum, welche psychologischen Auswirkungen ein Mangel auf die Menschen hat. Dabei geht es nicht nur um materielle Knappheit, sondern z.B. auch um den Mangel an Zeit oder an sozialen Beziehungen. Wie sich herausstellt, reagieren Menschen nämlich auf dieselbe Art. Wenn man viel Geld hat, gibt man es relativ unbeschwert aus; wenn man viel Zeit hat, trödelt man gerne herum. Wenn man kaum Geld hat, wird man sehr knauserig, und wenn ein Abgabetermin droht, wird man sehr fleißig. Kurz: Mangel sorgt dafür, dass wir mit einer begrenzten Ressource ziemlich effizient umgehen. Er hat aber auch den Nachteil, dass wir unser Denken sehr stark auf diese Ressource konzentrieren und dabei andere Dinge schnell außer Acht lassen. Zudem kann es schnell passieren, dass man durch den Mangel gezwungen wird, Lösungen umzusetzen, die ihrerseits dafür sorgen, dass der Mangel bestehen bleibt. (Ein einfaches Beispiel: Wenn man Winterschuhe kaufen will, sich aber nur ein billiges Paar leisten kann, welches recht schnell kaputt geht, ist man gezwungen, schnell wieder Geld für ein paar billige Winterschuhe auszugeben, während ein in der Anschaffung teures Paar durch seine längere Lebensdauer langfristig gesehen günstiger wäre. Ein anderes Beispiel wären kurzfristige Kleinkredite, die einem zwar erlauben, akut fällige Rechnungen zu bezahlen, aber dann dafür sorgen, dass das monatliche Einkommen für die Tilgung der Kredite aufgewendet werden muss, und somit den Geldmangel verstärken.)

Um solche Effekte dreht sich das Buch, welches somit auch elementare Probleme anspricht, wenn es zum Beispiel um die Bekämpfung von Armut geht. So wird zum Beispiel ein Experiment genannt, welches sich um Straßenverkäufer in Indien drehte, die ihre Ware täglich auf Kredit kaufen und die Hälfte dessen, was sie am Tag über die Kreditsumme hinaus verdienen, als Kreditzinsen abbezahlen. Die Forscher übernahmen bei einem Teil der Händler die Schulden eines Tages, wodurch sie deren Einkommen faktisch verdoppelten. In den ersten Monaten verlief es vielversprechend: Die Verkäufer machten keine neuen Schulden. Nach einem Jahr jedoch hatten sie wieder genauso viele Schulden wie die Händler, deren Kredite nicht von den Forschern übernommen wurden, und zumeist wurden sie von einmaligen Ausgaben aus der Bahn geworfen, für die sie nicht vorgeplant hatten oder für die sie nicht vorplanen konnten.

Wichtig ist den Autoren auch, bei allem darauf hinzuweisen, dass hinter dem persönlichen Verhalten, welches (mit) dafür sorgt, dass man nicht aus der Mangelsituation entkommen kann, keine angeborene Dummheit steht, sondern nahezu jeder in diese Falle tappen kann und wird, wenn er mit einem Mangel konfrontiert wird und nicht aktiv dagegen ankämpft, sich so zu verhalten. Aber um dagegen ankämpfen zu können, muss man sich eben dessen bewusst sein.

Kurz: Es ist ein interessanter Einblick in das menschliche Verhalten und erklärt so einiges Elend auf der Welt, aber bietet auch Einblicke, wieso wir es bislang nicht schaffen, dieses Elend auszumerzen.

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Auch das nächste Buch ist nicht so leicht verdaulich. Der Autor Paul Collier war fünf Jahre als Ökonom bei der Weltbank Forschungsdirektor für Entwicklung und untersucht seit längerer Zeit den Zusammenhang zwischen Armut, Kriegen und Migration insbesondere in der Dritten Welt.

In "Exodus: Warum wir Einwanderung neu regeln müssen" geht es also insbesondere um die Einwanderungsbewegungen, gerade die aus den armen Ländern in die Länder der Ersten Welt. Dabei ist die Frage nicht, ob Einwanderung gut oder schlecht ist, sondern eher, welche positiven und negativen Effekte Einwanderung sowohl auf die Herkunfts- als auch die Gastländer sowie die Migranten hat und wie Integration gefördert werden kann, damit die negativen Effekte eingedämmt werden.

In den Herkunftsländern kann die Migration für wirtschaftlichen Schaden sorgen, da oft gerade diejenigen auswandern, die besonders ambitioniert und/oder gebildet sind. Andererseits schicken Migranten oft Geld wieder in ihre Heimatländer, was allerdings mit jeder Generation weniger wird. Auch politisch kann Auswanderung Auswirkungen auf die Herkunftsländer haben, da Ideen, die die Auswanderer in ihren Gastländern aufnehmen, eventuell wieder zurück in die Heimat gebracht werden.

In den Gastländern können gerade die sozialen Kosten der Einwanderung hoch sein, wenn dank des Fehlens einer verbindenden Identität die gegenseitige Solidarität schwindet und die Sozialmodelle zunehmend dysfunktional werden - wie sie es in den Herkunftsländern schon sind. Das könnte auch verstärkt dazu führen, dass hochqualifizierte Einheimische ihrerseits auswandern. Zusätzlich konkurrieren insbesondere Arme mit den Neuankömmlingen um Ressourcen, wobei die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt in erster Linie zwischen Einwanderern selbst besteht, die ähnliche Defizite in Wissen und Fähigkeiten haben und in gleicher Weise Diskriminierung erfahren. Natürlich sind niedriger sozialer Status und Armut auch wieder Faktoren, die ihrerseits sozial schädliches Verhalten befördern. Auf der anderen Seite gibt es aber auch positive Effekte durch das Einbringen neuer Ideen und ein gesteigertes Angebot an kultureller Vielfalt.

Damit Integration gelingen kann, spricht sich Collier für eine gelenkte Einwanderung aus, in der nicht mehr Einwanderer aufgenommen werden, als gleichzeitig aus der schon vorhandenen Gruppe der Einwanderer in die heimische Gesellschaft assimiliert werden. Denn für die Integration ist es wichtig, dass Einwanderer sich nicht von der heimischen Gesellschaft isolieren können, was immer dann möglich ist, wenn es große Gemeinden der Herkunfts-Ethnien gibt, in denen man sämtliche Bedürfnisse befriedigen kann. Daher befürwortet Collier auch Obergrenzen für die Zahl ausländischer Kinder in Schulklassen, Wohnortvorgaben und nur begrenzten Familiennachzug, um so die Integration zu forcieren.

Collier behandelt alle Problematiken und auch Chancen wohltuend sachlich und unemotional, wobei er auch immer auf aktuelle Forschungsergebnisse verweist oder - beim Fehlen derselben - dies klar anspricht. Man merkt aber auch, dass ihn das Schicksal der Ärmsten der Welt beschäftigt (die in seinem vorherigen und ebenfalls empfehlenswerten Buch "Die unterste Milliarde" im Fokus stehen) und er sich ernsthaft darum sorgt, was der Wegzug vieler junger Menschen für die ärmsten Länder bedeutet.

Ich kann dieses Buch allen ans Herz legen, die sich mit der Problematik von Armutsflüchtlingen näher befassen wollen und es leid sind, sich zwischen den ideologisch verhärteten Positionen von Sozialromantikern auf der einen und Ausländerfeinden auf der anderen Seite entscheiden zu müssen.

Dieses Buch bei Amazon.de (14,99€) - Die englische Ausgabe bei Amazon.de (9,99€)

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Einer meiner Lieblings-Youtuber ist der Engländer Stuart Ashen, der auf seinem Kanal ashens besonders dafür bekannt ist, billigen Tand auf einem gammligen Sofa vorzustellen und mit launigen Bemerkungen zu bewerten, von lausigem Elektronikspielzeug über kitschige Weihnachtsdekorationen bis hin zu schrottigem Spielzeug. Vor einigen Jahren machte er aber auch ein paar Videos über uralte Heimcomputerspiele unter dem Titel "Terrible Old Games You've Probably Never Heard Of".

Im letzten Jahr veröffentlichte Ashen dann ein Buch mit diesem Titel, in dem er weitere Spiele vorstellt, die selbst nach den Qualitätsmaßstäben zur Zeit ihres Erscheinens wirklich grässlich waren, heute aber nahezu komplett vergessen sind. Die 20 Spiele sind zwischen 1980 und 1995 herausgekommen und wurden tatsächlich kommerziell in Großbritannien vertrieben, wobei sie nicht selten auf den heranwachsenden Stuart Ashen schon einen traumatisierenden Einfluss hatten. Das Buch kann somit als späte Abrechnung gelten, in der sie mit Cover, Screenshots und einem frechen Text vorgestellt werden. Abgerundet wird das Buch durch Interviews mit Spiele-Journalisten und anderen Youtubern, die sich mit Computerspielen beschäftigen. Es ist somit gut als Klolektüre geeignet, da man während einer Sitzung gut ein Kapitel durcharbeiten kann.

Das Buch ist natürlich komplett auf Englisch, man sollte also schon einigermaßen flüssig in der Sprache unterwegs sein. Wer sich für uralte Spiele interessiert und die Videos von Dr. Ashen mag, der wird von dem Buch gut unterhalten.

Dieses (englische!) Buch bei Amazon.de (11,49€)

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Wer Websites baut, kommt an Cascading Style Sheets nicht vorbei, denn die verleihen den Seiten erst ihr Aussehen. Lea Verou ist eine der Top-Experten für diese Sprache, saß einige Jahre lang auch in der Gruppe, die den Standard für CSS festlegt, und schafft es, selbst unheimlich komplexe Dinge nur mit CSS zu bewerkstelligen. (Auf Klopfers Web verdanke ich ihr zum Beispiel die Knöpfe im iOS-Stil, die beim Ändern des Profils diverse Optionen ein- und ausschalten.)

Mit "CSS Secrets" hat sie ein dickes Buch voll mit solchen CSS-Tricks veröffentlicht, die auf Websites für Design-Finessen sorgen, die selbst fortgeschrittene CSS-Kenner für kaum möglich hielten. Dabei beschränkt sie sich nicht einfach darauf, die Lösung hinzuklatschen, vielmehr beginnt sie mit einem Problem, welches sie lösen will, und dokumentiert (auch mit vielen Grafiken) die Schritte, mit denen sie sich an die Lösung herantastete. Dabei erläutert sie auch die Gründe, wieso einige Ideen zur Lösung nicht auf Anhieb funktionieren.

Ich hab das Buch auf Englisch, seit diesem Monat gibt es aber auch eine deutsche Version, die nur unwesentlich teurer ist. Wer mehr als nur gelegentlich an seiner Website bastelt, schon etwas CSS-Erfahrung gesammelt hat und gerne auch etwas raffiniertere Effekte einbauen möchte, sollte sich dieses Buch mal anschauen. Für Einsteiger ist es allerdings nicht geeignet.

Dieses Buch bei Amazon.de (34,90€) - Die englische Ausgabe bei Amazon.de (31,58€)

Das war es für diese Bücherstunde. ^^ Es sind ein paar weniger Bücher, als ich geplant hatte, aber ein großer Teil der Bücher, die ich in den letzten zwei Jahren gelesen hab, waren auf Englisch, und da wollte ich nicht zu viel machen. 154218d4.gif

Also dann, falls euch eines der Bücher interessiert, würde es mich freuen, wenn ihr über die Amazon-Links bestellt. angsthasi.gif Guten Abend und ein frohes Schmökern! animaatjes-onion-09769.gif

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Klopfers Technikstunde

Veröffentlicht am 19. Dezember 2012 um 4:26 Uhr in der Kategorie "Stiftung Klopfertest"
Dieser Eintrag wurde bisher 22 Mal kommentiert.
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Text veröffentlicht im
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Jonny
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Danke für die Tipps. Ich werd vielleicht sogar ein, zwei Bestellen. (Natürlich über guter Sex smile.gif )

Grüße

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Geschrieben am
Briandead
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Die ersten zwei Bücher hören sich wirklich verdammt interessant an. Leider ist nur immer so wenig Zeit 1b38f9e2.gif

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Geschrieben am
Tika
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Exodus klingt sehr gut. Vor allem wenn dieses Thema sachlich und unemotional behandelt wird und frei ist vom postfaktischen Populismus biggrin.gif

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Geschrieben am
Fire
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Danke für die Tipps! smile.gif

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Geschrieben am
Daje
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Coole sache, mag ich!wink.gif danke für die Arbeit ^^

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Geschrieben am
ScrunchyJake
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Terrible Old Games You've Probably Never Heard Of war einfach Ashens in Reinform. Habe viel gelacht, auch wenn ich mir etwas mehr Buch für den doch (recht hohen) Preis erwartet hätte. Hast du das Buch auch unterstützt oder so gekauft?

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Geschrieben am
Klopfer
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Ich hab es so gekauft, weil ich mich nicht extra bei einer weiteren Crowdfunding-Plattform anmelden wollte.

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Geschrieben am


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