Die Abschaffung der Wissenschaft
Nuff! Ich grüße das Volk.
Ich möchte heute mal einen Kommentar zu einem Video ablassen. Vielleicht habt ihr es schon gesehen oder andere Kommentare dazu vernommen, aber hier die Kurzfassung: An der Universität Kapstadt gibt es eine Gruppe von Studenten, die dafür plädieren, im Sinne der Dekolonialisierung die Wissenschaft abzuschaffen. Und zwar alles. Die ganze Wissenschaft wäre nämlich ein Ausdruck westlicher Moderne, die der restlichen Welt übergestülpt wurde und daher auf den Müll der Geschichte gehört.
Hier das Video von einem Treffen dieser Gruppe:
Für die, die das Video nicht anschauen können oder wollen oder nicht alles verstehen, möchte ich ein paar Höhepunkte zusammenfassen: Die Sprecherin möchte gerne, dass gerade in Afrika ganz neu mit der Wissenschaft aus einer afrikanischen Perspektive angefangen wird. Und sie stellt eine Frage an die Wissenschaftsleute: Wie können sie erklären, dass in einem bestimmten afrikanischen Kaff die Leute mit Schwarzer Magie und Hexerei Blitze auf andere Menschen niederschlagen lassen können? Können sie nicht, und somit ist die ganze westliche Wissenschaft nutzlos.
Ein Zuschauer wendet ein, dass dieser Hexenkram einfach nicht stimmt, und wird dafür zusammengeschissen, weil er sich nicht an die Regeln des "heiligen (Safe) Space" halten und andere Meinungen nicht respektieren würde, und dafür solle er sich entschuldigen. (Ist natürlich wieder typisch, dass bei diesen blöden Vereinen immer eine Seite die anderen anpissen darf, die aber sich nicht wehren dürfen.)
Die Sprecherin erzählt dann, dass sie zwar kein (natur)wissenschaftliches Fach studiert (no shit ), aber an der Schule so was hatte und die Wissenschaft einen absoluten Anspruch hat. Wissenschaft sagt nämlich, dass Isaac Newton als Einziger einen Apfel hat fallen sehen, dann beschloss, dass überall (sogar in Afrika) die Schwerkraft existiert, und eine Gleichung erfand, die überall auf der Welt Gültigkeit haben soll, und alle Menschen sollten akzeptieren, dass Gravitation nur durch Newton und seinen fallenden Apfel erklärt werden könnte. Und am Ende greift sie zu einem Smartphone oder Tablet und guckt irgendwas darauf nach.
So eine verdammte Ignoranz macht mich stinksauer. Wissenschaft und Technik sind DIE großen Gleichmacher der Menschheit. Es ist egal, ob Isaac Newton durch einen Apfel auf die Idee gekommen ist (was vermutlich gar nicht der Fall ist), es ist sogar ziemlich egal, dass es Isaac Newton war, der die Gravitationsgleichungen aufgestellt hat. Die einzige Sache, die in sauber ausgeführter Wissenschaft relevant ist, ist die Frage, ob eine wissenschaftliche Theorie eine plausible Erklärung liefert und eine Modellierung erlaubt, deren Ergebnisse sich in der Realität überprüfen lassen. Ebenso die Technik, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert: Es funktioniert oder es funktioniert nicht, egal ob der Ingenieur/Erfinder nun weiß, schwarz, gelb oder leicht knusprig braun ist. Das ist nichts, wo die Ethnie des Forschers/Entwicklers irgendeine Rolle spielt, eine Maschine funktioniert ebenso wie eine Theorie nicht besser, nur weil sie von einem weißen Mann ist.
Und wenn diese Intelligenzverweigerer an dieser Uni unbedingt auf Wissen aus dem Westen verzichten wollen, dann sollen sie ihre Handys, Tablets und Computer wegschmeißen, die Klamotten ausziehen, die unter anderem dank automatischer Webmaschinen existieren, und in die Steppe gehen und sich in eine Erdhütte zurückziehen, denn selbst Wellblechhütten wären für sie ja verseucht vom Geist westlicher Moderne, schließlich wurde auch Wellblech von einem Engländer erfunden. Sie können sich auch gerne selbst helfen, falls sie schwerkrank werden und moderne Medikamente brauchen - oder auch nur eine Brille wegen einer Sehschwäche. Viel Glück dabei, geeignetes Glas mit traditionell schwarzafrikanischen Techniken herzustellen.
Besonders nervt mich aber, dass diese Wissenschaftsfeindlichkeit an Universitäten weltweit auf dem Vormarsch ist. Sozialwissenschaftler und die Dilettanten in den Gender Studies ignorieren oder bestreiten biologische Erkenntnisse, viele Geisteswissenschaftler pöbeln inzwischen ganz offen in ihren Artikeln gegen die Naturwissenschaften, weil die Fakten keine Rücksicht auf Minderheiten und Frauen nehmen. Und Studentengruppen hüben wie drüben kümmern sich mehr darum, wer irgendwelche Lehrinhalte geschrieben hat, anstatt sich auf den Inhalt an sich zu konzentrieren. Und ICH bin dann wieder der Radikale, wenn ich dafür plädiere, diese Leute wegen erwiesener Dämlichkeit zu ersäufen. Da wird doch mit zweierlei Maß gemessen!
Wir, die wir überall auf der Welt die Errungenschaften moderner Technik und Wissenschaft genießen, sollten nicht länger so tun, als wenn so eine Wissenschaftsfeindlichkeit (gerade wenn sie sich mit Rassismus und Sexismus gegen weiße, männliche Erfinder und Forscher legitimiert) einen Platz an unseren Bildungseinrichtungen verdient. Das ist ansonsten ein Schlag ins Gesicht all der Leute, die ihre Energie darin gesteckt haben, das Wissen der Menschheit zu vergrößern und das Leben der Menschen zu verbessern - und zwar Leute aus aller Welt, die mit ihren Leistungen wiederum auf den Erkenntnissen anderer Leute aus aller Welt aufbauten. Das ist so, als würden wir in Krankenhäusern Leute tolerieren, die durch die OP-Säle gehen und in die geöffneten Patienten rotzen und alle Medikamente des Hauses im Klo runterspülen.
Gerade in Deutschland gibt es sowieso schon Probleme, mit der Weltspitze der Entwicklung mitzuhalten, weil wir eine Technikfeindlichkeit kultivieren, die kaum von Sachkenntnis untermauert ist. Kabarettist und Physiker Vince Ebert meinte mal treffend: "So eine Stimmung [wie gegen Gentechnik, Stammzellenforschung, Elektrosmog etc.] vor 500.000 Jahren und die Sache mit dem Feuer wäre nie genehmigt worden."
Immerhin müssen wir uns nun wohl weniger Gedanken machen, ob wir von Südafrika überholt werden.
Gast
Ja, das deckt sich so ungefähr mit meiner Reaktion, als ich das Video zuerst gesehen habe.
Vor allem der koloniale Ansatz ist über alle Maßen lächerlich. Schließlich wurde das Konzept der Wissenschaft nicht mal eben von den bösen Briten erfunden, um arme, schwachsinnige kleine Afrikaner fertigzumachen. Wissenschaft ist ein seit Jahrtausenden andauerndes, internationales, kollaboratives Projekt. Von den alten Ägyptern über Griechen, Inder und Araber haben alle möglichen Völker dazu beigetragen. Wer sich davon ernsthaft in seinem Aberglauben diskriminiert fühlt, der hat auch kein Mitleid verdient wenn er statt Pizza nur Malaria bekommt.