Verführt und zugeklebt
Nuff! Ich grüße das Volk.
Fortpflanzung ist etwas Schönes, aber noch schöner wird sie, wenn sie gar keine richtige Fortpflanzung ist, sondern nur triebhafte Befriedigung. Um die Befruchtung zu verhindern, hat sich der Mensch allerlei Mittelchen ausgedacht, die den Koitus von der Bevölkerungsentwicklung abkoppeln sollen. Die meisten davon sind für Frauen, was größtenteils damit zu tun hat, dass es schwieriger ist, Millionen von Spermien aufzuhalten/umzubringen, als eine Eizelle dazu zu bringen, nicht jeden dahergelaufenen Samen reinzulassen.
Jetzt möchte eine Firma aber den Männern eine Alternative zum Kondom anbieten, weil die zu selten benutzt werden würden. Zu doof, dass das Konzept absolut bescheuert ist. Werft eure Augen auf Jiftip.
Exakt: Jiftip ("the Diktip", wie die Firma selbst sagt... ) ist ein Aufkleber, den sich der Mann so auf die Nille kleben soll, dass all die Spermien zurückgehalten werden (und dann in die Harnblase abfließen). Das klingt nach der Idee eines Vierzehnjährigen, der sich nicht traut, Kondome zu kaufen, und stattdessen einen Geistesblitz bekommt, als er ein Panini-Tütchen mit Fußballbildern auf seinem Tisch erblickt.
Außerhalb der Firma ist man natürlich wenig überzeugt von dem Produkt. Health.com fragte einen emeritierten Professor von der University of Washington, der so ziemlich genau das äußert, was der erste Gedanke sein sollte: Das Zeug muss wie die Hölle kleben, wenn es tatsächlich dichthalten soll, aber wäre dann auch etwas, was man sich nicht gerade auf eine so empfindliche Stelle wie die Eichel pappen sollte, weil das Abziehen dann zur Folter wird.
Ein anderer Urologe macht sich Sorgen, dass bei wiederholter Anwendung Prostata- oder Lümmelschmerzen auftreten könnten. Und der Kleber selbst könnte eventuell für Hautreizungen sorgen. Schon vor der offiziellen Markteinführung herrscht also jede Menge Skepsis. Im Moment befindet sich das Jiftip noch im Beta-Test (Wieso verwendet man jetzt überall Begriffe aus dem Software-Engineering? ), aber man kann sich dafür anmelden und dann für das Privileg bezahlen, es ausprobieren zu dürfen.
Zu groß allerdings ist wohl auch die Zuversicht beim Hersteller nicht: Auf der Website steht unter der Frage "Kann Jiftip mein Kondom ersetzen?" die Antwort:
Nein! Riskier das nicht, benutze Jiftip nur zum Vergnügen, aus Bequemlichkeit, für den Reiz des Neuen oder zur Unterhaltung! Du willst ein Jiftip-Enthusiast sein? Sprich es mir nach: Ich werde Jiftip nicht zur Vorsorge oder Verhütung verwenden.
(Nope! Don't risk it, use Jiftip for pleasure, convenience, novelty, or entertainment only. Want to be a Jiftip enthusiast? Repeat after me: I will not use Jiftip for contraceptive or prophylactic use.)
Selbst der Hersteller glaubt also nicht, dass das Zeug zur Verhütung und als Kondomersatz verwendet werden kann, auch wenn die ganze Idee dahinter war, dass Leute oft Kondome nicht benutzen wollen, weil sie gerne direkten Hautkontakt hätten. Die große Frage lässt die Website daher unbeantwortet: Warum sollte ich mir die Mühe machen, einen teuren Aufkleber auf mein Zweithirn zu kleben und Schmerzen zu riskieren, wenn ich damit nicht mal verhindern kann, dass meine (imaginäre) Partnerin irgendwann mit der Aufzucht und Pflege meiner Lendenfrucht beschäftigt sein wird, während ich faul vor dem PC sitze und rufe, dass sie das plärrende Kind ruhigstellen soll, weil's mich beim Spielen stört?
Es wirkt also echt so, als wenn der (mental) Vierzehnjährige mit dem Geistesblitz so verliebt in seine Idee war, dass er nicht mal dann bereit war, sie sterben zu lassen, als man ihm sagte, dass sie nicht funktioniert. Kann ja nur ein Hit werden, oder?
Was denkt ihr? Wie würdet ihr reagieren, wenn euer Partner oder Partnerin vor dem Bumsen so ein Teil aus der Tasche zieht und es auch anwenden will? Schreibt's in die Kommentare!
PS: Erfahren hab ich von dem Teil übrigens auf der Website der Teeniezeitschrift Mädchen. Da sollte sich die Bravo.de-Redaktion aber mal ordentlich schämen, weil sie nicht so informativ ist!
Premiummitglied
Und ich dachte, solche Ideen gibts nur von Berliner Startups.