Klopfers Blog

Nuff! Ich grüße das Volk. :hi:

Nachdem ich einen großen Teil der letzten Woche (und des Wochenendes davor) damit ausgefüllt habe, eine Lebensmittelvergiftung auszukurieren, habe ich die letzten Tage damit verbracht, einen Text fertigzustellen, den ich schon davor geplant hatte. Die Alternative wäre eine Dankesrede an den Eimer, der zufällig neben meinem Lokus stand und mir gute Dienste leistete, aber das wäre wohl nicht sonderlich erbaulich. :angsthasi:

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Der Text, den ich schließlich geschrieben habe, könnte Teil einer kleinen Serie sein, in der ich gerne einige Ganoven, Spitzbuben und Betrüger der Weltgeschichte vorstelle. Den Anfang macht jetzt Artur Alves dos Reis, welcher vor knapp 100 Jahren in Portugal wirkte und dabei mit seiner bemerkenswerten Dreistigkeit einen Coup landete, der nicht nur die Welt erstaunte, sondern wohl auch einen kleinen Einfluss auf die spätere politische Geschichte des Landes hatte. Ich bitte um zahlreiches Anklicken:

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Für den nächsten Teil der Reihe dachte ich an Frank Abagnale. Falls ihr Vorschläge für weitere Ganoven habt, schreibt sie bitte in die Kommentare. :herdamit: (Versucht's möglichst unpolitisch zu machen. Ich will keine Diskussionen entfachen darüber, welche Politiker wie Donald Trump oder Hillary Clinton ihr für Verbrecher haltet.)

Was generell Politik angeht, war der September mit drei Landtagswahlen ja schon so vollgestopft, dass die meisten Leute vermutlich inzwischen die Nase voll davon haben. Ein großes Thema im Wahlkampf war ja Migration, was ich durchaus verstehe, aber ich denke, ein großer Faktor, um den sich die Politik sofort kümmern muss, damit in den nächsten Jahren eine Besserung zu spüren ist, ist die Wohnungsnot in den Ballungsgebieten. So viel hängt daran, dass genug Wohnraum zu vernünftigen Preisen verfügbar ist. (Und Enteignungen von bewohnten Häusern sind keine Lösung, dadurch entsteht kein Quadratmeter mehr Wohnraum.)

  1. Leute, die einen zu großen Teil ihres Einkommens für die Miete aufwenden müssen, haben besonders große Zukunfts- und Existenzängste. Das äußert sich auch im Stimmverhalten.
  2. Das Geld, was für Miete draufgeht, wird nicht für andere Sachen ausgegeben, das hat also Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft. Und das wird nicht dadurch ausgeglichen, dass das Geld ja bei den Vermietern landet. Nur weil einer das Zehnfache von einem Mieter verdient, kauft er nicht zehn Kühlschränke oder Waschmaschinen.
  3. Knapper Wohnraum und hohe Mieten bedeuten auch, dass Unternehmen schwieriger Leute anwerben können, die müssen schließlich irgendwo wohnen und bei hohen Mieten sind natürlich auch die Ansprüche an die Löhne höher.
  4. Sozialausgaben werden natürlich auch höher, wenn die Mieten steigen und deren Kosten vom Amt übernommen werden müssen. Gilt natürlich auch für Flüchtlingsunterkünfte.
  5. Spielt in Punkt 1 und 2 rein, aber natürlich sind gerade die in der mittleren Einkommenschicht, die ja auch besonders unter Druck steht (nicht reich genug für Wohneigentum, nicht arm genug für Wohngeld), unter den Umständen auch noch weniger bereit, Kinder zu kriegen. Nicht gut für die Rentenkasse.

Dort anzusetzen, würde also meiner Meinung nach auch positive Auswirkungen auf andere Bereiche haben, und da müssen aber auch Parteien und Einwohner ihren Egoismus vergessen. Eigentümer dürfen sich nicht dagegen sperren, dass so viel gebaut wird wie nach einem Krieg, nur weil sie Schiss haben, dass sie am Ende keinen Gewinn rauskriegen, wenn sie mal irgendwann das Haus verkaufen, in dem sie leben. Anwohner müssen sich damit arrangieren, dass vielleicht nicht 100 Meter Brachland zwischen ihnen und dem nächsten Haus ist. Kleingärtner müssen verstehen, dass es wichtiger ist, wenn Hunderte Leute ein Dach über dem Kopf kriegen, als dass sie ihren Arsch am Wochenende an ihrer Laube parken können. Tierschützer müssen begreifen, dass eine Stadt auch auf bestimmte Grashüpfer verzichten kann, wenn es die besagten Viecher außerhalb der Stadtgrenzen noch zu Millionen gibt. Klimaaktivisten müssen einsehen, dass es nicht sinnvoll ist, einen Bau doppelt so teuer zu machen, nur damit man 10 Prozent mehr Energieeffizenz rauskriegt. Rechtlich müssen die Grundlagen geschaffen werden, um Grundstücke und Wohngebäude, die von ihren Eigentümern bewusst dem Verfall freigegeben werden (wie etwa einige Häuser in Berlin, die Russland gehören), freizukriegen für eine vernünftige Bebauung. Zudem sollte ich Gottkaiser werden.

Während ich darüber nachdachte, was ich hier noch schreiben sollte, wollte ich an einer kleinen Möbelreparatur arbeiten. Nichts Großes, eine Reparatur einer Schublade und ein Wechsel der Schubladenschienen. Nun muss ich für die Reparatur ein paar Löcher in die Schublade bohren, um die neuen Schienen zu befestigen. Okay, Bohrer sind im Keller. Mehr oder weniger frohgemut machte ich mich auf den Weg ins Untergeschoss. Und was durfte ich feststellen?
IRGENDEIN SACKGESICHT HAT MEINE SCHLAGBOHRMASCHINE UND EINEN AKKUSCHRAUBER GEKLAUT! :schuettel:
Ich weiß nicht wie. Das Schloss ist unversehrt, die Tür zeigt dieselben Einbruchspuren wie letztes Mal (ist also nichts dazugekommen), das Gitter zwischen den Kellerabteilen scheint in Ordnung zu sein... Aber die Geräte sind weg! (Die Bohreinsätze sind immerhin noch da.) Es ist zum Mäusemelken, ständig sind hier in den letzten Jahren Langfinger unterwegs. Und weil ich keine Seriennummern aufgeschrieben hab und nicht mal weiß, seit wann die Werkzeuge fehlen, hat es nicht mal einen Sinn, Anzeige bei der Polizei zu stellen. Schweinewelt. :despair:

Ich versuche jetzt, mich mit etwas Nussschokolade und Youtube-Videos zu trösten. Bitte denkt daran, den oben verlinkten Text zu lesen (vielleicht auch noch andere auf der Website) und verteilt den Link in den sozialen Medien, wenn ihr das interessant fandet. Wenn ihr mich unterstützen wollt, geht das wie immer über Premium-Mitgliedschaften und Buchkäufe oder indirekt, indem ihr über die folgenden Links bei Amazon, GetDigital oder Humble Bundle einkauft. Geschenke sind über den Amazon-Wunschzettel, den Wunschzettel bei Throne oder einfach über meine Adresse im Impressum willkommen.

Themenvorschläge für Texte könnt ihr gerne hier in den Kommentaren oder per Mail oder PM hinterlassen! :herdamit:

Bis dann, schreibt Kommentare und bis demnächst! :bye:

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Super-Brüderlichkeit

Veröffentlicht am 17. März 2010 um 1:46 Uhr in der Kategorie "Neuigkeiten zur Seite"
Dieser Eintrag wurde bisher 21 Mal kommentiert.
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Wie kann man Klopfers Web unterstützen?

Text veröffentlicht im November 2017
Klopfer erzählt, wie man helfen kann, Klopfers Web zu erhalten und besser zu machen - sowohl ohne als auch mit Geldeinsatz. [mehr]

Gast
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Lebensmittelvergiftung? Igitt, wie äußerst unschön! Dann mal gue Besserung.

Und das mit dem unversehrten schloss, was für ein schloss ist es denn? Ich hab mal eine Zeit lang Lockpicking gemacht, so normale Vorhängeschlösser sind mit 10 Euro Werkzeug in 10 Sekunden offen, wenn man etwas Übung hat: Spanner ansetzen und Harken öffnet sehr zuverlässig fast alle günstigen Vorhängeschlösser.

Zum Text, der ar schön! Hat Freude gemahct von dem "kleinen" Ganoven zu lesen, der beinahe auch noch damit durchgekommen wäre. Ich muss aber sagen, die Idee war auch echt raffiniert.

Lustige Geschichte liefert vielleicht Prof. Dr. Dr. Protsch von Zieten? Oder der Typ, der den Aldi Erben durch Gemäldeverkäufe das Geld aus der Tasche zog?

2
Geschrieben am
Klopfer
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So günstig ist das Vorhängeschloss gar nicht, aber ich hab's auch mit Harken nicht aufgekriegt. Würde natürlich nicht ausschließen, dass ein geübter Lockpicker es trotzdem schnell aufkriegen würde.

1
Geschrieben am
Der Elch
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Beltracci wäre doch ne Idee

2
Geschrieben am
Gast
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Hm... okay, da hast Du schon vorgesorgt. War so eien IDee.

Ansonsten Edmund Stoiber, der als Kabaretist eine ganze Nation zum Narren hielt und dem man den leicht stotternden CSU Politker auch fast abgenommen hätte, wären da nicht seine verräterischen Reden gewesen...

2
Geschrieben am
O.W.
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Wenn knapper Wohnraum und hohe Mieten bedeuten, dass man schwerer Leute anwerben kann und das zu hohen Ansprüchen bei den Löhnen führt, dann frage ich mich, warum die Umkehrung nachweislich falsch ist. Denn niedrige Mieten und reichlich verfügbarer Wohnraum (Land) führen keineswegs dazu, dass die Leute in Scharen kommen. Ganz im Gegenteil. Und die, die kommen, wollen häufig noch mehr Geld, weil sie ja nun aufs Land ziehen. Ich meine, wenn man eine Wohnung von 70 m² für unter 350 € kalt bekommen kann, Aldi, LIDL, Hit, viele kleinerer Geschäfte, eine Eisdiele, mehrere Restaurants, der Bahnhof und Busbahnhof, Rathaus, Post, Grundschule, Gymnasium und Berufskolleg fußläufig (<2km) und dennoch nicht an einer viel befahrenen Straße, dann ist das wohl recht günstig. Über 7,20 €/m² finde ich nichts. Offene Stellen gibt es. Besetzt werden können die aber nicht. Gut, meistens sind es anspruchsvollere Jobs (Techniker, Softwareentwickler), aber es sind auch Jobs im Einzelhandel dabei und so weiter.
Ok, Mieten ist nicht jedermanns Sache. Eigentümer habe es da ja besser. Dann kann man auch noch etwas besserer Lage ein Mehrfamilienhaus mit 235 m² für 330.000€ kaufen. Klar, da müsste dann noch etwas zur Sanierung rein, aber sehr viel mehr als 150.000€ sollten das nicht werden, vielleicht mit ein wenig Pech 250.000 €. Und die ersten paar zehntausend Euro könnte man sicher noch über zwei bis drei Jahre ansparen. Monatsrate bei Finanzierung wäre laut Bankauskunft etwas über 1.100 €, also rund 5 € pro m², dazu nochmal vielleicht knapp 900 € pro Monat (also 4 €/m²) and Rückstellungen bzw. später Finanzierungskosten für Sanierung. Huch? Ist Besitzen etwa teurer als Mieten?

Ja, das Beispiel mit Wohnung und Haus in der gleichen Gegend, wo Besitzen teurer ist als Mieten ist etwas polemisch, denn nach einer Zeit fällt die Kreditrate ja weg. Das wären bei gleichbleibenden Zinsen so rund 40 Jahre. Und man kann, weil Mieter ja in Deutschland nicht vor Wuchermieten geschützt sind, mit viel Glück den Wohnraum, für den man über 9 €/m² bezahlt für 7,20 €/m² vermieten. Da macht man voll den Reibach. Oh, halt. Man hat ja sowohl auf den selbstgenutzten als auch auf den vermieteten Teil noch Kosten wie die vorgeschriebenen Versicherungen und die Grundsteuer. Nochmal stärker pro Mieter.
Aber man kann dann ja nach 40 Jahren mit Gewinn verkaufen, deshalb blockiert man ja Neubauten. Ähn, nein. Da ist der Sanierungszyklus wieder am Anfang und wenn man Pech hat, dann hat man inflationsbereinigt trotz des geschaffenen Eigentums Verlust gemacht gegenüber jemandem, der sein Leben lang mietet. Eigentum macht Sinn wenn man reich ist, erbt, oder den Verlust hinnimmt, um sein eigener Herr zu sein.


Sorry, in Deutschland gibt es Millionen langfristig leerstehender Wohnungen. Bevor gebaut wird, könnte man die erstmal nutzen. Oder, um es genau so plastisch zu sagen, wie im Blogpost dargestellt:
Städter müssen begreifen, dass es auf dem Land durchaus günstigen Wohnraum und Arbeitsplätze gibt.
Mieter müssen begreifen, dass sie schon subventioniert werden und dass man, wenn die Miete zu teuer wird, auch in weniger begehrte Gegenden ziehen kann.

Ich weiß, ich mache mich unbeliebt. Aber mit welchem Recht fordern Leute, die aus Ballungsgebieten weg könnten, dass die Allgemeinheit für sie einspringt, weil sie in Ballungsgebieten leben wollen? Mit welchem Recht sind viele dann auch noch so arrogant, den Leuten vom Land erklären zu wollen, wie die mal was werden können und was die brauchen und was nicht? Warum müssen wegen dieser seltsamen Ballungsraumsucht Weltmarktführer die Produktion einschränken, weil sie keine Leute kriegen? Nein, wenn ich mir die Lage so anschauen, dann müssen die Mieten in den Ballungsräumen deutlich steigen, nicht sinken. Dann kriegen die "Hidden Champions" in ländlicheren Regionen vielleicht auch mal wieder genug qualifizierte Leute.

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Geschrieben am
Klopfer
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Ich meine, wenn man eine Wohnung von 70 m² für unter 350 € kalt bekommen kann, Aldi, LIDL, Hit, viele kleinerer Geschäfte, eine Eisdiele, mehrere Restaurants, der Bahnhof und Busbahnhof, Rathaus, Post, Grundschule, Gymnasium und Berufskolleg fußläufig (<2km) und dennoch nicht an einer viel befahrenen Straße, dann ist das wohl recht günstig. Über 7,20 €/m² finde ich nichts.

Wo ist das? Hier in der weiteren Umgebung jedenfalls nicht.

Offene Stellen gibt es. Besetzt werden können die aber nicht. Gut, meistens sind es anspruchsvollere Jobs (Techniker, Softwareentwickler), aber es sind auch Jobs im Einzelhandel dabei und so weiter.

Wo ist das? Hier in der weiteren Umgebung jedenfalls nicht.

Dann kann man auch noch etwas besserer Lage ein Mehrfamilienhaus mit 235 m² für 330.000€ kaufen. Klar, da müsste dann noch etwas zur Sanierung rein, aber sehr viel mehr als 150.000€ sollten das nicht werden, vielleicht mit ein wenig Pech 250.000 €.

Wo ist das? Hier in der weiteren Umgebung jedenfalls nicht.

Sorry, in Deutschland gibt es Millionen langfristig leerstehender Wohnungen.

Fragt sich halt, wo und in welchem Zustand. (Laut Statista gibt's in Deutschland nur etwa eine halbe Million Wohnungen, die entweder jetzt oder innerhalb von sechs Monaten vermietbar wären. Nicht Millionen. Ich nehme an, bei den Millionen leerstehender Wohnungen ist der Zustand so mies, dass da keiner einziehen kann. Und die meisten dieser Wohnungen sind in Ostdeutschland, wo es auf dem Land eben nicht so idyllisch ist, wie du es beschreibst.)

Städter müssen begreifen, dass es auf dem Land durchaus günstigen Wohnraum und Arbeitsplätze gibt.

Noch mal: Wo ist das?

Wenn ich gucke, wie's auf dem Land etwa in den ostdeutschen Ländern außerhalb des Speckgürtels und der Ballungsräume aussieht: keine vernünftige Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, mit Glück ein Dorfkonsum, eventuell nur ein Einkaufsmobil, welches an ein paar Tagen in der Woche vorbeikommt, Internetanschluss in ISDN-Geschwindigkeit, keine Arbeitsplätze, außer vielleicht als Erntehelfer. Kinder müssen, wenn sie auf weiterführende Schulen wollen, womöglich morgens ne Stunde mit dem Schulbus fahren. Das hat ja nun auch einen Grund, wieso die Leute da nicht bleiben oder nicht hin wollen.
Wenn's bei dir im Ländlichen so toll ist, dass es da die megatolle Infrastruktur gibt, dann kann's da noch nicht so gravierend sein wie hier, sonst gäb's da keinen Aldi, keinen Lidl, keine Eisdiele und kein Berufskolleg.

0
Geschrieben am
(Geändert am 27. September 2024 um 15:46 Uhr)
Gauss
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Um in deiner Wohngegend zu bleiben:
Friedrich Wilhelm Voigt

0
Geschrieben am
O.W.
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@Klopfer
Das wäre dann in NRW, in einem ländlichen Teil. Genauer gerne bei Interesse per privater Nachricht, weil ich mich ansonsten im Prinzip selbst doxe.

Und was heißt ländlich? Der Ort hat eine Bevölkerungsdichte zwischen 60 und 70 Einwohnern pro Quadratkilometer, hat aber im Namen „Stadt“, weil die Stadtrechte historisch sind.
Offene Arbeitsplätze in der erreichbaren Umgebung sind reichlich vorhanden, wenn man qualifiziert ist und die Qualifizierung zu der Struktur der Region passt. Die Arbeitgeber klagen darüber, dass sie seit Jahren Lehrlinge anstellen, die sie vor 10 Jahren nicht in Erwägung gezogen hätten, weil es keine Bewerber mehr gibt. Und die Unternehmen bemühen sich wirklich, mt Werbeveranstaltungen inklusive Geschenken wie Rucksäcken und Kinokarten, übertarifliche Vergütung von zum Teil 200 €/Monat über Tarif schon in der Lehre, bezahlte Weiterbildung zu Technikern/Betriebswirten und mehr.

Aber: Anwerbeversuche aus den Ballungsräumen scheitern häufig genug, weil keiner aufs Land ziehen will.
Und natürlich ist es so, dass man da schon auch Abstriche machen muss. Die Arbeitsplätze sind erreichbar, aber natürlich mit dem Auto. ÖPNV ist nicht dicht genug, um die Firmen alle abzudecken. Es gibt „Stadtteile“, die zweimal pro Tag vom Bus angefahren werden.
Die nächste Diskothek ist ohne Auto nicht zu erreichen. Wenn man feiern will, dann muss man das schon irgendwie selbst in die Hand nehmen oder im Sommer auf ein Schützenfest gehen (jedes Wochenende, ganz sicher). Andererseits, wenn man das tut, dann gibt es immer einer Scheune oder Hütte, wo was geht.
Das nächste Akutkrankenhaus ist zwar sogar innerhalb des 2 km Radius um die Wohnung und das Haus, aber wenn es etwas ernsteres ist, dann muss man in ein Krankenhaus entweder in der Kreisstadt oder zur nächsten Uniklinik, was mit ÖPNV 2 oder 3 Stunden sind, mit dem Auto je eine Stunde.
Spezialisierte Geschäfte sind natürlich auch reine Fiktion. Es ist unmöglich, Läden die für irgendeine Subkultur etwas bereit halten in einer so ländlichen Umgebung erfolgreich zu betreiben – es sei denn es besteht Interesse an Kettensägen. Dann findet man fußläufig von der erwähnten Wohnung sowohl eine Vertretung von Stihl, als auch von Husqvarna.
Ach ja, viele Menschen haben Angst vor Waffen. Das käme da auch nicht so gut, wenn man da hinziehen möchte. Ich glaube, dass in dem Ort mehr Schusswaffen als Menschen sind, die meisten legal, aber auch sicherlich viele nicht (Volkssturmwaffen sind nicht so gut dokumentiert worden und bei jeder Amnestie geben immer ein paar Leute wieder Waffen aus der zeit ab, die sie seit Jahrzehnten illegal besitzen). Tatsächlich können die meisten Leute schießen, auch wenn sie keine Waffen zu Hause haben. Und während es ein Problem ist, die nächste Diskothek zu erreichen, so ist der nächste Schießstand immer erreichbar. Und nein, da wird nicht nur mit Luftdruckwaffen und Kleinkaliber geschossen. Schrot und Großkaliber stehen absolut auch bei den legalen Schützen für viele auf dem Plan, schon für jagdliches Schießen. Und ja, es gab auch schon mindestens einen Amoklauf mit Schusswaffe. Am Ende war allerdings niemand verletzt, weil der Typ, der in seiner Firma Leute umbringen wollte, von einem seiner Arbeitskollegen entwaffnet worden ist, bevor er Menschen verletzen konnte. Es hat auch sein Gutes, wenn viele Menschen mit Waffen vertraut sind.


Andererseits ist Wohnraum halt super günstig. Gute Nahrungsmittel sind auch sehr günstig, wenn man sie vielleicht nicht im Supermarkt kauft. Klar, die Discounter existieren und werden auch frequentiert, aber die meisten Leute mit ein wenig mehr Geld nutzen häufig genug aus, wen sie kennen. Und da sind immer Nebenerwerbslandwirte und Jäger dabei. Und je nachdem, was man dann so haben möchte, kann man Bioeier für 0,30 €/Stück bekommen, Wildschinken für 40 €/kg, Rindfleisch (Bio-Weiderind) unter 10 €/kg, hausgemachten Honig für 5 €/Glas und vieles, vieles mehr. Selbst Brot beim Bäcker ist etwas günstiger, wahrscheinlich weil auch da die Immobilienkosten geringer sind.

Und jetzt die Frage: Ist das unzumutbar? Viele empfinden so. Warum kann ich nicht verstehen. Es mag sein, dass dieser Ort, den ich halt genau kenne, einzigartig ist, aber glauben kann ich es nicht. Und wenn es nicht einzigartig sein sollte, dann wären tausende, wenn nicht zehntausende, Personen, die derzeit Sozialleistungen in Ballungsräumen beziehen und damit da die Nachfrage nach Wohnraum steigern und die Preise erhöhen plötzlich als sozialversicherungspflichtig beschäftigte Personen in Orten mit günstigerem Wohnraum. Volkswirtschaftlich sicher ein Gewinn.


Und zu den Wohnungen: Ich kenne viele, die Wohnungen haben, die vermietet werden könnten. Wie viele davon haben vermietet oder wollen vermieten? Weit weniger als die Hälfte. Mieterschutz geht immer vor Eigentümerschutz und man geht bei Vermietung immer ein hartes Risiko ein, eine Menge Geld zu verlieren. In einem Fall hat ein Bekannter eine Einliegerwohnung ein Jahr lang vermietet gehabt und ist auf Kosten in Höhe der vierfachen Bruttomieteinnahmen sitzengeblieben. Der ist vom Vermieten hart kuriert worden, insbesondere weil seitdem der Mieterschutz noch deutlich verbessert wurde, wiederum zu Lasten der Eigentümer. Da muss sich niemand wundern, wenn es irgendwann nur noch vonovia und ähnliche Läden gibt.

1
Geschrieben am
Gast
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Du wohnst im Sauerland! Ich hab da mal eine Zeit lang gewohnt, klingt genau so. Alternativ in der Eifel, da hat ein Schwager lange gewohnt, klingt genauso. Oder wart, doch in Ostwestfalen-Lippe? Da wohnt eine Tante, klingt genauso...

was ich sagen will, klingt nach ganz normalem Landleben,

0
Geschrieben am
O.W.
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@Gast:
Das erscheint mir plausibel, dass das ganz normales Landleben ist. Nur habe ich halt keine Daten, um das zu untermauern. Übrigens stimmt keiner Deiner Tipps exakt, aber nahe genug dran ist einer.:winke:

0
Geschrieben am
Gast
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Ich kann ja nur vom selbsterlebten Landleben berichten, bzw. das aus Besuchen und zweiter Hand. Wo auch immer, Hauptsache ist doch, dir gefällt es da. Und manchen gefällt es eben in der Stadt besser, man zahlt halt einen Preis. Wobei es auch nicht so ist, als könnte man das 1:1 übertragen, so kleine Wohnungen wie in der Stadt gibt es auf dem Land ja eher selten. Also man wohnt größer, auch Grundstücke sind größer, so dass der geringere Quadratmeterpreis teils davon wieder aufgefressen wird. Kann man sagen, klar, kriegt man mehr für sein Geld, aber nicht jeder will mehr.

0
Geschrieben am
Zielfinder (unregistriert)
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@Klopfer
Um Deine Frage zu beantworten, was O.W. schon teilweise gemacht hat:

Natürlich findest Du nicht innerhalb einer (beliebten) (Groß-)Stadt die aufgeführten Preise und auch nicht im Speckgürtel derselbigen, aber dennoch kann man günstigen Wohnraum durchaus finden.
Ich weiß nicht obs, immer noch so günstig ist, aber in Herne bspw. bekommst Du eine Wohnung mit 60m² für ~500€ kalt.

Klar, nicht jedermanns Sache dort zu wohnen, soll jetzt aber nur veranschaulichen dass Wohnraum durchaus vorhanden ist. :-)
Und selbst wenn es eben die Leute alle in die Städte zieht, sind auch viele Probleme von den Menschen selbst verursacht.
Ich kann jetzt primär nur für Hamburg sprechen (bin dort aufgewachsen und wohne im Umland), aber hier ist es so, dass über 50% der Wohnungen von nur einer Person bewohnt werden.
Es gibt um die 1 Million Wohnungen hier, die Stadt zählt ~1,9M Einwohner.
Rein rechnerisch wäre das Problem gelöst, wenn also in jeder Butze zwei Personen leben würden.
Aber die verschiedenen Wünsche und Ansprüche der Menschen führen halt zu den momentanen Sorgen.
Hinzu kommen dann noch - wenn auch eher selten - Dinge wie bei mir im Bekanntenkreis, wo Sie und Er seit 6 Jahren zusammen sind, Sie seit 5,5 Jahren bei ihm wohnt, aber immer noch ihre Mietwohnung hält, falls es mal doch in die Brüche geht.
Da steht also eine hübsche 2- Zimmer Wohnung seit 5,5 Jahren leer ...

Zum Landleben:
Natürlich muss man was das Landleben angeht anders aufgestellt sein.
Ein Auto sollte man schon einplanen und auch weitere Wege zu Geschäften des täglichen Bedarfs.
Für jemanden wie Dich als autoloser Stadtmensch der den ÖNPV nutzt und es gewohnt ist mit 2x umfallen im nächsten Supermarkt zu stehen, wirkt das Landleben natürlich sehr befremdlich und absolut ungewohnt, aber für mich wiederum ist es absolut schön, eben nicht den ganzen Großstadttrubel um mich zu haben und das es hier einfach alles entschleunigter ist :-)

0
Geschrieben am
BJ68
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[...]Ein Auto sollte man schon einplanen und auch weitere Wege zu Geschäften des täglichen Bedarfs.[...]

Nur da gib es so ein kleines Hindernis...nennt sich Fahrerlaubnis....und wenn ich mich dunkel erinnere ist diese bei Stadtbewohnern nicht mehr so verbreitet....

bj68

0
Geschrieben am
mischka
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Dafür gibt es Fahrschulen.

0
Geschrieben am
ZRUF
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Wenn ich da an einen Kollegen denke, der zuviel Angst hat selbst zu fahren, wird es schwierig. Aber das ist natürlich ein individuelles Problem.

0
Geschrieben am
Gast
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Es müssen ja auch nicht alle aufs Land, es entlastet ja schon, wenn 5~10% der Städter sich das vorstellen könnten.

0
Geschrieben am
ZRUF
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Schon klar. ;-)
Würde ich nicht familiäre Gründe haben. würde ich aktuell vielleicht auch aus der Metropole wegziehen. Inzwischen könnte ich mir das vorstellen, früher war das für mich undenkbar.

0
Geschrieben am
Ricksi
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Vorschlag für Ganoven (Nach dem du mit Beltracci durch bist ^^) : Dagobert

0
Geschrieben am
Gast
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Ganovenidee: Adele Spitzeder, die Frau die 50 Jahre vor Ponzi das Ponzi Schema erfand und Bayern in eine Finanzkrise stürzte...

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Geschrieben am


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