Es ist ja nicht alles schlecht heutzutage
Nach den etwas niederschmetternden Einträgen gab es einige Wünsche nach einem positiven Beitrag. Gut, ich höre ja auf meine Leser, also zähle ich mal fünf Dinge auf, die uns im 21. Jahrhundert fröhlich stimmen sollten.
- Entgegen der allgemeinen Wahrnehmung (die kräftig geschürt wird durch die Medien und die leyenhaften Horrorgeschichten unserer politischen Garde) wird sexueller Missbrauch von Kindern immer seltener. Nachdem 1997 ein Höhepunkt mit 16888 Fällen erreicht war, sank die Zahl der sexuellen Missbräuche seit dem Siegeszug des Internets und ging bis 2007 um 25% zurück (die Statistik von 2008 ist noch nicht verfügbar). Die Chance einer Zehnjährigen, als Jungfrau ihren elften Geburtstag zu feiern, ist damit so gut wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
- Ähnlich sieht es beim Mord aus: Gab es 1993 noch 1299 Mordfälle in Deutschland, so verzeichnete die Kriminalstatistik für 2007 lediglich 734 Fälle - selbst 1987 gab es nur in der damaligen BRD noch über 200 Morde mehr. Wieder eine gute Nachricht: Wenn die jungfräuliche Tochter ihren elfjährigen Geburtstag feiert, wird man vermutlich mitfeiern können und nicht von üblen Schurken hinterrücks gemeuchelt worden sein.
- Computerspiele sind billig! 1992 bezahlte ich für Monkey Island 2 noch absolut branchenübliche 119 Mark (in Euro umgerechnet wären das etwas über 60 Euro). Heutzutage sind Computerspiele üblicherweise zwischen 25 und 45 Euro teuer (wenn sie nicht nur für Erwachsene freigegeben sind). Und trotzdem wird mehr Geld denn je in die Spiele reingesteckt, die auch noch wesentlich schnellerem Preisverfall ausgesetzt sind - nicht selten kann man ein Spiel bereits neun Monate nach Erscheinen für 10 oder 15 Euro erwerben. Man kann also seiner elfjährigen Tochter zum Geburtstag die unzensierte Version von Bioshock für weniger als 20 Euro schenken.
- Man kann heutzutage einfacher berühmt werden als je zuvor. Früher brauchte man zumeist etwas Talent, um von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden, heutzutage kann man sich als Sänger bei DSDS beweisen, sich in einem Video bei Youtube wie ein Idiot benehmen und so einen Trend starten, sich als Jugendlicher ins Koma saufen und als schlechtes Beispiel mit Foto in der Boulevardpresse genannt werden... Die erfolgversprechendste Methode, aufs Titelbild von Spiegel und Stern zu kommen, beinhaltet zwar leider eine Schusswaffe und einen Schulbesuch - aber man kann seiner elfjährigen Tochter ja beibringen, dass sie sich im Zweifelsfall lieber ans Komasaufen halten sollte, damit man in der BILD als stolzer Papa (oder stolze Mama) zitiert werden kann: "Meine Kleine hat ein Stehvermögen wie ein Panzerschrank. Alle Achtung, sie verträgt nen ordentlichen Hieb!"
- Es gibt Klopfers Web! Die Seite existiert zwar schon seit September 1999 (auch wenn sie damals nicht so hieß), aber seit gut fünf Jahren gehört sie zu den besten Adressen im deutschsprachigen Internet. (Bescheidenheit ist eine Zier, doch besser lebt man ohne ihr.) Und man kann beruhigt seine elfjährige Tochter auf Klopfers Web surfen lassen und muss sich keine Gedanken darüber machen, dass sie sich bei SchülerVz oder MySpace mit dicken Fünfzigjährigen verabredet, um sich deren Briefmarken anzugucken.
Wir haben also guten Grund, unsere Zeit optimistisch zu sehen. Es könnte ja immer noch schlimmer kommen.
Gast
Hattest du nicht noch geklagt, dass Computerspiele so teuer geworden sind?