Altes Thema...
Liebe Jugendschützer,
geht sterben. Bitte. Sucht euch eine andere Beschäftigung (Blumen zu züchten soll sehr erfüllend sein), aber wenn ihr das nicht könnt, beendet bitte euer Leben, damit wir endlich von euch in Ruhe gelassen werden. Ich habe endgültig die Schnauze voll davon, mir Gedanken über angebliche Jugendgefährdung, Jugendbeeinträchtigung oder sonstwelchen Jugendschutzmüll machen zu müssen, nur weil irgendein lebensfremder Sesselfurzer meint, dass ich mich mehr um die Erziehung und den Medienkonsum von Kindern kümmern müsste als deren eigene Eltern.
Man sollte Kinder nicht schlagen, unterdrücken, foltern und in die Waschmaschine stecken. Abgesehen davon sind Kinder ziemlich robust. Die Prägung ihres Verhaltens findet im Wesentlichen über ihr direktes Umfeld (Eltern, Verwandte, Freunde, Bekannte) statt, weniger durch die Medien. Einem konkreten medialen Inhalt kann nie nachgewiesen werden, dass dieser jetzt tatsächlich eine negative Wirkung auf ein Kind oder einen Jugendlichen gehabt hat. Selbst das Potenzial dazu ist keineswegs leicht nachzuweisen, Untersuchungen dazu sind alles andere als eindeutig. Und wenn große Studien, die auf der ganzen Welt durchgeführt wurden, damit schon Probleme haben - wie soll ein Jugendschützer in den sattsam bekannten Stellen und Kommissionen diese Kompetenz besitzen, wenn seine einzige Qualifikation in einem Sozialpädagogikstudium besteht, welches aufgrund der oben erwähnten Forschungslage zu dem Thema entweder gar nichts oder nur Mutmaßungen vermittelt haben kann? Der Jugendschutz besteht heutzutage darin, dass jemand von den geltenden Gesetzen und Staatsverträgen in eine Position gehoben wird, in der er anderen seine persönlichen Moralvorstellungen aufdrücken kann. Wer dagegen verstößt, wird von der Justiz in die Mangel genommen und hat kaum Chancen, sich erfolgreich zu wehren, denn das Entkräften der unscharf definierten Vorwürfe gleicht dem Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln.
Meines Wissens deutet die aktuelle Forschung folgendes an: Wenn schlechte Erziehung ein schlechtes Verhalten verursacht, kann dieses Verhalten eventuell durch ungeeignete Medien noch verschlechtert werden. Bei guter Erziehung wird jedoch auch der Konsum ungeeigneter Medien nicht zu einem schlechten Verhalten führen. Im Fazit heißt das, dass die Erziehung hauptverantwortlich ist; in keinem Fall ist der Medienkonsum ursächlich für unsoziales Verhalten. Kein Kind wird durch strengen Jugendmedienschutz zu einem besseren Menschen erzogen. Was der übertriebene Jugendmedienschutz aber bewirkt, ist eine Abnahme der Medienkompetenz. Wenn Menschen (ob Kinder oder Erwachsene) verantwortungsbewusst mit etwas umgehen können sollen, müssen sie dieses etwas auch kennenlernen dürfen. Man bringt Kindern bei, mit Messer und Gabel zu essen und mit Papierscheren zu arbeiten. Auf diese Weise lernen sie unter Aufsicht den Umgang damit und müssen nicht als Erwachsene plötzlich ganz allein herausfinden, dass man die Gabelzinken tunlichst nicht seinem Nachbarn ins Auge stecken sollte. Aber bei Medien erscheint es den Jugendschützern anscheinend undenkbar, dass man den Umgang mit nicht für Kindern gedachten Medien üben sollte. Lieber verstecken, lieber verbieten, aus den Augen, aus dem Sinn, und der Rest der Welt, der trotz eines lässigeren Jugendschutzes nicht im Chaos versinkt, existiert dann vielleicht gar nicht mehr. Regelungen, wonach Besteckhersteller ihre Ware mit Kindersicherungen ausstatten sollten, sind meines Wissens nicht in Planung.
Anstatt die Idee zu vertreten, dass ich den lieben langen Tag vor dem PC hängen muss, um jeden Kommentar und jeden Forenbeitrag mit einer Alterskennzeichnung zu versehen, sollte sich die Politik lieber mal richtig für die Kinder und Jugendlichen einsetzen, und zwar mit besseren Bildungsmöglichkeiten, kinderfreundlicheren Umgebungen und intelligenteren Lehrinhalten. Leider wird das wohl nicht passieren, denn da müssten sie die Kosten selbst tragen.
Mich kotzt dieses Land gerade einfach nur noch an.
Gast
wiedermal ne abmahnung gekriegt.. erster?!