Das war 2010
Januar 2010
In einem ungewöhnlich harten Winter vergletscherte Europa. Besonders das Sturmtief Daisy sorgte für frostige Gemüter - Schnee auf Mallorca ist dann doch etwas ungewöhnlich. Während die Deutsche Bahn mal wieder dank ihrer Sparbemühungen vom Wetter mit heruntergelassenen Hosen erwischt wurde, gewöhnte sich der Rest Deutschlands langsam an die Winterwelt, die uns erst im März wieder verlassen sollte.
Im Fernsehen ging der DSDS-Zirkus wieder los, und wie in jedem Jahr gab's wieder ordentlich Schimpfe von den Jugendschützern. Big Brother startete ebenfalls in eine neue Staffel, aber mir ist niemand begegnet, der sie auch guckte. 9live musste im Januar etwas ungewöhnliche Kritik ertragen: Eines ihrer Kreuzworträtselgitter sah so halb mit zusammengekniffenen Augen wie ein Hakenkreuz aus. Mich hatte das an die Nightloft-Moderatorin erinnert, die im Januar 2008 gefeuert wurde, weil sie einen etwas müden Anrufer mit einem lockeren "Arbeit macht frei" aufmuntern wollte. Einen Hakenkreuz-Gag hatte ich damals in einem PDF mit Call-In-Fragen schon gemacht, aber da ging es um Streichhölzer. Nun ja, manche Dinge wirken garantiert als Aufhänger für öffentliche Erregung.
Februar 2010
Am Valentinstag hatte ich altersmäßig wieder eine große Null erreicht, mir war das aber ziemlich egal, weil ich mich immer noch wie etwa 23 fühle. Viel wichtiger: Asu hat mich besucht! Als ich sie am Bahnhof abholte, hatte ich erwartet, dass neben ihr ein Koffer stehen würde, der doppelt so groß wie sie selbst ist, aber nein - sie schafft es tatsächlich, mit einem winzigen Koffer zu verreisen und sich trotzdem jeden Tag anders anzuziehen.
Ansonsten gab es im Februar Stunk in der Literatenwelt, weil sich der hochgelobte Roman einer jungen Autorin zum Teil als abgekupfert herausstellte und durch diese Enthüllung die kritiklose Faszination von Verlegern und den Feuilletonisten für Fickgeschichten junger Mädchen einmal mehr offensichtlich wurde. Aber natürlich alles nur hochkulturell, gell?
März 2010
Ich bekam einen coolen Schaumgummi-Ziegelstein! Sonst passierte nicht viel.
Bei DSDS wurde Kandidat Helmut rausgeschmissen, weil er Drogen nahm. Das tat ihm später furchtbar leid. Also dass er erwischt wurde und irgendein Arschloch ihn gefilmt hatte, nicht dass er Drogen nahm. Er selbst war bei der Jury zu dem Zeitpunkt aber auch gar nicht mehr so beliebt, weil er nie seinen Text lernte.
April 2010
Island machte sich in ganz Europa beliebt - zumindest bei denen, die keine Kondensstreifen am Himmel mögen: Der Vulkan Eyjafjallajökull brach aus. Der Flugverkehr über großen Teilen Europas wurde eingestellt, aber schneller wieder aufgenommen, als man die Aussprache des Namens lernen konnte (also nach etwa einer Woche). Einige Zeit später gab es noch mal gelegentliche Sperrungen europäischen Luftraums wegen schändlicher Aschewolken, aber das war dann kaum mehr eine Meldung wert. Wir gewöhnen uns schnell an so etwas.
Außerdem bewies die Operation Boobquake am 26. April eindeutig, dass dicke Hupen Erdbeben auslösen.
Mai 2010
Ich versuchte zum ersten Mal, einen Liveblog zu schreiben, und prompt gewann Lena für Deutschland den Eurovision Song Contest, was jede Menge Journalisten gewurmt haben dürfte, die schon in freudiger Erwartung ihre Tastaturen warmlaufen ließen, um nach dem Wettbewerb wieder herumjammern zu können, wie unfair doch alles sei, weil die Länder aus dem Osten und dem Norden sich ja schließlich eh alle Punkte zuschachern würden und uns ja keiner mag und wir deswegen nie eine Chance hätten.
Horst Köhler nutzte den letzten Tag des Monats für eigene Schlagzeilen, um die Brocken hinzuschmeißen und sich vom Amt des Bundespräsidenten zu verabschieden. Ich bin schändlich um die Nachfolge betrogen worden und finde das immer noch empörend.
Juni 2010
Ich hab die supertolle Reami besucht! Und dieser Besuch sollte noch eine Nachwirkung haben, von der ich bald mal reden werde. Glaube ich. Außerdem konnte ich bei ihr endlich mal auf einer Wii und einer PS3 spielen. Ich würde beide haben wollen, bin aber zu geizig, also muss ich mich vermutlich wieder irgendwann selbst einladen und ihr auf den Keks gehen.
Im Juni begann auch die Fußballweltmeisterschaft der Herren 2010 in Südafrika und machte den Rest der Welt mit einer afrikanischen Innovation bekannt, auf die er gerne verzichtet hätte: Mit den Vuvuzelas ging man vielen Zuschauern so auf die Nüsse, dass schließlich die Fernsehsender eigens Übertragungen von Spielen anboten, bei denen die terroristischen Angriffe aufs Trommelfell ausgefiltert wurden.
Juli 2010
Die junge deutsche Mannschaft begeisterte die Welt zwar mit schönem Fußball, scheiterte Anfang Juli aber (gerechtfertigt) im Halbfinale am späteren Weltmeister Spanien und belegte verdient den dritten Platz. Für mich gab es aber anderen Grund zur Freude: Ich leistete mir nach fünf Jahren endlich einen neuen Laptop und kann nun zumindest halbwegs aktuelle Spiele genießen.
Womit nach dem Winter niemand mehr rechnen konnte, erst recht nicht die Deutsche Bahn: Im Sommer kann es ganz schön warm werden. In einem ICE kochten die Passagiere so gut vor sich hin, dass sie die Scheiben einschlagen wollten und ärztlich versorgt werden mussten. Immerhin bleiben so außerhalb von Winter und Sommer noch ein paar Monate im Jahr, in denen die Züge der DB theoretisch benutzbar sind.
August 2010
Klopfers Web wurde vom Bildblog verlinkt und bekam dadurch einen kräftigen Besucherschub, und um das auszunutzen, zog ich die Twilight-Lästerei vor, die eigentlich für das größere Update danach gedacht war. Der Film wird mich vermutlich noch lange verfolgen, und den zweiten Teil muss ich demnächst auch noch besprechen. Uff. Außerdem gab es ein Forentreffen. Irgendwann möchte ich ein Forentreffen erleben, bei dem ich mal nicht friere.
Ebenfalls im August erschien Thilo Sarrazins "Deutschland schafft sich ab" und dominierte damit erst einmal die ganze Medienlandschaft, weil jeder etwas dazu sagen wollte oder musste (ich wurde ja auch drum gebeten). Sarrazin wurde dann seinen Posten bei der Bundesbank los, aber da ihn das Buch zum Millionär machte, dürfte er das gut verschmerzen können.
September 2010
Update, Reisen nach Kassel und Osnabrück, den Rückstand bei den Fundsachen aufgeholt, ein Versuch in Sachen Produkttest - ich war ziemlich heftig am Rotieren im September. Was beim Update geplant, aber nicht dabei war: Eine Lästerei zu Spiceworld. Es stellte sich schlicht heraus, dass der Film zu sehr zerstückelt ist, weswegen einer Lästerei auch der rote Faden fehlen würde. Vielleicht nehme ich mir bei Gelegenheit mal einen Teilaspekt vor, aber eilig habe ich es damit nicht. Der Newsletter fehlt aus einem anderen Grund: Ich hatte das Update mal wieder kurz vor einer Reise gemacht und eigentlich geplant, nach der Reise den Newsletter zu schreiben. Und dann hab ich ihn vergessen. Als er mir dann wieder einfiel, war das Update schon zu lange her. Was mich aber sehr gefreut hat: Ich bekam ne PSP geschenkt. *_*
RTL gab sich dagegen Mühe, mal wieder einen televisionären Tiefpunkt zu setzen mit der Show "101 Wege aus der härtesten Show der Welt", welche sich nach britischem Vorbild einfach nur damit beschäftigte, Leute als Strafe für falsch beantwortete Fragen irgendwie ins Wasser zu schmeißen. Wo der Engländer "Normalos" planschen schickte, mussten es bei RTL aber Prominente sein. Nur fand man aber keine Prominenten und musste sich mit dem Bodensatz begnügen. Plötzlich galt auch die Mutter von Vox-Nervtitte Daniela Katzenberger als prominent. Ansonsten gab es zum Beispiel Teleshop-Onkel Walter Freiwald, der eigentlich bei allem nur darüber meckerte, wie schlecht die Show für seinen Rücken wäre (warum macht der dann bei dem Müll mit?), einen ehemaligen Big-Brother-Kandidat namens "Porno-Klaus" oder auch Nacktmodell Bettie Ballhaus.
Oktober 2010
Wir sind schuldenfrei! Also so quasi. Am 3. Oktober bezahlte Deutschland die letzte Rate für eine Verpflichtung, die noch aus den Reparationsforderungen für den 1. Weltkrieg herrührte. Aber gerade wenn wir die alten Kriege alle abbezahlt haben und uns jetzt mal so richtig in den neuen in Afghanistan reinhängen könnten, nimmt die Abschaffung der Wehrpflicht konkrete Gestalt an.
In Chile holte man nach fast 70 Tagen 33 verschüttete Bergleute wieder ans Licht, und diesmal gönnte ich ihnen sogar den Medienrummel, den sie hoffentlich irgendwie gewinnbringend ausschlachten können. Der Betreiber der Mine nämlich zahlte seit dem Unglück die Gehälter der Arbeiter nicht mehr. Daher bin ich immer noch überrascht, dass sie den Chef des Betriebs nicht am Ende in die Rettungsröhre gepackt und nach unten geschickt haben, so als ausgleichende Gerechtigkeit.
November 2010
Ich werkelte im Stillen vor mich hin und meldete gelegentlich nach außen meine Existenz, und in der großen weiten Welt ging wieder einmal die Terrorangst um. Griechen schickten Paketbomben, aus dem Jemen kam auch was Explosives, und in Namibia stand ein Koffer herum. Bundesinnenminister Thomas de Maizière versprach uns ganz üble Anschläge bis Ende November, aber da muss den Terroristen was dazwischen gekommen sein. Vielleicht waren sie im Weihnachtsstress auch zu beschäftigt, um sich um den Jihad zu kümmern, man weiß ja, wie so etwas ist.
Dezember 2010
Hurra, der Winter ist wieder da! Noch früher und mindestens ebenso heftig wurden Erinnerungen an den Jahresanfang wach. Mein persönliches Highlight: Im Dezember lag in den Zügen der Deutschen Bahn das Magazin "Mobil" aus, Ausgabe 1/2011, und in dem Heft sprach man davon, dass der letzte Winter die Bahn kalt erwischt hätte, aber sie diesmal verdammt gut vorbereitet wäre und sich das Chaos nicht wiederholen würde. Bruhahaha. Am Ende riet die Bahn den Reisewilligen, doch bitte irgendwas anderes zu benutzen. Um die anderen Verkehrsmittel stand es aber auch nicht gut, also sollte lieber jeder daheim bleiben. (Zu Beginn des neuen Jahres sind in Berlin übrigens weniger S-Bahnen unterwegs als nach dem Krieg. Danke, Deutsche Bahn.)
Auf die Nase legte sich aber nicht nur die Bahn, sondern auch ein Kandidat bei "Wetten, dass...?", was zu unendlichen Diskussionen über die angebliche Quotengeilheit des ZDF in Konkurrenz zu RTLs "Supertalent" führte, vor allem bei den Leuten, die nicht mitbekommen haben, dass in der ZDF-Sendung bereits in den 80er Jahren noch viel riskantere Wetten durchgeführt wurden. Der Kandidat bleibt nun vermutlich gelähmt - und trotzdem ist er selbst schuld.
Ansonsten gab es wenigstens ein bisschen Grund zur Freude: Der neue Entwurf des Jugendmedienschutzstaatsvertrags, der bereits das ganze Jahr über viele Blogger und Webmaster in Sorge versetzt hatte, wurde kurz vor Schluss doch noch gekippt. Außerdem gab es zu Weihnachten auch eine Buchlästerei - schon allein dafür hat sich 2010 doch voll gelohnt, oder?
Gast
Erster. Ich fass es nicht. Juchu. Bitte schickt die Preise an die bereits bekannte Adresse.