Frag den Hasen

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#42906
Dabei wird komplett vergessen, dass es um die USA geht. Dort herrschen, ähnlich wie z.B. in Asien, wenn auch weniger ausgeprägt, nicht die ethischen Maßstäbe wie bei uns in Europa.
Hierzulande (mit kleinen länderspezifischen Unterschieden) steht der Tierschutz sehr weit oben, was natürlich löblich ist, auf der anderen Seite aufgrund von Bürokratie etc. auch die erlaubte Forschung deutlich verzögert bzw. viel Wissen in andere Länder abzieht, weil man dort mehr Gelder bekommt und seine Experimente in der Hälfte der Zeit abarbeiten kann, weil man kein halbes Jahr auf die Zulassung warten muss.

Aber nun zu den Tierversuchen:
In Europa bekommt man dafür nur eine Zulassung, wenn es definitiv keine einfachere Lösung für die Bearbeitung der Fragestellung gibt und auch die Art (und Anzahl) der ausgewählten Tiere muss nach dem 3R Prinzip so weit wie möglich weg vom Menschen stehen, deshalb gibt es auch so gut wie keine Versuche mit Menschenaffen mehr, bzw. Neuanmeldungen sind meines Wissens komplett ausgeschlossen.
Die statistische Relevanz der Ergebnisse hat an sich auch nichts mit den Tieren an sich zu tun, sondern mit der Art der Bearbeitung bzw. Fragestellung. Dort passieren heutzutage meiner Meinung nach 99,9% aller Fehler in der Wissenschaft, weil auch aufgrund des Drucks, neue Geldmittel zu bekommen und ständig publizieren zu müssen um seine Anstellung zu behalten, Ergebnisse verbogen werden wo es nur geht, um eine Signifikanz zu erhalten, die mit den richtigen statistischen Tests nicht vorhanden ist.
Wenn man sich jetz Medikamentenstudien anschaut, also weggeht von der staatlich geförderten Grundlagenforschung an Universitäten, wo Geld (und Publikationsdruck) ein großes Problem sind, sieht man, dass in der Phase 0 (also im Tierversuch) bereits ca. 80% der Entwicklungen in der Tonne landen. Dabei kann man natürlich noch nach den Gründen unterscheiden, aber es zeigt, dass die Versuche notwendig und wichtig sind, damit Ereignisse wie z.B. TGN1412 (das nach den Kenntnissen komplett unvorhersehbar war) in den späteren Phasen, wo es um die Effekte beim Menschen geht, nur alle 10 Jahre mal auftreten und nicht jedes Jahr. Dann kommt noch dazu, dass das einzelne Ereignisse sind in einem Rahmen von 1000+ Studien (sorry, keine genauen Zahlen vorhanden, nur eine Annahme) die in der Zeit durchgeführt werden. Die restlichen 19,5% die es nicht auf den Markt schaffen scheitern letztendlich nur daran, dass sie entweder nicht wirtschaftlich sind oder nicht effektiver als bereits vorhandene Medikamente (nach den Regulationen auch ein Ausschlusskriterium). Das heißt also nicht, dass die Tierversuche nicht übertragbar wären, sondern nur dass letztendlich die Ergebnisse nicht gut genug sind für unsere hohen Ansprüche.

Zum Thema Ersatz:
Wie weiter oben schon beschrieben, werden nach der 3R Regel schon in vielen Bereichen Tierversuche ersetzt, z.B. durch Zellkulturen. Da komplexe Systeme aber sehr schwierig 1:1 zu übersetzen sind, wird man noch lange nicht davon wegkommen. Simulationen können heutzutage bestenfalls Hinweise auf mögliche Beziehungen liefern, aber für eine endgültige Entfalsifizierung bei weitem nicht ausreichend. Dafür muss man dann eben doch ans Tier, oder in die Zellkultur und die Experimente durchführen.
Vor ein paar Jahren war ich mal zugegen, als ein Bioinformatiker zu dem Gebiet, auf dem ich gearbeitet habe, anhand der Aminosäuresequenzen und daraus resultierend den funktionellen Domänen, mit einem Programm ein Proteininteraktionsnetzwerk erstellt hat.
Im Endeffekt waren von den vielen möglichen Interaktionen aber viele nonsense, weil die Proteine im Körper an komplett anderen Orten lokalisiert sind und das Programm das nicht unterscheiden konnte. Es war aber dennoch nicht vollständig sinnlos, weil nach dem Ausschlussprinzip dann immernoch die Dinge übrig bleiben, die einem einen Überblick geben können, aus dem man, mit dem Wissen, das man hat, seine Hypothesen bilden kann
Danke für diesen fundierten Beitrag. ^^