Frag den Hasen

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#43526

Hätte noch eine Ergänzung bzw. Meinung/These dazu:

Provokative Aussage:
"Das Christentum wurde als Instrument der Herrschenden gegenüber den Beherrschten entwickelt und angepasst."

Das geht z.B. schon bei den Essensgeboten los (denen Jesus gefolgt sein dürfte) über das "Gottesgnadentum" worauf sich viele Herrscher berufen haben bis zu den kleinen Modifikationen die "Gläubigen" erlauben ihren Glauben ohne große Einschränkungen auszuüben vgl. "flüssiges Brot" oder Einstufung des Bibers als Fisch ;-).

Würde sagen, dass ging schon mit Konstantin der Große los, wo gezielt ausgewählt wurde was von den ganzen Überlieferungen gelten soll z.B. wurden die Speisevorschriften im Ersten Konzil von Nicäa aufgehoben....
D.h. es hat durchaus einen Grund, warum gerade das Christentum sich so weit verbreitet hat....meine Meinung....nur mal blöde gefragt, was ist davon noch ursprünglich bzw. war es das jemals da z.B. die Evangelien auch 70 Jahre nach der ganzen Sache verfasst wurden und ich würde mich schwer täuschen, wenn da das alles nicht auch schon ein wenig modifiziert bzw. wenn man es nett ausdrückt interpretiert worden wäre....Jesus hat sporadisch durchaus mal Rot gesehen...z.B. Geldwechsler im Tempel und ist auch handgreiflich geworden....d.h. der war an und zu auch radikal....

bombjack
Dass es später zwischen dem Christentum und den Mächtigen gewisse gegenseitige Rückkopplungen gab (gerade als die Kirche auch weltliche Macht anhäufte), lässt sich nicht bestreiten, aber es war bestimmt am Anfang nicht so angelegt. Das Urchristentum war ja bis zur Zerstörung des Jerusalemer Tempels noch recht eng mit dem Judentum verbunden und eine Sekte unter vielen. Dass sich bald nach Jesu Tod ein Streit entwickelte, wie man mit Heidenchristen umgehen sollte und ob diese sich den jüdischen Ritualen unterwerfen sollten, war bestimmt auch dem Umstand geschuldet, dass man in der Öffnung gegenüber Nichtjuden eine Chance sah, die eigene Anhängerzahl und somit die Bedeutung zu verstärken. Gewisse redaktionelle Änderungen in den Erzählungen über Jesus, die ihn als Erfüllung jüdischer Prophezeiungen darstellen sollten, waren hingegen wohl auch vorgenommen worden, um unter den Juden Anhänger zu finden.
Es war aber sicherlich ein recht glücklicher Zufall, dass sie so weit an Einfluss gewannen, dass sie schließlich ins Umfeld von Konstantin gelangten und somit auch Einfluss auf ihn nehmen konnten, was schließlich immer mehr dazu führte, dass das Christentum auch politische Macht gewann und seinerseits auch die Macht anderer legitimierte. Dass Herrscher ihre Macht Gottes Gnaden verdankten, war schon lange verbreitet, und je mehr sich das Christentum verbreitete, desto wichtiger wurde es für Herrscher, als vom christlichen Gott legitimiert zu gelten. Und natürlich konnte das Christentum seine Anhänger auch gut in ihrer jeweiligen Schicht halten, indem es die Gesellschaftsordnung als gottgewollt und unveränderlich darstellte, was dem Adel auch wieder zugute kam. Da haben sich also mit Adel und Klerus zwei gesucht und gefunden (trotz allerlei Konflikten), auch wenn beide nicht wirklich geschaffen wurden, um einander nützlich zu sein. Hat ja auch geholfen, Abspaltungen des Christentums zumindest ein bisschen in Schach zu halten; die Arianer hätten ohne die Unterstützung der Mächtigen wohl nicht so einfach ausgerottet werden können.
Im Prinzip hätte es aber auch eine andere Religion sein können (abgesehen vom Judentum, welches nicht missioniert und sich somit fast nur durch Sex und Zellteilung vermehrt). Beim Islam sind politische und weltliche Macht auch noch miteinander vereint; das war ja beim Christentum nicht so und sorgte auch häufiger mal für Reibereien zwischen Papst und Kaiser.