Erstens ist deren Kultur hier sehr sichtbar, im Gegensatz zu z. B. Deutschen. Wenn ich aus, sagen wir mal, Polen in die Schweiz komme, gibt es da relativ wenige andere Polen, mit denen ich mich verbinden kann. Als Italiener oder Kroate oder Albaner finde ich aber sehr viel eher andere Leute, die einen Bezug zu meiner zweiten Heimat haben. Entsprechend wird dann die Kultur auch eher gepflegt, da die ganzen sozialen Aspekte halt auch eher zu tragen kommen.
Zweitens habe ich das Gefühl, Einwanderer aus diesen Ländern schätzten ihre Verbindungen in die alte Heimat mehr wert und halten engeren Kontakt. Ich habe z. B. Freunde aus Deutschland, die nur relativ selten wieder ihre Familie dort besuchen, während die meisten meiner italienischstämmigen Freunde so gut wie jeden Sommer nach Italien fahren und ihre dortigen Verwandten besuchen. Da bleibt dann automatisch mehr hängen. Ich finde es nebenbei auch absolut gerechtfertigt, den Kindern Namen zu geben, die einem selbst nahestehen, solang diese in der Sprache des Landes auch aussprechbar sind. Ich glaube nicht, dass irgendein Deutscher wahnsinnige Probleme mit Mesut oder Ilkay haben dürfte (so viele Möglichkeiten gibt es da ja gar nicht), und als Zeichen fehlender Integration würde ich das auch nicht unbedingt sehen. Sonst müsste man wohl auch die Nase rümpfen ob einer bairischen Familie, die nach Norddeutschland zieht und ihren Sohn Alois nennt, oder? (Gut, ab Leuten, die ihre Kinder Alois nennen, soll man vielleicht allgemein die Nase rümpfen, aber das ist dann wieder Geschmackssache)
Und je mehr Leute mit deinem Hintergrund sich bemühen, sich von der Normalbevölkerung abzugrenzen, umso wichtiger ist das für deine Familie, Signale auszusenden, um dieser Normalbevölkerung zu zeigen: "Wir anders, wir wollen tatsächlich zu euch gehören." Und deswegen sind Oleg und Lenka hierzulande weniger problematisch als Erkut oder Aische, weil sich Osteuropäer besser eingliedern. Im Zweifel kann man ja immer noch z.B. Ali nehmen, was ja durchaus in Deutschland längere Zeit mal ein gebräuchlicher Name auch für Deutsche war. Leyla (wie aus der älteren Bravo-Fotolovestory) klingt als Mädchenname auch vertrauter für deutsche Ohren als zum Beispiel Yildirim.
Im Endeffekt ist es aber logisch: Wenn ich darauf bestehe, meine Unterschiede zu einer Gruppe zu betonen, brauch ich mich nicht zu beschweren, wenn diese Gruppe Zweifel daran hat, dass ich zu ihr gehören will. Wenn ich in einem Fußballverein das Trikot eines anderen Clubs trage, darf ich mich auch nicht wundern, dass ich komisch angeguckt werde.