Ehrlich gesagt finde ich manche Anliegen der Querdenker gar nicht so verkehrt. Andere dafür völlig bescheuert. Von daher bin ich da auch ambivalent eingestellt zu den Demos.
Vor allem scheint es da auch regional große Unterschiede zu geben. In Stuttgart scheinen die Leute deutlich moderatere Ansichten zu vertreten als in Berlin zum Beispiel. Aber in Stuttgart hat es auch nicht diese ausgeprägte Linksautonome Szene, die es in Berlin hat. Von daher schaukelt man sich da wohl auch gegenseitig auf.
Ich finde aber auch den Narrativ, dass bei Querdenker Demos auch immer Nazis mitlaufen und man sich deshalb davon distanzieren müsse ziemlich irrsinnig. Bei Antifa-Demos laufen auch Anarchisten mit. Und die sind erklärtermaßen auch Staatsfeinde, weil die einfach keinen Staat wollen. Damit würde sich die Demokratie auch erübrigt haben. Darf man also deshalb auch nicht bei BLM-Demos mitlaufen?
Ich meine, ich verstehe die Forderung sich von rechtem Gedankengut zu distanzieren, aber weil ein paar gehirnamputierte Vollidioten mitlaufen, darf der normale Bürger nicht mehr in der Nähe sein? Das ist doch totaler Mumpitz und ist mal wieder so eine Situation, in der man (teilweise) berechtigte Anliegen - jetzt nicht auf Querdenker bezogen sondern allgemein gemeint - einfach abkanzeln kann, indem man mit dem Finger auf ein paar Rechte zeigt, die ggf. dabei waren. Extrem weitergedacht könnte der Staat dieses Verhalten auch ausnutzen indem man ein paar V-Leute in die Demo schickt, die dann Reichsfahnen schwenken und "Ausländaaa rauz" rufen lässt, damit man die gesamte Orga und alle Mitdemonstrierenden in Misskredit bringt. Ich denke nicht, dass sowas passiert, aber rein logisch betrachtet, ist das eine Drohkulisse, die in der aktuellen Beurteilung von Demonstrationen durchaus ein funktionielles Mittel wäre.
Von daher würde ich mir wirklich eine differenziertere Beurteilung der Demonstrationen und auch der Anliegen der Demonstrierenden wünschen.
Grundsätzlich bleibt es dabei, dass das Demonstrationsrecht einfach ein Grundrecht in Deutschland ist und man das nicht einzuschränken hat. Wurde für BLM-Demos ja auch nicht gemacht. Ist für mich immer wieder befremdlich, dass viele sagen, dass nur Demos für den "guten Zweck" genehmigt werden dürfen. Wer bestimmt was gut und was schlecht ist? Wer wäre moralisch so unantastbar? Und selbst diese Person hätte mit dem Vorwurf der Zensur zu kämpfen und das zurecht.
Jetzt noch meine Frage an den Hasen: Was hältst du davon, dass Anne Will bei ihrem Interview mit Frau Merkel offensiv kundgetan hat, dass sie Frau Merkel nicht mit Fragen zu deren Gegenposition löchern wollte. Also eben keine Fragen zu Öffnungen und zur Rücknahme von Einschränkungen zu stellen? Gehört es nicht eigentlich zu gutem Journalismus beide Seiten zu beleuchten? So einseitig hat das für mich einfach was von Propaganda.