Howard the Duck
Der ist aber im Gegensatz zu Beverly überhaupt nicht traurig darüber, sondern erklärt ihr, warum er sie eigentlich unter den Arm geklemmt hat: Diese Dämonen brauchen einen Wirtskörper, wenn sie auf die Erde kommen, um wachsen zu können. Dieses ständige Erklären macht den Beherrscher des Universums aber schrecklich müde. Erinnert mich an die Uni. Ein Prof steht vorne und erklärt, und ich werde müde, aber ich schweife ab. Jenning nuckelt kurz am Zigarettenanzünder, aber beschließt dann, dass er etwas stärkeres braucht, etwas, was vermutlich auch Klopfers Web am Leben erhält: Atomstrom. Er macht also einen kleinen Abstecher zum nächsten Kernkraftwerk.
An der Raststätte ist inzwischen die Polizei eingetroffen, und die Ordnungshüter hatten nicht einmal die Zeit, Phil in eine Gefängniszelle zu stecken. Der sitzt also einsam auf dem Rücksitz eines Streifenwagens, bis Howard zu ihm schleicht und ihm dabei hilft, aus der Karre zu krabbeln.
Sie verstecken sich auf einem Lagergelände, wo sie einen Ultraleichtflieger finden. Phil beschließt sofort, mit diesem Gerät zu flüchten, und beginnt damit, es flugbereit zu machen, während Howard seine Flugangst offenbart. Super. Er kann nicht fliegen, er kann nicht schwimmen … er hat fast mehr mit dem alten Citroën gemein als mit dem Vogel.
Inzwischen ist der Tag angebrochen, und prompt als die Polizei die beiden Flüchtlinge entdeckt, sind sie startbereit und heben schließlich ab. Allerdings schaffen sie es nicht wirklich weit nach oben, und so ist es für die Bullen ein Leichtes, sie zu verfolgen. Ich erspare mir mal die detaillierte Schilderung der Flucht. Es gehen viele Polizeiwagen zu Bruch, die Regeln der Avionik werden einige Male stark strapaziert, und es wird jede Menge Dummfug gequatscht. Letzteres wird noch dadurch verstärkt, dass der Film unter dem leidet, was fast jede Actionkomödie aus Hollywood von den Achtzigern bis zum Ende des Jahrtausends in Deutschland erleiden musste: eigens eingefügte „coole“ Sprüche (oder alternativ auch nur „Yeah“, „Juhuu“ oder „Super“, ganz egal ob sich die Schnäbel der Schauspieler bewegen oder nicht. Es ist, als wenn die deutschen Synchronregisseure panische Angst davor hatten, dass die Zuschauer empört das Kino verlassen würden, wenn mal für zwei Minuten nichts gesagt wird.
Jenning ist inzwischen beim Kernkraftwerk, in dem zeitgleich einige Politiker herumgeführt werden, um sie davon zu überzeugen, was für eine sichere Technologie die Kernspaltung ist. Jenning bestätigt das indirekt, indem er mal eben die Tür(!) zum Reaktor öffnet und eintritt, um sich in dem glühenden Licht zu baden, und ich habe aus irgendeinem unbestimmten Grund den Verdacht, dass die Drehbuchautoren keinen blassen Dunst von Kernkraftwerken hatten. Ist aber nur so ein Gefühl. Nachdem er fertig aufgetankt hat, kann er mit Beverly endlich zum Institut fahren, um seine Kumpel aus dem All zu holen.
Howard und Phil machen inzwischen eine Bruchlandung im Teich vor dem Institut und können sich ins Gebäude schleichen, in dem Jenning bereits Beverly auf einen Tisch unter dem Laserspektroskop geschnallt hat. Warum ihre Bluse aufgerissen ist und ihre (dennoch verpackte) Brust hervorblitzt, weiß ich aber auch nicht. Vielleicht wollte Jenning einfach was zum Gucken haben. Hitzkopf Howard möchte gern den Raum stürmen, aber Phil hält ihn zurück und führt ihn zu einem Waffenlabor im Institutsgebäude. Dort brechen sie ein und holen einen Neutronendesintegrator. Auf Deutsch: eine Strahlenkanone.
Jenning richtet derweil das Laserspektroskop auf den Nexus von Schubidu aus. Das Spektroskop ist sehr freundlich und bittet um die Eingabe des Codeschlüssels, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass diese Anweisung nur für autorisiertes Personal gilt. Ich denke mal, das soll heißen, dass nicht autorisiertes Personal keinen Codeschlüssel braucht und einfach so Aliens aus dem All auf die Erde holen kann. Aber so bleibt natürlich die Ordnung gewahrt.
Die Neutronenkanone haben Howard und Phil auf einen kleinen Elektrowagen gestellt, aber als sie gerade ihren Angriffsplan schmieden, tatscht Howard auf einen Knopf, der das Gefährt durch die Tür zu Jenning, Beverly und dem Computerluder semmeln lässt. Man sollte meinen, dass die Leute in Gefahrensituationen nicht einfach auf Verdacht diverse Knöpfe drücken, aber gut … Mit der Überraschung ist es jetzt natürlich vorbei, auch wenn sich Beverly sehr freut. Der Karren fährt ein paar Mal im Kreis und kracht in diverse Kisten. Howard versucht sofort, den Wagen wieder in Gang zu kriegen, während Phil es schafft, mit einer Parabolantenne einige Elektroschocks von Jenning abzuwehren.
Es kommt zum Duell zwischen Jenning und Howard, und die Strahlen des Dämons und der Neutronenkanone sorgen für eine gehörige Explosion, die alle umhaut und Jenning von dem Beherrscher des Universums befreit. Juhu! Alles ist wieder schön, wir können heim zu Mutti und Kuchen … Oh, doch nicht.
Jenning warnt die anderen, dass das Böse noch im Raum wäre, und während Beverly und Phil noch darüber streiten, warum sie nicht eher gerettet wurde, steht plötzlich ein riesiges, hässliches Viech im Raum – offenbar die wahre Gestalt des bösen Aliens und nebenbei noch eine Blamage für die Animationsabteilung von ILM. Das Viech bewegt sich so ruckartig, dass ich mich an Star Crash erinnert fühle. Bäh. Das haben die Japaner mit ihren Godzillafilmen schon besser hingekriegt. Das Monster möchte Howard offenbar in der Luft zerreißen, bevor dieser wieder die Neutronenkanone in Stellung bringen kann. Beverly und Phil stürzen auf das Alien (das hässliche von den beiden) zu, werden aber schnell außer Gefecht gesetzt. Ich weiß eh nicht, was die vorhatten. Wollten die das Ding verprügeln, das fünf Mal so groß wie sie selbst ist?
Das Monster aktiviert den Laser, und der Computer informiert freundlich darüber, dass es noch „vier Minuten bis zur Ankunft“ wären. Ähm … was? Das Ding wurde als Laserspektroskop entwickelt, nicht als Stargate. Warum sollte jemand den Computer darauf programmieren, etwas von einer Ankunft zu faseln, wenn da eigentlich gar nichts ankommen sollte? Dass ein Laserstrahl in vier Minuten gerade mal die Hälfte des Weges zur Sonne zurücklegen würde und keine Chance hätte, fremde Sterne zu erreichen, lasse ich hier mal gnädig außen vor, wie man an diesem äußerst kompliziert aufgebauten Satz sieht, der eindeutig zeigt, wie wenig Aufmerksamkeit ich diesem Umstand schenke, weil ein Film langweilig wäre, dessen Endkampf einige Jahre dauern würde; ein Zeitraum, den der Endkampf von „Matrix Revolutions“ nur gefühlt umfasste, was hier aber gar nicht Thema ist, weswegen ich diesen Aspekt wie schon erwähnt komplett außen vor lasse. Es gibt noch ein bisschen Gekabbel zwischen Howard und dem Monster, während Phil und Beverly paralysiert sind und der Computer nun noch deutlicher darauf hinweist: „Außerirdische Besucher werden in drei Minuten eintreffen.“ War der Programmierer irre oder ein Hellseher? (Ich könnte auch fragen, ob die Drehbuchautoren total bescheuert waren, aber da wäre die Antwort zu leicht.)
Howard schwingt sich wieder auf den Elektrokarren und zerlegt das Monster mit der Kanone in seine Atome. (Poetisch, nicht wahr?) Man sieht allerdings schon drei seiner Kumpane am Himmel in diesem rosafarbenen Rüssel, in dem Howard ganz am Anfang des Films schon mal steckte. Ich möchte ja nicht böswillig auf Löcher in der Handlung hinweisen, aber Jenning hatte nur Beverly in das Institut genommen. In welchen Körper wäre dann das zweite Alien gekrochen? Und warum konnte das Monster ohne Jennings Körper überhaupt so lange überleben? Ach Quark … wenn die Macher sich schon keine Gedanken drüber gemacht haben, sollte ich wohl auch auf die Logik koten.
Jedenfalls: Um die Invasion zu verhindern, müsste Howard das Laserspektroskop mit seiner Kanone in die Luft jagen – aber dann käme er nicht wieder nach Hause, wie Beverly bemerkt. Howard ist eine Ente der Tat, und nach kurzer Überlegung sagt er seiner Heimat Lebewohl. Er schießt auf den Laser, und dieser explodiert mit einem heftigen Knall, der das Labor in Schutt und Asche legt.
Die Welt ist gerettet, aber wie geht’s der Ente? Sie liegt regungslos am Boden, und Beverly wird ganz schniefig und heulerig (ich bin ein Meister der Worte, wie man sieht). Doch plötzlich bewegt sich der Erpel, und eine tiefe, kratzige Stimme verkündet: „Ich bin nicht die Ente Howard!“ Alle sind ganz furchtbar entsetzt, doch da räuspert sich der Vogel und verkündet, dass das nur ein Scherz war. Hahaha. Lustig. In der Realität würde man jemandem eins mit einem Brecheisen überziehen. Und warum fühle ich mich so an „Dragonball“ erinnert? Ah ja, richtig: Wieder mal gibt’s nichts zwischen tot und quicklebendig. Howard ist nicht tot, also ist er ganz gesund, ohne Milzriss und perforierte Innereien und was sonst so in diesem diffusen Kontinuum zwischen Exitus und Lebensfreude existiert, um normalen Menschen nach solchen Extremerfahrungen den Tag zu versauen. Howard und Beverly knuddeln jetzt erst mal ordentlich, und schon ist es Zeit für die letzte Szene.
Und was könnte in der letzten Szene wohl kommen? Hm, schauen wir mal: Howard und Phil werden als gefährliche Verbrecher von der Polizei gesucht, Jenning hat eine Raststätte zerstört, ein Kernkraftwerk beschädigt, ist für schwere Explosionen in seinem Forschungslabor verantwortlich und hat ohne Erlaubnis gefährliche Experimente durchgeführt. Der Logik nach sollten wir die Jungs beim Steine klopfen im Knast sehen. Aber nein, das wäre ja kein Happy End.
Und so rockt Beverlys Band „Cherry Bomb“ auf der Bühne zu einem Lied über ihren neuen Manager Howard ab, in dem das Gequake vorkommt, welches Howard früher im Film spielte, kurz bevor Lea Thompson ihre samtweichen Schenkel und ihren knackigen Hintern präsentierte … Hm … Wo war ich? Ach ja: Phil ist der Bühnentechniker, und durch ein kleines Versehen landet Howard ebenfalls auf der Bühne. Und dort wird Howard natürlich plötzlich von allen bejubelt und bewundert, und gemeinsam liefert er mit Beverly ein Gitarrenduett ab, welches Jimi Hendrix sich nicht getraut hätte. Und alle sind glücklich. Ende.
Okay, jetzt muss ich mal was fragen: Warum muss jede dritte Actionkomödie irgendwann in so eine beschissene Weltrettergeschichte ausarten? Der Protagonist könnte sich auch einfach nur um seinen Scheiß kümmern, statt sich mit Monstern, Kriminellen oder Wahnsinnigen anzulegen. Bei „Zurück in die Zukunft“ war’s schließlich auch so: Marty wollte nicht die Welt retten. Er hat nicht mal bewusst etwas gegen die libyschen Terroristen unternommen. Er wollte einfach nur, dass sein Papi seiner Mutti irgendwann ein bisschen Sperma verpasst, und ansonsten zurück in seine Zeit. So macht man einen Klassiker. Wer gute Charaktere rücksichtslos in diese albernen Actiongeschichten presst, weil ihm keine passende Story einfällt, der schießt auch auf Bühnenkomiker, weil er die Witze sonst nicht versteht.
Wenigstens warf Howard the Duck einen langen Schatten: Lucas, der sich mit dem Bau seiner Skywalker-Ranch finanziell etwas übernommen hatte, hoffte mit diesem Film, wieder flüssig zu werden. Als der Film aber floppte, musste Lucas die Computergrafikabteilung von ILM an Steve Jobs verkaufen. Diese Abteilung heißt heute Pixar. Danke, Howard.