Howard the Duck
Endlich ist es soweit: Ich darf auf einen Film von George Lucas pinkeln, so wie es vor mir schon viele andere gemacht haben, die spätestens seit der neuen Star-Wars-Trilogie die Erkenntnis gewonnen haben, dass Lucas kein filmisches Genie ist. Ich gebe aber zu, dass ich ein wenig unfair bin. Ich habe mir nicht das furchtbare Holiday-Special von „Star Wars“ ausgesucht (was Lucas selbst so hasst, dass er am liebsten alle existierenden Kopien vernichten würde), und auch nicht „Die dunkle Bedrohung“ (für die Lucas sich bis heute nicht offiziell entschuldigt hat). Stattdessen geht’s um den besten der schlechten Lucas-Filme: Howard the Duck!
Als ich übrigens ankündigte, diesen Film zu besprechen, verwiesen mich viele auf das Video-Review von ThatGuyWithTheGlasses.com. Ihr braucht aber nicht danach zu suchen. Da beschwert sich jemand ewig lange darüber, dass schlüpfrige Witze in dem Film auftauchen und das unangemessen wäre, weil seiner Meinung nach eine Comicverfilmung mit einer Ente ja unbedingt ein Kinderfilm sein müsse. Ich sag’s also gleich: „Howard the Duck“ ist kein Kinderfilm, sondern eine Actionkomödie für Teenager und älter. In Deutschland hat der Film eine Freigabe ab 16 Jahren. Und deswegen beschwere ich mich auch nicht über schlüpfrige Witze. (Und natürlich, weil ich schlüpfrige Witze mag.)
Die erste Szene zeigt uns eine etwas schmuddelige Wohnung, in der jemand herumtapst, ohne direkt gezeigt zu werden. Stattdessen darf man die Arbeit der Requisitenmacher bewundern, die alles genommen haben, was für die Kultur der Achtziger steht, um es zu „verenten“. Das „Rolling Stone Magazine“ heißt „Rolling Eggs“, statt Harrison Ford trägt auf dem Filmplakat eines Abenteuerfilms eine Ente den berühmten Hut … ihr merkt, worauf das hinausläuft. Die Bude ist voller Insiderwitze. Und als der Fernseher eingeschaltet wird und sich die bisher nur teilweise gezeigte Hauptfigur in den Sessel packt, sehen wir endlich, von wem der Film handelt: Howard, der Ente.
Ich hatte an der Stelle schon meinen ersten Gesichtspalmenmoment. Ich kann mir vorstellen, was man sich dabei gedacht hat, die Szene so zu gestalten. Der Zuschauer sollte verdutzt die ganzen Entenparodien und Anspielungen sehen und sich denken: „Huh?“, um dann schließlich beim Blick auf den Protagonisten (bzw. seinen Schatten) ein erstauntes „Aha!“ loszuwerden, weil die bizarre Einrichtung nun Sinn ergäbe. Allerdings: Der Film heißt „Howard the Duck“. Spätestens beim Kauf der Kinokarten wusste das Publikum, dass es um eine Ente geht. (Eine andere Möglichkeit wäre natürlich, dass man den Anfang so ähnlich wie „Zurück in die Zukunft“ machen wollte, wo Michael J. Fox auch erst nach zwei Minuten ins Bild kommt. Wirkt nur nicht so gut, wenn dein Hauptdarsteller ein Zwerg im Entenkostüm und kein berühmter Sitcom-Star ist.)
Howard jedenfalls schaltet genervt den Fernseher aus und holt eine Ausgabe des Erpelmagazins „Playduck“ hervor. „Playduck“, versteht ihr? So wie das Magazin bei uns: „Playhuman“. Das Playmate in der Mitte kann aber trotz ihrer Oberweite keine Verzückung bei Howard auslösen, der nur trocken konstatiert, dass das Weib auch schon ein paar Mal geliftet wurde.
Gerade als er noch dabei ist, die Dame auf dem Centerfold zu analysieren, bebt seine Wohnung, wobei Wände und Regale ihre Requisiten abwerfen. Der recht schnell geäußerte Verdacht auf seismische Aktivitäten bleibt allerdings nicht lange bestehen, denn auf einmal saust Howard mitsamt seinem Sessel zuerst durch seine Wohnung, dann durch ein paar Wände, Schlaf- und Badezimmer, durch einen Flur und schließlich durch die Außenwand ins Freie. Howards Flug ist damit aber noch nicht vorbei, denn er schießt in den Himmel, direkt auf eine Art Wurmloch über den Wolken zu. Überblende ins Weltall.
Während wir die Sterne bewundern, gibt ein Off-Sprecher eine enorm angestrengte Hommage an den Vorspann von „Raumschiff Enterprise“ ab, in der es um die unendlichen Weiten des Alls und Parallelwelten geht. Schließlich wird endlich der Filmtitel eingeblendet. Howard ist inzwischen bei der Erde angelangt, die einen rosafarbenen Laserrüssel ins All gesteckt hat. Die Ente stürzt in diesen Rüssel hinein und auf die Erde zu, doch da verschwindet der Rüssel plötzlich, und Howard plumpst (mit einigen Umwegen) schließlich auf einen alten Sessel in irgendeiner heruntergekommenen Gasse in Cleveland.
Wie heruntergekommen sie ist, merkt Howard schon daran, dass er von ein paar Leuten umgeben ist, die so aussehen, wie sich alte Leute mal brutale Punkrocker vorgestellt haben: Nieten, Leder, bunte Hosen, Kajal und ein Hauch Homosexualität. Also eigentlich nicht so weit von der Realität entfernt. Die Jugend von 1986 fackelt nicht lange, klemmt sich Howard unter den Arm und schleppt ihn in einen Tanzschuppen, um ihn dort mit den Worten „Hier, deine Verabredung für heute Abend!“ irgendeinem Versager in die Arme zu werfen. Der Wirt des Lokals findet es aber gar nicht lustig, ein verkleidetes Kind in seiner Kaschemme zu haben und schmeißt Howard im wahrsten Sinne des Wortes raus. Howard wird von den verschiedensten Leuten von A nach B geprügelt, während einem zwischendurch immer wieder gezeigt wird, dass die Mutti von Marty McFly in diesem Club auf der Bühne steht und singt.
Howard versteckt sich schließlich in ein paar Mülltonnen und nutzt endlich den Moment der Ruhe, um in Ohnmacht zu fallen. Durch eben diese Gasse schlendert auch Mutti McFly nach ihrem Konzert, als sie von zwei üblen Burschen bedrängt wird, die sie ein bisschen vergewaltigen möchten. Howard, inzwischen wieder hellwach, bekommt das mit und entschließt sich ritterlich, der Dame in Not zu helfen.
Zunächst wird er ausgelacht, aber dann packt er sein „Quack Fu“ aus, und mit tatkräftiger Unterstützung der bedrängten jungen Frau (die einen ganz schönen Wumms hat) vermöbelt er die Übeltäter. Das Mädchen kann kaum glauben, von einer Ente gerettet worden zu sein und hat ein bisschen Angst, aber sie verrät ihm, dass er auf der Erde gelandet ist. Eigentlich will sie sich dann nach Hause verpissen, aber schließlich hat sie Mitleid mit dem heimatlosen Vogel und lädt ihn zu sich ein.
Auf dem Weg erzählt sie ihm, dass sie ihre Bruchbudenwohnung dem Manager ihrer Band „Cherry Bomb“ zu verdanken hat, an den sie durch einen Knebelvertrag gebunden sind und der ihnen nicht einmal die Gage für die Auftritte bezahlt. (Das wird noch wichtig, Freunde.) In der Wohnung kommen sie endlich mal dazu, sich ihre Namen zu sagen. Die Ente heißt Howard. Das wissen wir schon. Wer es nicht gewusst hat, muss jetzt noch mal anfangen, den Text zu lesen. Das Mädchen heißt Beverly, und das freut mich ganz besonders, weil es mir erspart, noch länger mit Umschreibungen oder dem langsam schal werdenden „Mutti McFly“-Witz zu arbeiten, yeah.
Beverly bietet Howard ganz charmant was zu trinken in einem Napf an (Howard nimmt lieber eine Flasche Bier) und erzählt davon, dass sie nie Haustiere hatte, weil die ja kacken würden und so (Howard verspricht, dicht zu halten). Argh, das ist ein Novum: eine KW-Lästerei über einen Film, dessen Protagonisten ich wirklich richtig sympathisch finde. *seufz* Warum tust du mir das an, Lucas? Beverly ist jedenfalls etwas neugierig, was Howard für eine Person ist. Er erzählt ihr, dass er ein paar Semester Medizin studierte, später auf dem Bau arbeitete (um am Abend Musik zu machen) und schließlich als Werbetexter in einem „vernünftigen“ Job landete. Die Frage nach dem Sinn seines Ausflugs zur Erde können aber weder Beverly noch er beantworten, und er schläft ratzfatz auf der Fensterbank ein. Beverly findet das so süß, dass sie ihn zudeckt.
Seine Brieftasche fällt dabei auf den Boden, und Beverly (typisch Frau) fängt natürlich sofort an zu schnüffeln. Sie bewundert seine Familienfotos, seine Kunden- und Kreditkarten, sein Geld (nur echt mit Ente) – und schließlich zieht sie ein Kondom hervor. Ich weiß nicht, ob hier die Requisiteure versagt haben oder ob das einfach in der Entenwelt anders ist, aber idealerweise sollte man ein Kondom in seiner Folie lassen, bis man es braucht, anstatt es ganz auszupacken und in sein Portemonnaie zu schmeißen. Wenn Howard immer mit so strapazierten Kondomen vögelt (hehe), könnte er sich schon was Übles eingefangen haben. Vogelgrippe oder so. Das Thema wird im Film aber sträflich verschwiegen.