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Selektiver Analphabetismus

Neben der Erfindung des Rades und der Beherrschung des Feuers ist es wohl die Entwicklung der Sprache und der Schrift, die die Menschheit am meisten vorangebracht hat. Und man sollte eigentlich meinen, dass derartige Errungenschaften schon aus Dankbarkeit von den Menschen mit tiefstem Respekt behandelt werden. Heutzutage lernt jeder Deutsche in der Schule das Lesen und das Schreiben (gut, manchmal mehr schlecht als recht), und doch lassen viele Handlungsweisen darauf schließen, dass geschriebener Text nicht gewürdigt wird.

"Installieren Sie zuerst die Treiber, bevor sie das Gerät anschließen." Dieser Satz sollte eigentlich jedem bekannt vorkommen, der Computerzubehör kauft und benutzt. Aber nein, man ignoriert ja nicht nur die dicken Handbücher, sondern auch die Schnellanleitungen und nervt dann lieber den Telefonsupport oder schlimmer noch arme Verwandte/Bekannte, die gratis ihre Zeit opfern sollen. Man selber steht dann daneben und schimpft auf die beschissene Technik, obwohl der Fehler zwischen Tastatur und Rückenlehne liegt. (Übrigens in Fachkreisen ein so genannter ID10T-Fehler.)

Ebenfalls häufig anzutreffen ist dieser Analphabetismus in themenorientierten Internetforen. Jemand stellt eine Frage, ich antworte darauf, und drei Stunden später schreibt jemand im gleichen Thema dieselbe Frage - und wundert sich auch noch, warum ich ihn, seine Familie, seinen Glauben und seinen Wohnort beleidige.

Eine berufliche Schranke scheint diese Behinderung übrigens nicht darzustellen. So schafft es ein Briefträger tatsächlich, meine Briefe (zur Erinnerung, ich heiße Christian Schmidt) entweder bei Christian Schneider oder bei Christa Schmidt (nicht verwandt) reinzuschmeißen. Dafür krieg ich dann die Briefe von Christa Schmidt. Die Frau ist im Rentenalter und kriegt nicht gerade die interessanteste Post. Einmal hat der Postbote sogar die richtige Wohnungsnummer durchgestrichen und die von der alten Dame draufgekrakelt. (Ich weiß übrigens nicht, ob es ein männlicher oder weiblicher Postangestellter ist, allerdings sind weibliche Zusteller hier verbreiteter.)

Die meisten Berührungen mit diesem Phänomen hab ich allerdings dank Klopfers Web. Und das gleich in vier Ausprägungen.

  1. Im ersten Satz der Erklärungen zu "Leute mit Durchblick" steht, dass ich die Fragen von Durchblick.ch verwerte. Und ihr würdet staunen, wie viele cerebral benachteiligte Menschen trotzdem so clevere Bemerkungen wie "Der Penner denkt sich die Fragen doch alle selbst aus" ablassen (am liebsten in Foren, in denen sie sich sicher fühlen - nur doof, dass der Server sich merkt, woher die Besucher der Webseite kommen).
  2. Wie schon bei 1. angemerkt: Im ersten Satz der Erläuterung über LmD steht, dass ich die Fragen der besagten Schweizer Seite verwende. Und trotzdem krieg ich alle naselang vermeintlich lustige Fragen zugeschickt, die immer zwei Dinge gemeinsam haben. Sie sind nicht lustig und werden von mir gelöscht.
  3. Die häufigste und nervigste Form sind die Leute, die auf Links zu meiner Seite mit "aaaaalt, das hatten wir schon im letzten Jahr" reagieren, am besten noch total genervt. Nun steht auf der Startseite recht prominent das Datum des letzten Updates. Und es ist frustrierend, wenn irgendwelche Atomhirne sich nicht einmal die Mühe machen zu schauen, ob sich auf der Seite nicht eventuell etwas getan haben könnte, was es rechtfertigen würde, den Link wieder zu verbreiten. Diese Menschen sollten sehr dankbar dafür sein, dass sie in einer Zeit leben, in der es noch nicht möglich ist, ihnen per Internet eine kräftige Schelle zu verpassen. Aber ich hol das nach, versprochen.
  4. Relativ selten, aber leider trotzdem noch zu häufig vorkommend sind die Experten, die in einem Forum den Link zu dieser Webseite veröffentlichen, sich köstlich über die Inhalte amüsieren und meinen ganzen Stolz dann mit der Anmerkung "Ich weiß auch nicht, von wem das jetzt ist" hinwegpusten. Mein Realname steht auf jeder Seite. Es gibt einen "Über mich"-Bereich. Die Webseite heißt "Klopfers Web", weil mein Spitzname "Klopfer" ist. Kann mir mal jemand erklären, wie solche Menschen es schaffen, nicht an ihrer eigenen Spucke zu ersaufen, sobald sie aus dem Mutterleib gezogen werden?

Generell frage ich mich, warum diese Menschen ihre rudimentär vorhandenen Fähigkeiten zum Lesen und sinngemäßen Erfassen eines Textes nicht benutzen. Eigentlich sollte schon der Selbsterhaltungstrieb dafür sorgen, möglichen Fettnäpfchen mittels Benutzung des Großhirns aus dem Weg zu gehen, denn wenn schon ich friedlicher Philanthrop (Menschenfreund) den Wunsch verspüre, diesen Leuten den Schädel zu spalten und mit ihrem Blut das Alphabet an Häuserwände zu schreiben, so müsste ihre Gattung doch von heißblütigeren Personen täglich in Scharen hingerichtet werden. Schade wär es um die vielen vergeudeten Leben allerdings nicht.

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