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Bösficken

Wisst ihr, was mich am Wettermann schon immer interessiert hat? Nichts. Absolut rein gar nichts. Leider tun die Medien momentan nichts, um meine Ignoranz zu honorieren. Und daher vergeht momentan kaum ein Tag, an dem mir nicht der Name Kachelmann begegnet.

Kachelmann soll angeblich seine Freundin vergewaltigt haben. Oder auch nicht, die Frau hat sich wohl in Widersprüche verstrickt. Wie dem auch sei: Nachdem die Staatsanwaltschaft verkündete, dass man Anklage erhoben und Jörg Kachelmann eingebuchtet hatte, stürzten sich die Medien wie die Geier darauf. Und ich hatte ein extremes Déjà-vu. Erinnert sich noch jemand an Andreas Türck? Seine Karriere wurde zerstört, weil eine Frau behauptete, von Türck zum Oralverkehr gezwungen worden zu sein. Er wurde am Ende zwar freigesprochen, aber bekam seinen Job als Moderator trotzdem nicht zurück. Nebenbei gab sich die Boulevardpresse Mühe, möglichst viel Schmutz über das Sexualleben Türcks ans Licht zu baggern, egal ob wahr oder erfunden. Eine richtige Entschuldigung von Seiten der Medien gab es nach dem Freispruch auch nicht.

Und heute wiederholt sich das alles mit Kachelmann. Er kam in Untersuchungshaft, jede Menge schmutzige Wäsche wurde in BILD und Konsorten gewaschen, er kam schließlich wieder heraus und verfolgt nun seinen Prozess, während Alice Schwarzer für die Springerpresse berichtet und dabei in jedem Interview ziemlich direkt fordert, dass Kachelmann am besten aufs Schafott gebracht werden sollte. Ich hab es so satt. Ich hab satt, dass nach Aufmerksamkeit heischende Staatsanwaltschaften bei Prominenten sofort jedes Verfahren bei der Presse petzen müssen, ich hab satt, dass jedes verfickte Käseblatt sofort vorverurteilen muss, und ich hab es satt, dass immer wieder das generelle Sexualverhalten der beteiligten Personen ans Licht gezerrt werden muss, als wenn man daraus ablesen könnte, ob der betreffende Vorfall tatsächlich eine Vergewaltigung war oder nicht.

Ich finde Kachelmann nicht mal sympathisch. Der Typ nimmt sich zu wichtig, kann keine Witze vertragen, und dass er da heimlich in jeder Stadt eine andere Braut hat, finde ich rein menschlich auch ziemlich schuftig. Aber es ist eben seine Privatangelegenheit, wo er seinen Lümmel hineinschiebt, und nur die Beteiligten haben das Recht, davon zu erfahren und darüber zu urteilen, solange der Geschlechtsverkehr einvernehmlich passiert. In was für einer Gesellschaft leben wir, wenn in der Presse ein Feldzug gegen jemanden durchgeführt wird, weil uns nicht genehm ist, wie er sein Sexualleben gestaltet? Muss sich der nächste Prominente dafür rechtfertigen, weil er sich gerne beim Sex auspeitschen lässt oder nur zum Orgasmus kommt, wenn sein Geschlechtspartner ein Hasenkostüm trägt?

Und ehrlich gesagt nervt es mich auch, wie gern das Wort „Vergewaltigung“ für Schlagzeilen benutzt wird. Vergewaltigungen sind furchtbar. Und ich finde, eben deswegen sollte man nicht so leichtfertig von Vergewaltigungen reden, um irgendwelche Kreuzzüge zu führen. Damit beleidigt man nämlich diejenigen, die tatsächlich unter Vergewaltigungen leiden mussten.

Ein Beispiel für einen Kreuzzug? Gerade kürzlich wurde wieder die Behauptung vorgekramt, dass 25 Prozent aller weiblichen Collegestudenten in den USA im Laufe ihres Studiums vergewaltigt werden würden. Ist das vorstellbar? 25 Prozent einer nicht gerade kleinen Bevölkerungsgruppe werden vergewaltigt, und doch liegt die allgemeine Kriminalitätsrate um die zwei Prozent? Das liegt schlicht daran, dass diese Behauptung absoluter Unsinn ist. Eine feministische Professorin an der Universität von Arizona ist für dieses Märchen verantwortlich. Sie definierte bestimmte Begebenheiten als Vergewaltigung, führte Umfragen durch und kam so auf die 25 Prozent Vergewaltigungsrate. 73 Prozent der von ihr so bestimmten Vergewaltigungsopfer waren selbst nicht der Meinung, dass es sich um eine Vergewaltigung handelte, und 42 Prozent hatten später noch einmal Sex mit ihren angeblichen Vergewaltigern.

Daraus lernen wir erstens, dass Feministen schlechte Wissenschaftler sind. Und zweitens lernen wir, dass gewisse Kreise das Wort „Vergewaltigung“ gerne umdefinieren möchten in „Sex, den man nachher bereut“. Und das ist natürlich ein Weg, den wir nicht gehen dürfen. Was wirft das für ein Licht auf das Selbstbestimmungsrecht der Frauen, wenn sie nicht auch die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen wollen? Wenn eine Frau im Suff mit jemandem herumknutscht, sich die Klamotten auszieht und sich auch bereitwillig vögeln lässt, am nächsten Morgen mit dickem Kopp aufwacht und hofft, dass die letzte Nacht nicht passiert ist, ist das vielleicht ein schlechtes Erlebnis, aber keine Vergewaltigung. Und genauso ist Sex keine Vergewaltigung, wenn man feststellen muss, dass der Mann, mit dem man das Bett teilte, heimlich noch eine ganze Busladung voller Geliebter hat. Den Vorwurf der Vergewaltigung sollte man tatsächlich nur für den aufsparen, der mit psychischer oder physischer Gewalt Geschlechtsverkehr erzwingt. Er ist nicht dazu da, um sich zu rächen oder um nachträglich ein intimes Stelldichein zu rechtfertigen, weil die Menschenkenntnis doch nicht so brillant war. Vergewaltiger und Leute, die andere fälschlicherweise der Vergewaltigung beschuldigen, haben in der Hinsicht etwas gemeinsam: Sie zerstören Leben und sind Arschlöcher.

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