Fifty Shades of Grey - Geheimes Verlangen
Nachdem sie ihre Erzeugerin endlich abgewimmelt hat, kommt die nächste Ablenkung: Christian Grey steht ihr plötzlich gegenüber. Wenn der so ein bedeutender Milliardär ist und der Traum aller Schwiegermütter, warum wird der nicht ständig von Paparazzi verfolgt? In der realen Welt könnte er nicht mal im Supermarkt Klopapier kaufen, ohne dass ein Teleobjektiv zwischen den Regalen hervorlugt. Christian möchte jedenfalls Kabelbinder, Klebeband und ein Seil kaufen, was – verstärkt durch seinen gierigen Vergewaltigerblick auf Ana – selbst dann unheimlich wirkt, wenn man nicht weiß, worum es in der Filmreihe eigentlich geht. Auch Ana stellt fest, dass er nun der perfekt ausgestattete Serienmörder wäre, was er nur mit einem grinsenden „Heute nicht“ quittiert. Er möchte aber gerne noch weitere Empfehlungen. Sie rät ihm zu einem Overall, um bei seinem Heimwerken die Kleidung zu schützen, aber er kontert, dass er sich auch einfach nackt ausziehen könnte. Dieser Mann ist kein echter Heimwerker, wenn er so ungeschützt arbeiten will. Beim Kassieren erwähnt Ana noch Kates Fotoproblematik. Christian bietet großzügig an, sich morgen fotografieren zu lassen, und schiebt Ana seine Visitenkarte rüber.
Die Fotos werden am nächsten Tag tatsächlich gemacht, und zwar von Anas Kumpel Jose, bei dem vorher schon klar wurde, dass er weitergehendes Interesse an Ana hat. Das bemerkt auch Christian, der Ana später fragt, ob Jose ihr Freund wäre. Sie antwortet jedoch, dass er eher so etwas wie ein Bruder wäre. Autsch. (In Zeiten von „Game of Thrones“ muss man das vielleicht erklären, also: So signalisieren Frauen üblicherweise, dass sie kein romantisches oder sexuelles Interesse an besagtem Mann haben.) Christian fragt ebenso, ob ihr Arbeitskollege im Eisenwarenladen ihr Freund wäre, und auch da verneint Ana. Bei mir wiederum drängt sich die Frage auf, ob er über drei Milliarden Kerle durchgehen will, anstatt Ana einfach mal so zu fragen, ob sie überhaupt bemannt ist.
Beim zweisamen Cafébesuch bemerkt Christian, dass Ana nervös wirkt. Sie findet ihn einschüchternd, was ihm gefällt. Und arrogant findet sie ihn auch, was er übersetzt in „Ich bin es gewohnt, mich durchzusetzen“, was nicht dasselbe ist, aber Literaturstudentin Ana schleudert ihm das nicht ins Gesicht. Stattdessen meint sie nur, dass das langweilig werden könnte. Würde wohl heißen, dass Ana – wenn sie denn mal in der Situation wäre – zum Ausgleich Vergewaltigungsfantasien pflegen würde. Christian wechselt das Thema und fragt nach Anas Familie, und plötzlich ist Ana wieder total nervös und stammelt herum, obwohl sie eben noch recht selbstbewusst geredet hat. Bescheuertes Drehbuch. Kein Wunder, dass zwischen den Hauptdarstellern überhaupt keine Chemie zu bestehen scheint, die müssen ständig gegen das Skript ankämpfen, so ähnlich wie Natalie Portman und Hayden Christensen bei den Star-Wars-Prequels.
Als Ana aber erzählt, wie romantisch veranlagt ihre Mutter ist, und dabei andeutet, dass sie das ebenfalls wäre, bricht Christian die Verabredung abrupt ab und geleitet sie nach draußen. Sie hat noch nicht mal ihren Muffin essen können. Und in Afrika hungern kleine Kinder. Skandal. Jedenfalls scheint Christian mit Romantik nichts anfangen zu können, und er warnt sie, wie Edward schon Bella warnte: „Du solltest dich von mir fernhalten.“ Und ich bin sicher, diese Warnung wird genauso gut funktionieren wie bei Twilight.
Nachdem Kate und Ana ihre Abschlussklausuren geschrieben haben (komischerweise im selben Saal, obwohl sie beide unterschiedliche Fächer studieren), ist natürlich Party angesagt. Während Kate versucht, aus Ana mittels Schminke wenigstens annähernd etwas zu machen, das wie ein Partyluder aussieht, klingelt es an der Tür. Der Typ, von dem Ana sich fernhalten soll, hat ihr nämlich Erstausgaben von Thomas Hardys Werken geschickt. Ich bin sicher, das macht es ihr leicht, ihn zu vergessen. Sie beschließt, die wertvollen Bücher zurückzuschicken, aber erst mal geht’s in ein drittklassiges Bumslokal zum kollektiven Besäufnis.
Dort muss sie nach einiger Zeit aufs Klo, aber natürlich gibt es da eine ganz schöne Schlange vor der Bedürfnisanstalt. Ana, inzwischen schon hackedicht, nutzt die Zeit für einen Handyanruf bei Christian Grey, um die Rücksendung der Bücher und ihren baldigen Klogang anzukündigen. Christian merkt natürlich sofort, dass das Mädel ziemlich angeheitert ist und fordert, dass sie da gefälligst rausgehen soll, aber sie äfft ihn nur nach, weil er sie einerseits immer wieder zu sich ranzieht, aber dann wieder wegstößt. So ganz unrecht hat sie ja nicht. Sie legt jedenfalls auf, ohne ihm zu sagen, in welcher Bar sie da gerade versumpft. Das scheint ihn allerdings nicht sonderlich zu stören, denn er kündigt trotzdem an, sie abzuholen. (Er ist Chef eines Telekommunikationsunternehmens. Hm, missbraucht er da etwa eine Handyortung für private Zwecke?)
Später versucht sie vor der Bar, ein wenig auszunüchtern, was ihr „Bruder“ Jose gleich ausnutzen will, um sich an sie ranzumachen und einen Kuss zu fordern. Jose will sie aber nicht gleich aus seiner Umarmung entlassen – und wird deswegen von Christan weggeschubst, der gerade eiligst vorbeikommt. Dabei wäre das mit dem Kuss echt lustig geworden, denn keine drei Sekunden später fängt Ana an, den Parkplatz vollzukotzen. Christian will Ana nach Hause bringen. Um ihre Freundin Kate soll sich Christians Bruder Elliot kümmern. Und gerade als das geklärt ist, fällt Ana auch schon ins Alkoholkoma.
Sie erwacht jedoch nicht bei sich zu Hause, sondern in dem Hotel, in dem Christian in Vancouver übernachtet. Er ist gerade nicht da, hat ihr aber ein schönes Frühstück – bestehend aus zwei Ibuprofen und einem Glas Orangensaft – bereitgestellt. Gerade als sie das verzehrt, kommt der Mieter dieses Hotelzimmers vom morgendlichen Jogging zurück. Gleich wird er mit Fragen bombardiert: Hat er sie ins Bett gebracht? (Offensichtlich.) Hat er sie ausgezogen? (Ihm blieb nichts anderes übrig.) Und wo hat er eigentlich geschlafen? Er zeigt nur auf die Hälfte des Doppelbetts, die sie nicht belegt. Ihre panische Frage, ob da irgendwas gelaufen wäre, beantwortet er nur süffisant mit: „Ich steh nicht auf Nekrophilie.“ Nun gut, jedem das Seine. Immerhin gibt er ihr dann noch ein richtiges Frühstück und erklärt, dass sein Fahrer auch Klamotten für sie besorgt hätte, weil die anderen alle vollgekotzt waren. Charmant. Aber ich muss zugeben, dass ich es genauso machen würde. Das ist ein bisschen erschreckend.
Er ermahnt sie schließlich, dass sie nicht so viel trinken solle, und dass sie eine Woche lang nicht sitzen können würde, wenn sie ihm gehörte. Weil er sich dabei das T-Shirt auszieht und seinen Oberkörper präsentiert, weiß sie gar nicht, wovon sie mehr verwirrt sein soll, während er verkündet, unter die Dusche zu gehen. Ana hat dann aber doch noch eine Frage: Warum ist sie eigentlich im Hotelzimmer? Die Antwort: Christian sei nicht fähig, sie allein zu lassen. Dann solle er es auch nicht tun, meint Ana, und beide gucken erst mal bedröppelt. Die Bücher hat er ihr übrigens geschickt als Entschuldigung, weil er ihr den Eindruck vermittelt hat, er könnte etwas mit Romantik anfangen, obwohl sein Geschmack sehr speziell wäre. Ana begehrt nach Aufklärung (hätten das nicht ihre Eltern erledigen sollen?), doch Christian streichelt ihr nur mal über die Epidermis – worauf sie schon voll saftig wird – und geht dann wieder ins Bad.