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Wie schreibe ich divers? Wie schreibe ich gendergerecht?

Vorhin wurde schon mal das Wort „Genderismus“ erwähnt, im ersten Kapitel gibt es dann auch eine Definition davon:

Genderismus bezeichnet, in Erweiterung von Sexismus, alle Formen von genderbezogener Gewalt und Diskriminierung.

„In Erweiterung von Sexismus“? Aber Sexismus an sich muss keine Form von Gewalt sein – es sei denn, man nimmt die manipulative Neusprech-Definition von Gewalt: „Alles, was irgendwie unangenehm sein könnte.“ Wenn die Schwelle allerdings so niedrig wäre, wäre Gendersprache ebenfalls Gewalt. Sexismus muss auch nicht zwingend diskriminierend sein, da fehlt es oft schon an der Macht, diskriminieren zu können.

Auf diese Weise wird nicht nur die Gewalt gegen Personen, die sich als Frauen verstehen, sondern auch die Gewalt gegen Menschen, die sich als trans*, Frauen*, non-binär, agender usw. verstehen, benennbar.

Mal abgesehen davon, dass dem Großteil des Volkes schleierhaft sein dürfte, was der Unterschied zwischen „Frauen“ und „Frauen*“ sein soll (die Erklärung dazu kommt erst später im Buch), fällt hierbei natürlich auf, dass eine zahlenmäßig sehr große Genderkategorie hier nicht einbezogen wird, so als wäre eine Diskriminierung gar nicht möglich. Allerdings wäre der Gedanke, dass man Männer pauschal davon ausnimmt, diskriminiert werden zu können, natürlich absurd, schließlich würde man da ja einen Unterschied machen, und Differenzen verhindern doch laut dieser vorhin zitierten Feministin Gleichberechtigung, oder etwa nicht?

Den wesentlichen Teil des Buches machen Tabellen aus, in denen drei Formen jeweils gegenübergestellt werden. Die erste Form ist die „konventionelle Sprachform“, die nach der Lesart der Autoren natürlich total furchtbare Gewalt ist und nach den Ausführungen nur von Unholden benutzt wird. Die zweite Form ist die genderinklusive Sprachform (zu der auch diverse Schreibweisen mit Sternchen und ähnlichen Sonderzeichen gehören), bei der man versucht, möglichst viele Genderidentitäten zu markieren. Die dritte Form umfasst genderfreie Formulierungen, bei denen man einfachste Dinge ohne den Hauch einer Andeutung eines Geschlechts beschreibt, was in dem Buch seltsame Blüten treibt und die Lesbarkeit fast genauso auf null reduziert wie die genderinklusiven Formen. Man kriegt den Eindruck, dass die Verfasser vergessen haben, dass eine Hauptfunktion der Sprache ist, Informationen zu kommunizieren, nicht irgendwen zu unterdrücken.

Hier ein Beispiel für Substantive aus dem Buch.

Konventionelle Sprachform Genderinklusive Sprachform Genderfreie Sprachform
die Streitschlichterin/der Streitschlichter
eine Streitschlichterin/ein Streitschlichter
dier* Streitschlicht*erin
di*er Streitschlichter*in
Mensch, der Streit schlichtet
dens Streitschlichtens
einens Streitschlichtens
Lehrende/Lehrender
eine Lehrende/ein Lehrender
di:er Lehr:erin
d_ier Lehrer_in
ein* Lehr*
Person, die unterrichtet
die Lehrperson
einens Lehrens
die Diversity-Beauftragte/der Diversity-Beauftragte dier_ Diversity-Beauftragte
ein_e Diversity-Beauftragte_r
Person, die für Diversity zuständig ist
dens Diversity-Beauftragtens
Prof. Dr. Prof*in Dr*in
Prof_ex Dr_ex
… hat eine Professur und ist promoviert
Prof.ens Dr.ens
die Dozenten/Dozentinnen
die Dozierenden
di:e Dozent:innen alle, die lehren
die Dozierens
Liebe Bürgerinnen und Bürger Lieb*e Bürg*erinnen
Lieb* Bürg*
Liebe Menschen, die in diesem Landkreis leben
Liebe Bürgens

Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. „Die Dozierenden“ ist offenbar ganz böser Genderismus, weil … ja, warum eigentlich? Das Geschlecht ist aus der Formulierung gar nicht ablesbar. Bei den genderinklusiven Formen werden Sternchen, Unterstriche und Doppelpunkte wild verteilt, als wenn es morgen verboten wäre, aber immer an anderen Stellen, dafür hackt man brutal die Wörter ab. Erstaunlicherweise bevorzugt man als Ausgangspunkt für die genderinklusive Grundform sogar den Lehrer, während das konventionelle Beispiel schon die Partizipform ist. (Später im Buch wird erklärt, dass die Partizipformen nicht verwendet werden sollen, weil sie „diskriminierende Genderbilder und die Zentrierung von männlichen Vorstellungen“ nicht herausfordern würden. Das Binnen-I lehnen die Autoren ab, weil es nur zwei Gender ausdrücken würde.)

Und bei den genderfreien Sprachformen versuchen die Autoren krampfhaft, einem eine neue Form unterzujubeln, die die deutsche Sprache gar nicht kennt. Vermutlich können die Autoren froh sein, dass man heutzutage nicht mehr fragen darf, ob jemand behindert ist, denn sonst würden sie das höchstwahrscheinlich dauernd hören, wenn jemand mitbekommt, wie sie von „dens Beauftragtens“ reden. Die Alternativen dazu rangieren zwischen sperrig und unpassend. Niemand sagt einfach „Er/Sie/Es ist Prof. Dr.“, das wird eigentlich immer nur mit dem Namen und oft als Anrede benutzt. Aber da ist „hat eine Professur und ist promoviert“ gar nicht anwendbar. Dass nicht alle, die lehren, Dozenten genannt werden, oder nicht alle, die in einem Landkreis leben, auch Bürger sind, möchte ich nur am Rande anmerken.

Wenn man aber so schreibt, als wenn nebenbei die Katze über die Tastatur laufen würde, oder diese alberne ens-Form benutzt, stellt sich natürlich die Frage: Wie sieht’s mit den Kasus aus? Wie heftig kann man die Grammatik schänden? Es ist wahrlich nicht schön. (Hinweis: Ich übernehme beim Abtippen der Tabelle übrigens auch die offensichtlichen Fehler im Buch.)

  Konventionelle Sprachform Genderinklusive Sprachform Genderfreie Sprachform
Nominativ die weise Friedensstifterin/der weise Friedensstifter dier* weise* Friedensstift*erin
di*er weise*r Friedensstift*erin
di_er weis Friedensstift_erin
der weise Mensch, der Frieden stiftet
die Person, die Frieden stiftet und weise ist
dens weis Friedensstiftens
Genitiv die wichtigen Aktivismen der weisen Friedensstifterin/die wichtigen Aktivismen des weisen Friedensstifters die wichtigen Aktivismen de_r weise_n Friedensstift_erin
die wichtigen Aktivismen des_r weise_n Friedensstifer_in
die wichtigen Aktivismen der weisen, Frieden stiftenden Person
die wichtigen Aktivismen des weisen Menschen, der Frieden stiftet
Dativ die kollektive Vernetzung gab der weisen Friedensstifterin viel Kraft/die kollektive Vernetzung gab dem weisen Friedensstifter viel Kraft die kollektive Vernetzung gab de*r weise*n Friedensstift*erin viel Kraft
die kollektive Vernetzung gab der*m weise*n Friedensstift*erin viel Kraft
die kollektive Vernetzung gab dem weisen Menschen, der Frieden stiftet, viel Kraft
die kollektive Vernetzung gab der weisen Frieden stiftenden Person viel Kraft
die kollektive Vernetzung gab dens weis Friedensstiftens viel Kraft
Akkusativ alle hörten auf die weise Friedensstifterin/alle hörten auf den weisen Friedensstifter alle hörten auf di:e weis:e Friedensstift:erin
alle hörten auf die:den weise:n Friedensstifter:in
alle hörten auf den weisen Menschen, der Frieden stiftet
alle hörten auf die weise, Frieden stiftende Person
alle hörten auf dens weis Friedensstiftens

Einen längeren Text mit diesem Zeichensalat oder umständlichen Geschwurbel lesen zu müssen, macht zweifellos meschugge. Die zweite Spalte sollte man sich auch mal gesprochen vorstellen: Wenn man (wie der Öffentlich-rechtliche Rundfunk es tut) bei jedem dieser Sonderzeichen einen Knacklaut absondert, hört sich das an, als wenn man Stotternde verarscht. Stotterer gibt’s häufiger als Nichtbinäre, aber die haben keine Lobby. (Das Buch empfiehlt neben dem Knacklaut übrigens auch, den Stern einfach auszusprechen.)

Natürlich darf auch eine Ausweitung der Menge an Personalpronomen im Deutschen nicht fehlen, denn die Zahl derjenigen, die Deutsch als Fremdsprache lernen und sich nach vergeigter Prüfung verzweifelt aufhängen, ist noch nicht groß genug.

Konventionelle Sprachform Genderinklusive Sprachform Genderfreie Sprachform
er/sie si*er
sier*
hen
they
Y
xier
*
die Person – sie
der Mensch – er
dens Mensch – ens
das Individuum – es
ens
ihm/ihr ihr:m
ihrm:
hen
them
Y
xier
:
der Person – ihr
dem Mensch/en – ihm
dens Mensch – ens
dem Individuum – ihm
ens
ihn/sie ihn_sie
ihnsie_
hen
them
Y
xier
die Person – sie
den Mensch – ihn
das Individuum – es
ens
sein/ihr ihr!sein
ihrsein:
hen
their
Y
xier
!
der Person – ihr
des Menschen – sein
des Individuums – sein
ens
jemand/niemand jemand*jefrau jede Person/keine Person
jemensch/niemensch
jeder/keiner jed*er/kein*er jede Person/keine Person
jedens/keinens
man man_frau*
man/frau/divers
mensch
ens

Wenn jemand*jefrau tatsächlich erwartet, dass andere … mit Pronomen wie Y ansprechen, sollte man_frau* xier in eine Gummizelle sperren, bis man/frau/divers : die Flausen aus dem Kopf wegtherapiert hat.

Neben weiteren Tabellen mit Beispielen (von denen ich auch einige noch präsentieren werde) füllen weitere Rechtfertigungen und Erklärungen das Buch, und alles ist schmerzhaft zu lesen.

So wird unter anderem erwähnt, zu welchen Gelegenheiten man keine genderinklusive oder genderfreie Sprache benutzen solle. Dafür gibt es als Beispiel diesen Satz:

Obwohl ich Doktens der Philosophie bin, wird meine Kompetenz immer wieder am Institut in Frage gestellt.

Gut, wird man sich jetzt sagen, wer so redet, muss sich nicht darüber wundern, für inkompetent gehalten zu werden. Aber nein: Es könnte ja sein, „dass die Infragestellung Teil genderistischer Gewaltnormalitäten ist“. Also: „Mimimi, ihr findet mich bestimmt nur doof, weil ich eine Frau bin, und nicht etwa deswegen, weil ich nur Stuss labere!“

Es ist also durchaus erlaubt, in dem Fall einen der folgenden Sätze zu verwenden:

Obwohl ich Doktorin der Philosophie bin, wird meine Kompetenz immer wieder am Institut in Frage gestellt.
Obwohl ich Doktex der Philosophie bin, wird meine Kompetenz immer wieder am Institut in Frage gestellt.

Nanu, was ist denn jetzt schon wieder Doktex? Tja, im weiteren Bemühen, dem Leser deutlich zu machen, was für eine Geldverschwendung einige Hochschulposten sind, hat man sich einen weiteren Zusatz der Neusprech-Grammatik ausgedacht: die ex-Formen.

Sich nicht über Gender zu verstehen, ist im Moment in dieser Gesellschaft (noch) eine Ausnahme.

Das wird auch so bleiben, solange es einen Sexualtrieb gibt und somit das Bedürfnis, einen passenden Partner zu finden und von sich zu überzeugen, wozu dann eben auch gehört, das eigene Geschlecht zu präsentieren.

Das bedeutet, dass es in bestimmten Äußerungssituationen wichtig sein kann, genau dies explizit zu machen – um nicht die Möglichkeit, dass es sich um eine genderfreie Person und Realität handelt, unter den Tisch fallen zu lassen.

Eine „genderfreie Realität“ … warum muss ich an das Titellied von Pippi Langstrumpf denken? „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“?

Ex steht für Exit Gender, ein Verlassen von Gender als Zuordnungskategorie. Ex-Formen werden von Menschen verwendet, die aus Gender als Identität aussteigen.

„Dies ist ein Ex-Papagei!“ … Ironischerweise ist das vermutlich auch die einzige Möglichkeit, wirklich selbst aus dieser Identität auszusteigen. Ansonsten macht man sich was vor.

Um genau diese Personen zu benennen, schlagen wir die Verwendung von ex-Formen vor. Das heißt, wenn ich mich in einer Äußerung konkret auf eine Person beziehen will, die sich klar nicht über Gender versteht und dies explizit benannt werden soll, bietet sich statt der Verwendung von Wortformen mit Sonderzeichen die Endung -ex an. Ex wird am Wortstamm statt der männlichen oder weiblichen Variante angehängt.

„Als Podiums-Teilnehmex habe ich deutlich weniger Redezeit bekommen, als die übrigen Podiums-Teilnehm*erinnen.“

Durch so eine Formulierung wird deutlich, dass die Redezeitverteilung hier als genderistische Diskriminierung wahrgenommen wird.

In erster Linie wird deutlich, warum man der Person einen Maulkorb verpasste. Sonst hätte sie sich womöglich noch mehr blamiert.

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