Foto-Lovestory: Bad Boy Berlin
Nuff! Ich grüße das Volk.
Vor einiger Zeit veröffentlichte die Bravo wieder mal ein Foto-Lovestory-Sonderheft, so wie ein Restaurant, welches halbvergammelte Fleisch- und Wurstreste zu einer kräftig gewürzten Soljanka verarbeitet, um noch den letzten Euro herauszupressen. Die Geschichten sind allesamt irgendwie bemerkenswert, doch eine bestimmte Story brachte mein sonst so ruhiges Gemüt in Wallung und erfüllte mich mit rasender Wut. Und das liegt nicht daran, dass sie in meiner Wahlheimat Berlin spielt.
Werdet also nun Zeugen meines Zorns und erlebt mit mir die Geschichte "Bad Boy Berlin".
Hier sehen wir also den männlichen Hauptcharakter, einen Kevin. Die Bravo-Redaktion versichert schon mal, dass er kein mieser Typ wäre. Die Story überzeugt mich eher vom Gegenteil, aber ich möchte nicht vorgreifen. Kommen wir also lieber zu den Damen.
Das ist also Fabienne, die Protagonistin. Und sie scheint wie Kevin ihren Klamottengeschmack aus den 90er Jahren importiert zu haben.
Ihre Freundin ist Jackie, und wie ihr Steckbrief dankenswerterweise verrät, hat sie was gegen Alkohol und Vorurteile. Beides spielt in dieser Geschichte überhaupt keine Rolle. Und Spaghetti kommen auch nicht vor.
Der Teasertext informiert uns darüber, dass Fabienne unheimlich gerne tanzt, aber sie noch keinen richtigen Partner gefunden hätte. Doch da würde ihr der sportliche Kevin über den Weg laufen. Nun ja, das ist eher ein Euphemismus, aber ich will nicht vorgreifen. Zunächst tanzt Fabienne erst mal nur mit ihrer Freundin Jackie und dem Rest ihrer Tanztruppe.
Doch auch hier bekümmert sie der akute Mangel an Hodenträgern.
Ihre Freundin Jackie möchte sie für gewisse Alternativen öffnen.
Aber es hilft nichts, grübelnd denkt sie sich, dass es mit einem Jungen doch ganz anders wäre. Ist aber keiner da, kann man nix machen.
Am nächsten Tag schlendert sie über den Alex und beglotzt einen Typen, während sich dort eine Frau eine Bratwurst bei einem Grillwalker kauft.
Und der süße Typ klaut der hungrigen Dame mal eben die Handtasche. Was für ein Traumboy.
Sonderlich helle ist der Kevin nicht, denn jetzt fragt er sich, was er getan hat, während er durch die Stadt hüpft.
Fabienne ist dem Handtaschenräuber aber dicht auf den Fersen.
Obwohl Fabienne noch sichtbar hinter ihm her ist, bleibt der Kevin stehen und will sich seine Beute angucken.
Fabienne, das dumme Stück, spricht ihn also an und gibt ihm ein Ultimatum von einer Woche, weil... ja, warum eigentlich? Weil er so "süß" ist bestimmt. Ist ja auch die beste Vorgehensweise, Leute wegen ihres Aussehens einfach mal so davonkommen zu lassen, das sorgt ja gar nicht für falsche Anreize.
Außerdem lädt sie ihn in ihre Tanzschule ein.
Der Kevin fühlt sich auch voll mies. Bestimmt geht's dem Armen viel schlimmer als der Frau, die er beklaut hat.
Wir sind nämlich gute Freunde, müsst ihr wissen.
Am nächsten Tag steht der Kevin tatsächlich in der Tanzschule auf der Matte, stellt sich beim Tanzen aber wie ein Vollhonk an. Jackie, die nichts über die Hintergründe weiß, sorgt dafür, dass Fabienne und der Kevin auf Tuchfühlung gehen.
Der Kevin verspricht Fabienne auch, dass er für das Diebesgut eine Lösung finden würde. Die hätte seine Übeltat allerdings eh fast schon vergessen, weil er ja so süß wäre.Fabienne wird beim Gedanken daran ganz blümerant, also verpisst sie sich lieber.
Am nächsten Tag fragt Fabienne ihre Freundin um Rat, was sie denn tun soll, wenn sie jemanden mag, der gar nicht zu ihr passt. (Wieso? Der Kevin ist doof, sie ist doof... die Kinder muss man wegschmeißen, aber so gesehen... Der Knackpunkt ist: Er hat's nicht verdient! ) Jackie ist natürlich klar, dass die Tusse voll in den Kevin verschossen ist. Aber sie weiß immer noch nichts von dem dunklen Geheimnis...
Und sie erfährt's auch nicht, denn da kommt auch schon der Kevin angerauscht.
Seine merkwürdigen Verrenkungen sollen Tanzbewegungen gewesen sein, weil der Kevin dank Fabienne gar nicht mehr aufhören kann.
Wieder einen Tag später belauscht Fabienne ein Telefongespräch von dem Kevin.
Fabienne ist voll beeindruckt.
Die blöde Kuh. Woher weiß sie, dass der Kevin tatsächlich mit der Polizei telefoniert hat? Wäre der Kevin sogar blöd genug, eine Tasche voll mit seinen Fingerabdrücken und DNA-Spuren zur Polizei zu schicken? Vermutlich hat er auf seinem Handy nicht mal die Rufnummernübermittlung unterdrückt. Und in der Notrufzentrale werden die Polizisten eh keinen Dunst haben, wovon der da redet. Für mich ist die Sache klar: Der Kevin ist ein krummer Hund und bescheißt Fabienne von vorne bis hinten.
Aber da sie keinen Verdacht schöpft, tanzt sie fröhlich mit ihrem Kriminellen und wird voll bejubelt.
Und schließlich gehen sie auch wieder auf den Alex und machen sich dort zum Obst.
Fabienne fordert von dem Kevin das Versprechen, nie wieder zu klauen. Pah.
Und der Kevin lügt ihr kackdreist ins Gesicht.
Das ist doch totaler Blödsinn! Er behauptet doch, sein Klauen wäre ein Blackout gewesen, außerhalb seiner Kontrolle (wer's glaubt). Wie kann er dann behaupten, er würde sich von nun an immer an Recht und Ordnung halten?! Unsinn, sag ich, Unsinn!
Und natürlich muss sie nun seine Verbrechervisage küssen. Wi-der-lich!
Und da haben wir's: Die Bravo verharmlost Straftaten und erweckt mutwillig den Eindruck, eine Beziehung zu einem Kriminellen wäre eine Möglichkeit, den Abschaum der Gesellschaft wieder auf den Pfad der Tugend zu bringen! Was für ein widerliches Schundblatt, eine Gefahr für unsere Gesellschaft!
Ein Unhold wie der Kevin hat nicht die zarte Berührung einer jungen Maid verdient. Nein, die einzige sexuelle Stimulanz, die er zu erwarten hat, ist die als Bückstück eines Drogenbarons im Zuchthaus! Der Kevin müsste an den Pranger gestellt werden für seine Untaten, und anschließend durch den Kot der Straßen gezogen werden! (Das ist in einigen Gegenden Berlins durchaus ohne vorherige Kot-Einbringung machbar.)
Stattdessen wird er hier als Traumtyp dargestellt, der allein durch die Hingabe seiner Metze zur Einsicht gelangt, dass sich Verbrechen nicht lohnen würde. Aber, liebe junge Mädchen: Wer ein Stück Scheiße reibt, der macht es nicht sauber, sondern riecht am Ende nur selbst beschissen. Merkt euch das! Sucht euch lieber anständige Jungs, zum Beispiel Internetkomiker mit einer Affinität zu Hasen. Das sind sehr ehrbare Menschen. Und gut im Bett.
Ich muss mich nun wieder beruhigen... und immer noch überlegen, wen ich bei den Wahlen in Berlin nächste Woche Sonntag wählen soll. (Mir ist erst vor einigen Tagen aufgefallen, dass ich zu der Zeit gar nicht in der Stadt bin und deswegen per Briefwahl meine Stimmen abgeben muss. )
Also, wir lesen uns. Bis dann!
Gast
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"Danke, du süßes Good Girl"? Das ist ja fast noch schlimmer als "Ich liebe dich, mein Emo-Girl"... Was zum verdammten Geier?