Foto-Lovestory: Verlorenes Handy, verlorene Liebe
Nuff! Ich grüße das Volk.
Vor 30 Jahren waren Bravo-Fotolovestorys regelrechte Epen und gingen gerne mal über 10 Hefte (und hatten dabei so putzige Titel wie "Beim Bund gibt's keinen Rock'n'Roll"... und ja, das war tatsächlich der Titel einer Bravo-Fotolovestory). Inzwischen traut man sich in der Bravo keine Mehrteiler mehr, deswegen muss jede Fotolovestory in sechs Seiten abgeschlossen sein. Vielleicht ist das auch ein Grund, weswegen nur noch selten recht tiefschürfende Themen behandelt werden; so richtig mehrdimensional können Charaktere auf den sechs Seiten gar nicht sein. Dennoch wagt man sich gelegentlich an tragische Geschichten heran, so wie diese aus dem letzten Jahr.
Jana, die weibliche Hauptfigur, darf sich - ganz untypisch - diesmal auf der Titelseite nur in einem kleinen Bildchen die Ehre geben, gemeinsam mit ihrer BFF Bine.
Groß hingegen wird der Typ (Timo) dargestellt - gemeinsam mit einem anderen Mädchen. Und diese Mia scheint ja ganz schön Spaß mit ihm zu haben. Was hat das zu bedeuten?
Die Geschichte beginnt also vor einem Jahr im Herbst 2015, als Jana am Straßenrand ein Schlaufon findet.
Die korrekte Vorgehensweise wäre natürlich, das Teil im Fundbüro abzugeben. Deswegen beschließt Jana folgerichtig, es zu behalten.
Daheim schnüffelt sie erst mal herum, was sich alles auf dem Handy befindet, und liest die Kurznachrichten durch. (Musste das Mädel keine PIN eingeben? ) Dabei entdeckt sie was Interessantes.
Sie beschließt spontan, dem Jungen zu antworten.
Timo, der Adressat der besagten Antwort, fällt allerdings aus allen Wolken, als er die Nachricht liest.
Das Handy ist nämlich das seiner großen Liebe Mia, die gerade wenige Tage vorher noch in aller Öffentlichkeit Telefonsex mit ihm hatte.
Der fernmündliche Geschlechtsakt wird jedoch von einer anderen Art Verkehr jäh unterbrochen.
Ja, die Gute ist jetzt hinüber, und sie wurde nicht mal von einem coolen Auto umgesemmelt.
Da Timo nicht auf die Idee kommt, dass jemand mit dem Handy seiner Ex-Freundin Schabernack treibt, ist er ein bisschen verblüfft. Eine gewisse Leichtgläubigkeit muss ich ihm aber schon bescheinigen. Geister, die per SMS kommunizieren, sind ungefähr so albern wie ein Gott, der seine Allmacht dadurch zeigt, dass er seinen Sohn auf Käsetoast erscheinen lässt.
Immerhin zieht er in Erwägung, dass er auch vor Trauer einfach geisteskrank geworden sein könnte. Das ist mehr Selbsterkenntnis, als man von den meisten Bravo-Fotolove-Figuren erwarten kann.
Jana hat natürlich keine Ahnung davon, was sie mit ihren SMS für Existenzkrisen auslöst, und prahlt gegenüber ihrer ABF/BFF mit ihrem tollen Handyfund - und der bizarren Fernbeziehung, die sie mit dem Handy erbte.
Timo setzt in den nächsten Tagen seine freiwillige Reise in den Abgrund des Wahnsinns fort, indem er weiterhin SMS an seine tote Freundin schreibt, die Jana unbekannterweise freundlichst beantwortet. Dabei erinnert er sich an all die Erlebnisse mit seiner Mia, bevor sie von einem Renault überrollt wurde.
Ich erspare euch mal den Großteil von dem Schmalz und zeig euch nur den Teil, in dem sie sich ewige Liebe schwören.
Es ist also klar: Der Timo schwärmt immer noch für die Straßenpizza, die mal seine Freundin war.
Langsam verzweifelt er, weil er die Herkunft der SMS nicht ergründen kann.
Janas Freundin Bine ist nun auch neugierig, wie es mit dem SMS-Flirt weiter läuft. Jana beichtet ihr schließlich, dass das Handy nur gefunden ist und der Typ keine Ahnung hat, wer sie ist.
Bine erinnert sich daran, dass eine Mia kürzlich plattgefahren wurde, und so fügen sich alle Puzzlestücke zusammen.
Jana sieht also ein, dass sie das Handy lieber gleich als Fundsache hätte abgeben sollen, und hat ein furchtbar schlechtes Gewissen. Deswegen schreibt sie eine letzte SMS an Timo und ... schmeißt das Handy in die Restmülltonne.
Das war es dann zunächst... bis sie schließlich ein Jahr später an der Stelle steht, wo sie damals das Handy fand. Und dort steht auch Timo.
Timo fällt dieses Mädchen, das ihn anguckt, auch auf.
Jana spricht ihn an und wird gleich von ihm zugelabert.
Bei einem Kakao kommen die beiden ins Gespräch und finden sich schon ziemlich sympathisch. Allerdings muss ich auch warnen, dass der Einfluss von Kakao viele Inkompatibilitäten überdecken kann.
Immerhin trauen sie sich am Ende schon, sich mit den Händen zu berühren. Da kann ja das erste Fummeln gar nicht weit weg sein.
Wer zum Abschluss einen Kuss erwartet hat, den muss ich enttäuschen. Über den Blog kann ich euch keinen geben. Aber auch in der Geschichte gibt es keinen, vermutlich, weil die Bravo sich dachte, dass es ein wenig unsensibel sein könnte, wenn die am Ende rumknutschen, obwohl der Typ fünf Minuten vorher noch gedanklich den Finger in seiner toten Freundin hatte.
Und am Ende versichert Timo seiner Mia, dass sie immer seine große Liebe sein wird und alle anderen Mädchen nur Schlampen sind, mit denen er sich die Zeit vertreiben und die Geilheit wegrammeln wird.
Ich muss doch zugeben, dass mir in der Geschichte irgendwie die Leidenschaft fehlt, die pure Rattigkeit der Jugend. Wenigstens Bine und Jana hätten ja zwischendurch mal nackt die Schere machen können. Aber stattdessen wurden Szenen einer längst vergangenen Beziehung gezeigt, um einen Schmerz nachvollziehbar zu machen, der sowieso ins Leere geht, weil die männliche Hauptfigur wieder mal aus dem Bravo-Klonlabor stammt und man diesen Retortenjungs sowieso keine menschlichen Emotionen zutraut.
Immerhin ist es keine Geschichte, in der sich der beste Freund als der Traumjunge herausstellt, nachdem der eigentliche Freund als Arschloch entlarvt wurde.
Premium-Mitglieder können übrigens jetzt noch eine Foto-Lovestory mit deutlich mehr Sex-Appeal (und mehr Leichtgläubigkeit) lesen:
So, ich geh dann mal schlafen, heute Abend kommt noch der Jahresrückblick. Bis dann!
Nachtrag: Es gab technische Probleme mit der Paypal-Zahlung, die sind aber jetzt behoben. Der Link in den Bestell-Emails sollte nun funktionieren.
Premiummitglied
Also das war mit Abstand die grauenhafteste Fotostory die es je gab. Selbst dieser christliche Unsinn war spannender und sogar nachvollziehbarer als das hier.
Deine Arbeit war aber wie immer gut, Klopfer