Ein Flirt ist ein Minenfeld - nur schlimmer!
Nuff! Ich grüße das Volk.
Ich verstehe Singlepartys nicht. Nun bin ich am Freitag zu einer geschleift worden, und ich verstehe sie noch weniger. Es ist laut, es ist dunkel, der Männeranteil steigert sich im Laufe des Abends von zwei Dritteln auf drei Viertel. Vielleicht ist letzteres auch der Grund, warum ein Typ versucht hat, mich mit einem Lapdance heißzumachen, und mich eine halbe Stunde nach meiner Abfuhr noch mal anbaggerte. Keine Ahnung.
Der Knackpunkt ist jedenfalls: Unfreiwillige (gerade männliche) Singles haben oft deswegen Schwierigkeiten, wieder was Neues zu finden, weil sie aus der Masse kaum herausstechen und daher nicht auffallen oder – falls der kalt berechnende Blick einer Frau sie streift – wegen akuter Durchschnittlichkeit ausgemustert werden. Freiwillige männliche Singles auf diesen Partys sind wiederum recht geübt darin, Frauen anzusprechen und rumzukriegen (man muss sich schließlich nicht die Kuh kaufen, wenn man die Milch umsonst kriegen kann). Theoretisch funktioniert die Party also nur für die Kerle gut, die sie gar nicht nötig hätten. Ich selbst hab’s einfach nicht im Blut, mich aus einer Masse heraus in den Vordergrund zu drängen, weil ich mich dann eher wie ein Trottel fühle. (Das entspricht so ziemlich genau dem, was ich von denen halte, die das dauernd tun.)
Man kriegt diese putzigen Nummern aufgeklebt, aber ich glaube, es haben nur zehn verschiedene Leute tatsächlich auch kleine Liebesbriefchen über diese Nummern bekommen. Das wundert mich auch aufgrund der Lichtverhältnisse nicht, bei vielen hab ich die Nummern gar nicht gesehen. Ich bezweifel auch ein wenig, dass Mädels jetzt tatsächlich so verzückt sind, wenn sie nicht direkt angesprochen werden. „Ich will einen Freund, der am Anfang zu schüchtern ist, mich anzusprechen, und mir stattdessen auf einer Singleparty einen Zettel an der Theke hinterlegt“, das ist wohl ein Satz, den noch nie ein Mädchen sehnsüchtig in sein Tagebuch geschrieben hat.
Dann hängt man sich Knicklichter ums Handgelenk, um zu zeigen, wie weit die Paarungsbereitschaft geht. Das ist natürlich eine taktische Entscheidung: Wenn man „ein Abenteuer“ sucht, kommt man dann nicht zu notgeil rüber? Sagt das Armband für die Suche nach einer festen Beziehung, dass man verzweifelt darauf fixiert ist, eine Freundin zu finden? Bleibt als letzte Alternative noch die Suche nach „einem Flirt“, aber auch da kann man als Hallodri rüberkommen, der Angst vor Bindungen hat. Und wenn man gleich alle drei nimmt, kann man sich vermutlich gleich einsargen lassen.
Und dann die Frauen. Einige der Frauen sind vergeben und gehen wohl nur dahin, um ihren Marktwert abzuchecken, was ich den Männern gegenüber schon unfair finde. Andere sind aus anderen Gründen nicht wirklich interessiert. Geschenkt. Aber das größere Problem ist, dass Flirten ein Minenfeld ist. Moment, das ist nicht ganz korrekt: Bei einem Minenfeld kann man immerhin halbwegs davon ausgehen, dass da, wo schon jemand hingelatscht ist, keine Mine ist. Das ist bei Frauen anders.
Ich hab mich vor dem besagten Abend mit den Freundinnen unterhalten, die mich da hingeschleppt haben. Die eine erzählte, dass sie bei dem Typen, den sie einige Zeit vorher auf so einer Party kennengelernt hatte, so beeindruckt war, dass er sich nicht einfach abwimmeln ließ und hartnäckig Interesse zeigte. Die andere stimmte zu: Es wäre furchtbar, wenn die Kerle einfach so aufgeben und dann zum nächsten Mädchen wandern, so als hätten sie gar kein echtes Interesse an einem. Das entspricht auch durchaus dem, was ich in diversen Frauen- und Mädchenzeitschriften gelesen habe, die dann eben auch raten, nicht sofort auf einen Flirt einzusteigen, um den Jagdinstinkt des Mannes zu wecken und so seine Ernsthaftigkeit zu testen. Aber in den gleichen Zeitschriften (oder entsprechenden Websites) wird ein ebenso lautes Geheule darüber angestimmt, dass Typen beim Flirt nicht aufgeben und an der Frau kleben wie die Fliege auf dem Scheißhaufen. Und das gilt auch für einzelne Flirtmaschen oder -situationen. Wenn man sich die sozialen Netzwerke anguckt, sind Frauen schnell dabei, kollektiv irgendein „creepy“ Verhalten zu ächten, weil sie sich dabei an eine Situation erinnern, in der ein unattraktiver Kerl so etwas bei ihnen gemacht hat und sie sich unwohl fühlten. Aber die Wahrheit ist eben auch, dass viele derselben Frauen auf die gleiche Masche total anspringen, wenn sie den Typen irgendwie attraktiv finden. Und deswegen wird’s ja weiter gemacht, weil eben so viele Typen damit Erfolg haben. Aber eben nur, wenn sie sowieso schon als attraktiv empfunden werden. Dann ist das plötzlich charmant und frech und so. (Als Promi kann man auch gerne mal an die Muschi greifen, und die Besitzerin sieht’s womöglich noch als Kompliment, da hatte Donald Trump nicht ganz unrecht. Viele Frauen würden sich vermutlich liebend gerne mal spontan von Chris Hemsworth fingern lassen. Und selbst ohne Promibonus: Auch bei Voll-Assi Toni gaben Frauen zu, dass er ja schon recht hätte.)
Aber was kann man als relativ schüchterner und eher durchschnittlicher Mann noch machen, was einem nicht den Vorwurf einbringen kann, „creepy“ zu sein (und so quasi der neue Rainer Brüderle und der Anlass für ein Revival von #Aufschrei zu werden), aber andererseits auch nicht so weicheimäßig wirkt, dass sie einen sofort für den totalen Spacken hält? Männer sind auch extrem schlecht dabei, einer Frau anzusehen, ob sie einen attraktiv findet, das hilft einem also auch nicht wirklich einzuschätzen, wie weit man gehen darf. Ich mit meinen vielfältigen sozialen Phobien (ich wünschte, ich würde scherzen) denk über so was viel nach (zu viel?) und komm am Ende zum Schluss, dass es das Risiko nicht wert ist. Laut einer Umfrage von Parship flirten auch zwei Drittel der deutschen Singles kaum bis gar nicht. Vermutlich entstehen neue Pärchen größtenteils nur noch aus alten Pärchen, die mit Singles oder anderen Vergebenen fremdgehen, nicht mehr aus Singles unter sich.
Bei der Singleparty war der Erfolg insgesamt wohl auch nicht durchschlagend. Ich hab zwei knutschende Pärchen gesehen. Das eine davon war sehr engagiert dabei und hat sich fast aufgefressen, der Typ gab sich auch schon kräftige Mühe, bei ihr einzudringen. Bald hätte er wohl seine Jeans durchstoßen. Aber das Fazit lautet dennoch wohl: Singlepartys funktionieren nicht sonderlich gut. Und für mich gar nicht.
Wie sieht’s bei euch aus? Habt ihr eure Freundin oder euren Freund auf einer Singleparty kennengelernt? Kennt ihr irgendwen, für den sich aus so etwas eine feste Beziehung ergeben hat?
Gast
Nehmt Frauen die locker genug sind, dass sie auch mit Kompromissen ins Bett steigen! Dann gehen die Tussis irgendwann leer aus und müssen von ihrem hohen Ross runter. Gut für die Emanzipation und so!