Klopfers Blog

Kategorie: Gemotze

Nuff! Ich grüße das Volk. 059.gif

Am Wochenende war der Große Preis von Bahrain, und dort ging Sebastian Vettel zuerst ins Ziel. Und nun stellt euch vor, die deutsche Presse hätte gemeldet, dass Lewis Hamilton am Ende die Spitzenposition gehabt hätte.

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Undenkbar? Bei der Formel 1 vielleicht, aber wenn es um Steuern geht, kann der deutsche Qualitätsjournalist nicht mehr bis 1 zählen. Deswegen kriegen wir gerade dauernd Schlagzeilen wie folgende:

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Das ist nur ein kleiner Ausschnitt der deutschen Presselandschaft, aber die Botschaft ist immer gleich: Schon mit 54.000 Euro zahlt man bei uns den Spitzensteuersatz von 42 Prozent! Potzblitz! Da muss man sich aber wirklich aufregen! Donnerknispel aber auch! motz.gif

All die Journalisten, die da offenbar aus einer tendenziösen Studie vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln abgeschrieben haben, hätten mal lieber einen Blick ins Einkommensteuergesetz geworfen. Da werden nämlich folgende Tarife genannt:

  1. bis 8 820 Euro (Grundfreibetrag):
    0;
  2. von 8 821 Euro bis 13 769 Euro:
    (1 007,27 · y + 1 400) · y;
  3. von 13 770 Euro bis 54 057 Euro:
    (223,76 · z + 2 397) · z + 939,57;
  4. von 54 058 Euro bis 256 303 Euro:
    0,42 · x – 8 475,44;
  5. von 256 304 Euro an:
    0,45 · x – 16 164,53.

Die Größe „y“ ist ein Zehntausendstel des den Grundfreibetrag übersteigenden Teils des auf einen vollen Euro-Betrag abgerundeten zu versteuernden Einkommens. Die Größe „z“ ist ein Zehntausendstel des 13 769 Euro übersteigenden Teils des auf einen vollen Euro-Betrag abgerundeten zu versteuernden Einkommens. Die Größe „x“ ist das auf einen vollen Euro-Betrag abgerundete zu versteuernde Einkommen. Der sich ergebende Steuerbetrag ist auf den nächsten vollen Euro-Betrag abzurunden.

Auf Deutsch heißt das: Bei Alleinstehenden sind ab 54.058 Euro Jahreseinkommen 42 Prozent fällig (für das, was diesen Betrag übersteigt) - aber ab 256.304 Euro glatte 45 Prozent! Die immer genannten 42 Prozent sind nicht der Spitzensteuersatz, der ist tatsächlich nur auf Platz 2 der Steuertarife. Der Spitzensteuersatz liegt bei 45 Prozent und wird ab Einkommen von über einer Viertelmillion im Jahr fällig, betrifft also gar nicht so viele Leute.

Jetzt kann man natürlich vollkommen legitim der Meinung sein, dass der Verdienstabstand zwischen dem zweithöchsten und dem höchsten Tarif zu groß ist und dass der zweithöchste Tarif zu früh einsetzt. Aber es ist einfach nicht richtig, dass 10 Prozent der deutschen Arbeitsbevölkerung den Spitzensteuersatz zahlen würden.
Gerne wird zur Verschleierung auch so getan, als wäre der tatsächliche Spitzensteuersatz von 45 Prozent eine eigene "Reichensteuer". Aber das stimmt nicht - steuerrechtlich ist das einfach nur einer der normalen Einkommensteuertarife.

Warum regt mich das so auf? Weil die Leute, die über sprachliche Begriffe die Deutungshoheit haben, damit eben auch Macht gewinnen. Diese ganzen Berichte haben ja ein Ziel (Steuersenkungen für die Besserverdienenden zu fordern nämlich), aber die Wirkung kann man natürlich viel eher erreichen, wenn man der Bevölkerung das Gefühl vermittelt, sie würde selbst übermäßig durch die Steuern geschröpft werden oder wäre zumindest kurz davor. Und zum Aufpeitschen des Volkes eignet sich "Ihr zahlt (fast) den Spitzensteuersatz!" klarerweise viel besser als "Ihr zahlt (fast) den zweithöchsten Einkommensteuersatz!" Auf Platz zwei zu sein, lässt halt das Blut nicht so sehr kochen, im Positiven wie im Negativen.

Die Journalisten, die das mit dem Spitzensteuersatz einfach mal so übernommen haben, machen sich somit zur Nutte der Lobbyisten, die für ihre finanziell gut ausgestattete Klientel die Steuerlast senken wollen und für dieses Unterfangen die Unterstützung einer breiteren Gesellschaftsschicht gewinnen möchten. Aber warum das?

Die OECD hat erst kürzlich veröffentlicht, dass wir in Deutschland die zweithöchsten Steuern- und Abgabenlasten der OECD-Staaten haben. (Also quasi die Spitzenposition. 04a97f13.gif Sorry, ich konnte nicht widerstehen.) Knapp die Hälfte des Einkommens geht somit bei durchschnittlichen Alleinverdienern für Steuern und Abgaben drauf.
Das große Problem sind aber für Normalverdiener gar nicht die Steuern, die in Deutschland nicht wirklich ungewöhnlich hoch sind, sondern die Beiträge zur Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung. Die sind deutlich höher als woanders und sorgen am ehesten dafür, dass vom Brutto so wenig Netto übrig bleibt.

Die Sozialversicherungsbeiträge sind üblicherweise prozentuale Anteile vom Bruttoeinkommen. Es gibt allerdings Beitragsbemessungsgrenzen, was heißt: Nur bis zu dieser Summe wird der entsprechende Beitrag berechnet. Wer mehr verdient, zahlt nicht mehr Versicherungsbeiträge als jemand, der genau auf dieser Grenze liegt.

Im Westen Deutschlands betragen die Beitragsbemessungsgrenzen für die Krankenversicherung und die Pflegeversicherung 76.200 Euro, für die Rentenversicherung aber 52.200 Euro (letzteres auch in Ostdeutschland). Heißt also: Wer wirklich viel verdient, für den nehmen die Sozialversicherungsbeiträge (wenn sie die denn überhaupt zahlen müssen) einen deutlich geringeren Anteil vom Gehalt weg als beim echten Normalverdiener. Für die wirklichen Gutverdiener sind die Steuern somit tatsächlich das größere Ärgernis.
Man sollte sich daher als Durschnittsverdiener nicht der Illusion hingeben, die Kämpfer gegen den Eigentlich-Nicht-Spitzensteuersatz hätten das Wohl des Normalverdieners im Sinn. Für den wäre es wesentlich zielführender, wenn sich Gutverdiener mehr an den Sozialversicherungen beteiligen würden und so diese Kosten für die anderen sinken oder wenigstens weniger stark steigen könnten.

Puh. So, das musste mal gesagt werden. Danke fürs Zuhören, und wenn ihr wollt, schickt eure Bekannten zu diesem Blogeintrag. 233cd70a.gif Bis dann! animaatjes-onion-09769.gif

Nachtrag: Mir wurde erzählt, dass die Bezeichnung "Spitzensteuersatz" für diesen besagten Steuertarif historisch gewachsen wäre. Mag sein. Ändert nichts daran, dass er heutzutage so einfach einen falschen Sachverhalt vermittelt. Ich sehe jeden Journalisten, jeden Politiker, jeden Steuerfachmann und jeden Wirtschaftssprecher in der Pflicht, Wörter korrekt zu verwenden - spätestens ab jetzt.

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Konkurrenzdenken

Veröffentlicht am 28. Juni 2007 um 0:53 Uhr in der Kategorie "Gemotze"
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Text veröffentlicht im
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Mentos
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Das mit der Deckelung der Sozialabgaben empfand ich schon immer als eines der Grundübel. Warum nimmt man ausgerechnet die Einkommen aus der Pflicht ihren normalen Beitrag zu leisten (wie alle anderen auch)? Bei der Krankenversicherung wird es ja noch abstruser, wer so richtig viel verdient braucht gar nicht in der gesetzlichen Versicherung bleiben, sondern kann sich privat versichern, oft mehr Leistungen bei weniger Geld.
Und selbst des Staates Diener, die Beamten, die werden auch nicht gesetzlich versichert. Warum das alles eigentlich nicht? Es würde für eine solidarische Gesellschaft viel mehr Sinn ergeben, wenn sich gerade die beteiligen, die viel haben. Brauchen bei den Sozialabgaben ja auch nicht mehr Prozente abgeben als alle anderen, aber doch wenigstens die paar Prozente könnten sie abgeben.

Da hat jemand gute Lobbyarbeit geleistet und leistet sie immer noch...

0
Geschrieben am
Der Admiral
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Ich hatte mich schon beim ersten Bericht darüber gewundert, weil ich 45 % in Erinnerung hatte für den Spitzensteuersatz. Und 42 % von fast 55.000 Euro... Naja, tut etwas weh stimmt aber ich komm nicht mal in die Nähe davon. Damit hab ich erstens zwar weniger Steuern aber verdien trotzdem weit weniger als das, was bei den 55.000 Euro abgezogen wird.

Aber in Deutschland kann man ja gut manipulieren. Hat vor über 80 Jahren geklappt, klappt heute auch noch.

Ihr zahlt zu viele Steuern. Wir treiben den Netzausbau voran. Internet ist für alle Neuland. Die Höhe der Rundfunkgebühr ist angemessen. Deutschland hat die günstigen Mobilfunktarife. Deutschland zahlt im Vergleich sehr gut für Fachkräfte im IT Bereich. Die Mietpreisbremse kann man nicht umgehen. Usw. Usf.

Das Problem ist, das wir ein demografisches Problem haben. Zu viele Alte Leute die das nicht juckt. Und zu viele junge Menschen, die zu faul sind, etwas zu unternehmen.

1
Geschrieben am
ObsidJan
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Na gut, die Kritik an der journalistischen Schreibe ist berechtigt. Dann ist es halt der zweithöchste Steuersatz und nicht der höchste, geschenkt. Aber alles andere stimmt doch: die Steuern sind in Deutschland allgemein zu hoch - auch für geringer Verdienende. Die Beiträge für die Versicherungen sind viel zu hoch (übrigens würde eine Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenzen nichts an den Beiträgen der Gering- und Normalverdiener ändern, solange die Sozialversicherungen nicht die Mehreinnahmen von den Reichen zur allgemeinen Senkung der Beiträge nutzen, und wann senken die gierigen Sozialversicherungen/Kassen schon ihre Beiträge?).
Mehr als 1/3 seines Einkommens (egal wie hoch) abdrücken zu müssen, ist eigentlich eine inakzeptable Belastung. Der Abstand zwischen 54k (42 %) und 256k (45 %) ist zu groß, die Untergrenze für die 42 % müsste höher liegen. Und dass man ab ~250k halt 3 % mehr abdrücken muss, ändert ja nichts an der Tatsache, dass die 42 % ab 54k eine viel zu hohe Belastung gerade für die Mittelschicht sind. Da ist die Aufregung doch berechtigt. Denn mal ehrlich: wer 54k im Jahr verdient und davon gemäß dieser Formel da (was soll eigentlich der Abzug dieses krummen Freibetrags?) knapp 40k netto übrig hat, der lebt zwar schon leidlich gut, ist aber absolut nicht "reich" und schon gar nicht "sehr reich" oder "superreich", wie immer gerne suggeriert wird (zumal man dann ja auch ganz andere Größenordnungen an Ausgaben hat, wie Familie, Haus, Versicherungen...). Und das sage ich als jemand, der nie in den 45 %-Bereich kommen wird, also eigentlich auch auf die Reichen "da oben" schimpfen könnte - aber ich bin halt nicht so ein Sozialneider wie viele der Deutschen und gönne auch der Mittel- und Oberschicht ihren Erfolg (reich wird man ja nicht einfach so). Natürlich haben Kämpfer für eine geringere Steuerbelastung primär ihr eigenes Wohl im Sinn, das ist ja auch völlig legitim. Dieses Robin-Hood-mäßige neo-sozialistische Umverteilen gruselt mich genau so wie wenn ich mir den sinnlosen Kram anschaue, wofür die abgepressten Steuereinnahmen dann letztlich verpulvert werden - schaut euch z.B. mal das Budget des Bundesverteidigungsministeriums an vs. das des BMBF. rumms.gif Traurig.

Übrigens bin ich als Student auch privat versichert, zahle durch einen Tarif für Studenten nur unwesentlich mehr als gesetzliche (d.h. es hat nichts mit reich sein zu tun, wenn man privat ist) und genieße die ganzen (angeblichen) Vorteile einer privaten KV - aber im Wartezimmer sitze ich genau so lange wie der gesetzliche Pöbel und Termine krieg ich auch nicht schneller. Nur um mal mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen. hm.gif

PS: Noch eine Anmerkung: Wer beklagt, dass ein sehr kleiner Prozentsatz (Reiche) genau so viel Vermögen besitzt wie ein großer Prozentsatz (Arme), der darf es auch nicht ok finden, wenn ein kleiner Prozentsatz für einen Großteil der Steuereinnahmen aufkommt.

0
Geschrieben am
(Geändert am 19. April 2017 um 1:18 Uhr)
Klopfer
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Na gut, die Kritik an der journalistischen Schreibe ist berechtigt. Dann ist es halt der zweithöchste Steuersatz und nicht der höchste, geschenkt. Aber alles andere stimmt doch: die Steuern sind in Deutschland allgemein zu hoch - auch für geringer Verdienende.

Verglichen womit? Wenn du dich mal weltweit umschaust bei den Ländern mit ähnlichem Wohlstandsniveau, liegt das absolut im Rahmen und nicht in der Spitzengruppe.

Die Beiträge für die Versicherungen sind viel zu hoch (übrigens würde eine Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenzen nichts an den Beiträgen der Gering- und Normalverdiener ändern, solange die Sozialversicherungen nicht die Mehreinnahmen von den Reichen zur allgemeinen Senkung der Beiträge nutzen, und wann senken die gierigen Sozialversicherungen/Kassen schon ihre Beiträge?).

Abgesehen von den Zusatzbeiträgen der Krankenkassen werden die Beitragssätze von der Politik per Gesetz festgelegt, und zwar auch aufgrund der Kassenlage und der erwarteten Ausgaben und Einnahmen. Den Krankenkassen ist auch verboten, zu viel Geld zu bunkern, insofern würde bei mehr Beitragszahlern und mehr Einnahmen der Satz sinken.

Mehr als 1/3 seines Einkommens (egal wie hoch) abdrücken zu müssen, ist eigentlich eine inakzeptable Belastung.

Find ich bei meiner Miete auch. Aber der Vermieter hat einfach kein Einsehen. biggrin.gif

Der Abstand zwischen 54k (42 %) und 256k (45 %) ist zu groß, die Untergrenze für die 42 % müsste höher liegen. Und dass man ab ~250k halt 3 % mehr abdrücken muss, ändert ja nichts an der Tatsache, dass die 42 % ab 54k eine viel zu hohe Belastung gerade für die Mittelschicht sind. Da ist die Aufregung doch berechtigt.

Wie gesagt: Man kann gerne der Meinung sein, dass die Grenze zu früh gezogen ist und der Abstand zu groß ist. (Da nur 10% der Erwerbstätigen davon betroffen sind und das Medianeinkommen bei weniger als der Hälfte liegt, ist das allerdings schon die obere Mittelschicht, die da betroffen ist.)

Denn mal ehrlich: wer 54k im Jahr verdient und davon gemäß dieser Formel da (was soll eigentlich der Abzug dieses krummen Freibetrags?)

Der Steuersatz wird nur auf das angewendet, was darüber liegt, daher wird dieser krumme Betrag abgezogen und das, was drunter liegt, durch die vorherigen Tarife abgedeckt. Deswegen ist der reale Steuersatz deutlich unter dem höchsten Steuersatz. Wer knapp 55k im Jahr verdient, wird durch diesen Steuertarif eigentlich kaum mehr belastet als jemand, der 1000 Euro weniger verdient.

knapp 40k netto übrig hat, der lebt zwar schon leidlich gut, ist aber absolut nicht "reich" und schon gar nicht "sehr reich" oder "superreich", wie immer gerne suggeriert wird (zumal man dann ja auch ganz andere Größenordnungen an Ausgaben hat, wie Familie, Haus, Versicherungen...).

Projection much? Kaum jemand sagt, dass jemand mit 40k netto wirklich reich wäre. Wenn du rumfragst, würden sicherlich jede Menge Leute sagen, dass man auch mit ner Million an Vermögen nicht wirklich reich ist.

Und das sage ich als jemand, der nie in den 45 %-Bereich kommen wird, also eigentlich auch auf die Reichen "da oben" schimpfen könnte - aber ich bin halt nicht so ein Sozialneider wie viele der Deutschen und gönne auch der Mittel- und Oberschicht ihren Erfolg (reich wird man ja nicht einfach so).

facepalm.gif Ich wünschte, diese Platte würde mal aufhören. Es geht hier doch nicht um Neid, verdammte Axt. Es geht um Geld, was gebraucht wird, um öffentliche Dienste und Infrastruktur bereitzustellen. Man haut die Reichen nicht um mehr Geld an, weil man so neidisch ist, sondern weil starke Schultern mehr tragen können und es ja auch nur fair ist, dass gerade die am meisten zahlen, die offenbar auch am meisten profitiert haben. Als der große Sparwahn durch die öffentlichen Dienste fegte, hat uns das irgendwas gebracht? Nee. Polizisten fehlen an allen Ecken und Enden, Feuerwehrwachen bröckeln, und Bearbeitungszeiten für Anträge etc. schießen in die Höhe, weil das Personal fehlt.

Natürlich haben Kämpfer für eine geringere Steuerbelastung primär ihr eigenes Wohl im Sinn, das ist ja auch völlig legitim. Dieses Robin-Hood-mäßige neo-sozialistische Umverteilen gruselt mich genau so wie wenn ich mir den sinnlosen Kram anschaue, wofür die abgepressten Steuereinnahmen dann letztlich verpulvert werden - schaut euch z.B. mal das Budget des Bundesverteidigungsministeriums an vs. das des BMBF. rumms.gif Traurig.

Jetzt guck dir mal ganz genau die Aufgaben und die Personalausstattungen vom Verteidigungsministerium und vom BMBF an. Natürlich hat das Verteidigungsministerium einen weitaus höheren Etat, zumal Bildung nun mal Ländersache ist und das BMBF daher nicht so viele Abhängige hat.
(Schon Adam Smith hat gesagt, dass gewisse Aufgaben vom Staat übernommen werden müssen und nicht vom freien Markt. Ein bisschen Sozialismus MUSS sein. Wem das nicht passt, der kann gerne nach Somalia und da mal ausprobieren, wie sich das so lebt, so ganz ohne öffentliche Verwaltung.)

Übrigens bin ich als Student auch privat versichert, zahle durch einen Tarif für Studenten nur unwesentlich mehr als gesetzliche (d.h. es hat nichts mit reich sein zu tun, wenn man privat ist) und genieße die ganzen (angeblichen) Vorteile einer privaten KV - aber im Wartezimmer sitze ich genau so lange wie der gesetzliche Pöbel und Termine krieg ich auch nicht schneller. Nur um mal mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen. hm.gif

Von wann sind die Vorurteile? Mittlerweile hält man privat Versicherte doch eher für arme Säue, weil die im Alter wegen der hohen Mitgliedsbeiträge ganz schön gefickt werden.

PS: Noch eine Anmerkung: Wer beklagt, dass ein sehr kleiner Prozentsatz (Reiche) genau so viel Vermögen besitzt wie ein großer Prozentsatz (Arme), der darf es auch nicht ok finden, wenn ein kleiner Prozentsatz für einen Großteil der Steuereinnahmen aufkommt.

Vermögen wird ja nicht besteuert. Zudem ist es immer legitim zu fragen, ob die Verteilung von erarbeiteten Werten nicht inzwischen arg unausgeglichen verläuft - insbesondere wenn man bedenkt, dass eine zu große Konzentraton von Vermögen in der Hand weniger schlecht für die Wirtschaft ist und zudem der Großteil der Mittelschicht immer weiter abgehängt wird. Die Mittelschicht schrumpft, und viele wandern eben nach unten ab. Und das liegt nicht daran, dass das in der Bundesrepublik erwirtschaftete Geld von so vielen Armen verdient wird, sondern dass ein großer Teil eben nicht in Form von fairen Löhnen ausgezahlt wird.

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Geschrieben am
(Geändert am 19. April 2017 um 3:41 Uhr)
Leto
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Um es mit Pispers zu sagen:
"DIe Steuern müssen bezahlt werden ..."
... was nützen die ganzen Regeln?
Abgesehen davon, dass der deutsche Staat sich ja nicht ausschließlich von der EKSt am Leben hält ... vermutlich Peanuts im Vergleich zur Gewerbesteuer.
Vera F. Birkenbihl gab mal zu bedenken, das 80% der deutschen Steuern vom Mittelstand geleistet werden (vermutlich nicht mehr ganz aktuell) ... aber da muss man den Leuten eben auch einen Anreiz geben, sich selbständig zu machen.
Man kann sich gern über die unverhältnismäßigen Managergehälter auslassen, aber Selbständige die ohne Arbeitszeitbegrenzung auf eigenes Risiko, ohne Arbeitslosenversicherung, etc etc ... ackern und sich für ihr Unternehmen aufbringen um sich und ihren Mitarbeitern ein Einkommen zu ermöglichen, sollte man auch angemessen honorieren und nicht allein die Soziallasten aufbürden.
Immer schön fair bleiben!

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Geschrieben am
Klopfer
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@Leto: Denen werden ja nicht allein die Soziallasten aufgebürdet. Wie du schon schreibst: Sie arbeiten ohne Arbeitslosenversicherung, daran beteiligen sie sich schon mal nicht.
Schlimmer allerdings: Sie beteiligen sich oft nicht an der Rentenversicherung. (Ich schon, ich bin zwar selbstständig, aber als Künstler rentenversicherungspflichtig.) Und das ist schon ein Problem, denn viele Selbstständige, die nicht bis zum Ende ihres Berufslebens erfolgreich sind, landen im Alter dann in der Grundsicherung. Da wäre es fair, wenn sie vorher wenigstens ein paar Rentenansprüche erwerben würden. Ich lande im Alter auch in der Grundsicherung, wenn kein Wunder passiert, aber ich und viele andere Geringverdiener leisten unseren Anteil an den Rentenzahlungen. In der Schweiz besteht die Versicherungspflicht für jeden, auch für Selbstständige. Da sind die Beiträge auch nicht gedeckelt - anders als die gesetzliche Rente.

Als Selbstständiger bin ich übrigens durchaus dafür, dass Selbstständigkeit gefördert wird. Ich glaube aber nicht, dass es zielführend ist, das über diese Steuerschiene zu machen.

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Geschrieben am
(Geändert am 19. April 2017 um 3:16 Uhr)
bört
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Mehr als 1/3 seines Gehalts abdrücken zu müssen ist eigentlich eine inakzeptable Belastung.

Naja...mindestens die ersten 15 Jahre seines Lebens profitiert man nur vom System (die meisten heutzutage deutlich länger), und ab 67 ebenso. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 81 Jahren sind das rund 35% der Lebenszeit... da finde ich es nicht zu viel verlangt, in den restlichen 65% dieses System zu stützen.
(Zumal ja die meisten, die in die höheren Steuerklassen fallen, auch nicht unbedingt mit 15 schon voll angefangen hatten zu arbeiten)

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Geschrieben am
jck
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Ich erwähne mal, dass Steuersätze über 10% früher mal Grund für Revolutionen waren. Nur so als Maßstab.

Und dass "Vermögen nicht besteuert" wird ist mehr oder weniger Unsinn, denn erstens *wurde* es schon besteuert, bevor es Vermögen werden konnte, und sobald man was damit macht, wird es *wieder* besteuert. Vermögen per se ist nutzlos.

Und dass es eine Beitragsbemessungsgrenze gibt, liegt daran, dass schon bei dieser die Beiträge absolut unverschämt sind für die Leistungen, die man bekommt.

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Geschrieben am
Der_Ketzer (Gast)
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Da ich hier heraus gelesen habe das die steuern gebraucht werden und die Steuersätze ja gar nicht so hoch sind, gebe ich mal folgendes zu bedenken.
Kann es sein das es früher auch mit 32-35% steuern reibungslos lief und die hohe Besteuerung erst anfing als der Staat anfing mehr schulden aufzunehmen um Wahlkampf versprechen zu bezahlen?
Könnte es auch sein das es am Beamtenapparat liegen kann der evtl. Dreimal größer ist als es sein müsste. Und könnte Es sein das die Behörden immer ineffizienter werden da ständig neue aus dem Boden schießen um küngel an Posten und Gehälter zu bringen, aber keine richtigen aufgaben haben bzw. Die aufgaben sich mit anderen Behörden über schneiden? Behörden und Ämter so wie öffentliche stellen sind alles kleine planwirtschaften für sich die keine gewinne erzielen oder jedenfalls keine messbaren und da sie keine Konkurrenz haben und einen regelmäßigen Etat, können sie es sich auch leisten ineffizient zu sein. Wir zahlen ja.

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Geschrieben am
bört
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Ich weiß jetzt nicht, welches "früher" Du meinst. Es gab Zeiten, da sind die Menschen mit 14 in die Fabrik gegangen und haben gearbeitet, bis sie 70 wurden (falls sie das überhaupt erreicht haben). Die Kosten für Bildung, Rente und Pflege waren dadurch deutlich geringer, die Anzahl derer, die es zahlen, prozentual höher.

Außerdem haben wir mittlerweile doch eine etwas andere Infrastruktur als zu jenen Zeiten: Deutlich mehr (asphaltierte) Straßen, größere und schwerere Autos, Telekommunikation, Strom, fließend Wasser; dazu ein größeres Umweltbewusstsein, das so Dinge wie Kläranlagen, Messstationen usw gebracht hat.

Natürlich gibt es Auswüchse, die man bekämpfen sollte, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die 100 Mitarbeiter einer "sinnlosen" Behörde wirklich der Grund für höhere Steuersätze sind.

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Geschrieben am
Der_Ketzer (Gast)
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@Bört in dem konkreten Fall geht es um die 60er bis 80er und bedenke auch das in der heutigen Zeit auch mehr abgaben und steuern hinzukamen gerade auch um Infrastruktur zu schaffen und dennoch wurden die steuern angehoben. Evtl braucht man die Mehrausgaben tatsächlich aber evtl liegt das auch eher an behördlicher Mangel Wirtschaft und Ineffizienz als an unserer "bombastischen" (doch irgendwie kaum vorhandenen" Infrastruktur

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Geschrieben am
Askat
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@Ketzer Ich bin nicht der Meinung, dass unsere Behörden besonders effizient arbeiten, aber die Infrastruktur in Deutschland in Frage zu stellen, ist schon merkwürdig. oO

Vor allem, wenn man bedenkt, wodurch die großen Schwächen entstanden sind. Bahn und Post wurden privatisiert, ihnen wurden die gut gewartete und damalig gut ausgebaute Infrastruktur nahezu geschenkt und sie werden weiterhin vom Staat "gepampert" und dennoch läuft es nicht besonders gut. Die Bahn ist jedes Jahr aufs neue von Sonne und Schnee überrascht und kriegt es nicht hin, die Strecken in der geplanten Zeit zu befahren. Nicht selten fallen Züge einfach aus und das ist auf eine krasse Misswirtschaft der Unternehmen zurückzuführen.

Ich höre für meinen Geschmack zu häufig aus dem Gemeckere raus, dass es über private Unternehmen ja alles viel besser wäre, aber das sehe ich anders. Die wollen ihren Gewinn maximieren und scheren sich in der heutigen Zeit keinen Deut um gesellschaftliche Verpflichtungen, die sogar im GG stehen: "Art. 14 (2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen."

Auch Skandale lassen sich heutzutage viel besser aussitzen, weil die Menschen bequem geworden sind und durch die neuen Medien leicht abzulenken sind.
Abhörskandal? "ach, kann man eh nichts machen"
Abgasskandal? "ach menno... und ich muss auch noch für die Umrüstung blechen und kriege vom Staat was aufn Decken. Dann halt in 2 Jahren wieder einen Benziner von VW/Mercedes.... etc."
Lebensmittelverschwendung? "Sollen die Unternehmen halt machen, ich kauf halt meinen Kram, aber der soll auch immer ausreichend vorrätig sein!"
Alte Atommeiler kaufen? "Kostet uns zwar Milliarden, aber die armen Stromkonzerne mit ihren enormen Gewinnen können das doch nicht tragen..." (oder keine Ahnung, was die Menschen da denken, die dann doch wieder das Gleiche wählen...)

usw. usf. ... Es gibt so vieles, was gravierend falsch läuft, aber es gibt von der breiten Bevölkerung zu diesen Punkten entweder Gleichgültigkeit, Zustimmung oder Demenz...

Die Unternehmen werden sich ohne den Gesetzgeber nicht rühren, daher müsste da mal frischer Wind rein (und bitte nicht die wirtschaftsnahe AfD).

@Topic: Ich bin für hohe Steuern (wenn ich endlich aus dem Studium raus bin, werde ich in Richtung der 42% rutschen) und eine Krankenkasse für absolut jeden, ohne Ausnahme.
Ansonsten sollten die Löhne bis 60.000 um 5-10% angehoben werden. (je weniger, desto stärker sollte die Erhöhung ausfallen).
In meinen Augen muss es wieder möglich sein, dass eine Kleinfamilie von einem durchschnittlichen Alleinverdiener leben kann. Das würde eventuell auch dem demografischen Wandel entgegenwirken, da sich dann vielleicht mal ein paar mehr für Kinder entscheiden würden, weil sie sich diese auch wieder leisten können.

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Geschrieben am
Semsemnamm
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@Klopfer:
Schick deinen Beitrag doch mal an die selbsternannten "Faktenfinder" der Tagesschau... http://faktenfinder.tagesschau.de/

Aber Vorsicht: Wenn man die herrschende Meinung anzweifelt, kann es passieren, dass die Faktenfinder dann doch gar nicht so sehr an Fakten interessiert sind...

0
Geschrieben am
Michael Schmidt
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Brüderchen, du hast Recht. Zu der ganzen Geschichte kommt noch dazu, dass für Einkommen aus Kapitalanlagen nur 25% Kapitalertragssteuer fällig sind statt Spitzensteuersatz, und das macht den Hauptanteil des Einkommens bei den Superreichen aus.

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Geschrieben am
Mentos
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Aus rein Volkswirtschaftlicher Sicht müsste Vermögen so richtig hart besteuert werden. Der Kreislauf der Wirtschaft verlangt, dass alle Einnahmen weider ausgegeben werden. Das Geld muss im Umlauf bleiben. Alle Modelle gehen immer davon aus, dass jeder sein ganzes eld ausgibt. Sparen entzieht dem System das Geld. Man kann ja viel Verdienen, man soll es nur auch ausgeben, so schafft man Arbeitsplätze.

Deswegen bin ich auch ein großer Fan der Erbschaftssteuer. Wenn jemand ein großes Vermögen hinterlässt, hat er die Wirtschaft geschädigt. Das kann man über ein Instrument wie die Steuer schon in den Griff kriegen. Die Botschaft sollte lauten, gib dein Geld zu Lebzeiten aus.

Und mal ganz ehrlich an alle "das ist alles Sozialneid" Leute. Rein Objektiv, wo wolln wir hin als Gesellschaft? Richtung USA? Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied? Solidarität gibt es wenn nur freiwillig. Oder schauen wir etwas weiter nach Europas Norden, wo man hohe Steuern und Abgaben zahlt, aber dafür auch viel geboten bekommt vom Staat.

Die glücklicheren Menschen leben in Skandinavien, nicht in den USA. Man muss die Balance finden zwischen Anreizen für die Privatwirtschaft und einer Umverteilung der Vermögen. Ein stabiler Staat wird von einer breiten Mittelschicht getragen.

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Geschrieben am
Der_Ketzer (Gast)
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@Askat
Das mit der Infrastruktur finde ich stimmt schon. Anträge und verfahren zum sanieren von brücken und Straßen dauern teilweise bis zu zwei Jahre und der Netzausbau läuft auch eher schleppend. Mit der Privatisierung gibt es unterschiedliche Erfahrungen. Aber wenn ein unternehmen svheiße baut kannst du ein anderes beauftragen. Versuch das mal mit einer Behörde.
Und Artikel 14 (2) ist ein reiner gummiparagraph du kannst da alles rein interpretieren sowie in die Aussage "die Bundesrepublik Deutschland ist ein sozialer Staat"

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Geschrieben am
bört
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@Mentos:
Die großen Diskussionen über die Erbschaftssteuer gibt es ja nicht bei reinen Geldvermögen (wobei auch die normalerweise auf der Bank liegen, die die Mittel ja auch weiter verleiht), sondern bei Sachwerten, vor allem Firmen.

Wenn jemand im Laufe seines Lebens als Einzelunternehmer einen großen Betrieb mit teuren Maschinen aufgebaut hat und die Erben aufgrund der Steuern Teile dessen wieder verkaufen müssen (weil zu wenig "flüssiges" Vermögen vorhanden ist um die Steuern auf die teuren Betriebsmittel zu bezahlen), darf man schon fragen, wem das nun eigentlich nutzt.

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Geschrieben am
Sayuri
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Ich möchte anmerken, dass der jeweilige Steuersatz nicht auf das Gesamteinkommen angewendet wird, sondern nur auf den Teil des Einkommens, der über 54 058 € bzw. 256 304 € liegt.
Das ist das etwas kontraintuitive am deutschen Einkommensteuerrecht - jeder Euro (über dem Grundfreibetrag) wird ein bisschen höher besteuert. Deswegen gibt es auch die schönen Tabellen im Anhang des EStG.
EDIT: Ich hab gerade gesehen, dass Klopfer das in seinem ersten Kommentar auch erwähnt. Sorry!

Die Kapitalertragssteuer ist u.a. deswegen so niedrig, weil der Gewinn einer Körperschaft (v.a. Kapitalgesellschaften wie AG und GmbH) erst beim der Körperschaft mit 15% Körperschaftsteuer besteuert wird, und dann nach der Ausschüttung an einen Gesellschafter (z.B. Aktieninhaber) bei diesem mit 25% belegt wird (vorausgesetzt, es handelt sich um eine natürliche Person).

Bei der Erbschaftsteuer gibt es zum Einen das Problem, dass die Bewertung von Immobilien und Betriebsvermögen ganz schön aufwändig und teuer ist, und zum Anderen, dass zwar Betriebsvermögen (bei Fortführung) privilegiert wird, um Arbeitsplätze zu sichern, es aber andererseits sehr simpel ist, sein Privatvermögen in ein Betriebsvermögen umzuwandeln.

1
Geschrieben am
(Geändert am 30. April 2017 um 13:29 Uhr)


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