Klopfers Blog

Nuff! Ich grüße das Volk. :hi:

Es ist kurz vor knapp, das Jahr kneift bald den Popo zu und erfüllt uns mit der irrationalen Hoffnung, dass so etwas wie ein Jahreswechsel die aktuelle Grässlichkeit einfach so beenden könnte. Im letzten Jahr lag ich mit Grippe flach und konnte keinen Jahresrückblick machen, diesmal gibt es aber wieder einen – auch wenn er wohl nur dazu beitragen wird, sich das neue Jahr herbeizuwünschen. :tjanun:

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Januar

Riesige Waldbrände in Australien schockieren die Welt, bringen die Fauna auf dem Kontinent an den Rand des Aussterbens und lassen die Sorge aufkommen, dass „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ nicht wie geplant stattfinden kann. Am Ende geht es zumindest fürs Dschungelcamp doch ganz gut aus und RTL muss darauf hinweisen, dass ihre Produktion ausdrücklich von den Australiern gewünscht ist, weil die in dieser Lage dringend auf die Einnahmen angewiesen sind.

Abseits vom Reality-TV zanken sich die Leute wegen der Ursache. Viele brüllen sofort, dass der Klimawandel schuld wäre, andere machen (unabsichtliche) Brandstiftung als Hauptverantwortliche aus. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen: Direkt verantwortlich ist der Klimawandel nicht, aber indirekt erhöhte er das Risiko für große Waldbrände, weil dank ihm die Zeit, in der gefahrlos die Wälder von trockenem Material gesäubert werden konnten, immer mehr zusammenschrumpfte.

In China, wo man gegen Ende des Vorjahres in der Millionenstadt Wuhan eine seltsame Häufung von Lungenentzündungen bemerkte, identifiziert man im Januar ein neues Virus als Erreger der Krankheit und nennt es 2019-nCov, später SARS-CoV-2. Da die Infektionszahlen stark ansteigen, ändert die chinesische Regierung ihre Einschätzung von „Da ist nichts und wir sperren die Ärzte ein, die was anderes behaupten“ zu „Scheiße, das ist ernst“. Die Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahrsfest werden abgesagt und in Risikogebieten wird eine Massenquarantäne verhängt. Chinesische Dörfer schotten sich mit Mauern und bewaffneten Posten ab, um die Infektion nicht reinzulassen. Derweil gibt es die ersten nachgewiesenen Infektionen der später Covid-19 genannten Krankheit auch in anderen asiatischen Ländern, dann werden auch Fälle aus den USA und Frankreich bekannt. Am 27. Januar erklärt das Robert-Koch-Institut, dass es für Deutschland nur eine geringe Gefährdung sieht, einen Tag später gibt es den ersten bestätigten Corona-Fall in Bayern.

Im Fernsehmagazin QUER des Bayerischen Rundfunks lästert man am 30. Januar heftig über die rechten „Panikmacher“, die Angst vor einer Krankheit haben, die doch nicht schlimmer als die Grippe ist und deren Kranke sich nur langweilen, statt daran zu sterben. Viel Spott gibt’s insbesondere für die, die jetzt Kontrollen an den Grenzen und Beschränkungen des Reiseverkehrs fordern – immerhin wäre das doch schlecht für die Wirtschaft und das dann wirklich die Apokalypse. Man weist auch darauf hin, dass Skepsis gegenüber den öffentlichen Verlautbarungen in China angebracht ist, aber doch nicht in Deutschland, wo es eine freie Presse und engagierte Journalisten gibt. Wieso die Freiheit der Presse aber beeinflussen soll, ob das Virus einen Infizierten tötet, bleibt allerdings das Geheimnis des Bayerischen Rundfunks. Am gleichen Tag ruft die WHO den internationalen Gesundheitsnotstand aus.

Eine Stunde vor Mitternacht am 31. Januar verlässt das Vereinigte Königreich die EU. Jedenfalls so halb; bis zum Jahresende gilt eine Übergangsfrist, in der sich eigentlich nichts ändert. Noch verbreiten Politiker Zuversicht, dass man bis dahin ein Handelsabkommen auf die Beine stellen kann, um Zölle und Einfuhrbeschränkungen zu umgehen.

Und bei uns gibt’s Krawalle, weil das linksextremistische Internet-Sprachrohr linksunten.indymedia.de verboten wird. Mittlerweile kann man die Reaktionen aus dem Kopf herbeten. Wenn eine Nazigruppe verboten wird: „Da sieht man, wie schlimm das mit den Rechten ist!“ Wenn eine linksextreme Gruppe oder Seite verboten wird: „Warum tut denn der Staat nie was gegen rechts, sondern immer nur gegen links?!“

Toter des Monats: Kobe Bryant (US-Basketballspieler)

Februar

Der Hallesche Virologe Alexander Kekulé hält es für einen Fehler, dass man in Deutschland keine Gesundheitskontrollen an Flughäfen eingeführt hat. Offenbar hat er noch nicht vom Bayerischen Rundfunk gehört, dass solche Forderungen nur rechte Panikmache sind. Dennoch ist er zuversichtlich, dass die Industrieländer die Epidemie gut überstehen werden. Kurze Zeit später zeigt sich, dass das wohl zu optimistisch war: Im Norden Italiens müssen Geschäfte geschlossen und Veranstaltungen abgesagt werden, nachdem sich die Infektion dort massenhaft ausbreitet und Todesopfer fordert.

In der Welt kommt es zu Engpässen bei medizinischer Ausrüstung wie Masken und Beatmungsgeräten, nachdem man in den Vorjahren die Produktion den Chinesen überlassen hatte, die nun aber erst einmal alle Kapazitäten für sich selbst brauchen. Für Normalbürger wären Masken aber sowieso nicht sinnvoll, erklärt man hierzulande. Später wird man zugeben, dass das geflunkert war, weil man a) verhindern wollte, dass die Leute den Maskenengpass noch verstärken, und b) befürchtete, dass Leute mit Maske sich zu sicher fühlen könnten und dann die empfohlenen Abstände nicht mehr einhalten. Das mit den Abständen ist allerdings sowieso schon ein Problem: Im Kreis Heinsberg sorgt eine Karnevalssitzung für eine explosionsartige Vermehrung der Infektionszahlen in Deutschland und bestätigt somit, dass Karneval ganz furchtbar ist.

Ansonsten regt man sich über die Ministerpräsidentenwahl in Thüringen auf: Dort wird überraschend der Kandidat der FDP Thomas Kemmerich gewählt – mit den Stimmen der AfD, die im letzten Wahlgang darauf verzichtet, für ihren eigenen Kandidaten zu stimmen. Da die FDP nur knapp die Fünf-Prozent-Hürde knackte und bloß um Haaresbreite ins Landesparlament einzog, ist nicht unberechtigt das Gefühl groß, dass diese Partei den Ministerpräsidentenposten nicht wirklich verdient hätte, auch wenn die Wahl regelkonform ablief. Auf der anderen Seite hinterlässt auch die Dreistigkeit der Linken, von ihren politischen Gegnern ganz selbstverständlich zu fordern, für den linken Kandidaten Bodo Ramelow zu stimmen und so eine Minderheitsregierung zu stützen, einen faden Beigeschmack. Am Ende, nachdem auch die Kanzlerin sich eingemischt hat, tritt Kemmerich zurück und Ramelow wird doch noch (wieder) Ministerpräsident.

Am 19. Februar erschießt ein Mann in Hanau neun Menschen mit Migrationshintergrund sowie seine Mutter, bevor er sich selbst tötet. In den sozialen Medien zeigt man schnell mit dem Finger auf die AfD, die diesmal aber unschuldig ist: Die Pamphlete des Killers belegen, dass er sich in absurdesten Verschwörungstheorien verloren hatte und glaubte, die Geheimdienste der Welt würden zusammen mit Hollywood und dem DFB seine Ideen kapern. Sein Plan sah zwar die Ausrottung von „minderwertigen“ Rassen vor, aber dies nur als Zwischenschritt. Die höherwertigen Rassen sollten dann ohne diesen Klotz am Bein Zeitmaschinen entwickeln, um anschließend in der Vergangenheit die Entstehung der Menschheit selbst zu verhindern. Die Auswahl seiner Opfer am Tag der Bluttat ist kühl kalkuliert: Er rechnete fest damit, dass Opfer mit Migrationshintergrund mehr mediale Aufmerksamkeit erregen würden als biodeutsche Opfer.

Toter des Monats: Freeman Dyson (britisch-amerikanischer Physiker)

März

Die Leipziger Buchmesse wird ebenso wie die Internationale Tourismusbörse Berlin und der Eurovision Song Contest wegen Corona abgesagt, die Olympischen Spiele in Tokio und die Fußball-Europameisterschaft der Männer werden aufs nächste Jahr verschoben. Schulen und Kindergärten müssen ebenso wie viele Geschäfte und alle Restaurants schließen, sowohl in Deutschland als auch anderswo. Und beim öffentlich-rechtlichen Internetangebot FUNK gibt’s ein Satirevideo, in dem man sich darüber freut, dass Corona ja die ganzen alten Säcke umbringt, die sowieso nur den Planeten gefickt haben. Die Nummer kommt bei der Bevölkerung ungefähr so gut an wie Bockwurst im Schokoladenpudding.

Ansonsten übt sich das Volk im Hamstern von Klopapier, Nudeln und Hefe. In der deutschen Twittersphäre nölt man wieder über die typischen „Almans“, weil man in seiner Blase nicht mitbekommt, dass das ein weltweites Phänomen ist und auch in Japan, Australien, Kanada und unseren europäischen Nachbarn Supermarktregale leergekauft wurden. Deutlich abscheulicher: Es gibt verbale und tätliche Angriffe auf asiatisch aussehende Menschen, denen man die Schuld an der Ausbreitung der Pandemie gibt.

In der Mitte des Monats erklärt die WHO die aktuelle Covid-19-Lage zur Pandemie, die Europäische Union beschließt Einreisebeschränkungen für Nicht-EU-Bürger. Offenbar gucken die Staats- und Regierungschefs der EU-Länder nicht den Bayerischen Rundfunk.

Die Fernsehserie „Lindenstraße“ endet nach 34 Jahren. Die Ankündigung der Absetzung im Jahr 2018 sorgte noch für Empörung, Petitionen und Demonstrationen von Fans, das tatsächliche Ende vermag dann aber angesichts der realen Ereignisse keine großen Emotionen mehr hervorrufen, zumal überall in der Welt die Arbeit an Fernsehserien und Filmen pandemiebedingt eingestellt wird.

Tote des Monats: CC (erste geklonte Katze)

April

Der britische Premierminister Boris Johnson muss infolge einer Covid-19-Infektion auf die Intensivstation. Nach seiner Entlassung hat man den Eindruck, dass die britische Regierung die Eindämmung der Epidemie im Königreich etwas ernster nimmt.

Deutschlandweit wird eine Maskenpflicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln eingeführt, außerdem wird der Mund- und Nasenschutz auch fast flächendeckend im Einzelhandel vorgeschrieben. Mittlerweile zeigt sich in Teilen der Bevölkerung Unmut. Viele haben durchaus verständliche Bedenken, dass Einschränkungen der Grundrechte ohne demokratische Kontrolle einfach so durchgedrückt werden, andere sind der Meinung, Corona würde gar nicht existieren oder wäre zumindest nicht so schlimm und würde nur instrumentalisiert werden, um die Menschheit zu unterwerfen im Namen der Bilderberger, der Reptiloiden, der Juden oder irgendeiner anderen geheimnisvollen Ordnung. Selbst Leute, die man bislang nicht als anfällig für Verschwörungstheorien im Verdacht hatte, steigen darauf ein. Man kann psychologisch jetzt vielerlei Erklärungen finden, zum Beispiel, dass die Leute sich gegen den Gedanken wehren, dass da irgendwas mit ihnen passiert, worüber niemand wirklich Kontrolle hat, weswegen sie sich vorstellen, dass irgendwer diese Kontrolle hätte. Aber man kann es auch lassen.

In den USA geben die letzten Mitbewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei auf und überlassen Ex-Vizepräsident Joe Biden diese Rolle. Der Wahlkampf der Demokraten hat nur einen wesentlichen Fokus: Weg mit Trump. Alles andere ist nebensächlich.

In der Sperrzone von Tschernobyl kommt es zu heftigen Waldbränden, weil 2020 und der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen. Zum Glück bleiben schlimmere Folgen aus, auch wenn die Brände die verlassene Stadt Prypjat erreichen.

Toter des Monats: Norbert Blüm (deutscher Politiker und alter Opelaner)

Mai

Donald Trump findet, dass die WHO daran schuld ist, wie schlimm Covid-19 auf der Welt und insbesondere in den USA wütet, und stellt die amerikanischen Mitgliedszahlungen an die Weltgesundheitsorganisation ein. Er zeigt sich aber zuversichtlich, dass es bis Jahresende einen Impfstoff gegen SARS-CoV-2 gibt. Der NBC Faktencheck ist sich dagegen sicher, dass das schon einem Wunder gleichkäme, wenn es tatsächlich bis Ende Dezember eine Impfung gäbe.

Bei einem Polizeieinsatz stirbt der Afroamerikaner George Floyd an einem Herzstillstand, wohl einerseits befördert durch Drogen, andererseits durch die Behandlung seitens der Polizisten. Einer drückte fast acht Minuten sein Knie auf den Hals des Mannes, obwohl der sich nach kurzer Zeit schon gar nicht mehr rührte. Ob tatsächlich Rassismus der Grund für die harsche Behandlung durch die Cops war oder einfach eine generelle Abneigung gegen Drogensüchtige, ist bis heute nicht geklärt, aber der Vorfall wird zum Anlass für weltweite Proteste gegen Rassismus gegenüber Schwarzen und Polizeigewalt – und für Randale und Plünderungen. In einigen Städten vertreibt ein wütender Mob die Polizisten aus ihren Revieren; autonome Zonen werden eingerichtet, in denen Gewalt, Morde und Erpressungen von Ladenbesitzern sprunghaft ansteigen. Obwohl diese Vorfälle fast alle in von Demokraten regierten Städten mit demokratischen (und oft schwarzen) Polizeichefs stattfinden, schieben viele Leute Trump die Schuld an diesen Eskalationen zu.

Am 30. Mai startet die Dragon 2 von SpaceX mit den US-Astronauten Douglas Hurley und Robert Behnken zur ISS und beendet damit die längste Periode in der Geschichte der bemannten US-Raumfahrt, in der die Nation kein eigenes Raumfahrzeug ins All schicken konnte. Seit dem letzten Flug des Space-Shuttle sind knapp neun Jahre vergangen; die Pause zwischen Apollo und dem Shuttle betrug nur knapp sechs Jahre.

Toter des Monats: Jerry Stiller (US-Schauspieler und Komiker)

Juni

Auch in Berlin gibt es dank George Floyd eine große Demo gegen Rassismus. Andere Demos gegen andere Sachen wurden wegen Corona verboten, diese hier aber nicht, weil „richtig und wichtig“ und da nimmt das Virus bestimmt Rücksicht. Und außerdem halten sich da ja auch alle an die Maskenpflicht und Abstandsregeln – jedenfalls, wenn man nicht allzu genau hinsieht. :pfeif:

In Hongkong verbietet die Polizei die Gedenkfeiern zum Jahrestag des Tiananmen-Massakers wegen Infektionsgefahr. Zahlreiche Menschen wehren sich gegen dieses Verbot, dessen Begründung von ihnen nur als vorgeschoben empfunden wird. Seit dem letzten Jahr protestieren zahlreiche Hongkonger gegen den immer stärkeren Einfluss der Volksrepublik, die vereinbarungsgemäß das politische System der Region Hongkong eigentlich mindestens bis zum Jahr 2047 unangetastet lassen sollte.

Der amerikanische Streamingdienst HBO Max entfernt den Filmklassiker „Vom Winde verweht“ aus seinem Angebot, weil er rassistische Stereotype vertreten würde. In den kommenden Wochen und Monaten werden weitere Filme und Serienfolgen aus den Angeboten von Streamingdiensten und Mediatheken entfernt – auch wenn der Rassismusvorwurf oft arg konstruiert wirkt.

Polen gibt zu, im vergangenen Monat versehentlich („auch mit bereits regulären Soldaten“ :mwhaha: ) in Tschechien einmarschiert zu sein. Polnische Militärangehörige hatten im Zuge des Aufbaus von Grenzkontrollen die Grenze überschritten, ohne es zu bemerken, und Tschechen den Besuch einer Kapelle verwehrt.

Heftiger ging es zwischen Indien und China zu: Bei einem Zusammenstoß von chinesischen und indischen Soldaten in Kaschmir sterben mindestens 20 Inder und eine unbekannte Anzahl von Chinesen. Schüsse sollen nicht gefallen sein, angeblich wurden die Inder totgeprügelt.

Toter des Monats: Werner Böhm (deutscher Sänger und Dschungelcamp-Choleriker)

Juli

Um die Wirtschaft zu unterstützen, senkt Deutschland von Anfang Juli bis Ende Dezember die Mehrwertsteuer auf 16 % bzw. 5 %. Ob sich das in Preissenkungen für Endkunden äußert, hängt von der Branche ab: Für die durch den Lockdown zwischen März und Mai stark gebeutelten Verlage und Buchhändler wären die nötigen Kosten für die neue Preisauszeichnung am Anfang und am Ende noch ein Tritt in die Eier, weswegen man die wenigen Prozent lieber selbst einsteckt.

Die USA treten offiziell aus der WHO aus. Corona bleibt allerdings unbeeindruckt und infiziert in den Staaten weiter viele Menschen. Die amerikanischen Opferzahlen aus dem Vietnamkrieg sind nur halb so groß wie die Zahl der toten Amerikaner mit Covid-19. Auch in Deutschland steigen allmählich wieder die Infektionszahlen.

Toter des Monats: Grant Imahara (amerikanischer Moderator und SFX-Techniker)

August

Im Hafen von Beirut explodiert ein Lagerhaus mit Feuerwerk und fast dreitausend Tonnen Ammoniumnitrat. Die Explosion verwüstet den Hafen und große Teile der Stadt, etwa 200 Menschen verlieren ihr Leben. Nach dem ersten Schock fangen die Menschen mit der Selbsthilfe und den Aufräumarbeiten an, kaum unterstützt von den Behörden. Es kommt zu Massenprotesten gegen die libanesische Regierung, die kurze Zeit später zurücktritt.

Für Trump gibt’s einen außenpolitischen Triumph: Die Vereinigten Arabischen Emirate wollen ihre Beziehungen mit Israel normalisieren. Der von Trump-Schwiegersohn Jared Kushner vermittelte Friedensvertrag bleibt kein Einzelfall. Im Laufe des Jahres werden weitere arabische Staaten ähnliche Abkommen mit Israel schließen.

Bei Demonstrationen gegen die Corona-Einschränkungen in Berlin marschiert eine bunte Mischung aus allen gesellschaftlichen und politischen Richtungen mit – Aufmerksamkeit ziehen aber besonders die extrem Bekloppten wie Attila Hildmann auf sich. Die AfD hat sich mittlerweile gedreht: Warnte man im Januar noch davor, dass die Politik Corona nicht ernst genug nähme und man unbedingt die Ausbreitung durch Kontrollen eindämmen müsse, ist man nun der Meinung, dass man nicht die Wirtschaft der Volksgesundheit opfern solle. Ob es hierfür an die entsprechenden Politiker eine Dankeskarte aus der QUER-Redaktion beim Bayerischen Rundfunk gab, ist unklar.

Ein paar tausend Menschen forderten vor der russischen Botschaft einen Friedensvertrag für Deutschland, später versammelte sich eine kleinere Gruppe am Reichstagsgebäude und besetzte die Treppe vor dem Eingang, wobei eine bunte Mischung von Fahnen geschwenkt wurde, darunter auch Schwarz-Weiß-Rot.

Am gleichen Tag startet in Nizza die Tour de France. Das Radrennen ist eine der wenigen großen sportlichen Veranstaltungen, die nicht wegen Corona abgesagt wurden. Am Anfang ist aber noch niemandem klar, ob die Tour tatsächlich bis zum Ende durchgeführt werden kann.

Toter des Monats: Fips Asmussen (deutscher Witzbold)

September

Zimbabwe gibt indirekt zu, dass es ein Fehler war, weißen Farmern ihr Land wegzunehmen und es Leuten zu geben, die keinen blassen Dunst von Landwirtschaft haben und eigentlich nur Nutznießer der korrupten Eliten sind. Enteignete Farmer können nun ihren Besitz zurückfordern.

Microsoft kauft ZeniMax Media, Muttergesellschaft von Bethesda Softworks. Damit gehören dem Softwareriesen aus Seattle nun auch Reihen wie „Doom“, „Elder Scrolls“ und „Fallout“. Bei vielen Spielern zeigt sich verhaltener Optimismus: Mehr Bugs als sonst können es ja wohl kaum werden in den zukünftigen Fortsetzungen der geliebten Action-FPS-Rollenspiele.

Barbados kündigt an, im nächsten Jahr eine Republik zu werden. Elizabeth II. wäre somit nicht mehr Staatsoberhaupt. Das Königreich versäumt es jedoch, eine Expeditionsstreitmacht zu entsenden, um diese unerhörte Aufmüpfigkeit zu unterbinden und die Insel wieder in den wärmenden Schoß der royalen Fürsorge zu führen.

Eine bittere Niederlage gibt es im September in Irland für die Sandwichkette Subway. Ein dortiger Franchisenehmer will nämlich durchsetzen, dass einige der Produkte, die dort verkauft werden, als Grundnahrungsmittel von der Mehrwertsteuer befreit werden, darunter auch die warmen Sandwiches. Dummerweise ist das Gericht anderer Meinung: Das Gebäck rund um die Füllung beinhaltet zu viel Zucker, um offiziell als Brot zu gelten, also kann Subway die Mehrwertsteuerrückzahlung vergessen.

Tote des Monats: Diana Rigg (britische Schauspielerin)

Oktober

Donald Trump infiziert sich mit Corona, aber die Krankheit verläuft glimpflich bei ihm, weswegen er die Infektion anschließend wie einen Klacks darstellt. Immerhin verkniff er sich, seinen früheren Vorschlag zu wiederholen, Desinfektionsmittel zu spritzen. Dafür verspricht er, dass die Impfung in den USA gratis sein wird. (Kommunist! :wuuut: )

In der Nähe von Paris wird der Lehrer Samuel Paty auf offener Straße enthauptet, weil er in seinem Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit die Mohammed-Karikaturen zeigte. In Frankreich wird das (im Zusammenspiel mit anderen islamistischen Anschlägen) als Weckruf wahrgenommen, endlich gegen Islamismus durchzugreifen. In Deutschland ist man da (trotz eines ebenfalls noch nicht lange zurückliegenden islamistischen Anschlags in Dresden) viel zurückhaltender, einige ultratolerante Leute verteidigen gar das Recht von Muslimen zur Gewalt, wenn sie sich beleidigt fühlen. Lehrer berichten in verschiedenen Bundesländern von muslimischen Schülern, die lautstark den Mord rechtfertigen.

Am Ende des Monats werden aufgrund der stetig ansteigenden Infektionszahlen wieder Beschränkungen eingeführt, um die Zahl der Kontakte zu reduzieren. Schulen und Kindergärten sollen aber unter allen Umständen geöffnet bleiben, weil das Virus bekanntermaßen Respekt vor Bildungseinrichtungen hat und dort nicht infektiös ist. Außerdem kann man ja lüften, im Herbst ist die Luft auch so erfrischend kühl.

Eine andere nahezu unendlich erscheinende Geschichte findet am letzten Tag des Monats doch noch ihren Abschluss: Der Flughafen BER wird eröffnet. Weil aber wegen der Pandemie kaum Flugzeuge fliegen, sind die Schmerzen für die Betreibergesellschaft doch noch nicht vorbei. Der Flughafen macht starke Verluste.

Toter des Monats: Sean Connery (britischer Schauspieler)

November

Bei einem Terroranschlag in Wien ermordet ein Islamist vier Menschen und verletzt 23 weitere, bevor er von der Polizei erlegt werden kann. Zunächst vermutet man mehrere Täter, bevor man nach bangen Stunden Entwarnung gibt. Am gleichen Tag verüben Islamisten an der Universität Kabul in Afghanistan ein Massaker und töten 22 Menschen.

Joe Biden gewinnt die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten von Amerika, auch wenn Donald Trump das nicht wahrhaben will. Ein großer Triumph für die Demokraten ist die Wahl indes nicht: Bei der Mühe, die man sich gab, alle Trump-Gegner an die Wahlurnen zu treiben, hätte man einen Erdrutschsieg erwartet. Stattdessen ist Trump trotz seiner Niederlage auch bei Minderheiten erfolgreicher, als man ihm zugetraut hätte. Da sich Trump-Anhänger ebenfalls weigern, den Wahlausgang anzuerkennen, kommt es in den folgenden Wochen zu teils aggressiven Demonstrationen.

Dafür bietet die Trump-Kampagne aber auch einen der herrlichsten Momente: Trump kündigte am 7. November eine Pressekonferenz beim „Four Seasons“ in Philadelphia an. Das „Four Seasons Hotel“ in der Stadt stellte dann klar, dass es nicht gemeint war – sondern „Four Seasons Total Landscaping“, ein Gartenbaucenter außerhalb der Stadt, idyllisch gelegen neben einem Pornobuchladen und einem Krematorium. Das war so trostlos, dass selbst der Präsident diesen Ort nicht mit seinem Anblick adeln wollte: Stattdessen sprach sein Anwalt Rudy Giuliani auf dem Parkplatz zu der Presse, hatte aber auch nichts Substanzvolles zu sagen, weswegen man in der ganzen Welt kichernd rätselte, wie es zu dieser bizarren Standortwahl gekommen war. Hatte ein Praktikant einfach das erste „Four Seasons“ angerufen, das ihm im Telefonbuch auffiel? Wir werden es nie erfahren. Und das heißt, wir können ruhig davon ausgehen, dass es so war. :kicher:

Frankreich verbietet die Grauen Wölfe, eine Vereinigung türkischer Nationalisten, nach einer Reihe von Angriffen auf Armenier in Lyon. Die Grauen Wölfe sind auch in Deutschland aktiv und die mitgliederstärkste rechtsextreme Vereinigung in der Bundesrepublik.

Am Ende des Monats gibt es die wohl wichtigste E-Book-Veröffentlichung des Jahres: meine. Nach zwei Jahren Arbeit darf „Bob & Linda: Ein tödlicher Fall“ endlich auf die Leser losgelassen werden. Die gedruckte Version muss noch ein paar Tage auf sich warten lassen.

Tote des Monats: Karl Dall (deutscher Komiker)

Dezember

Im August und November rissen Stahlseile der Instrumentenplattform des berühmten Arecibo-Radioteleskops, das in allerlei Kinofilmen und der Serie „Akte X“ gezeigt wurde. Die Schäden waren so groß, dass beschlossen wurde, das Teleskop abzureißen. Während man noch überlegt, wie man die Instrumentenplattform nach unten bekommt, ohne die Arbeiter zu gefährden, zeigt besagte Plattform Eigeninitiative und stürzt am ersten Dezember von selbst ab.

In der ersten Hälfte des Monats gibt es die wohl wichtigste Taschenbuchveröffentlichung des Jahres: meine. Endlich ist „Bob & Linda: Ein tödlicher Fall“ aus der Druckerei angekommen. Jetzt bestellt aber auch, ihr habt es noch nicht alle!

In den USA und der EU werden die ersten SARS-CoV-2-Impfstoffe zugelassen und auch schon erste Impfungen durchgeführt, was den NBC Faktencheck schon ein bisschen doof dastehen lässt. Diskussionen um Impfverweigerer werden schon seit einiger Zeit geführt, sind aber momentan lächerlich: Man hat noch nicht mal genug Impfstoffe für diejenigen, die sich impfen lassen wollen.

Überraschend und eigentlich viel zu spät einigen sich die EU und das Vereinigte Königreich an Heiligabend auf ein Handelsabkommen, weswegen hüben wie drüben jede Menge Leute die Festtage damit verbringen müssen, über 1500 Seiten durchzuackern, um zu verstehen, was sie in den Parlamenten eigentlich abnicken sollen. Erwartungsgemäß ist das Teil mit heißer Nadel gestrickt: An einer Stelle werden veraltete Verschlüsselungsalgorithmen und der ranzige Netscape Communicator 4 als aktueller Stand der Technik genannt, weil man den entsprechenden Absatz aus einem alten Dokument rüberkopiert hat.

Toter des Monats: Chuck Yeager (amerikanischer Pilot)

Was für ein Jahr. Ich gratuliere allen, die durchgekommen sind. :puh:

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Was haben wir letzte Woche gelernt? - Teil 15

Veröffentlicht am 30. September 2013 um 22:36 Uhr in der Kategorie "Meine Sicht der Welt"
Dieser Eintrag wurde bisher 13 Mal kommentiert.
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Wie kann man Klopfers Web unterstützen?

Text veröffentlicht im
Klopfer erzählt, wie man helfen kann, Klopfers Web zu erhalten und besser zu machen - sowohl ohne als auch mit Geldeinsatz. [mehr]

Praeriebaer
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SIR Sean Connery!

2
Geschrieben am
Leo Hammer
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Ich hätte im Juli eigentlich Ennio Moricone als Toten des Monats erwartet, aber der Rest war wieder sehr gut

0
Geschrieben am
ZRUF
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Wie immer danke für den Rückblick zu diesem irren Jahr!

1
Geschrieben am
Ze-em
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Und nächstes Jahr schreibt Klopfer dann, dass Hollywood vor hat, Bob und Linda zu verfilmen!

1
Geschrieben am
IdefixWindhund
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Was für ein Rückblick. Da kann Galileo Big Picture nicht mithalten. :daumenhoch:

1
Geschrieben am
qwzt
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Vielen Dank für diesen Rückblick.

1
Geschrieben am
Rakshiir
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Chaotisches Jahr.
Beim Lesen vieler Toter des Monats direkt nochmal traurig geworden. 2020 war irgendwie echt nichts...

2
Geschrieben am
BJ68
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Btw. Beirut waren etwas mehr als drei Tonnen Ammoniumnitrat....

bj68

1
Geschrieben am
Klopfer
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Korrigiert.

1
Geschrieben am


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