Nachricht aus der Ostmark
In Österreich gibt's ja gerade die Studentenproteste, die wohl mehr Wellen schlagen als der etwas alberne Bildungsstreik in Deutschland vor einigen Monaten. Ich wurde gebeten, mal auf die Mitteilung aus Wien an die deutschen Studierenden Studenten hinzuweisen:
Liebe Studentinnen und Studenten in Deutschland,
in Österreich sind die Unis besetzt. Wir sehen die otwendigkeit, euch persönlich darüber zu informieren, was hier im Moment passiert, da in den Medien nicht vermittelt wurde, dass diese Proteste etwas Neues, nie Dagewesenes sind.
Dieser Protest wurde in einer völlig spontanen Solidarisierungs-Demonstration begründet, keine Studierendenvertretung oder Partei hat diese organisiert, rein aus dem Bewusstwerden der Bildungsproblematik heraus ist er entstanden und gewachsen. Diesen reinen Kern, diesen Motor, spüren wir hinter Allem, was hier geschieht. Die Studierenden aller Studienrichtungen haben sich spontan ohne übergeordnete Organisation zusammengefunden, um gegen die Studienbedingungen zu protestieren.
Das Ausmaß dieser Aktion ist der Beweis dafür, dass es sich um zentrale Anliegen handelt, die alle europäischen Studierenden persönlich betreffen. Wir protestieren, anders als es die Medien darstellen, zwar auch gegen die Entscheidungen der österreichischen Regierung, aber vor allem sind wir grundsätzlich mit europaweiten Tendenzen wie der Ökonomisierung der Bildung und der Entdemokratisierung der Bildungsinstitute nicht einverstanden. Dies sind länderübergreifende Probleme, an deren Lösung wir als Studierende nur dann beteiligt sein werden, wenn auch europaweit protestiert wird.
Der Wille zur Selbstbestimmung der Studierenden und der Lehrenden ist ein zentrales Element dieser Bewegung in Österreich. Deshalb wurden Hörsäle besetzt, in denen nun lebendige und konstruktive Diskussionen stattfinden, an denen sich alle Studierenden jederzeit beteiligen können. Es ist wichtig, dass nicht nur protestiert wird, sondern dass Diskussionsräume jenseits öffentlicher Institutionen und etablierter Plattformen geschaffen werden. In Österreich ist das bundesländerübergreifend bereits passiert. Die Diskussionen und Proteste hier werden anhalten und die Studierenden in Österreich warten auf ihre deutschen KommilitonInnen, um gemeinsame Probleme offenlegen zu können.
Am 05. November findet ein internationaler Protestag statt, als Warm-Up für eine Protestwoche unter dem Motto "Education is not for Sale". Die Studierenden und SchülerInnen in Österreich unterstützen diesen Tag mit einer Großdemonstration.
Wir unterstützen jede/jeden einzelnen Studierenden, in Deutschland, in Europa und darüber hinaus, der mit seinem Bildungssystem unzufrieden ist.
Plenum des besetzten Audimax Wien.
http://unsereuni.at/
http://www.emancipating-education-for-all.org/
Manche Aussagen, die man auf der Webseite tätigt, haben sicher einen gewissen Diskussionsbedarf, aber dass im Bildungssystem (nicht erst seit Bologna) auch in Deutschland der Wurm drin ist, ist wohl kein Geheimnis.
Gast
Ökonomisierung der Bildung und der Entdemokratisierung der Bildungsinstitute?
Ich bin zwar selbst Mittelschüler, aber finde ehrlich gesagt, dass da schon bestimmte Beschränkungen gemacht werden wollten. Ein Staat, in dem das Ziel ist, möglichst vielen Menschen ein Unistudium ans Herz legen, kann nicht funktionieren. Es braucht schlussendlich nicht so viele "Intellektuelle", ein Land muss im Gegenteil über viele "berufsgebildete" verfügen.
Bei so vielen Studenten bekommt am Schluss sowieso nicht jeder einen Job.