Was haben wir diese (letzte) Woche gelernt? - Teil 8
Mensch, schon wieder zu spät, uff. Aber man muss halt Prioritäten setzen, und als mich gestern eine Freundin um Hilfe bat, war mir das wichtiger als die pünktliche Publikation des Wochenrückblicks. Immerhin: Der Monat stimmt. Und so langsam wird auch der Berg Arbeit etwas kleiner. ^^
Was passiert ist:
Die Reise der amerikanischen Familie Gastonguay in die Südsee fand ein eher unrühmliches Ende. Die Familie ist streng religiös und war einfach angepisst von der Unverschämtheit, mit der sich der amerikanische Staat in die religiöse Unabhängigkeit einmischt. So ist es ja wirklich unerträglich, dass mit den Steuergeldern der Familie Organisationen finanziert werden, die Abtreibungen vornehmen. Und die Verschwulung der USA ist natürlich auch ganz schlimm. (Dass mit den Steuergeldern Kriege finanziert werden, ist vermutlich okay.) Also wollten Papa und Mama mit ihren Kindern (eine frisch geschlüpfte Tochter und eine Dreijährige) auf einem kleinen, wackeligen Boot nach Kiribati im Pazifik. Dieser Inselstaat zeichnet sich dadurch aus, dass er einer der am wenigsten entwickelten Staaten der Welt ist, riesige Gesundheitsprobleme hat und wegen der globalen Erwärmung vermutlich bald absaufen wird, weswegen die Führung von Kiribati die Bevölkerung gerne nach Fiji, Neuseeland und Australien umsiedeln würde. Zweifellos ein Paradies für Eltern von zwei kleinen Kindern, vermutlich warten die Insulaner schon händeringend auf sie. Jedenfalls machte die Familie sich vor einigen Monaten ihr Schiff klar, ohne echte Vorbereitung, nur vertrauend auf Gott. Und Gott sah auf das Meer herab und dachte sich: "Scheiß doch auf die Bande." Stürme beschädigten den Kahn, sie trieben auf dem Meer, der Proviant ging zur Neige. Ein kanadisches Schiff wollte mit Fresspaketen helfen, aber stieß mit dem Boot der Familie zusammen und beschädigte es noch mehr. Irgendwann wurden sie dann von einem Fischerboot aus Venezuela aufgelesen, auf einen japanischen Frachter verladen und nach Chile gebracht, wo sie - auf Kosten des gottlosen Staates, den sie verlassen hatten - wieder in die USA gebracht wurden. Und ihr Vertrauen in Gott ist weiterhin ungebrochen.
Wenn man nur genau genug hinguckt, findet man überall den braunen Nazisumpf. Das Problem dabei: Wenn man genau genug hinguckt, findet man ihn vielleicht auch da, wo er gar nicht ist. Das Problem hatte nun Tchibo. Der "Hatten wir nicht mal was mit Kaffee zu tun?"-Händler bot nämlich Kinderschuhe mit der Nummer 18 an. Und wie wir alle wissen, steht die 18 nicht nur für eine bestimmte Itönetie, sondern auch für den ersten und den achten Buchstaben im Alphabet, also A und H. Und wer sich jetzt fragt, was so schlimm an Anne Hathaway ist: Die 18 wird in Nazikreisen gerne als Abkürzung für Adolf Hitler verwendet. Und wie jeder nachvollziehen kann, reagiert man am besten darauf, indem man jegliches Auftreten der 18 in anderen Zusammenhängen aus der Öffentlichkeit verbannt, damit sich die Faschos leichter gegenseitig identifizieren können und nicht mehr so viele Probleme haben, ihre Kameraden zu erkennen. Tchibo hat nach einem kleinen Shitstorm im Internet jedenfalls schon reagiert und die Schuhe aus dem Sortiment genommen; jetzt warte ich nur noch darauf, dass der DFB Toni Kroos mitsamt seinem Nationalspielertrikot verbrennt. Denn wo kämen wir denn hin, wenn wir den Nazis nicht einfach ihre Symbole kampflos überlassen würden?
Links aus Klopfers Twitter-Feed:
Eine Zensur findet nicht statt. Höchstens nach der Veröffentlichung. Während Papst Franz über Schwule nicht urteilen möchte, sind andere wegen Schwulen in der katholischen Kirche nicht so locker. Eine entsprechende "Sakrileg"-Parodie im aktuellen Eulenspiegel darf aufgrund einer einstweiligen Verfügung des Landgerichts München (wo denn sonst?) nicht mehr verbreitet werden; die Händler sollen nicht verkaufte Hefte aus den Regalen nehmen. Ist es nicht schön, in einem freien Land zu leben? ^^ (Der besagte Artikel war jetzt auch in meinen Augen kein Knaller, aber gleich verbieten? Nee.)
Hat jemand Hunger? Schon der Anblick dieses mit "Big Fat Fatty" noch wohlwollend betitelten "Sandwichs" erhöht vermutlich das Herzinfarktrisiko deutlich. Auf dem Brot liegt wohl alles, was die amerikanische Fressbudenküche so hergibt: mit Käse überbackene Steaks, Cheeseburger, gefüllte Jalapeño, Pommes, Zwiebelringe, Chili, Tomatensoße und eine Fettsoße. Mmmh, kötzlich. Das Monster kostet 50 Dollar, es sei denn, man frisst es innerhalb von 40 Minuten auf (ohne zu sterben). Einer der letzten Gewinner dieser Herausforderung hat auch noch sein eigenes Sandwich kreieren dürfen, was ebenfalls eine Kriegserklärung an den eigenen Körper darstellt. Ich vermute, es gibt trotzdem noch welche, die diese Monster zusammen mit einer Cola light bestellen.
Ein Comic darf kein Buchtipp sein. In der MDR-Kultursendung Artour haben Adleraugen auf dem Stapel mit den empfohlenen Büchern auch einen Comic entdeckt - doch als der Buchkritiker zu diesem Werk kommen müsste, wird ein anderes Buch besprochen. Schon ein bisschen unverfroren.
Architekten vergessen Platz für Lift im Hochhaus. (Story bei Spiegel Online) Die Kompetenz fiel hier wohl zuerst vom Gerüst: Ein spanisches Hochhaus wurde noch während des Baus spontan von 20 auf 47 Stockwerke erhöht, doch der Architekt dachte nicht daran, dass die Aufzugstechnik entsprechend mehr Raum einnehmen würde. So wurde zwar der Aufzugsschacht verlängert, aber der Platz reicht für eine funktionierende Aufzugsanlage trotzdem nicht. Der Chefarchitekt ist inzwischen vom Projekt zurückgetreten - gerade rechtzeitig, denn es wird gemunkelt, dass der Cheftechniker des Berliner Großflughafens gegangen werden soll, und so wäre doch gleich ein idealer Posten frei.
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2009/10 war ich 18 Jahre alt und damit in der Zeit wohl ne Nazibraut.^^