Klopfers Web » Texte » Lästereien » Daniel, der Zauberer

Daniel, der Zauberer

Günther Küblböck hat derweil eine ganz tolle Botschaft für seinen Sohn Daniel: Hollywood ist an ihm interessiert. Und weil grad ein paar Agenturchefs aus L.A. in der Nähe sind, gibt’s gleich ein Casting in einer ziemlich heruntergekommenen Konzerthalle. Neben den großen Nummern aus dem Land der unbegrenzten Peinlichkeiten und Familie Küblböck sind auch ein Dutzend Daniel-Fans sowie versteckt Johnny und Balthasar nebst Anhang anwesend. Letztere sollen so tun, als wären sie Daniel-Fans, um ihn dann besser umnieten zu können.

Bild 10651
Daniel kann durchaus mit Kritik umgehen.
Bild 10652
So sehen Magnaten der amerikanischen Filmindustrie aus. Der Hauch von MGM, Sony Pictures, Paramount, Dreamworks, 20th Century Fox...
Bild 10655
Aus der Reihe 'Berühmte letzte Worte': Die Szene spiegeln wir, fällt überhaupt keinem auf!

Papa K. kriegt aus irgendeinem Grund einen muffigen Umhang aus schwuchteligem Brokat umgehängt, der ihn zu Elvis machen soll, da Hollywood offenbar auch einen Mangel an unfähigen Elvis-Imitatoren hat.

Bild 10653
Unverkennbar, der King lebt.

Daniel redet inzwischen mit einem ziemlich überschminkten weiblichen Fan. Die erzählt ihm die herzzerreißende Geschichte, dass ihr Alter beinahe im Starnberger See abgesoffen wäre, ihm dann jedoch Daniel als Engel erschienen wäre. Gut, kann ich verstehen: wenn ich beim Sterben merke, dass im Paradies lauter geflügelte Daniels auf mich warten, dann klammer ich mich dann doch noch mit aller Kraft ans Diesseits.
Anmerkung von 2023: Angesichts der Umstände, unter denen Daniel selbst ums Leben kam, ist die Stelle jetzt (sowohl im Film als auch hier in der Lästerei) deutlich makaberer als beabsichtigt. Sorry.

Bild 10654
Douglas - Komm rein und find wieder raus.

Die Hollywood-Typen wollen jetzt endlich mit dem Screentest anfangen und fordern Daniel auf, sich vorzustellen. "Ich bin Daniel Küblböck aus Eggenfelden", stammelt der Superstar. Das Verlangen nach einer englischen Vorstellung geht ihm schon viel flüssiger von den Lippen: "Ähm, mai näim is Däinjel Küblböck, änd ei kamm fromm Bäwäria." Einer der Castingchefs hätte gern, dass sich Däinjel ein Lächeln ins Gesicht schraubt, aber schon diese fortgeschrittene Schauspielübung führt ihn an seine Grenzen. Die geschminkte Tussi mit dem halbabgekratzten Vater hängt ihm derweil am Bein und redet ihm ein, dass er sich doch von den Hollywoodtypen nichts einreden soll. Doch da kommt noch eine Bitte aus Hollywood: "Can you be a hero?" Daniel muss allerdings zugeben: "Ich bin aber kein Indiana Jones." Wow, was für eine Enttäuschung. Tussi labert ihn aber wieder damit zu, dass er doch ganz er selbst sein sollte, was vielleicht gar nicht so doof ist, weil Daniel schon damit überfordert wäre, ein Tischbein zu spielen.

Bild 10656
Hoffentlich dauert das nicht so lange, Daniel wollte anscheinend noch zum Ninjatraining.

Daniel fängt dann an, ein Lied zu singen: "Do you believe in miracles? Do you believe in fantasy? Von Eggenfelden nach Hollywood." Die poetische Gewalt des hier in Gänze wiedergegebenen Textes überzeugt die US-Typen davon, ihm einen Filmdreh und eine Show in Las Vegas anzubieten, und Papa Küblböck und er träumen schon von einem Stern auf dem Walk of Fame.

Bild 10657
Der Film wurde unter anderem in New York, Los Angeles und Las Vegas gedreht. Das hier ist anscheinend die einzige Stelle, wo etwas aus diesem US-Material vorkommt.
Bild 10658
Dieser digitale Effekt macht wahrscheinlich drei Viertel des Budgets aus.

Balthasar hat eine realistischere Einschätzung der Chancen von Daniel, wird aber von Johnny (diesmal wieder mit beiden Armen, was sogar Balthasar auffällt) zurechtgewiesen und in eine Kakerlake verwandelt. Um wieder ein Mensch zu werden, muss Balthasar rufen: "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!" Nein, das ist kein Witz von mir, und ich bin empört, dass ihr mir so einen miesen Kalauer zutraut. Balthasar ist jedenfalls gar nicht erfreut über die Erniedrigung und schwört Rache.

Bild 10659
"Meiner ist sooo lang!" Johnny war schon immer ein Angeber.
Bild 10660
Bei diesem Film wurden keine Tiere gequält. Also keine Wirbeltiere. Von diversen Menschen abgesehen.

Im Café Winter hängt der Haussegen schief, weil Opa Winter seiner Petra den Kopf wäscht und bestimmt, dass dies jetzt das letzte Mal ist, dass Küblböcks Musik gespielt wird, weil ja die ganzen Gäste wegliefen. Dass während dieser Szene gar nicht Küblböck, sondern klassische Musik läuft, und dass durchaus einige Kunden im Lokal sind, scheinen die Beiden aber nicht mitzubekommen. Da kommt Daniel plötzlich ins Café und steckt seine ungewaschenen Finger in die ausliegenden Torten, um seine Griffel mit Genuss abzuschlecken. Opa Winter hat natürlich berechtigte Angst vor dem Gesundheitsamt, und die Trulla aus der letzten Café-Szene, die dort zu wohnen scheint, befürwortet körperliche Züchtigung des Übeltäters.

Bild 10661
Damit Daniel sich nicht verletzt, hat man ihm nie Messer und Gabel in die Hand gegeben. Deswegen kann er nur mit den Pfoten essen.

Daniel kauft mal eben locker alle 5 Torten und gibt Petra neben einem Autogramm auch noch zwei Freikarten für sein letztes Tourkonzert in Passau. So kriegt der also die Säle voll. Nebenbei amüsieren sich die übrigen Gäste im Lokal (bis auf Trulla) köstlich über die Szene (und freuen sich wahrscheinlich, dass die versifften Torten weg sind). Trulla und Opa Winter fangen an, wie blöd zu tanzen und zu singen. Nein, ich versteh’s auch nicht, aber ich geb mir inzwischen auch keine Mühe mehr.

Bild 10662
Und da geht der letzte Rest Würde hin...
Bild 10663
Jepp. Wie ich schon sagte...

In der Nacht hat Daniel dann einen netten Alptraum, der eine Collage aus seinen Dschungelabenteuern und einem meuchelnden Opa Winter besteht. Die Torten müssen schlimm gewesen sein.

Bild 10664
Immer schön die Hände auf der Decke lassen!
Bild 10665
Das hätte ich stundenlang gucken können...
Bild 10666
Rentner am Rande des Nervenzusammenbruchs

Der große Tag des Konzerts ist angebrochen. Im Publikum sitzen Petra und ihr Opa, aber auch Tom und Rike. Der inzwischen nicht mehr ganz so grantelnde Opa fragt seine Enkelin noch, ob es sich um Pop- oder Rockmusik handelt, und bekommt die erschöpfende Antwort: "Das ist Küblböck!" Danke Petra, deinetwegen denken Senioren, wir jungen Hüpfer würden sie ständig verarschen.

Bild 10667
Die Maskenbildnerin konnte die beiden ums Verrecken nicht ausstehen.
Bild 10668
Was macht man nicht alles für seine blutjunge Gespielin...

Daniel sitzt hinter der Bühne vor einem Spiegel und fragt Johnny, ob er bald sterben muss. Johnny revanchiert sich im Namen der Senioren für Petras blöde Antwort vorhin und sagt: "Du musst nur an dich glauben", was gerade von einem Toten eine beunruhigend nichtssagende Antwort ist.

Bild 10669
Und ihn wollte die Maskenbildnerin gleich gar nicht schminken.
Bild 10670
2 Arme. In Worten: Zwei!
4
Dir hat's gefallen? Dann erzähl deinen Freunden davon!

Nach oben