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Kritische Masse

Als kleiner Webautor ist man froh über jedes Lob. Viele behaupten zwar, sie wären froh über jede Reaktion, aber ganz ehrlich: Ich will Lob. Und Geld, aber Lob ist für die anderen billiger. Falls man etwas Polarisierendes schreibt, ist es zwar irgendwo befriedigend, wenn es dann tatsächlich polarisiert, aber ansonsten ist vernichtende Kritik nicht so lustig wie man es sich als Außenstehender vielleicht vorstellt. Dabei gibt es verschiedene Arten von Kritik.

Eher nervig als verletzend ist die Stellvertreterkritik. Eine Stellvertreterkritik klingt etwa so: "ICH finde das ja nicht schlimm, aber du solltest das doch lieber von der Seite nehmen, weil blinde Taubstumme mit Klötenfäule sich davon gestört fühlen könnten." Ich glaube, blinde Taubstumme mit Klötenfäule haben ganz andere Probleme als sich über meine Webseite aufzuregen, zum Beispiel Leute, die sich ungefragt zu ihrem Sprachrohr machen und dafür sorgen, dass sie sich nie als vollwertige Menschen fühlen können, weil sie dauernd in Watte gepackt werden. Allerdings vermute ich, dass die Kritiker sich hinter diesen Minderheiten verstecken, weil sie selbst den Text eben doch schlimm finden, aber nicht als verkrampfte Spaßbremsen gelten wollen.

Fies ist dagegen die Kritik aus der Flanke, die sich auf nebensächlichen Kram stürzt, bei dem man gar nicht damit gerechnet hätte, dass er eine Kontroverse auslösen könnte. Nehmen wir an, ich hätte irgendwo geschrieben: "Würde Google die Urheberrechtsverstöße der Youtube-Mitglieder stärker verfolgen und dafür mehr Kennenlernfunktionen für Fickfreundschaften einbauen, wäre das vergleichbar mit einem Architekten, der in einem Haus fast alle tragenden Wände rausreißt und größere Fenster einbaut." Dieser prinzipiell unverfängliche Satz könnte aber trotzdem wütende Mails provozieren, in welchen mir vorgeworfen wird, ich würde Architekten (alle, wohlgemerkt) für Vollidioten halten, und ich solle nur dafür beten, dass ich nie einen Architekten um Hilfe bitte, der den Text gelesen haben könnte. Ähnliches ist bereits mehrfach passiert (nicht bei Architekten), und ich bin immer wieder erstaunt, wie viel bösartige Unterstellungen Leute in Texte hineinlesen können, die das eigentlich nicht hergeben. Während ich einerseits fassungslos bin, dass diese Menschen eine Entschuldigung nebst Textänderung fordern, so muss ich andererseits ein wenig darüber lachen, dass ich mich nicht für etwas entschuldigen soll, was ich gemacht habe, sondern für das, was diese Leute sich selbst zusammengereimt haben, vermutlich sogar unter Verwendung eigener Vorurteile und Minderwertigkeitskomplexe. Ich nehme an, dass sie wegen dieser Vorurteile und Komplexe ein schlechtes Gewissen haben und dankbar jeden angreifen, auf den sie das schlechte Gewissen irgendwie projizieren können. Aber warum muss ich das sein?

Schließlich gibt es noch die Kritiker, die sich auf die Texte stürzen, eine abweichende Meinung haben und dann natürlich bemängeln, dass ich das Thema nicht von allen Seiten betrachtet hätte und daher eine doofe Nuss wäre. Ich möchte diesen Leuten empfehlen, mal in den Kopf der Seite zu gucken. Ihr seid hier nicht bei der Webseite der "Tagesthemen" oder auf SPIEGEL Online. Klopfers Web ist hemmungslos subjektiv, eine Spielwiese für meine kranken Gedanken und will gar nicht objektiv alle Seiten betrachten, sondern oft genug auch einfach nur alberne Witze in lange Texte packen. Journalist* bin ich nur fürs Finanzamt. Ich habe mal einen kleinen Test im Aktuellen gemacht: Wenn ich wirklich eindeutig übertreibe, scheinen das so ziemlich alle zu verstehen und erwarten keine ausgewogene Analyse. Vielleicht sollte ich doch mehr Gewalt, Rassismus und Hass predigen, um diese Form der Kritik zu vermeiden, denn ich habe zwar nichts gegen Diskussionen zu gewissen Themen, aber mir aufgrund einer Kolumne auf Klopfers Web Unwissenheit oder Ignoranz zu unterstellen, ist kein vielversprechender Anfang.

Anscheinend verspüren aber einige Besucher selbst einen Drang zur journalistischen Recherche und versuchen die Frage zu klären, ob denn der doofe Klopfer wirklich Humor hat. Dummerweise sorgt irgendein Hirndefekt dafür, dass sie es für eine gute Idee halten, dieser Sache durch Pöbeleien nachzugehen. So darf ich mir regelmäßig einen Kommentar zu Gemüte führen, in dem mir mitgeteilt wird, dass meine Seite zwar witzig wäre, aber ich dafür hässlich und schwul und auch sonst nicht gerade in der Mitte der Gesellschaft. Ich weiß nicht so recht, was diese Typen erwarten. Offenbar müsste ich ihrem Verständnis nach auf diese Entgleisungen reagieren, indem ich fröhlich darüber lache und ihnen für diese pointierten Verbalinjurien anerkennend auf die Schulter klopfe, wenn ich denn tatsächlich Humor besäße. Mein Sinn für Humor erfordert es nicht, dass ich mit Leuten Bruderschaft trinke, die mich beleidigen. Das erwarte ich schließlich auch nicht von denen, die ich beleidige. Mein Sinn für Humor erlaubt es aber, diesen Leuten fatale Autounfälle zu wünschen, an denen Munitionslaster, Pestleichen und 40 Kubikmeter Salpetersäure beteiligt sind. ... Hach ja... Schöne Vorstellung... Moment, geht gleich weiter... Nur noch ein bisschen träumen... Mmmmh... Toll...

So, fertig. Die Begegnungen mit den Trollen enden im Allgemeinen so, dass sie beleidigt abziehen und feststellen, dass die Seite doch nicht so witzig ist, wie sie am Anfang dachten, sondern sogar ziemlich beschissen, was zweifellos am behämmerten Webmaster liegt, der überhaupt keinen Humor hat und stinkt. Wer glaubt, der Nachweis von Humor gelinge durch die Bewertung der Reaktion auf die Phrase "Du bist schwul und ein Versager", der glaubt vermutlich auch, dass es eine freundliche Herzensgeste wäre, dem Vater seiner Freundin beim gemeinsamen Abendessen in den Sahnepudding zu kacken, bevor man ihn um die Hand seiner Tochter bittet. Die IQ-Freigabe auf der Startseite von Klopfers Web ist eben doch nicht einfach nur ein Witz. Dummerweise wäre statistisch gesehen allerdings jeder zweite dümmer als der Durchschnitt und zu blöd für die Seite. Insofern hab ich doch noch Glück mit meinen Besuchern.

* Falls mich aber jemand dafür bezahlen will, wirklich journalistisch zu arbeiten, so bin ich empfänglich für jede Geldsumme, egal wie obszön hoch sie auch sein mag. Nebenbei möchte ich darauf hinweisen, dass ich käuflich und moralisch äußerst flexibel bin, wenn die Umstände passen.

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