Helden - Wenn dein Land dich braucht
Im Gespräch unter Mädels bekniet Andrea Jana, doch ein bisschen lieber zu ihrem Papa zu sein, der würde ja schließlich alles für sie tun. „Das hat er auch zu Mama gesagt, und wir wissen ja alle, was dabei herausgekommen ist.“ Ja, du. „Manchmal wünschte ich, er wäre tot.“ Hm, das ist ein bisschen harsch. Ich hab keine Ahnung, wo die Mama abgeblieben ist, aber ich bin sicher, das erfahren wir noch in einer sehr emotionalen Szene, die uns zum Weinen bringen soll.
Gerade als in Berlin die Satelliten-Analystin Sophie darauf gekommen ist, dass die erhöhte Gravitation etwas mit schwarzen Löchern zu tun haben könnte, die vom Collider in der Schweiz erzeugt wurden, freut man sich eben dort im Kontrollraum, die Maschine endlich auf volle Leistung hochfahren zu können. Es wird hell und glühend und alle freuen sich, aber während die Forscher sich knuddeln, explodiert die ganze Kacke und jemand brennt und ein Alarm geht los. Ich glaub, die haben ein Problem.
Und was für eins: Das Forschungszentrum faltet sich gerade ein bisschen zusammen, und der Forschungschef wird mit einigen Kollegen, Andrea, Jana und den Kindergartenkindern vom Anfang in einem Raum eingeschlossen.
Nächster Schauplatz: Schwarzwald! Dort sitzt ein junger Hacker in seiner Butze herum und plaudert dabei per Videochat mit einem Kumpel und erzählt irgendwas von einem Mädel in Berlin und Tropical Island und irgendeinem Ausflug dahin. (Tropical Island ist eine Art beheiztes Wasserspaßbad mit Übernachtungsmöglichkeit, was in der alten Halle vom Cargolifter-Projekt in der brandenburgischen Pampa eingebaut wurde.) Nebenbei hat er sich in die Computersysteme vom Colliderprojekt „reingehackt“ und irgendwelche Datenpakete heruntergeladen. Sein Kumpel warnt ihn noch, dass diese Kernforscher echt harte Typen wären und die ihm bestimmt die Bullen auf den Hals hetzen werden, was der Junge (Tobias) als paranoide Wahnvorstellung abtut. Und dann treten zwei Polizisten und sein Vater ins Zimmer und stellen ihn zur Rede. Es geht aber gar nicht um Computer, sondern um ein Moped hinterm Haus, was offenbar geklaut ist, ebenso wie die beiden Laptops auf seinem Schreibtisch. Hm, also für einen Hacker treibt sich der Bengel untypisch oft an der frischen Luft herum, scheint mir.
Vom Schwarzwald zurück in den Spreewald. Rico liegt inzwischen auf dem Sofa im Wohnzimmer des Gurkenhofs, während sein Bruder verzweifelt versucht, per Telefon einen Arzt aufzutreiben. Aber ein gesprengter Reichstag sorgt offenbar dafür, dass sämtliche Ärzte aus Brandenburg in die Hauptstadt gerufen werden. Realistisch gesehen dürften sich dann zig Ärzte um jeden Patienten prügeln, den sie lebend aus den Trümmern ziehen, aber ihr habt sicher schon gemerkt, dass die Drehbuchautoren Realismus für ein Schimpfwort halten. Das größere Problem ist eher, dass die beiden Nasen (wie so viele andere Leute) mit der Haupt-Story wenig zu tun haben.
Im Schwarzwald redet der Vater seinem kriminellen Sohne ins Gewissen, wobei die Polizisten ihn auch mal kurz zurückhalten müssen, damit er seinem missratenen Sohn nicht den Arsch versohlt. Tobias ist aber auch nicht so locker drauf, was sich insbesondere dann zeigt, als er einen der Polizisten beiseite stößt, einen Autoschlüssel klaut und sich mit dem Auto des väterlichen Feinkostladens aus dem Staub macht. Der Polizist hat sich beim Fallen übrigens den Kopf angehauen und blutet. Das wird dich noch teuer zu stehen kommen, Bürschchen.
Im Kanzleramt erzählen Sophie und ihr Chef nun erst mal der Bundeskanzlerin, was da in der Schweiz passiert ist mit dem schwarzen Loch. Und zunächst raten sie ihr, die zivile Luftfahrt sperren zu lassen, weil dank der abgestürzten Satelliten das GPS ausgefallen ist und Flugzeuge – wie wir alle wissen – vom Himmel fallen, sobald sie nicht dank GPS wissen, wo sie sind. Außerdem wird durch das schwarze Loch die Atmosphäre ionisiert und ein elektromagnetischer Puls ausgelöst, der sämtliche ungeschützte Elektronik in Deutschland zerstören wird. Und es wird noch schlimmer! Es kann Erdverwerfungen geben, geplatzte Erdgasleitungen, Erdbeben … und vermutlich noch viel mehr Dinge mit „Erd“ vorne dran. (Erdbeeren mit Schlagsahne für alle! Yeah!) Sophie weiß das nämlich alles, weil sie ihre Dissertation darüber geschrieben hat. Die Panikschlampe war nämlich auch mal beim Colliderprojekt, weil die da offenbar jeden mitmachen lassen. (Ich bin mir nicht mehr sicher, ob die Kindergartenkinder tatsächlich nur zu Besuch da waren. Hm.)
Und als wenn die Welt bestätigen will, was Sophie da vorhergesagt hat, schmiert vor den Augen der gesamten Belegschaft des Kanzleramts ein Verkehrsflugzeug über dem Regierungsviertel ab. Die Kanzlerin, total beeindruckt von der Katastrophe, fragt nun, was sie tun solle. Sophie kennt nur eine Antwort: „Den Collider abschalten. Sofort.“ Na dann. Ist ja nicht so, als wenn das irgendwie schwierig wäre. Oh, doch, es ist schwierig. Denn der Kontakt zum Forschungszentrum ist abgebrochen, das Abschalten geht nur mit einer bestimmten Abschaltsoftware und das Rechenzentrum, auf dessen Servern diese Software gespeichert war, ist auch kaputt. Anstatt jetzt bei der NSA nachzufragen, ob die nicht zufällig eine Kopie ergaunert hat, kommt Sophie mit einem neuen Buzzword um die Ecke: Distributed Computing. Soll heißen, dass das Colliderprojekt gerne mal die Rechenleistung von miteinander vernetzten privaten Rechnern benutzte (so ähnlich wie bei SETI@home). Dabei verzichtete man offenbar komplett auf Sicherheit und schickte auch allerlei sensible Daten und Software durch die Leitung. (Insofern ist mir allerdings schleierhaft, wieso Tobias Ärger kriegen sollte, wenn sein „Hacken“ offenbar nur darin bestand, seinen Rechner für dieses Projekt zur Verfügung zu stellen, und der Rest reine Blödheit der Rechenknechte vom Forschungszentrum ist.) Wenn man also denjenigen finden würde, der den „Ausschaltknopf“ für den Collider hat, könnte man damit nach Genf zuckeln und dort direkt den Stecker ziehen. Die Kanzlerin gibt Sophie den Auftrag, sich darum zu kümmern. Die sträubt sich zwar, aber es geht hier ums Vaterland, verdammte Axt, da gibt’s keine Widerrede!
Marc hat inzwischen in einem Übertragungswagen eines Fernsehsenders eine Nachrichtensendung gesehen, in dem vom Unfall beim Forschungsgelände in Genf berichtet wird. Sofort sprintet er los und will sich ein Auto von einem Kollegen pumpen, denn Fliegen geht ja nicht mehr. Als der Kollege mit ihm diskutiert, erblickt Marc Sophie, die von allerlei Polizisten und Regierungsschergen zu einem Hubschrauber geleitet wird. Die kriegt gerade die Früchte der Vorratsdatenspeicherung vom BKA präsentiert: Anhand der IP-Adresse, an die der Abschaltcode geschickt wurde, konnten die Schlapphüte nicht nur den Spitznamen, sondern auch Adresse und ein Foto des Downloaders beschaffen. An dieser Stelle frage ich mich, ob die Hardliner der CDU/CSU nicht auch ein bisschen Filmförderung betrieben haben.
Gerade als sich Sophie es so richtig gemütlich im Hubschrauber gemacht hat, reißt Marc die Tür auf und gibt den psychopathischen Anhalter: „Fliegst du nach Genf?“ Ich hab keine Ahnung, wieso keiner von den schwer bewaffneten Polizisten diesen abgerissenen Typen vorher bemerkt hat, aber es stört mich nicht. Sonst wäre der Film vermutlich noch länger geworden. Marc lädt sich einfach mal selbst ein und verkündet, dass er trotz des Geschreis von Sophie (und der Pistole vom Kopiloten) nicht wieder aussteigt. Sophie erinnert sich offenbar daran, dass die Schwester von Marc (ihrem Ex) direkt am Ort des Unfalls ist und es daher ein bisschen fies wäre, ihm sowohl die Reise als auch das Weiterleben zu verweigern. Also fliegen jetzt beide los – aber erst einmal in den Schwarzwald. (Als Berliner wundere ich mich allerdings, warum sie am Kanzleramt losfliegen, aber dann plötzlich über 2 Kilometer weiter östlich am Berliner Dom sind, um dann wieder in westlicher Richtung über die Siegessäule (also am Kanzleramt vorbei) in Richtung Olympiastadion zu fliegen. War der Pilot mal Fremdenführer?)