Foto-Lovestory: Der Liebes-Parasit
Es heißt, Frauen wüssten binnen weniger Sekunden, ob ein Mann als Sexualpartner infrage kommt; was der Lümmelträger erzählt, ist zunächst völlig egal, es sei denn, er erwähnt seine dick gefüllte Brieftasche. Das ist zugegebenermaßen nicht wirklich romantisch, weswegen Teenie-Fachmagazin Bravo immer wieder versucht, ein anderes Bild von den Prioritäten bei der Partnersuche zu vermitteln, so auch in der Geschichte "Der Liebes-Parasit".
Die Protagonistin ist die 17-jährige Linda, die auf dem Titelbild ein wenig gestresst aussieht.
Ihr Freund ist Emre, 18 Jahre alt.
Linda hat allerdings auch noch einen besten Freund, der den nordischen Namen Sven trägt und 16 Jahre alt ist.
Die Geschichte beginnt, als Linda und Sven im Café sitzen und er bemerkt, dass sie ganz schön debil vor sich hingrinst.
Linda freut sich also, dass sie jetzt mit Emre zusammen ist, der immer so aufmerksam sein soll. Doch Sven macht ein verkniffenes Gesicht und wirkt gar nicht glücklich.
Alles klar! Sven ist bestimmt voll der Nazi!!!11elf
Doch bevor Sven sich überlegen kann, wie er das Wort "Rassenschande" lässig in die Konversation einfließen lassen kann, ohne dass es voll ausländerfeindlich wirkt, wird die Zweisamkeit gestört.
Jungvolkführer Sven dreht sich bei diesem Anblick verständlicherweise der Magen um.
Doch Linda hat nur noch Augen für Emre, der so kräftig Schleim aus dem Klischee-Eimer kippt, dass ihn eigentlich seine eigenen Genitalien dafür verprügeln müssten, weil er so ihre Männlichkeit unterhöhlt.
So bleibt Sven also zerknirscht zurück und geht vermutlich nach Hause, um einen wütenden Gastbeitrag fürs Politically-Incorrect-Blog zu verfassen, in dem er die Überfremdung deutscher Scheiden durch Ausländer beklagt.
An einem anderen Tag möchte Linda ihren Herzbuben Emre mit Selbstgebackenem überraschen.
Doch eine Nachricht von Sven stört die Vorbereitung der süßen Überraschung. Linda ist sehr ungehalten.
Sie beschließt, ihn zu ignorieren. Soll er doch seine fremdenfeindliche Grundeinstellung woanders ausleben, aber doch nicht bei der Beziehung mit ihrem Baby-Boy! Sven kann sich ja um seinen Kram kümmern und zum Beispiel die Hakenkreuzfahne in seinem Zimmer waschen.
Linda backt derweil ihre Cupcakes fertig und geht zu Emres Wohnung. Er erwartet sie natürlich nicht an dem Tag, also holt sie den Schlüssel unter der Fußmatte hervor und schleicht sich in die Wohnung. Überraschung!
Die Überraschung gibt's auf beiden Seiten, denn Emre übt offenbar auf dem Sofa gerade Ringen mit einem Mädchen in Unterwäsche. Vermutlich fördert das die Integration, junge Mädchen sind bei solchen Initiativen immer sehr proaktiv dabei und im Wort "Eingliedern" steckt ja auch "Glied" drin. So wie anscheinend nachher in dem Mädchen.
Emre tut erst mal so, als würde er die Torte mit den Cupcakes gar nicht kennen, was Linda äußerst ausfallend werden lässt. Um die Wogen zu glätten, lässt sich Emre etwas Besseres einfallen.
Dass Linda Emres Stalkerin ist, scheint dem anderen Mädchen vollkommen plausibel zu sein, wobei Emre das auch noch als eine Art Alltagsleiden von ihm darstellt.
Linda ist daraufhin so enttäuscht und sauer, dass sie zu drastischen Mitteln greift, um ihren Unmut zum Ausdruck zu bringen. Zweifellos ist sie kulturell sehr unsensibel.
Emre beschwert sich über diese Verschwendung von Lebensmitteln, aber Linda hat keinen Bock mehr und verpisst sich, nicht ohne noch eine unflätige Geste zu zeigen.
Flennend und enttäuscht geht Linda zu ihrem Lieblingsplatz, um mit sich und ihren Gedanken allein zu sein. Doch da ...
Ja, Sven hatte (wahrscheinlich nach dem Treffen seiner NPD-Jugendgruppe) aus Sorge um Linda auch ihren Lieblingsplatz aufgesucht, um ihr Trost zu spenden (und vermutlich, um so was wie "Ätschibätsch, ich hab es dir doch gesagt, du dusslige Kuh!" zu sagen).
Man sieht es nicht, aber offenbar erzählt Linda Sven kurz, was passiert ist. Das finde ich sehr heikel, denn dieses Erlebnis könnte von Rassisten instrumentalisiert werden. Sven stellt klar: Emre wusste nur so gut über Lindas Bedürfnisse Bescheid, weil Sven es ihm erzählt hatte. So ein Idiot.
Linda hat nun eine Erleuchtung: Eigentlich stand sie schon immer auf Sven!
Linda und Sven sind jetzt jedenfalls glücklich (und "für immer") zusammen, können gemeinsam auf Pegida-Märsche gehen und kleine arische Kinder zeugen. Hach. Was für ein Happy End.
Was für ein vollendeter Bullshit!
Liebe Bravo, Liebe funktioniert so nicht!
Niemand liebt einen, weil man die andere Person so gut kennt und quasi blind versteht. Wenn diese andere Person nicht auf einen steht, wird sie das vielleicht sogar eher als ein bisschen creepy empfinden, aber auf jeden Fall nicht als Fickbarkeitsindikator. (Allerhöchstens als rationale Rechtfertigung nachher, warum es abgesehen von purer Geilheit Sinn macht, mit demjenigen zusammen zu sein.)
Und nur weil sich der Typ, auf den ein Mädchen steht, als Arschloch herausstellt, wird sie deswegen noch lange nicht mit dem Knaben zusammenkommen, der die ganze Zeit aufopfernd in Wartestellung verbracht hat. (Allerdings ist das dieselbe Logik, dank der Politiker glauben, all die AfD-Wähler würden anfangen, wieder die etablierten Parteien zu wählen, wenn man ihnen nur lange genug erzählt, wie beschissen die AfD ist.)
Die brutale Wahrheit ist: Rücksichtsvoll und aufmerksam zu sein, macht einen nicht attraktiv. Es mag sein, dass man dann von vielen Leuten gemocht wird (oder ausgenutzt, je nach Art der Leute), aber die Welt ist unfair und belohnt einen dafür nicht mit einer Chance, seine Gene weiterzuverbreiten. Also verlasst euch bloß nicht darauf. Lernt lieber früh, dass ihr auch mal einen Dickkopf haben und eure Ecken und Kanten zeigen solltet, damit ihr eine Chance habt, als echte Menschen wahrgenommen zu werden. Selbst wenn ihr von Natur aus nett und freundlich seid: Wenn man anderen nicht ab und zu kräftig auf den Schlips tritt, glaubt kaum einer, dass man eine Persönlichkeit hat. Ich wünschte, ich hätte das eher gelernt.
Premiummitglied
Die Linda hat ihren Kaffee ja gar nicht bezahlt!