Klopfer liest die Frösi
Nuff! Ich grüße das Volk.
Zu Anfang: Vielen lieben Dank für die Glückwünsche und Geschenke zu meinem Geburtstag! Ich habe mich riesig darüber gefreut, dass mein allmählicher Verwesungsprozess so versüßt wird.
In der DDR gab es viele Zeitungen und Zeitschriften, die sich an Kinder und Jugendliche richteten. Eine davon war die Frösi, die schon auf dem Cover verkündete, ein "Pioniermagazin für Mädchen und Jungen der DDR" zu sein.
Jetzt muss ich wohl für die jüngeren Leser erst mal erläutern, was das heißt. Die Pioniere waren eine politische Jugendorganisation, der in der DDR am Ende über 95 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 14 Jahren angehörten. Von der 1. bis zur 4. Klasse war man Jungpionier (mit blauem Halstuch), von der 4. bis zur 7./8. Klasse dann Thälmannpionier (mit rotem Halstuch). (Später wurde man dann Mitglied der FDJ.)
Nun gab es für die Jungpioniere mit der "ABC-Zeitung" und der "Trommel" für die Thälmannpioniere bereits eigene Zeitungen, aber die Frösi sollte altersübergreifend alle Pioniere ansprechen. Frösi steht für "Fröhlich sein und singen", was auf den Liedtext eines (mit Pathos getränkten) Pionierlieds anspielte. Der brave Schüler Ottokar Domma lästerte einmal, dass man die Frösi den Mädchen überlassen und für Jungs eine eigene Zeitung namens Fröfu schaffen sollte: Fröhlich sein und Fußball spielen.
Die Frösi wurde zwischen 1953 und 1990 herausgegeben, ab 1956 monatlich. 2002 gab es noch eine Sonderausgabe als Beilage zur sozialistischen Tageszeitung "Neues Deutschland", 2005 dann für ein halbes Jahr den Versuch, die Zeitschrift neu herauszubringen, der aber rasch mangels Käufern und Kapital scheiterte.
Heute werden wir uns die Ausgabe 04/1989 anschauen. Jede Seite werde ich euch nicht zeigen, aber ich hoffe, am Ende werdet ihr einen Überblick über die Inhalte haben, die einem helfen sollten, zu einem produktiven Mitglied der Gesellschaft des ersten Arbeiter- und Bauernstaats auf deutschem Boden zu werden.
Das Heft kostete 70 Pfennig und hat einen Umfang von 46 Seiten, die auf einem ziemlich lausigen Papier gedruckt sind. (Heutzutage haben selbst Obdachlosenzeitungen besseres Papier.) Aber wir hatten ja nix. Das Coverbild war immer eine Zeichnung, Hinweise auf den Inhalt gab es nicht. Generell wirkte das Heft immer so, als hätte man den Inhalt eher spontan zusammengewürfelt, selbst ein Inhaltsverzeichnis gibt es nicht. (Die Bravo hatte bis in die 70er Jahre auch keins.)
In dieser Ausgabe erwartet uns zunächst eine "Preisaufgabe", also ein Gewinnspiel. Man muss nur das Rätsel lösen und die Redaktion verlost unter den Einsendern "echte Berlin-Souvenirs". Konkreter wird's nicht, aber ich hoffe für alle Teilnehmer, dass es mehr als nur Postkarten waren.
Das Rätsel wird einem aber nicht einfach so vor den Latz geknallt. Schließlich muss ja noch der erzieherische und bildende Aspekt berücksichtigt und nebenbei auch noch die Überlegenheit der sozialistischen Gesellschaft demonstriert werden. Deswegen erzählt Tüte (eines der Maskottchen der Frösi, bekannter ist jedoch ein roter Elefant namens Emmy) uns von einer famosen Erfindung.
Das Geheimnis des GOLIATH
Halli, hallo, hier spricht wieder Tüte! Heute serviere ich allen Technik-Fans eine tolle Erfindung und allen Knoblern eine neue Preisaufgabe. Hört zu:
Gewichtheber haben Bärenkräfte. Eberswalder Krane heben Riesenlasten. Trotzdem sind sie schwache Kümmerlinge gegenüber einer großartigen DDR-Erfindung; denn sie ist so stark, daß man damit Berge versetzen kann. Schwebend, gleitend, spielend leicht. Häuser Türme, Brücken, Schiffe werden damit gehoben und versetzt. Fix und fertig eingerichtete Industriegebäude wandern meterweit an neue Standorte. Egal wie schwer, wie groß, wie mächtig die Last auch ist, der neue Goliath bewältigt sie. "FLUID-transport-SYSTEM" haben die Konstrukteure von der Bauakademie der DDR ihre Erfindung genannt. Natürlich sieht das Ganze nicht so aus wie auf diesem Bild. Auch nicht, wie der Muskelprotz nebenan. Unser Goliath ist kleiner, fast zwergenhaft. Und das Erstaunlichste: Seine Riesenkraft funktioniert mit einem Material, einem Medium, das keinen Pfennig kostet und überall vorhanden ist. In unbegrenzter Menge. Von Suhl bis Arkona. Wenn zum Beispiel in unserer Hauptstadt der tonnenschwere Neptunbrunnen zur Weltzeituhr wandern sollte, brauchte man als Triebkraft nichts weiter als
... JA, WAS DENN NUN? DAS, LIEBE KNIFFELFREUNDE, IST UNSERE PREISFRAGE!
Geil. Ich nehm zwei davon. Die Antwort ist übrigens "Berliner Luft". Ich bin mir allerdings auch ziemlich sicher, dass man woanders in der Welt auch schon vorher darauf gekommen ist, pneumatisch Lasten zu bewegen.
Auf der nächsten Seite erzählt uns ein Junge namens Eberhard Hackel, genannt "Ebs" oder "Ebse", wie er im Vorjahr für einen Dokumentarfilm zum 40. Geburtstag der Pionierorganisation "Ernst Thälmann" sein Dorf zeigen durfte und inzwischen vom Pionier zum FDJler geworden ist. Nicht nur das: Er wurde sogar als jüngstes Mitglied in den Zentralrat der FDJ aufgenommen! Zweifellos wartete auf ihn eine große Karriere in der DDR. Zu doof, dass es die nicht mehr lange gab. Danach gibt's noch ein Interview mit der Regisseurin und dem Kameramann, denn natürlich will jeder mehr über das Entstehen eines Dokumentarfilms wissen, der grob zum Themenkomplex "Die Obrigkeit lutscht sich selbst den Schwanz" gehört.
Praktischer geht's im "FRÖSI Heimtierzoo" zu, in dem diesmal Fragen zur Haltung von Landschildkröten beantwortet werden, gefolgt vom "Biberpost-Steckbrief", in dem sich der besagte Biber mit einem Steinkauz trifft und dabei viel über die heimischen Eulen lernt.
Ein paar Seiten später erblickt unser Auge etwas, dessen Titel heute bei vielen Menschen eine spontane Schnappatmung auslösen würde: ein Gedicht der zehnjährigen Katrin Kanus, 10 Jahre, von der Polytechnischen Oberschule "Maxim Gorki" in Quedlinburg.
Für mich ist der Frieden weiß!
Für mich ist der Frieden weiß, wie die Wolken am Himmel.
Der Frieden ist blau, wie das Wasser des Meeres.
Er ist grün, wie die Kronen der Bäume
und gelb, wie die warmen Strahlen der Sonne.
Der Frieden hat die Farben der schönen Dinge auf unserer Erde.
Aber das Wichtigste:
Er hat die Farben der Gesichter der Kinder von der ganzen Welt.
Wäre ich ein Maler, ein ganz bekannter, würde ich den Frieden malen,
wie ein ganzes Feld voller leuchtender Sonnenblumen.
Hmmm, wie viele Braun- und Schwarztöne gibt es auf einem Feld voller Sonnenblumen?
Dann wird es wieder textlastiger im Heft: Der erste Teil von "Nicki und die 6b - Auf Klassenfahrt" langweilt mit der Geschichte des Klassenlehrers Herr Niklaus (offensichtlich besagter Nicki), der mit seiner 6b eine Klassenfahrt unternimmt.
Der Lehrer erzählt "Kalle, Schorschi, Jens, Anette, den Zwillingen" und den anderen in der 6b, dass sie nach Kuhschnackel fahren werden, worauf die Klasse erstens total ausflippt und zweitens gerne wissen will, wo das denn liegen soll. Nach einer Metropole klingt das ja nicht. Eine "winzige Ortschaft in der Nähe von Potsdam" soll das sein (als Ex-Potsdamer habe ich nie davon gehört), und es fährt sogar ein Bus vom Potsdamer Hauptbahnhof dahin, zweimal am Tag, einmal um 8 Uhr morgens und dann wieder um 17 Uhr. Dummerweise ist die Klasse kurz nach 9 Uhr am Bahnhof angekommen. Und nachdem der verfresssene Schorsch noch etwas jammert, weil er seinen Rucksack mit der Verpflegung daheim am Bahnhof vergessen hat, machen sich alle zu Fuß auf den Weg nach Kuhschnackel. Auf dem Weg verirren sie sich noch, aber schließlich treffen sie bei der Jugendherberge ein.
Der Klassenlehrer verkündet, sich das Zimmer mit den Jungs zu teilen, doch die Freude der Mädchen über die vermeintlich sturmfreie Bude ist nur von kurzer Dauer: Die Mutter des Klassenlehrers rauscht im himmelblauen Trabant an und quartiert sich bei den Mädels ein. Immerhin liest sie am Abend Gespenstergeschichten vor.
Ich hoffe inständig, dass Teil 2 interessanter war.
Im Übergang vom Kind zum Jugendlichen verändern sich so manche Dinge, und man zeigt plötzlich Interesse an Dingen, die einem vorher ganz egal waren, und man stellt sich Fragen, deren Antworten sich einem nicht von selbst erschließen. Und deswegen ergründet Tüte in dieser Ausgabe die elementaren Fragen "Wer kann Abgeordneter der Volkskammer werden?" und "Was ist ein Gesetz?"
Die Volkskammer war das Parlament der DDR und nickte im Wesentlichen die Gesetzesvorschläge ab, die von der Regierung eingebracht worden waren. Anders als im Bundestag war die Volkskammer nicht nur von Parteien geprägt; auch der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund, die Freie Deutsche Jugend, der Demokratische Frauenbund Deutschlands und der Kulturbund hatten neben den fünf erlaubten Parteien eigene Sitze. Spaß-Fakt: Meine Oma war auch mal als Verkäuferin Volkskammer-Abgeordnete.
Einigen Leuten dürfte übrigens der Kopf explodieren, wenn sie folgenden Satz aus dem Text lesen:
Das Grundgesetz der DDR ist die Verfassung.
Und das, wo viele Reichsbürger der Meinung sind, unser Grundgesetz in der BRD wäre keine Verfassung, weil es nicht "Verfassung" im Namen trägt.
Gleich danach gibt es ein Beispiel effektiver Regierungsarbeit in einer kleinen Geschichte: Ludwig Renn ließ sich Anfang der fünfziger Jahre breitschlagen, zu einer Sitzung im Ministerium (es wird nicht gesagt welches, ich nehme an, das für Kultur) zu gehen, in der es um Kinderbücher gehen soll, und fängt an zu träumen, während andere über Abenteuerbücher und Indianerschwarten reden. Renn war nämlich während des 2. Weltkriegs in Mexiko im Exil und lernte dort was über die örtliche Folklore. Und das inspirierte ihn (angeblich nebst besagter Sitzung), dann das Kinderbuch "Trini - Die Geschichte eines Indianerjungen" zu schreiben. Und auch wenn ich es nicht gelesen habe, so ist es vermutlich zehnmal interessanter als eine Erzählung darüber, wie ein Schriftsteller zu einem Meeting geht und dem blöden Gelaber der anderen nicht zuhört.
Nun war Ludwig Renn damals schon ein alter Sack, also muss jetzt eine Geschichte her, die einem jungen, aufstrebenden Pionier Hoffnung macht. Also gibt's die Story des 13-jährigen Helmut Klein aus Berlin, der eines Tages Besuch von seinem Pionierleiter bekommt. Dieser eröffnet ihm, dass französische Kommunisten eine internationale Pionierkonferenz in der Nähe von Paris abhalten will, und Helmut soll über Düsseldorf nach Paris fahren, um daran teilzunehmen. Und so geschieht es dann auch. Der Haken für die lesenden Pioniere im Frühjahr 1989: Die Geschichte spielt 1928, für sie war eine Reise nach Paris unmöglich, die nach Düsseldorf noch unmöglicher. Schon irgendwie doof, wenn man insgesamt die Weimarer Republik als ziemlich beschissen darstellt, aber versehentlich gewisse Freiheiten betont, die man in der DDR nicht mehr hatte.
Genug von dem, was man nicht hatte, zurück zu dem, was man hatte: eine Fährverbindung von Rügen nach dem damals zur Sowjetunion gehörenden Litauen. Darüber (und über die Eisenbahnfähre "Mukran") gibt's dann eine Seite. Beilage im Heft war übrigens ein Bastelbogen für die Fähre.
Bis hierhin könnte man den Eindruck kriegen, dass die Kinder und Jugendlichen der DDR ziemlich dröge waren, wenn in der Zeitschrift für sie nur Haustierhaltung, Schulgeschichten, olle Kamellen oder Glanzpunkte der sozialistischen Wirtschaft vorkommen. Aber keine Bange: Auch wir in der Ostzone standen auf Stars und Sternchen und wollten was über unsere Promis erfahren. Und auch das bediente die Frösi. Die aktuelle Ausgabe liefert uns Neuigkeiten über Hendrik Bruch, Ralf "Bummi" Bursy, Ines Paulke und Karussell, die jüngeren Leuten heutzutage gar nichts mehr sagen und teilweise auch nicht mehr unter uns weilen.
Wer aber heute noch bekannt ist, ist die liebe Inka Bause! Heutzutage macht sie sich allerdings eher als Moderatorin von "Bauer sucht Frau" einen Namen, obwohl sie immer noch singt. Die Musik liegt aber in ihrer Familie, ihr Vater Arndt Bause war der wohl bedeutendste Popkomponist der DDR. Und in der Frösi 4/1989 fühlte sich die 20-jährige Inka "nudel-pudel-wohl". Meine Damen und Herren, "Inkas Nudeleien".
Danach gibt's übrigens noch Noten und Text zu Inkas damaligem Hit "Eine Lady sein". Das Bild dazu spare ich mir mal, sonst steigt mir am Ende noch der Musikverlag aufs Dach.
In der "Bravo Girl" und der "Mädchen" gibt es Rubriken, in denen Mädels erzählen, wie sie sich mal irgendwie peinlich benommen haben. Einen solchen Text gibt es auch in dieser Frösi - allerdings wohl ohne realen Bezug. In der Geschichte schildert ein Junge, der als ängstlich gilt, wie er sich bei einer Nachtwanderung lächerlich machte, weil er aus Angst vor einem Wildschwein einen Baum hochkraxelte und sich das Tier dann bloß als der Zottelhund vom Hausmeister herausstellte. Der Text ist der Aufhänger für ein weiteres Gewinnspiel. Wer alle in der Geschichte versteckten Buchtitel findet, kann bei der Aufzeichnung einer Fernsehsendung mitmachen oder Bücher und Autogramme von Autoren und Grafikern gewinnen. Und mir fällt gerade nicht ein, wann ich zuletzt in einer aktuellen Jugendzeitschrift ein Preisausschreiben gesehen habe, bei dem es was zu lesen als Gewinn gab.
Vorhin hatten wir Leserfragen rund um Schildkröten beim Heimtierzoo, dann hatte Tüte die drängenden Fragen rund um die Volkskammer und Gesetze beantwortet, aber es hat kein Ende mit den Leserfragen: In der Frösi-Sprechstunde gibt's als Stargast einen Fachgebietsleiter der Generaldirektion der Staatlichen Versicherung der DDR, der die spannenden Anfragen von Kindern rund um Versicherungen beantwortet. Heißa, was für ein Spaß!
Eine weitere Leserfrage wird in der "Gehirntankstelle" beantwortet: Ist das Weltall in sich gekrümmt? Die Antwort schrieb ein Professor Dr. Fritz Bernhard, und ich habe das Gefühl, man hätte ihn an die Zielgruppe erinnern sollen, denn die Antwort sah so aus:
In der Schule haben wir gelernt, daß es zu einer Geraden durch einen Punkt außerhalb eine und nur eine Gerade gibt, die die erstere im Endlichen nicht schneidet. Dieses Parallelenaxiom von Euklid ist gleichbedeutend mit dem Ergebnis, daß die Winkelsumme im Dreieck 2 Rechte oder 180° beträgt. Diese euklidische Geometrie führt zu der Vorstellung eines unendlichen Raumes, dessen drei Wichtungen oder Koordinaten kein Ende haben. Der uns umgebende Raum hat Eigenschaften, die dies zu bestätigen scheinen. Daher haben wir uns an diese Vorstellung gewöhnt. Für sehr große Entfernungen bis hin zu fernen Spiralnebeln treten aber doch merkliche Abweichungen auf. Man muß nun sehr scharf unterscheiden zwischen mathematischen Denkmodellen, wie den euklidischen Raum, und den durch Messungen festgestellten tatsächlichen Verhältnissen in der uns umgebenden Wirklichkeit. Die Mathematiker haben auch andere Geometrien erfunden, so die Elliptische - aber auch die Hyperbolische Geometrie. Der große Gauß wusste um diese Probleme und hat mit den Methoden der Landvermessung schon 1840 die Winkelsumme eines Dreiecks zwischen Brocken - Hoher Hagen - Inselsberg ausgemessen, ohne allerdings auf die Abweichung von 180° zu kommen. Würde man aber den Versuch bei einem Dreieck von galaktischen Ausmaßen machen, würde man deutlich mehr als 180° erhalten, was für eine Elliptische Welt spricht. Alle Geraden in unserer tatsächlichen Welt werden durch Lichtstrahlen im Vakuum realisiert. Diese kommen nicht aus dem Unendlichen und gehen nicht ins Unendliche, sondern sie sind in sich geschlossen und es gibt in galaktischen Dimensionen keine Parallele durch einen Punkt außerhalb.
Das führt dazu, daß Einstein einen Weltallradius angegeben hat. Er mußte dazu allerdings einen 4-dimensionalen Raum fordern. Dieser Raum ist für Menschen anschaulich nicht vorstellbar. Nur mit Hilfe eines tiefen Eindringens in die theoretische Physik hat man gelernt, mit ihm zu operieren. Wenn z. Z. viel über die Expansion des Weltalls nach einem Urknall diskutiert wird, so handelt es sich immer um eine Kugel im 4-dimensionalen Raum. Außerhalb dieser Kugel gibt es nichts! Es sei noch gesagt, daß die moderne Naturerkenntnis oft unanschauliche Modelle benutzen muß, um die Messungen erklären zu können.
Zur Grundfrage zurück: Man kann sich kein gekrümmtes Weltall vorstellen, aber mit Hilfe der Mathematik bzw. der theoretischen Physik kann man Modelle entwickeln, die uns die gemachten Messungen verständlich machen und uns zu richtigen Voraussagungen über weitere Experimente befähigen.Prof. Dr. Fritz Bernhard
Ich schätze, 7- bis 14-Jährige werden nach spätestens 10 Zeilen abgeschaltet haben, und auch Ältere hätten sicher mehr aus der Antwort gelernt, wenn sie einfach nur aus dem Wort "Ja" bestanden hätte.
Anschließend erinnern uns die Schüler der POS "Glück auf" daran, dass es nicht wichtig ist, was der Staat für einen tut, sondern was man für den Staat machen kann. Wenn sich also Pioniere langweilen, nachdem sie die Wandzeitung über schändliche Kinderarbeit gelesen haben, können sie doch in die Natur gehen und wildwachsende Arznei- und Gewürzpflanzen sammeln, um sich ein bisschen das Taschengeld oder die Klassenkasse aufzubessern. Die gesammelten Naturschätze werden dann von der volkseigenen pharmazeutischen Industrie genutzt und dienen der Volksgesundheit. Die Schüler der besagten Schule haben selbst Tonnen von Kräutern gesammelt und somit zigtausend Ostmark verdient. Die ganze Aktion begann allerdings nicht aus Eigennutz: Ende der 50er Jahre gab es in dem Dorf nur eine einklassige Dorfschule und die Bewohner sammelten Kräuter, um Geld für den Neubau einer Schule aufzubringen. Hm... das riecht doch aber sehr nach Staatsversagen, wenn die Bewohner in Eigeninitiative eine Schule bauen müssen. Den Gedanken schieben wir lieber schnell weg!
Nach einem Bericht über die Dreharbeiten zum Kinderfilm "Kai aus der Kiste" gibt es endlich eine Geschichte vom großen Bruder Sowjetunion. Diesmal ist es eine Anekdote über einen Großvater, der seinem Enkel während des Zweiten Weltkriegs beibringt, gefälligst ordentlich Kartoffeln anzupflanzen, damit man später eine ordentliche Ernte einbringen kann. Der Krieg ist hier eher Beiwerk, aber in früheren Ausgaben gab es doch relativ martialische Texte über den heldenhaften Kampf der Roten Armee (oder von Partisanen) gegen den Hitlerfaschismus, quasi wie in Landser-Heften, nur von der anderen Seite.
Die nächsten beiden Seiten könnte man fast schon als Sadismus interpretieren, der aber ähnlich auch in anderen DDR-Zeitschriften häufiger vorkam: Ein Bericht über den Pariser Eiffelturm zeigt den Lesern etwas, was sie nicht selbst mit eigenen Augen angucken können. Der Text ist zweifellos informativ und passt natürlich zum Anspruch, die Völkerverständigung zu fördern, indem man den jungen Menschen was über andere Länder beibringt, aber trotzdem bleibt natürlich ein Beigeschmack, wenn man sagt: "Hey, guckt mal, wie toll das da ist, aber ihr dürft da nicht hin, weil wir politisch nicht auf einer Linie sind." (Das änderte sich auch nicht dadurch, dass zu der Zeit Frankreich von einem Sozialisten regiert wurde.)
Anschließend gibt's im Heft zwei Seiten eines ungarischen Fortsetzungs-Comics namens "Der Schreiber des Pharaos" und "Meine starke Seite", auf der Leserbriefe veröffentlicht werden. Dann muss aber wieder zum Schuften aufgerufen werden: Die FDJ hat sich verpflichtet, 100.000 Tonnen Schrott zusätzlich zu sammeln, und die Pioniere sollen gefälligst dabei helfen. Also ruft Emmy (der rote Elefant) die Leser auf, fleißig Haushaltsschrott zu sammeln oder den Freunden von der FDJ zu petzen, wo es was zu holen gibt. Und nebenbei bitte auch daran denken, Altpapier, Altglas und Plaste zu sammeln! (Auch wenn ich lästere: Deutschland wäre deutlich weniger vermüllt, wenn es wie damals ein bisschen Geld für Alt-Rohstoffe geben würde. Dummerweise sind die Entsorger und Verwerter heutzutage gierige Halsabschneider, die lieber Leute übers Ohr hauen, als sie zu belohnen.)
Der letzte große Artikel im Heft ist ein Porträt von Binnenschiffern auf der "Teterow", einem Frachter, der auf der Oder entlangschippert und nebenbei einen SOS-Ruf von Kollegen beantworten muss. Das klingt aufregender, als es ist: Eine Umwälzpumpe braucht einfach nur einen neuen Dichtring. Man merkt, dass der Autor sich redlich Mühe gibt, den Job aufregend klingen zu lassen, aber dabei krachend scheitert.
Den Abschluss macht dann ein kleiner Comic mit "Käpt'n Lütt" und seinem Papagei, den ich vermutlich mit 8 auch lustig gefunden hätte. Auch hier dürfen sich die Frösi-Leser einbringen, denn in jedem Heft wird ein zusätzliches Bild zum Comic mit einer leeren Sprechblase präsentiert und die Leser aufgefordert, diese mit einem eigenen lustigen Text zu füllen. Die Einsendungen werden dann lange später auf der allerletzten Seite präsentiert. (Ernsthaft, die Vorlaufzeiten sind selbst für die damalige Zeit ziemlich lang. Der Redaktionsschluss dieser April-Ausgabe war im Dezember 1988.)
Puh, endlich geschafft. (Ich gebe zu, ich wäre schneller fertig geworden, wenn ich nicht wochenlang mit irgendwelchen Texterkennungsprogrammen rumprobiert hätte, mir das Abtippen diverser Sachen zu ersparen. Ich sollte mir wohl doch mal diverse Tutorials über maschinelles Lernen angucken, um da bessere Ergebnisse zu erzielen.)
Ich hoffe, ihr habt einen kleinen Eindruck von einer der großen Kinder- und Jugendzeitschriften der Deutschen Demokratischen Republik gewonnen. Ich würde gerne erfahren, was ihr dazu denkt, ob euch etwas überrascht hat oder ob es Aspekte gibt, die ihr durchaus auch heutigen Angeboten für Kinder und Jugendliche empfehlen würdet.
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit, unterstützt mich bitte weiterhin fleißig und einen schönen Tag noch!
Mitglied
Als wäre Weihnachten und Geburtstag zusammen! Herzlichen Dank. <3