Klopfers Blog

Nuff! Ich grüße das Volk. :hi:

Dieses Jahr war ein bisschen seltsam: Irgendwie scheinen sich viele Ereignisse in der zweiten Jahreshälfte konzentriert zu haben. Der größte Brocken kommt zwar (wenn ich meinen Notizen traue) noch nicht in diesem Teil des Jahresrückblicks, aber ich habe schon vor dem Schreiben von Teil 3 den Eindruck, dass ihr eventuell der knackigen Kürze des ersten oder zweiten Teils ein bisschen nachtrauern könntet.

Und ja, eigentlich habe ich den Satz nur deswegen geschrieben, damit ich darin geschmeidig auf die vorherigen Teile verlinken kann. :brille:

Bild 11376

Juli

Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania kommt es zu einem versuchten Attentat auf Donald Trump. Der Präsidentschaftskandidat wird am Ohr verletzt; ein Familienvater im Publikum wird tödlich getroffen. Der Attentäter, der sich auf dem Dach eines nahegelegenen Gebäudes versteckt hatte, wird von Sicherheitskräften erschossen. Das Ereignis wirft Fragen über die Arbeit des Secret Service auf, insbesondere wieso der Zugang zu diesem Gebäude nicht beschränkt wurde, wieso keine Agenten auf dem Dach platziert wurden und warum Sicherheitskräfte nicht früher reagierten, als sie von Zuschauern darauf aufmerksam gemacht wurden, dass da jemand mit Gewehr aufs Dach klettert.

Abseits dieser Diskussion sind die Reaktionen auf das Attentat aufschlussreich. Unverhohlenes Bedauern über das Fehlschlagen des versuchten Mordes sorgt dafür, dass Leute ihre Jobs riskieren. Die Australien-Tour von Tenacious D muss abgebrochen werden, nachdem Kyle Gass sich auf der Bühne wünscht, dass beim nächsten Attentat auf Trump der Schütze nicht verfehlt. Jack Black entschuldigt sich öffentlich und kündigt eine kreative Pause des Duos an. Auch in Deutschland zeigt sich eine bemerkenswerte Doppelmoral. Leute, die beim Mord an Walter Lübcke noch lamentierten, dass der Täter angeblich von Hasskommentaren in den sozialen Medien angespornt worden wäre, und strengere Moderation forderten, äußern jetzt ihr Bedauern darüber, dass es nicht gelungen ist, den Oppositionskandidaten vor der US-Präsidentschaftswahl zu erschießen. El Hotzo, unter anderem Autor für Jan Böhmermann, verliert wegen seiner Tweets den RBB als Auftraggeber.

Das Bundesinnenministerium verbietet das Magazin „Compact“ (bzw. seinen Verlag) wegen volksverhetzender Inhalte. Russland kritisiert diese Einschränkung der Pressefreiheit. Später wird das Bundesverwaltungsgericht das Verbot vorläufig bis zum Ergebnis eines Hauptverfahrens aussetzen, weil es Zweifel gibt, dass dieses Vorgehen wirklich nötig war, da nicht alles im Heft verfassungsfeindlich ist und man sich bislang scheute, gegen einzelne Textbeiträge rechtlich vorzugehen. Dann aus dem Nichts heraus gleich den größten Knüppel aus dem Sack zu holen, scheint immerhin fragwürdig zu sein.

Das Update einer Sicherheitssoftware von CrowdStrike legt am 19. Juli jede Menge Windows-Systeme auf der ganzen Welt lahm, und damit sind viele Banken, Flughäfen, Fluglinien, Krankenhäuser, Autohersteller, Zulieferer, Telekommunikationsanbieter und so weiter betroffen. Das Unternehmen stellt zwar schnell ein korrigiertes Update bereit, aber um die lahmgelegten Systeme wieder zum Laufen zu kriegen, müssen diese im abgesicherten Modus hochgefahren werden, um eine Datei zu löschen und neu zu starten. Das geht nicht automatisiert oder aus der Ferne, weswegen jede Menge System-Administratoren gut zu tun haben und es eine Weile dauert, bis alles wieder läuft.

Joe Biden scheint doch einzusehen, dass er langsam zu senil wird, um noch mal als Präsident anzutreten, und verzichtet kurz vor dem Nominierungsparteitag der Demokraten auf die erneute Kandidatur. Kurz vorher hatte er in einem Interview den Namen seines eigenen Verteidigungsministers vergessen und ihn nur als „schwarzen Mann“ bezeichnet. Das reichte offenbar, um einen anderen schwarzen Mann (nämlich Obama) dazu zu bringen, den Amtsinhaber zum Aufgeben zu überreden. Ohne eine ordentliche Mitbestimmung der Parteimitglieder wird Vizepräsidentin Kamala Harris zur Präsidentschaftskandidatin der Demokraten ernannt.

In der japanischen Präfektur Yamagata erlässt die Regierung eine Verordnung, wonach jeder Einwohner mindestens einmal am Tag lachen soll. Das soll die körperliche und geistige Gesundheit fördern und basiert auf einer Studie der Universität Yamagata, die die Vorteile des Lachens auf den Körper untersuchte. Damit nicht genug: Der achte Tag jedes Monats soll speziell der Gesundheitsförderung durch Lachen gewidmet sein. Strafen wegen Verstößen gegen die neue Lachverordnung gibt es nicht, dennoch protestieren Oppositionspolitiker, weil es auch zur freien Meinungsäußerung gehört, zu lachen oder nicht zu lachen.

Tote des Monats: Shannen Doherty (amerikanische Schauspielerin, z.B. „Beverly Hills 90210“ und „Charmed – Zauberhafte Hexen“)

August

Wer hätte gedacht, dass die meisten Memes über die Olympischen Spiele 2024 in Paris sich nicht um den französischen Stabhochspringer Anthony Ammirati drehen werden, der mit seinem Penis die Latte riss? Stattdessen ist es die Australierin Rachael „Raygun“ Gunn, die sich mit einer bizarren Performance im Breakdancing zum Gespött der Leute macht und in allen drei ihrer Auftritte null Punkte erreicht. Gunn ist Professorin für Tanz und Gender Studies an der Macquarie University in Sydney, wo sie auch mit der Arbeit „Geschlechterdeterritorialisierung in der Breakdance-Szene von Sydney: Die Erfahrungen eines B-Girls mit dem B-Boying“ promovierte. Anstatt aber einfach zu warten, dass Gras über die Sache wächst, verklagt sie Leute, die sich über sie lustig machen, was nicht dabei hilft, ihren Ruf wesentlich zu verbessern.

Ein Rechtsstreit wegen eines Todesfalls in Disney World zeigt der Welt wieder einmal, dass ein Gewissen bei Rechtsanwälten nicht zu den beruflichen Voraussetzungen gehört. Ein Ehepaar (und die Mutter des Ehemannes) hatten in einem Restaurant im Epcot Center gespeist, und obwohl die Gäste ausdrücklich fragten, ob im Essen gewisse Allergene seien (was verneint wurde), starb die Ehefrau an einem allergischen Schock. Als der Ehemann das Restaurant und Disney wegen fahrlässiger Tötung verklagt, versuchen die Rechtsanwälte des Unterhaltungskonzerns, die Klage auf kreative Weise loszuwerden: Sie verweisen darauf, dass der Ehemann ja ein Probe-Abo beim Streamingdienst Disney+ abgeschlossen hätte, und dessen AGB würden schließlich vorschreiben, dass sämtliche Rechtsstreitigkeiten mit Disney per Schlichtung und nicht per Gerichtsverfahren zu entscheiden seien, und deswegen wäre die Klage unzulässig. Nachdem so ziemlich die ganze freie Welt kollektiv ein „Sagt mal, seid ihr bescheuert?“ in Richtung Disney abgelassen hat, verzichten die Anwälte schließlich kleinlaut auf die Anwendung dieser Klausel, bevor ein Richter sie ihnen um die Ohren hauen kann.

Nachdem am Anfang des Monats bereits in Österreich wegen islamistischer Terrorgefahr einige Taylor-Swift-Konzerte abgesagt werden mussten, zeigt sich später auch in Deutschland wieder die Gefahr: Ein syrischer Asylant tötet auf dem 650-Jahre-Stadtfest in Solingen drei Menschen und verletzt acht weitere. Später, nachdem der IS sich diesen Anschlag auf die Fahnen schreibt, wird er gefasst und bestätigt das islamistische Motiv. Es kommt heraus, dass er eigentlich schon Jahre vorher nach Bulgarien hätte abgeschoben werden sollen, aber dabei untertauchte und so die Frist für die Abschiebung verpasste, weswegen man ihn einfach im Land behielt. Wie immer gibt's Politiker, die ein härteres Vorgehen gegen kriminelle Zuwanderer fordern, ohne aber dann die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, und viele Leute in den sozialen Medien scheinen sich wieder mehr darüber Sorgen zu machen, dass so ein Massenmord von Rechten ausgenutzt werden könnte, um den guten Ruf von Islamisten zu beschmutzen.

Eigentlich hätte der Inselstaat Indonesien im August eine neue Hauptstadt einweihen sollen, denn Jakarta ist nicht nur voll, sondern wird ständig überflutet und sinkt auch noch jedes Jahr zwischen 5 und 30 Zentimeter. Aus diesem Grund hat man in wenigen Jahren auf Borneo eine neue Stadt namens Nusantara aus dem Boden gestampft. Die Stadt, die irgendwann doppelt so groß wie New York werden soll, ist allerdings zum geplanten Umzugstermin noch nicht ganz fertig, und auch die Behörden und Staatsdiener sind noch nicht bereit, Java zu verlassen. Dennoch gilt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Spätestens 2028 soll der Umzug abgeschlossen sein.

Das thailändische Verfassungsgericht verfügt, dass die Fortschrittspartei aufgelöst werden muss. Das ist keine Kleinigkeit: Die Fortschrittspartei ist seit den Wahlen im Mai 2023 die stärkste Fraktion im thailändischen Parlament. Der Grund für die Auflösung: Die Partei hatte im Wahlkampf versprochen, sich für eine Abmilderung der Strafgesetze gegen Majestätsbeleidigung einzusetzen. Nach Ansicht des Gerichts sei dies ein Versuch, die Monarchie zu stürzen. (Nancy Faeser macht sich Notizen.) Mit Parteiauflösungen kennen sich viele Politiker der Fortschrittspartei aus: Die wurde nämlich zum inoffiziellen Nachfolger der Partei Neue Zukunft, die wiederum vom Verfassungsgericht 2020 aufgelöst wurde. Jetzt wechseln die meisten Abgeordneten zur Volkspartei. Wer weiß, wie lange es die noch geben darf.

Toter des Monats: Rainer Brandt (deutscher Schauspieler, Synchronsprecher, Synchronregisseur und Dialogbuchautor)

September

Am 1. September wird in Sachsen und Thüringen gewählt. Wie erwartet werden die Ampelparteien abgestraft, auch die Linken kriegen heftig auf den Sack – in Sachsen sogar so sehr, dass sie nur dank zweier Direktmandate einziehen. Der BSW landet in beiden Bundesländern auf Platz 3, die AfD liegt in Thüringen mit fast 33 Prozent klar auf Platz 1, in Sachsen immerhin mit rund 31 Prozent hinter der CDU auf Platz 2. Das macht die Regierungsbildung zur Herausforderung. In Dresden und Radeberg gibt's zudem den Verdacht auf Wahlbetrug bei den Briefwahlunterlagen: Wahlhelfern fällt auf, dass auf einigen Stimmzetteln Kreuze überklebt und die Stimmen stattdessen der rechtsextremen Kleinpartei „Freie Sachsen“ gegeben wurden.

Einige Wochen später wird auch in Brandenburg gewählt. Die SPD schafft es, stärkste Partei zu werden, aber die AfD landet auf Platz 2, BSW auf 3 und CDU auf 4. Grüne, Linke und Freie Wähler fliegen aus dem Landtag; die FDP, die schon beim letzten Mal mit etwas über 4 Prozent den Einzug verpasste, kriegt diesmal weniger als 1 Prozent der Stimmen, nur halb so viel wie die Tierschutzpartei. Dafür war die Wahlbeteiligung mit fast 73 Prozent ziemlich hoch.

Vor dem israelischen Generalkonsulat in München ballert ein österreichischer Islamist mit bosnischem Migrationshintergrund und wird von der Polizei erschossen. Der 18-jährige Täter war schon vorher in der Schule als radikaler Moslem aufgefallen. Möglicherweise hat der Täter diesen Tag gewählt, weil an diesem Datum im Jahr 1972 das Attentat auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in der bayerischen Landeshauptstadt stattfand.

In Dresden stürzt eine Spur der Carolabrücke zusammen. Die anderen beiden Spuren waren bereits saniert, die Sanierung des eingestürzten Teils sollte 2025 beginnen. Heftige Regenfälle in Tschechien, Polen und Österreich sorgen für Hochwasser in den betroffenen Gebieten – und flussabwärts, was auch die Aufräumarbeiten an der Elbe beeinflusst. Gerade im Osten Deutschlands werden viele Brücken, die etwa zur gleichen Zeit wie die Carolabrücke Anfang der 70er Jahre gebaut wurden, noch einmal genauer unter die Lupe genommen. Aufgrund der damaligen Konstruktionsweise, die auch die Inspizierung des Spannstahls erschwert oder gar unmöglich macht, bleibt meistens keine andere Möglichkeit, als die betreffenden Brücken abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Auch die restlichen Fahrspuren der Carolabrücke sind nach dem Einsturz nicht mehr zu retten.

Als Donald Trump in Florida eine Runde Golf spielt, gelingt es einem bewaffneten Attentäter, an den Rand des Golfplatzes zu kommen. Die Sache geht glimpflich aus und der Täter wird gefasst, offenbar handelt es sich um einen Amerikaner, der mit der angekündigten Ukraine-Politik des Kandidaten nicht einverstanden ist.

Im Libanon explodieren zwei Tage hintereinander Pager und Funkgeräte von Hisbollah-Mitgliedern und töten eine zweistellige Zahl von Menschen und verletzen Tausende weitere, im Verdacht steht der israelische Mossad. Nicht wenige Araber feiern die Explosionen, weil sie die Hisbollah selbst nicht leiden können. In den folgenden Wochen werden auch iranischen Militär eifrig alle Funkgeräte und Pager ausgetauscht und untersucht.

Tote des Monats: Caterina Valente (italienische Sängerin)

Drei Viertel des Jahres sind nun ordnungsgemäß (und äußerst lückenhaft) in Klopfers Chronik verzeichnet worden, was bleibt dann noch in den letzten Monaten? Und wird noch irgendwas Großes passieren, nachdem der letzte Teil gepostet wird? Wir werden es sehen!

Bis dann! :bye:

Mehr zu lesen:

Thumbnail

*grmpf*

Veröffentlicht am 22. Januar 2007 um 14:56 Uhr in der Kategorie "Meine Sicht der Welt"
Dieser Eintrag wurde bisher nicht kommentiert.
Thumbnail

Wie kann man Klopfers Web unterstützen?

Text veröffentlicht im
Klopfer erzählt, wie man helfen kann, Klopfers Web zu erhalten und besser zu machen - sowohl ohne als auch mit Geldeinsatz. [mehr]

the_verTigO
Kommentar melden Link zum Kommentar

Der gute Mann heißt Kyle Gass mit ohne l.

1
Geschrieben am
Ze-em
Kommentar melden Link zum Kommentar

Klugscheißer!

0
Geschrieben am
the_verTigO
Kommentar melden Link zum Kommentar

Was ist bei dir verkehrt?

2
Geschrieben am
Ze-em
Kommentar melden Link zum Kommentar

Weiß ich noch nicht.

0
Geschrieben am


Freiwillige Angabe

Smilies + Codes

Hinweis: Es muss Javascript im Browser aktiviert sein, um nicht vom Spamfilter zensiert zu werden.