Klopfers Blog

Hier ist der zweite Teil meiner Gedanken zur Urheberrechtsdebatte. Teil 1 findet man hier.

Kunst macht Arbeit

Kaum jemand behauptet offen das Gegenteil, aber im Prinzip ist es genau das, was viele Leute mitteilen, wenn sie ihr Unverständnis darüber ausdrücken, dass jemand gerne seinen Lebensunterhalt mit dem verdienen möchte, was er mit großem Zeitaufwand geschaffen hat und was auch von den Menschen begeistert genossen wird. (Es geht hier nicht um Künstler, die gar kein Publikum für ihre Kunst haben. Darüber reden wir überhaupt nicht, weil es da nichts zu sagen gibt. Wer etwas macht, was keinen interessiert, der muss sich auch keine Sorgen über illegales Kopieren machen.) Es ist Arbeit, ein Buch zu schreiben, ein Lied zu komponieren, Bilder zu malen und so weiter, auch wenn es uns Künstlern im Prinzip Spaß macht. Trotzdem gelangen wir – wie jeder andere auch, der arbeitet – oft an Punkte, bei denen es keinen Spaß macht, wir uns durchbeißen müssen und uns auch gerne mal quälen. Ich schreibe das nicht, um Mitleid zu erregen, sondern um einfach klarzumachen, dass es eben nicht so ist, dass man mit Leichtigkeit ein paar Stunden in der Woche arbeitet, um dann selbstzufrieden in den Sessel zu sinken und ein paar dicke Geldbündel zu kassieren. Das führt mich auch gleich zum nächsten Punkt.

Wenn künstlerische Arbeit nur noch als Hobby möglich wäre, gäbe es deutlich weniger Kunst

Es ist eigentlich peinlich, dass ich darauf überhaupt eingehen muss, aber ich lese es so oft, dass ich langsam den Verdacht habe, dass diese Blogger es tatsächlich glauben: Angeblich würde es ja gar kein Problem sein, wenn Musiker, Autoren und andere Urheber von ihren Werken nicht leben könnten, weil es ja zu den Grundbedürfnissen der Menschen gehören würde, Kunst zu erschaffen, weswegen all die tollen Werke dann eben in der Freizeit entstehen würden. Als Beispiel werden dann gerne sowohl künstlerische Werke als auch Projekte wie Wikipedia oder Open-Source-Programme genannt. Es möge mal jeder durchgehen, was er tagtäglich konsumiert, um sich zu informieren oder zu unterhalten, und dabei überlegen, wie lange es dauern würde, all das am Wochenende oder nach der Arbeit zu erschaffen. Glaubt tatsächlich jemand, es gäbe sieben Harry-Potter-Bände, wenn J.K. Rowling nach dem ersten Buch gezwungen worden wäre, als Lehrerin zu arbeiten? Hätte die Dark-Tower-Reihe von Stephen King inzwischen acht Bände, wenn er damit kein Geld verdient hätte? Von Filmen, Computerspielen, Musikalben etc. möchte ich gar nicht anfangen, zumal hier die Kosten für die Realisierung meistens noch weitaus höher sind als bei Büchern. Jedenfalls: Kunst macht Arbeit, und das heißt, sie braucht Zeit. Als Autor kann ich in erster Linie natürlich vom Schreiben erzählen. Und die Arbeitszeit, die ein Text verschlingt, besteht nur zum geringsten Teil aus dem Verfassen des Textes selbst. Viel mehr Zeit geht für Ideenfindung und Recherche drauf. „Autoren wollen gelesen werden“ ist ein toller Spruch, aber auch nicht mehr. Wenn man keine Zeit zum Schreiben hat, dann wird es eben kein Buch, sondern höchstens eine Kurzgeschichte. Oder man hört nach dem dritten Kapitel auf, weil die Motivation flöten gegangen ist und man nicht durch wirtschaftliche Zwänge dazu gedrängt wird, den inneren Schweinehund zu überwinden, da man sonst nichts zu essen hat. Im Mittelalter gab es kein Urheberrecht, aber die Künstler, an die man sich erinnert, waren auch keine Bauern, Schmiede oder Stallburschen, die Kunst bei Kerzenschein nach der Arbeit schufen, sondern Leute, die damit ihren Lebensunterhalt verdienten.
Selbst bei den gerne genannten Musterbeispielen ist die Sachlage nicht so simpel, wie gerne angedeutet wird. Beim Linux-Kernel, einem der Flaggschiffe der Open-Source-Bewegung, kommen 80 Prozent der Änderungen mittlerweile von bezahlten Programmierern. Und dass bei vielen Artikeln der Wikipedia die Zuverlässigkeit nicht sonderlich hoch ist, weil Fachleute keine Zeit oder Lust haben oder von löschwütigen Administratoren vergrault werden, ist auch nicht unbekannt.

Künstler sind Freiberufler

Auch das sollte eigentlich klar sein, aber offenbar ist die Bedeutung noch nicht ganz durchgedrungen. Künstler sind meistens nicht fest angestellt, sie kriegen also kein regelmäßiges Gehalt, sondern hangeln sich von Honorar zu Honorar. Wenn man krank ist und keine gesonderte Versicherung abgeschlossen (und bezahlt) hat, gibt es keine Lohnfortzahlung.
Und deswegen ist es Quatsch, wenn ein festangestellter Programmierer herumheult, dass er ja für von ihm geschriebene Programme auch nicht weiter bezahlt wird, wenn die fertig sind. Er hat dafür mehr Sicherheit (und meistens sowieso trotzdem noch mehr Geld als die meisten Künstler). Würde er als selbstständiger Programmierer arbeiten und ein Kunde verlangte von ihm ein bestimmtes Programm, so würde er doch auch nicht auf die Idee kommen, das Programm an alle weiteren Kunden zu verschenken. Sicher, wenn er sich ausrechnen kann, dass er das Programm mehrfach verkaufen kann, wird er seine Arbeitskosten vielleicht nicht komplett auf den ersten Kunden abwälzen, sondern auf die in nächster Zeit zu erwartende Kundschaft aufteilen. Und wenn er nicht gerade enorm gut bei Kasse ist, wird er vermutlich auch nicht mit dem Verschenken anfangen, sobald die Kosten wieder eingespielt wurden.

Und weil ich auch das Argument „Man bezahlt ja einen Bäcker auch nicht mehrfach für ein Brötchen“ gelesen habe: Ein Bäcker ändert auch nicht für jedes Brötchen sein Rezept. Im Endeffekt bezahlt man für eine Kopie seines Brötchens. Und wer mehr Brötchen einer Sorte kauft, bezahlt eben mehrere Kopien des gleichen Brötchens.

Die Verwerter sind hilfreich

Das Feindbild sind für viele die bösen Verwerter, die die Urheber ausbeuten. Und wie so oft haben Feindbilder mit der Realität wenig zu tun. Ich will gar nicht bestreiten, dass es Fälle gibt, in denen Urheber beim Aushandeln ihrer Verträge über den Tisch gezogen wurden. Allerdings hat es einen Grund, warum Urheber so oft Verträge mit den Verwertern haben wollen: Sie profitieren davon. Gar nicht mal so selten profitieren Urheber mehr als die Verwerter.

Um das zu verstehen, muss man erst einmal wissen, was die Verwerter tun. Bei Filmstudios ist es klar. Sie sorgen dafür, dass aus einem Drehbuch ein Film wird, bezahlen Schauspieler, Regisseur, Kameramänner, Maskenbildner, Kulissenbauer und so weiter. Plattenfirmen bezahlen Studiozeiten und eventuelle Musikvideos, machen Promotion und sorgen dafür, dass CDs in den Läden stehen. Buchverlage bezahlen Korrektoren, Lektoren, Layouter, die Covergestaltung, den Druck und den Vertrieb. Heißt im Endeffekt: Die Verwerter stecken richtig Geld rein, um die Werke der Urheber marktreif zu kriegen, deswegen kommt das Wort „Verlag“ auch von „vorlegen“. Die Urheber profitieren natürlich von der Infrastruktur der Verwerter und müssen dafür nichts bezahlen. Sie selbst könnten die ganze Arbeit nicht oder nur schwer allein stemmen. Ich kenne das Verlagswesen ja von beiden Seiten, sowohl als Korrektor als auch als Buchautor, und ich kann nur sagen, dass viele Autoren schon bei der Rechtschreibung scheitern. Im Selbstverlag sein Buch in die Regale einer Buchhandelskette wie Thalia zu kriegen, ist nahezu unmöglich.

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Hier am Beispiel eines Buches mit dem Ladenpreis von 9,95 Euro, was von dem Geld an wen geht, wenn man durchaus marktübliche Bedingungen ansetzt. Der Autor bekommt 9 Prozent vom Nettoverkaufspreis, der Buchhändler hat einen Rabatt von 50 Prozent vom Nettoverkaufspreis ausgehandelt.
Der Buchhändler muss Ladenmiete, Strom, Personal usw. bezahlen. Der Verlag finanziert Lektorat, Cover, Herstellung, Druck, Lager und Vertrieb des Buches (kostet locker fünfstellige Summen), zusätzlich hat er noch seine Kosten für Büro, Personal, Strom, Internet usw.
Es müssen sich recht viele Exemplare verkaufen, bis der Verlag überhaupt Geld macht. Nur ein Bestseller bringt wirklich nennenswert Profit ein, deswegen sind die meisten Buchverlage kleine Unternehmen, die gerade so überleben.

Je nach Branche gibt es Unterschiede, was die Vergütung angeht. Im Buchbereich wird den Autoren ein bestimmter Anteil des Nettoverkaufspreises eines Buches zugestanden, wobei der Verlag einen vertraglich festgelegten Mindestbetrag schon vorher auszahlt. Selbst wenn sich das Buch nicht oft genug verkauft, kann der Autor diesen Vorschuss behalten. Ähnliche Konstruktionen gibt es in den anderen Branchen. Erfolg kann man nicht planen, daher setzen die Verwerter darauf, dass wenigstens ein paar der Veröffentlichungen genug Geld einbringen. Der Rest spielt seine Kosten gerade so ein oder wird zum Verlustgeschäft. Wenn der Verlag einen langen Atem hat, werden verlustbringende Autoren über mehrere Bücher hin aufgebaut, weil man glaubt, irgendwann das ganze Geld wieder einzuspielen. Auch wenn es unangenehm ist: Oft kosten die Urheber die Verwerter mehr als sie ihnen einbringen. Und wenn die Verwerter mal viel Geld mit einem Werk einnehmen, investieren sie große Teile davon wieder in andere Urheber. Das Ausbeuterbild, was die Verwerter in den Köpfen vieler Menschen haben, trifft so einfach nicht zu.

Übrigens dürfen sich auch Musikbands, die sich heute dafür feiern lassen, dass sie ihre Alben per „Bezahl so viel du willst“-Strategie im Internet veröffentlichen und damit einiges an Geld einnehmen, bei ihren ehemaligen Plattenfirmen bedanken, ohne deren Arbeit sie heute nicht weltbekannt wären und Zugang zu Millionen von Fans hätten.

Teil 1 hier.
Fortsetzung in Teil 3 hier

Mehr zu lesen:

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Was haben wir letzte Woche gelernt? - Teil 45 (Kalenderwoche 24)

Veröffentlicht am 18. Juni 2014 um 16:52 Uhr in der Kategorie "Meine Sicht der Welt"
Dieser Eintrag wurde bisher 23 Mal kommentiert.
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Wie kann man Klopfers Web unterstützen?

Text veröffentlicht im
Klopfer erzählt, wie man helfen kann, Klopfers Web zu erhalten und besser zu machen - sowohl ohne als auch mit Geldeinsatz. [mehr]

TrashTalker_sXe
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Unter der Grafik: "Ber Buchhändler" wink.gif

Ansonsten super Beitrag. Gut erklärt wink.gif

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Klopfer
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Korrigiert, danke. ^^

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Geschrieben am
TrashTalker_sXe
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Kein Problem, immer wieder gerne zunge.gif

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Codric
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Oh, wenn man meckern darf, mache ich mit!
Bei "Künstler sind Freiberufler", Mitte des ersten Absatzes: "... so würde er doch auch nicht auf die Idee kommen, das Programm an alle weitere Kunden zu verschenken." Bei "weitere" kommt noch ein n hin.

Toller Beitrag, wie auch der vorherige. Ich selber kenne mich in dem Bereich so gut wie gar nicht aus, daher ist es umso interessanter für mich, zumal du auch verständlich erklärst.
Ich freue mich schon auf die nächsten beiden Teile! ^^

Mit freundlichen Grüßen,
Codric

PS: "Spamschutzman kommt zur Rettung." Großartig! xD

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Schanupfel
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Du hast einen Fehler im Gedanken.
Du gibst zwar an das ~ 80% des GNU-Linux Kernels (! ACHTUNG!!!) _in der Zwischenzeit_ von bezahlten Programmierer geliefert wird, aber war die Initiation des Kernels nicht von einer privaten Zivilperson, die den Grundstein in der Freizeit, unbezahlt, gelegt hat?
Es ist zwar schön das zwischenzeitlich so viele Firmen mit daran beteiligt sind, aber es ist auch zu beachten das dies immer noch aus Hobby und Zweckmäßigkeit entstanden ist.
Deweiteren: Was würdest Du von einem System halten, wo jede Person bedingungslos das machen kann was die Person kann, ohne das man sich Gedanken um die Versorgung machen muss?
Achso - kann ja gar nicht gehen. Nach (neo-)kapitalistischer Ansicht muss ein jeder irgendwie zur Arbeit geknechtet werden. Nur weil es sich ein paar Sesselpfurzer nicht vorstellen wollen das es auch Leute gibt die freiwillig "niedere" Dienste verrichten wollen.
Mach Dir mal darüber Gedanken...

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Apfel
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Absolut niemand würde freiwillig Klos schrubben oder durch die Kanalisation robben.

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Klopfer
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@Schanupfel: Ich sehe nicht, wo da ein Fehler sein soll.
Linus Torvalds hat selbst entschieden, seinen in der Freizeit entstandenen Kernel freizugeben. Ist eindeutig sein Recht als Urheber. Dass man den Linux-Kernel heute professionell einsetzen kann, liegt daran, dass unheimlich engagiert daran gearbeitet wurde, und mittlerweile ist es eben so, dass der Großteil dieser Arbeit nicht einfach aus Spaß am Programmieren gemacht wird, sondern weil es der bezahlte Job der Programmierer ist, nicht etwas, was sie in ihrer Freizeit tun. Das hat auch einfach etwas mit dem Zeitaufwand zu tun.
Es ist als Hobby entstanden. Ja und? Ist bei vielen Freiberuflern auch so. Heißt doch nicht, dass es ein Hobby bleiben muss. Bei Linux ist es sogar so, dass es kein Hobby bleiben darf, denn für den Einsatz in einem professionellen Umfeld (als Server oder in Embedded Systems) müssen zwingende Anforderungen erfüllt werden, bei denen man sich nicht leisten kann, auf einen Programmierer zu warten, der zufällig Lust hat, die entsprechenden Teile in seiner Freizeit zu coden.

Beim zweiten Teil verstehe ich nicht, was du eigentlich sagen willst oder was das überhaupt mit meinem Text zu tun hat. Erkläre mal besser, was du meinst.

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Geschrieben am
Schanupfel
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Wenn Firmen am Linux-Kernel teilnehmen ist es deren Sache.
Die Grundlage des GNU-Linux Kernels ist jedoch das dieser vom Urheber unter der General Public License freigegeben wurde und unter diesem Aspekt dieser Kernel nicht "kommerzialisiert" werden darf. Wenn dies anders beabsichtigt gewesen wäre, hätte Linus Torvalds den Kernel unter eine Closed-Source License gestellt. Von daher erklärt sich die Sache selber.
Kleiner Hinweis am Rande: Die "offiziellen" Kernel-Releases werden unter anderem von Linus Torvalds unter anderem auf kernel.org frei gegeben und zur Verfügung gestellt. Und über die Gültigkeit der General Public License brauchen wir ja wohl nicht zu diskutieren, oder?

Der zweite Hinweis war darauf bezogen das es sehr wohl Personen gibt die "niedere" Dienste freiwillig verrichten, sofern die elementare Versorgung (Wohnung, Essen, Kleidung, Energieversorgung, Kommunikationsmöglichkeit, ...) passt. Dies würde unter anderem die Pflegeberufe, Entosrgungstätigkeiten, Straßenarbeiten (auch Reinigen dessen) betreffen.

Aber mag sein das dies in der Ansicht diverser (ein)gebildeter Individuen nicht reinpassen will.

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Geschrieben am
Schanupfel
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@Apfel

Es müsste keine fremde Person Toiletten reinigen wenn ein jeder Nutzer die Räumlichkeit so verlassen würde, wie man diese anzutreffen wünscht.
Und Sanierungs-/Wartungsarbeiten der Kanalisation, Abfallbeseitigung usw... Es zeugt von deiner ethischen Reife wenn Du meinst das es es keine Leute gebe, die dies freiwillig erledigen würden. Dies geschieht durchaus zum Selbstzweck, so das diese "unliebsame" Sachen weiter genutzt werden können.
Aber wahrscheinlich gehörst Du zu den Leuten die Messerklingen (bspw. Rasierklingen), spitze Gegenstände (bspw. Kanülen) oder sonstiges Ungemach über die Toilette entsorgen und sich dabei denken das es das Problem des jeweiligen Arbeiters ist, wenn der sich verletzt und unter Umständen eine schwere Erkrankung wie Hepatitis, HIV oder ähnliches zu zieht.

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Geschrieben am
Klopfer
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@Schanupfel: Es geht doch nicht um die Lizenz, sondern schlicht und allein darum, dass inzwischen viel bezahlte Arbeit im Linux-Kernel steckt, die sonst eben nicht gemacht worden wäre, weil niemand Zeit oder Lust gehabt hätte, sie zu erledigen. Das ist nun einmal die harte Realität: Der Linux-Kernel, so wie er ist, ist kein reines Freizeitprojekt.

Du sagst es selbst: "sofern die elementare Versorgung (Wohnung, Essen, Kleidung, Energieversorgung, Kommunikationsmöglichkeit, ...) passt"
Sie würden es aber nicht einfach so machen, wenn sie ihre elementare Versorgung anders sicherstellen müssten. Frag mal einen Straßenreiniger, ob er das auch tun würde, wenn er einen besser bezahlten Job woanders hätte. Insofern ist "freiwillig" da wohl nicht das richtige Wort.
Zudem: Auch für Künstler geht es um die elementare Versorgung. Die meisten hauptberuflichen Künstler leben auf Hartz-IV-Niveau. Sicher könnten sie in anderen Jobs oft mehr verdienen, aber da steckt auch Idealismus dahinter.

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Geschrieben am
Klopfer
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"Es müsste keine fremde Person Toiletten reinigen wenn ein jeder Nutzer die Räumlichkeit so verlassen würde, wie man diese anzutreffen wünscht."
Die Leute, die Toiletten reinigen, reinigen ja nicht bloß die Schüsseln, sondern auch die entsprechenden Räumlichkeiten. Soll jeder, der ein Klo im Bahnhof oder bei seiner Arbeit benutzt, im Winter noch den Feudel schwingen, um den Schneematsch seiner Treter vom Boden aufzuwischen? Nach einem Tag kommt da einiges zusammen, und das nicht, weil die Leute solche Säue wären.

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Geschrieben am
galaxycrawler
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Leute Leute,

wir diskutieren hier übers Urheberrecht und nicht über die derzeit herrschende Weltordnung.

@Klopfer:
Auch wenn ich deinen Standpunkt nicht komplett Teile, möchte ich dir für diese sehr rationale und informative Darlegung danken! Ich selbst bin _Hobby_musiker und weiß, dass selbiges wohl nicht zum Gelderwerb werden wird, ich persönlich hätte also keine Probleme, wenn meine Musik im Internet frei verbreitet würde. Ich weiß, dass dies Einzelschicksale sind, aber es haben durchaus Künstler schon den Sprung über Hobby, Selbstverlag, zum vollständigen Lebensunterhalt geschafft.

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Geschrieben am
maria
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Ich finde es super, dass du dich so ausfuehrlich diesem thema widmest und dabei beide seiten beleuchtest, die schliesslich beide ihre argumente haben. Ich selbst wuerde aber nie filme etc. illegal downloaden - denn ganz ehrlich: Ich komme ja auch nicht auf die idee, bei lidl was zu klauen, nur "weil die ihre angestellten und zulieferer eh scheisse behandeln und es nicht geschafft haben, produkt x fuer einen angemessenen preis zu verkaufen". Klar, der vergleich koennte besser sein, aber trotzdem. Als loesung des ganzen problems kommt fuer mich aber nur etwas in frage, das auf marktwirtschaftlichen grundsaetzen beruht. Kunst bzw kultur, die keinen interessiert, soll nicht durch eine kulturflatrate quersubventioniert werden. Ja, ich bin kein fan "abgehobener" und zum grossteil vom staat finanzierter anspruchsvoller kultur, aber das gehoert nicht hierher biggrin.gif @ klopfer: wie stehst du eigentlich zur buchpreisbindung?

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Geschrieben am
maria
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@schanupfel
Es ist einer diskussion nicht gerade förderlich, wenn du leuten, die anderer meinung sind, gleich irgendwelche dinge unterstellst...
ich glaube übrigens auch nicht, dass zum beispiel besonders viele leute freiwillig putzen würden, auch wenn es bestimmt ausnahmen gibt. das hat aber nichts mit fehlendem respekt gegenüber diesen berufen zu tun - im gegenteil, ich bewundere krankenpfleger etc. sehr.

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Geschrieben am
Sina
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"Es müsste keine fremde Person Toiletten reinigen wenn ein jeder Nutzer die Räumlichkeit so verlassen würde, wie man diese anzutreffen wünscht."
Ich würd trotzdem nicht auf ein ungeputztes Klo gehen, auch wenn niemand seinen Darminhalt in der kompletten Kabine verteilt hätte. Dann war immer noch jemand Fremdes auf dem Klo. Eww. (Niemand außer mir geht nur auf frisch desinfizierte Toiletten. Wir müssten alle der gleichen Meinung sein, "wie man die Toilette anzutreffen wünscht", damit das problemlos funktioniert...)


Aber jetzt mal zu was Interessanterem.
"Und deswegen ist es Quatsch, wenn ein festangestellter Programmierer herumheult, dass er ja für von ihm geschriebene Programme auch nicht weiter bezahlt wird, wenn die fertig sind." Das ist nicht mein Metier, deshab verstehe ich das Argument nicht. Ein selbstständiger Programmierer wird also ewig für sein Programm bezahlt? Ist das sowas wie Tantiemen bei Liedern? Und wieso wird ein festangesteller Progammierer das nicht? Weil die Firma, für die sie angestellt sind, die "Tantiemen" erhält? Oder erhält niemand Tantiemen...?

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Geschrieben am
Klopfer
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@maria: Die Buchpreisbindung ist schon sinnvoll, sowohl für kleinere Buchhandlungen als auch für die Verlage. Die kleineren Buchhandlungen werden von den größeren Buchhandelsketten nicht preislich unterboten (zumindest bei deutschen Büchern; ich weiß z.B., dass englische HP-Bände kurz nach Erscheinen von einigen deutschen Buchhändlern mit Verlust angeboten wurden, einfach um Kunden anzulocken), und die Verlage werden von einzelnen großen Buchhandelsketten nicht unter Druck gesetzt, ihre Preise zu verringern und so die Verlagseinnahmen noch weiter zu senken. Vieles von dem Geld, was die Verlage einnehmen, fließt ja in andere Projekte und stützt zum Beispiel Bücher, die sich nicht so gut verkaufen. Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung im Mangabereich: Jede Menge Serien werden mit den Gewinnen aus anderen Mangas durchgeschleift, weil man sie aus Angst vor Prestigeverlust bei den Mangafans nicht einstellen möchte.

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Geschrieben am
Schanupfel
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Wenn es nicht um die Einhaltung der GPL geht, um was ging es dann vor Gericht in der Vergangenheit, unter anderem Kernel von GNU-Linux, IPFilter und diverser anderer Programme die unter dieser Lizenz stehen? Achso, es ging um den Mamon, das den Lizenzverletzer unter Umständen möglicherweise entgangen ist, oder? Und bei Geld heiligt ja das Mittel den Zweck.
Bezüglich dem Beispiel der öffentlich zugänglichen Toiletten:
Es gibt sich vollautomatisch reinigende Toiletten, einschlieslich Bodenreinigung. Die WCs sind nach ca. 15 Minuten nach Reinigungsbeginn wieder einsetzbar. Das würde funktionieren sofern es nicht Personen gebe, die mutwillig Verstopfungen oder Beschädigungen vornehmen würden.
Soviel zum Thema Wischmop schwingen...
Und es wäre wesentlich einfacher wenn jeder, egal welche Örtlichkeit, diese so zumindest so verlassen würde wie er diese angetroffen hat.
Aber diese ethische Einstellung ist in dieser hochentwickelten Gesellschaft zu viel verlangt.
Es ist ja wesentlich besser wenn man andere zu dieser "Drecksarbeit" bspw. durch Maßnahmen der Bundesagentur/ARGE zwingt, da ja keiner *freiwillig* so eine "Drecksarbeit" erledigen will.
Im übrigen zeigt es sehr viel über den Charakter wenn jemand bspw. eine Toilette unbenutzbar hinterlässt.

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Geschrieben am
Klopfer
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@Sina: Ein selbstständiger Programmierer, der seine Programme selbst verkauft, legt natürlich auch selbst fest, wie viel Geld er für sein Programm verlangt. Wenn er der Meinung ist, er kann ein fünfzehn Jahre altes Programm noch verkaufen, dann kann er dafür immer noch einen Preis verlangen. Er wird also nicht ewig dafür bezahlt, sondern nur so lange, wie er Kunden findet.
Das ist bei den meisten Künstlern aber genauso, die kriegen auch nicht einfach so Geld, ohne dass jemand ihre Werke nutzt. (Ausnahme vielleicht bei der GEMA, da ist die Auszahlungsstruktur so hirnrissig.)

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Geschrieben am
Klopfer
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@Schanupfel: Was zum Teufel haben die Gerichtsverhandlungen bitte mit meinem Text zu tun? fragehasi.gif

Und wann bist du eigentlich zuletzt in die Kanalisation hinabgestiegen, um den Schlamm aufzulockern, der sich da am Boden bildet, damit dieser weggespült werden kann? Ist nach deinen Worten ja wohl auch eine Arbeit, die jemand freiwillig machen würde.

0
Geschrieben am
maria
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@schanupfel
Hat hier irgendwer behauptet, dass er es total schmucke findet, toiletten dreckig und beschädigt zu verlassen?

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Geschrieben am
Schanupfel
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@Klopfer:
Das letzte Mal das ich in die Kanalisation gestiegen bin um eine Verstopfung (durch Unwissenheit des Verursachers) zu lösen liegt ca. 1 Monat zurück. Ich bin in einer klinischen Einrichtung im öffentlichen Dienst als Ver- und Entsorger beschäftigt. Um es Dir klar zu machen:
Ich bin für die Abfallentsorgung und für Umweltschutzangelegenheiten verantwortlich.

@maria:
Hier hat es niemand behauptet, wenn ich jedoch die öffentlich zugänglichen Toiletten so sehe und Kommentare wie die von Apfel lese, nehme ich mir wohl das Recht heraus über diverse Sachen meine Meinung zu bilden.

Und das Problem mit der Vergütung von Künstlern hängt sehr wohl mit dieser (destruktiven) Mentalität zusammen.

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Geschrieben am
Klopfer
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@Schanupfel: In Berlin sind hier jeden Tag Leute von den Stadtwerken in der Kanalisation unterwegs, um den Schlamm aufzulockern. Und der ist nicht aus böser Absicht dort, sondern weil die ganze Kacke ganz natürlich eine Tendenz hat, sich am Boden abzusetzen und fest zu werden. (Und weil die Leute zu viel Wasser sparen.) Das muss also jeden Tag gemacht werden. Da bist du mit deinem Einsatz vor einem Monat richtig verwöhnt, und du motzt jetzt schon herum, obwohl du andererseits behauptest, Leute würden diese Arbeit auch freiwillig machen.

Und du würdest es dir wesentlich einfacher machen, wenn du die Verbindungen, die du dir in Gedanken aufbaust, auch ein bisschen für uns außerhalb deines Kopfes erläutern würdest. Dass Leute, die irgendwelchen Kram im Klo herunterspülen, etwas mit der Vergütung von Künstlern zu tun haben, mag für dich offensichtlich sein, aber der Rest der Welt wartet gespannt auf die Begründung.

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Geschrieben am
Schanupfel
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@Klopfer
Wenn ich mal von der Vergütung der Künstler ausgehe gibt es bei einer Verfielfältigung des Werkes Tantiemen.

Frage: Wie würde es Dir schmecken wenn bspw. jeder "Müllwerker" auf ewig von Dir Zahlungen wegen einmaliger Leerung Deines Mülleimers bekäme?
Wenn jeder Beschäftigter in der Trinkwasserversorgung auf ewig für eine einmalige Lieferung von bspw. 3 Liter Trinkwasser (diese Menge reicht in hiesigem Klima für einen Tag um den Grundbedarf des Menschen zu decken) von Dir Geld bekommen würde?
Wenn jeder Agrarökonom für die Lieferung von 500g Getreide auf ewig von Dir Geld bekommen würde?

Achso, ist ja kein Vergleich, oder?
Warum wird es dann bei Urheber aber so gehandhabt?

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Geschrieben am
Red Queen
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Schanupfel, du sitzt hier auf einem ganz schön hohen Ross, oder? Wir führen ein kommunistisches Grundeinkommen ein, dann arbeitet jeder freiwillig - und wer's nicht macht, kommt in's Arbeitslager? ô.O

Abgesehen davon: Ein Bauer (Agrarökonom ist ein grässlich langes Wort) verkauft so viele Portionen Getreide (UND wird subventioniert), dass er davon leben kann. Und jeder MUSS essen, es wird also immer Getreide gekauft, neues produziert, gekauft... und wenn die Ernte mickrig ist, wird eben nochmal gesponsort.
Den Luxus haben wir nicht; wir bekommen relativ gesehen einen Almosen für jede "Portion" Kunst. Manchmal nichtmal das, dann "tun wir's für die Ehre" (ja, ich hab einen Hals auf den Wissenschafts- und Literaturbetrieb...). In den meisten Fällen kauft jemand ein Buch, eine CD, ein Spiel etc. genau einmal und dann nicht mehr. Also müssen wir wieder was Neues produzieren. Das dauert, und in der Zeit müssen wir ja dem Bauern die dicken Kartoffeln abkaufen. Oder das Getreide. Wie auch immer. Unter anderem Dafür sind Tantiemen da.


Und jetzt mal ganz offtopic: Schöne Analyse, Klopfer. Zumal endlich mal nicht so einseitig wie die Debatten bisher.

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Geschrieben am
maria
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@schanupfel
diese destruktive mentalität treibst du den leuten aber nicht so einfach aus. auch wenn es ein grundeinkommen gibt, wird es noch rücksichtslose arschlöcher geben.
zudem gibt es diese idioten in jeder gesellschaftsschicht und in jedem politischen lager - nicht nur bei den bösen kapitalisten smile.gif es gibt leider auch viele linke, die gerne mal ihre bierflaschen und anderen abfall auf der strasse "entsorgen" und anscheinend denken, der öffentliche raum reinigt sich von selber...

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Geschrieben am
Xaerdys
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Mit Verlaub, wenn du die Verwerter erwähnst, kannst du etwa an der Gema nicht vorbei. Diese, wenngleich von etwa ggü Google an sich im Recht, wird von den amerikanischen Plattenfirmen (also anderen Verwertern nach deiner Definition) kritisiert weil eben jene Infrastruktur den Vertrieb in Deutschland behindert. Es ist doch dann recht einseitig zu behaupten die Verwerter tun nur gutes für die Künstler. Du hättest vielleicht nicht gerade so getrennte Beiträge machen sollen. Weder die Argumente der Urheberrechtsfanatiker noch die ihrer Gegner gehen völlig an der Realität vorbei.

Im Übrigen würde ich zwischen Verwertern wie der Gema und Plattenfirmen, Verlagen etc. noch unterscheiden. Verwertungsgesellschaften sind nicht an der Produktion beteiligt. Häufig haben Künstler aufgrund ihrer Produzenten auch keine Möglichkeit darüber zu entscheiden. Ich denke, wer sich ehrlich mit dem Thema beschäftigt, wird nicht behaupten, dass die Verwertungs- und Produktionsgesellschaften nur gegen die Künstler agieren. Dein Text stellt sie aber so dar, als wären sie die heiligen Retter der Urheberschaft. So isses nun auch nicht. Die Tatsache, dass es kaum ein Künstler mehr schafft alleine Geld mit seinen Werken zu verdienen, liegt doch auch darin begründet, dass die größeren Firmen, ganz zu schweigen von der Gema, eine quasi Monopolstellung haben. Konkurrenz mit den Großen macht es Kleineren immer schwer. Ich möchte auch bezweifeln, ob die Produktionsgesellschaften tatsächlich oft mit Verlust spekulieren. Fakt ist: Das ist Business und zwar für alle beteiligten. Kurt Wünsch (hallenser Schriftsteller) meinte einmal zu uns, es komme oft genug vor, dass man sein Manuskript einreicht und dann erstmal um etwa 10.000 € zur Finanzierung des Drucks gebeten wird. Fakt ist, am Ende wollen alle beteiligten Geld oder die Leistung und das bei möglichst wenig Gegenaufwand. Ob nun Produzenten, Rechteverwerter, Raubkopierer oder Konsumenten alle wollen möglichst wenig zahlen und möglichst viel erhalten. Es ist also unsinnig hier irgendwen als Samariter darzustellen. Das ist Universal genauso wenig wie Carlsen genauso wenig wie Kim Schmitz genauso wenig wie Klopfer (sry) genauso wenig wie wir alle.

Man könnte hier auch andere Fragen stellen. Etwa ob man tatsächliche diese Masse an Kunst (hier mal als Überbegriff gebraucht) braucht, welche die Kommerzialisierung erlaubt. Man stelle sich mal vor, durch weniger Kommerzialisierung wären einem solche Sachen wie Mark Medlock, Gothic 3, "Avatar - Die Legende von Aang" (der Film) und "Nichts als die Wahrheit" erspart geblieben. Das ist nur eine Gedankenspielerei, wie man erkennt. Fakt ist aber, die Prämisse 'weniger Kunst = schlecht' ist eine die du erst setzt, also sei vorsichtig mit dem Argument.

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Geschrieben am
Klopfer
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@Xaerdys: Die Verwertungsgesellschaften behandle ich im nächsten Teil.
Bei neun Seiten hatte ich die Befürchtung, dass sich das niemand am Stück durchliest, also hab ich sie so aufgeteilt, dass sie etwa gleich lang sind.

"Kurt Wünsch (hallenser Schriftsteller) meinte einmal zu uns, es komme oft genug vor, dass man sein Manuskript einreicht und dann erstmal um etwa 10.000 € zur Finanzierung des Drucks gebeten wird."
Das sind sogenannte Druckkostenzuschussverlage, die gelten mit Recht als unseriös! Jeder ernsthafte Autor weiß, dass er sich von denen fernzuhalten hat, diese "Verlage" sind überhaupt nicht dazu gedacht, Bücher in den Buchhandel zu bringen, die verdienen ihr Geld nur mit den Autoren, die sie an ihrer Eitelkeit packen und über den Tisch ziehen. An solche Verlage schickt man keine Manuskripte. Man schickt überhaupt keine Manuskripte an Verlage, die "Wir suchen Autoren"-Anzeigen schalten.
Über die brauchen wir gar nicht reden, das ist so, als würde man bei Diskussionen über den Autohandel die Leute erwähnen, die Autos mit herausgeflexten Fahrgestellnummern verticken. wink.gif

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Geschrieben am
Xaerdys
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Point taken wink.gif Zum Rest steh ich aber.

Du könntest nicht zufällig die Grammatik in meinem Gedankenspiel korrigieren? *Hasenaugen*

Vielleicht solltest du nach Abschluss deiner Beiträge einen auf alle Teile verlinkenden Abschlussbeitrag machen, sodass sich in dessen Kommentarareal alle Meinungen prügeln können.

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Geschrieben am
Schanupfel
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@Red Queen:
Wer hier auf einem "hohen Ross" sitzt, kann man ja austesten indem man Dich von der Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung, Abfallentsorgung, Energieversorgung und Kommunikationsversorgung abhängt.
Achsooo... sind ja "Grundbedürfnisse" des Menschen - das darf man ja nicht.
Aber es soll statthaft sein das zwischenzeitlich Personen zu Löhne in den Bereichen beschäftigt werden, das diese bspw. Aufstockung gemäß "Hartz IV" in Anspruch nehmen müssen, wenn die überleben wollen?
Zu den Subventionen der Agrarökonomen:
Überleg mal wie es zu Subventionen kommt und was subventioniert wird.
Beispiel Tode durch Alkoholeinfluss: Warum bekommt ein Agrarökonom für den Anbau von Gerste dann noch Subventionen?
Beispiel Kranke/Tode durch Tabak:
Warum wird dann der Agrarökonom subventioniert der Tabak anbaut?
Warum muss die Allgemeinheit durch Steuern für die Missbraucher dieser Grundsorten zahlen und der Agrarökonom unterstützt werden, das er sich gerade so finanziell halten kann?
Kleiner Hinweis: Ich lebe im Süden Deutschlands und die Agrarökonomen leben augenscheinlich nicht schlecht - bis man mal mit einem geredet hat und seine Buchhaltung sah.

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Geschrieben am
maria
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@klopfer
aber faktisch ist die buchpreisbindung doch ein kartell, das es bei anderen kulturellen produkten - wie zum beispiel filmen - auch nicht gibt. und warum soll ich gezwungen werden, mit dem kauf von harry potter andere bücher zu subventionieren, obwohl ich die vielleicht doof finde? ich kaufe natürlich nicht nur bestseller, aber ich will selber entscheiden, welchen autor ich unterstützenswert finde - nicht der verlag.
es braucht eine gewisse vielfalt in der kultur, aber es gibt doch grenzen. auch im kulturbereich sollen sich doch angebot und nachfrage in etwa die waage halten.

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Geschrieben am
Klopfer
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@Xaerdys: Ich stehe zu der Prämisse schon aus dem Grund, weil ich überzeugt davon bin, dass JEDEM ein von ihm geliebtes Kunstwerk einfällt, welches nur deswegen existiert, weil der Urheber gut genug bezahlt wurde. Deswegen habe ich im Text als Beispiele Harry Potter und die Dunkler-Turm-Reihe genannt, aber es gibt unzählige weitere. Da man ja meistens nicht gezwungen wird, schlechte Kunstwerke zu ertragen, eignen sie sich meiner Meinung nach nicht wirklich als Gegenargumente.

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Geschrieben am
Rox
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@schanupfel: Deinen Vergleich verstehe ich nicht.

Ein Künstler bekommt Tantiemen. Ja.

Er wird nicht auf ewig bezahlt, weil er einmal ein Buch schreibt. Er wird bezahlt, weil verschiedene(!) Menschen das Buch kaufen. Wie schon gesagt wurde, soll er etwas das Buch an einen Menschen verkaufen und dann den Rest verschenken?

Jedes Individuum zahlt sein Exemplar. Einmal. Du kaufst ein Buch einmal und zahlst nicht ständig neu dafür. Du zahlst immer wieder Abfallgebühren, so gesehen zahlst du tatsächlich immer wieder für das immer wieder leeren des Mülls. Du kaufst ein Buch und zahlst einmal dafür.

Wo liegt dein Problem?

Fortlaufende Leistung = Fortlaufende Bezahlung
Einmalige Leistung = Einmaliger Preis

Würde ein Künstler für ein Buch nur von einem Konsumenten bezahlt werden, dann wäre das so, als würde der "Müllwerker" für die Abfuhr des Mülls an einem Tag nur von einer Person bezahlt werden.

Ich selbst bin gerade auf der Schauspielschule und ich halte nichts davon nur im "Namen der Kunst" zu arbeiten. Künstler arbeiten und sollen anständig dafür bezahlt werden wie jeder andere auch. Wenn jemand freiwillig Toiletten putzt kann er das machen. Man kann aber auch jemanden dafür bezahlen. Dafür würde das System Arbeit gegen Geld erschaffen, oder nicht? Ich habe kein handwerkliches Talent, also bezahle ich jemanden, damit er mit ein Regal baut. Wir könnten natürlich gerne Muscheln und schöne Steine tauschen ... Aber Geld hat sich halt durchgesetzt.






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Geschrieben am
Xaerdys
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@Schanupfel:
öh ... Gerste, wenngleich nicht Braugerste, nutzt man auch als Futter für Tiere, die dann wieder die von dir beschriebenen Grundbedürfnisse erfüllen, Tabak nutzt man auch als Zierpflanze zumal medizinische Anwendungen erforscht werden. Es ist aber schon fraglich warum du die Produktion von Gerste und Tabak mal eben als unwürdig einstufst ... Aber ganz ehrlich. Ja, vermutlich würde es jemanden geben, der freiwillige den Kanal schrubbt, er würde damit anfangen, wenn es so sehr stinkt, dass man darüber nicht mehr rumlaufen kann ohne eine Atemmaske zu tragen. Wenn nicht vorher ein paar Leute darauf kämen, einfach einen schwächeren oder eine Randgruppe zu zwingen... So sind Menschen.

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Geschrieben am
Hawk
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ich bleibe dabei... Ein Wort Ein Klopfer... aber ich muss auch sagen. Jeder der seine werke öffentlich macht, muss damit rechnen kopiert zu werden...

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Geschrieben am
Red Queen
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Schanupfel, ich bin mir sehr sicher, dass ich dagegen vorgehen kann, wenn man mich von etwas "abhängt", wofür ich bezahle...
Davon runter weiß ich nicht, was das mit hohen Rössern zu tun hat. Lerne ich dadurch Demut, dass ich mir dann ein Plumpsklo schaufeln muss oder was? ô.O
Und ich würde deiner Argumentation gern folgen, aber entweder bin ich zu hungrig, um sie zu verstehen, oder es fehlt die Hälfte. Ich habe ja nicht gesagt, dass die Bauern ein Luxusleben führen, aber zumindest bei uns in der Region leben sie wesentlich besser als alle Künstler, die ich kenne. Was das eine aber mit dem anderen zu tun hat, weiß ich immer noch nicht...


@maria: Ich bin da vielleicht voreingenommen, aber ich sehe in der Buchpreisbindung (noch) einen kleinen Nutzen. Diese Querfinanzierung erlaubt es Verlagen, auch Werke zu publizieren, die sie für "kulturell wertvoll" halten, die sich aber selbst nie tragen könnten. Anders als bei Independentfilmen zum Beispiel habe ich noch nie gehört, dass ein Verlag irgendwo Fördergelder beantragen könnte, um ein solches Buch zu veröffentlichen. Von daher kann ich da schon noch irgendwo eine Berechtigung sehen. Zumal wir hier ( anders als beim Lieblingsantagonisten GEZ...) selbst entscheiden können, ob wir Bestseller haben wollen, die dann "Hochliteratur" finanzieren, oder die "Hochliteratur", die vom Bestseller ermöglicht wurde.

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Geschrieben am
Klopfer
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@maria: Wenn du so empfindest, dann ist das dein gutes Recht. Ich denk aber halt z.B. an die Mangareihe "Detektiv Conan", die am Anfang auch durch Quersubventionen innerhalb des Verlags am Leben erhalten wurde, bis sie (dank der Ausstrahlung der TV-Serie) selbst zum Bestseller wurde. Ich bin also ganz froh drüber, wenn es im Buchbereich möglich ist, einen längeren Atem zu behalten. (Außerdem gibt es immer so kleine Liebhaberstücke, die man im Verlag produziert, obwohl sie ganz sicher keine Renner werden.) Ist ja nun auch nicht so, als würde man als einzelner Buchkäufer da Unsummen zuzahlen.

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Geschrieben am
bonus
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wooohuuu... überraschung.. mit lustigen vergleichen über das reinigen öffentlicher toiletten ist man auch nicht weiter gekommen!!!! hammer.gif

danke klopfer für deine artikel.. ich finde es klasse wie du es erklärst zufrieden.gifzufrieden.gif

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Geschrieben am
Ronin
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Ich kann Dir nur zustimmen, die beiden Seiten der "Urheberrechtsdebatte" können und wollen sich oft nicht verstehen. Bin gespannt wie es weitergeht. smile.gif

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Geschrieben am
Martin Haug
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Sehr gute Artikelserie. Allerdings stößt mir etwas sauer auf, dass du hier nur zwei Seiten gegeneinander antreten lässt. Allerdings gibt es in der Debatte drei Seiten, auch wenn die festgefahrenste Situation sicherlich zwischen den beiden von dir dargestellten besteht.

Die dritte Seite ist nämlich die derjenigen, die Freie Kultur (Musik, Filme, Software, etc) produzieren. Die haben auch sehr große Probleme mit dem derzeitigen Urheberrecht und da geht es dann nicht unbedingt darum, Filesharing zu legalisieren.

Kommt das noch?

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Geschrieben am
Bellerophon
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@ Schanupfel:

"Zu den Subventionen der Agrarökonomen:
Überleg mal wie es zu Subventionen kommt und was subventioniert wird."
Du hast anscheinend selbst keine Ahnung, wie in der EU der Agrarsektor subventioniert wird.

Landwirte werden in der EU nach der bewirtschafteten Fläche subventioniert, wenn sie bestimmte Umweltstandards einhalten. Es gibt keine Subventionen für bestimmte Produkte (mehr). Ab 2014 werden die Flächensubventionen gedeckelt und dafür die Lohnkosten subventioniert.

Ganz nebenbei: Woher nimmst du nur das Wort "Agrarökonom"? Die meisten Landwirte, die ich kenne (und ich kenne als Agrarökologe so einige) sind gelernte Landwirte oder studierte Agrarwissenschaftler bzw. Agrarökologen; Agrarökonomen landen meist in den Landwirtschaftskammern oder bei Raiffeisen.

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Geschrieben am
Bellrophon
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Meinen Satz : "Es gibt keine Subventionen für bestimmte Produkte (mehr)." könnte man falsch verstehen.

In Deutschland gibt es keine positiven Produktionssubventionen. Niemand wird also mehr subventioniert, wenn er auf der gleichen Fläche mehr Produkte erzeugt. Es gibt z.B. bei der Überschreitung der Milchquote jedoch negative Subventionen.

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Geschrieben am
Shyana
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Hmm meines Wissens nach *schielt in das Bücherregal* hat die Dunkle Turm Reihe nur 7 eigenständige Bände. Oder zählst du auch Drumherumwerke dazu?

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Geschrieben am
Klopfer
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@Shyana: Morgen kommt (auf Englisch) der Roman "The Wind Through The Keyhole" heraus, der zwischen Band 4 und 5 spielt.

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Geschrieben am
Triplite
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Zwei sehr gelungene Artikel, die auf die Voreingenommenheit beider Seiten der Debatte ausführlich eingehen. Auf der einen Seite gibt es gierige Musiklabels und dergleichen, die ständig den Eindruck erwecken, sie wollten ihre potenziellen Kunden unbedingt in die Kriminalität treiben (und dann gibt es noch so Spaßvögel wie Sven Regener, die dieses Treiben auch noch gutheißen), auf der anderen Seite gibt es auch wieder einfache Leute, die Undankbarkeit zelebrieren wollen und ein Problem damit haben, für etwas Geld zu bezahlen, das ihnen gefällt. Endlich mal eine balancierte, unvoreingenommene Auseinandersetzung mit der ganze Problematik. Danke dafür, Klopfer.

Zum "Name your price"-Modell möchte ich aber noch ein paar Worte verlieren. Natürlich hätte eine Gruppe wie Radiohead es sich nur schwer erlauben können, eines ihrer Alben nach diesem Modell zu veröffentlichen, hätten sie sich nicht vorher einen Namen gemacht. Dennoch glaube ich, dass die Promo der zuständigen Majorlabels, die sich auch fleißig Werbung leisten können, zwar einerseits deutlich zum Erfolg beigetragen hat, solche Werbung allerdings auch mit derart modernen, liberalen Vertriebsmethoden zumindest teilweise kompatibel sind. Und es kommt auch gut an, wenn man seine Kunden nicht mit zickigen Kopierschutzmaßnahmen, einem miesen Preis-Leistungs-Verhältnis und derlei über den Tisch zu ziehen versucht. Ich glaube, das ist einer der Gründe dafür, dass Plattformen wie bspw. Bandcamp mittlerweile relativ erfolgreich sind und ihren Weg hoffentlich fortsetzen werden. Neue Zeiten verlangen neue Maßnahmen, das ist bloß in vielen Chefetagen bspw. der Musikindustrie noch nicht angekommen.

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Geschrieben am
Shyana
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@Klopfer
*_* *hibbel*

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Geschrieben am
Bansai
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Wenn man über Tantieme diskutieren will, muss man einen großen Unterschied zwischen einem Gewerk (also einen Schrank z.B. oder Brot) und dem geistigen Eigentum (also der Bauplan vom Schrank oder das Rezept für das Brot) unterscheiden.

Das ist es, was Schanupfel nicht auseinander bekommt - und warum seine Analogien nicht greifen.

Wenn ich ein Buch kaufe, bezhahle ich einmal für das Buch - genauso wie für jedes andere Produkt auch. Und Klopfer will zeigen, daß viele Bücher nicht entstanden wären, wenn nicht der Autor auch erwarten konnte, dafür Geld zu sehen.

Bei Musik ist das auch so - ich zahle für den Titel - z.B. auf einer CD.

Was hier wiederum viele anführen ist, daß ich für einen Musiktitel oder auch für einen Text schnell doppelt und dreifach zahle. Ein Beispiel: ich kaufe mir eine CD von einem speziellen Künstler - damit habe ich ja seine Musik einmal bezahlt. Dann kaufe ich irgendwann später einen Sampler "BestOf 2012" und habe da einen Titel drauf, der schon auf der Album-CD war. Also habe ich streng genommen zweimal für das Lied bezahlt.

Das Problem hier ist, daß man eben nicht das Lied bezahlt, sondern die CD. Und beim Erstellen des Samplers hat der Künstler (und andere an der Erstellung beteiligten) ja auch wieder Geld bekommen.

Das ist insoweit gerechtfertigt, da man an einer geistigen Leistung kein Eigentum erwerben kann. Soll heißen, ich kann nicht den Text oder das Lied kaufen (denn dann ist es meines und kein anderer darf es haben), sondern ich kann nur Rechte an Kopien dieser Werke erwerben.

Das ist beim Schrank nichts anderes. Ich kaufe da ja auch nicht den Bauplan, sondern eben den Schrank.

Und was OpenSource angeht: ich selbst habe einen Multimedia-Player in Java als OpenSource entwickelt und zur Verfügung gestellt. Jeder kann sich das Programm kostenfrei herunterladen und sogar die Sourcen bekommen und diese in eigenen Programmen verwenden, sofern eben sein Programm dann auch unter der gleichen Lizenz steht. D.h. ich bekomme kein Geld für das Programm. Ich könnte nun nur Geld verdienen, indem ich beispielsweise Teams dabei unterstütze, den Source in eigenen Projekten zu integrieren. Anders ist mit OpenSource kein Lebensunterhalt zu verdienen.

Wenn also immer wieder Leute daher kommen und meinen, OpenSource als Geschäftsmodell ist rentabel, dann irren sie gewaltig. Nicht die Arbeit für das OpenSource-Projekt selbst generiert hier die Rentabilität, sondern allerhöchstens aus dem Projekt heraus generierte Drittaufträge.

Jeder Linux-Distributor verdient sein Geld auch nur dadurch, daß er Firmen einen Support-Level anbietet, den diese z.B. mit einer monatlichen Rate einkaufen kann.

Resumee: ich kann nicht ohne Weiteres die Löhne und Gehälter von Arbeitnehmern mit dem Einkommen auf geistiges Eigentum vergleichen. Und ich glaube auch nicht, daß die StarTrek-Utopie funktioniert - nämlich daß Arbeiten ohne einen ROI erledigt werden, selbst wenn ansonsten für die Grundbedürfnisse gesorgt ist. Oder schärfer formuliert: wenn die Nichterledigung einer Aufgabe keine Konsequenzen hat, dann wird sie in aller Regel auch nicht erledigt. Daß ich mein OpenSource-Projekt trotzdem weiter treibe hat nur einen Grund: ich benutze das Programm selbst.

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Magni
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Das Problem das ich mit dem Urheberrecht habe, sind einige Details. Ich sehe z.B. gerne alte Fernsehmitschnitte von meinen Lieblingssängern. Ich meine alt. Ich will also als Beispiel von Johnny Cash einen US-Fernsehmitschnitt von 1965 ansehen, den es weder auf DVD noch im deutschen Fernsehen gibt, der also nicht verwertet wird, da meldet mir Youtube, daß ich das nicht sehen kann, weil es Elemente enthält, die Sony Entertainment gehören.

Ebenso ist es vielleicht etwas übertrieben, das Urheberrecht auf schriftliche Werke 72 Jahre aufrecht zu erhalten. Beispiel war mal Karl May. 72 Jahre nach seinem Tod durften seine Werke auch von anderen gedruckt werden außer seiner Hausdruckerei in Bamberg. 72 Jahre nach seinem Tod? Der Autor hatte da nichts davon, seine Erben (also die, die er kannte) waren auch schon lange tot.

Übrigens jammern die am lautesten, die am wenigsten verdienen. Also z.B. die Plattenfirmen, die so tolle, originelle Musik anbieten, wie den Superstars, alles von Bohlen geschrieben. Da gibt es immer wieder Wunder, die in Form von Titeln auftreten, die sich von diesem Einheitsbrei abheben, millionenfach im Internet heruntergeladen werden und dennoch als CD Verkaufsschlager werden. Das gibt es auch als Buch. Harry Potter wurde auch millionenfach im Internet heruntergeladen und hatte dennoch Traumauflagen. Für die Werke von Klopfer sehe ich leider viel zuwenig Werbung. Ansonsten kann ich mir auch eine Auflage in viel größerer Menge vorstellen, die verkauft wird.

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bombjack
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@Klopfer

Part 1:
a) Du als Kunstschaffender (Urheber); wie bestreitest Du Deinen Lebensunterhalt? Ist Deine Kunst Deine Hauptarbeit oder eher ein Nebenjob?

b) Womit verdienst Du mehr Geld, mit den Büchern, mit den Übersetzungen von Anime oder mit Vorträgen?

c) und was davon kann illegal kopiert werden?


Part 2:
d) Als jemand der in der Forschung/chem. Synthese arbeitet
http://www.versuchschemie.de/topic,14254,-Synthese+von+5(6)-Carboxyrhodamin+und+Follow+up.html
http://illumina-chemie.de/bis-(246-trichlorphenyl)-oxalat-(tcpo)-synthese-t3084.html
stoße ich immer wieder an "Verlagsschranken" d.h. ich müsste für ein Paper mal so 35 Euro zahlen (sofern die Uni nicht das Journal abonniert hat) ohne zu wissen, ob ich, da an der Synthesemethode interessiert, es brauchen kann, außer ich aktiviere mein "illegales" Netzwerk und bekomm eine Kopie des Artikels. Dazu kommt noch, dass dieses Wissen mit öffentlichen Geldern geschaffen wurde, die Wissenschaftler die diese Artikel per "Peer Review" begutachten, dieses für Lau machen und wenn ich an meinen Chef denke, da Stunden seiner Arbeitszeit (aus öffentlichen Geldern bezahlt) drauf gehen, der Verwerter das Manuskript druckreif haben möchte (weder Übersetzung Deutsch auf Englisch, noch Lektorat; da gehen vom Wissenschaftsautor Stunden der Arbeitszeit drauf) und man beim Verwerter für jede Seite, jedes Bild zahlt...d.h. unterm Strich nehmen die Verwerter in der Sparte dem Wissenschaftler keine Arbeit ab.....so dass ich mich frage, was da 35 Euro und mehr pro Paper wert ist?

e) und wenn man dann Dank des "Heidelberger Appells" selbst bei gemein-freien Werken http://forum.lambdasyn.org/index.php/topic,834.0.html nur eine "Snippet view" bekommt, dann schwillt bei mir wie man an dem Posting sieht etwas der Kamm....

Part 3:
f) Ferner gebe ich zu bedenken, dass sich z.B. das Patentwesen gravierend vom Urheberrecht unterscheidet....warum läuft ein Patent nur 20 Jahre? Warum sind dafür vom Patentinhaber jährlich steigende Gebühren zu entrichten? Warum gibt es kein weltweites Patent? Warum schauen die Erben in die Röhre, wenn das Patent abgelaufen ist?
Schließlich sind Patente doch auch Ideen, Verfahrensweisen usw. praktisch Kust; warum sollen diese nicht auch einen Schutz genießen wie ein Werk, was bis zu 70 Jahre nach dem Tode des Urhebers geschützt ist?
http://www.heise.de/tp/foren/S-Re-Warum-ein-Kuenstler-noch-70-Jahre-nach-seinem-Tod-Ansprueche-haben-soll/forum-227029/msg-21734725/read/

bombjack


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Klopfer
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@bombjack:
1. Ich verdiene mein Geld als Redakteur für Mangaübersetzungen (da ich dabei aber kein Urheberrecht erlange, ist das nicht wirklich künstlerische Arbeit), mit meinen Büchern und mit Einnahmen aus dem Amazon-Partnerprogramm und über Auszahlungen der VG Wort für Texte im Internet. Bei Lesungen kommt kaum was bei herum, ich rechne auch bei der geplanten Lesetour nicht damit, dass es unbedingt mehr als eine schwarze Null wird. Sowohl Mangas als auch meine Texte können illegal kopiert werden.

2. Was da im Wissenschaftswesen passiert (mit Elsevier und wie die ganzen Wissenschaftsverlage heißen), halte ich für eine Perversion, da sollte auch etwas geändert werden. Ich denke, wenn sich die wissenschaftliche Gemeinschaft geschlossen gegen diese absurden Regelungen der Wissenschaftsverlage stellen würde, könnte da auch etwas bewegt werden.
Du schreibst selbst, dass dieses neu geschöpfte Wissen mit öffentlichen Geldern gefördert wurde, insofern lässt sich das jetzt aber weniger mit der Lage von uns Freiberuflern vergleichen, weil wir eben komplett auf eigene Verantwortung künstlerisch tätig sind und unsere Veröffentlichungen nicht die Resultate unseres bereits bezahlten Tagesjobs sind.

3. Das Patentwesen soll Investitionen für die Entwicklung neuer Technologien schützen, aber die technische Weiterentwicklung auch nicht behindern und dafür sorgen, dass Neuentwicklungen auch sichtbar gemacht werden. Wenn man heutzutage z.B. einen verbesserten Flachbildschirm bauen will, baut man auf den technischen Entwicklungen der Vergangenheit auf. Es ist quasi nicht möglich, einen neuen Flachbildschirm zu bauen, ohne dieses zu tun.
Für Kunst zählt das gar nicht. Jemand kann prima einen Roman schreiben, ohne auf dem Roman eines anderen Schreibers aufzubauen. Und du wirst mir sicher zustimmen, dass es auch nicht ganz fair wäre, wenn ein Filmstudio einfach ein 20 Jahre altes Buch verfilmen würde, aber der Autor des Buches keinen Cent vom Filmstudio erhalten würde.
Nebenbei: Ich halte die Schutzfrist auch für zu lang. 70 Jahre nach dem Tod des Autors ist zu viel. 20 Jahre nach seinem Tod wären durchaus okay, nur bis zum Tod fände ich problematisch, weil skrupellose Leute dann für mehr tragische Unfälle unter Urhebern sorgen könnten. wink.gif Gleichzeitig sollten dann aber die Fristen für die Verwertung von musikalischen Aufnahmen gekürzt werden, momentan haben Musiker (nicht die Urheber!) 50 Jahre Anspruch auf Vergütung für die Verwendung von Tonaufnahmen, bei denen sie musiziert haben. Wäre ja irgendwie doof, wenn der Komponist früh stirbt und der Musiker länger was von dem Stück hat als der, der es sich ausdachte.

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Magni
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Ich habe alle 9 Harry-Potter-Romane im Internet gefunden, heruntergeladen und gelesen. Die 7 offiziellen habe ich auch gekauft (auf englisch und auf deutsch) leider habe ich den die 3. Version vom "Orden des Phönix" verloren, als mein PC mal den Geist aufgab. Ja es gab damals von Fans geschriebene Romane. Die waren garnicht mal so schlecht. Also der eine. Beim anderen weiß ich es nicht so recht, weil ich da nur den Anfang gelesen habe, da kam nämlich grad das "echte" Buch raus.
Wie gesagt, ich habs sowohl heruntergeladen, als auch gekauft. Ich mache das auch mit Filmen, die mir gefallen. Und ich bin ganz sicher kein Einzelfall.

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Geschrieben am


Freiwillige Angabe

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