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Bob & Linda: Der Hochzeitsmord

»Ich vermute, Sie sind die Brautjungfern«, folgerte Bob messerscharf und musterte die drei jungen Frauen, die vor ihm und seiner Kollegin standen. Sie alle drei trugen das gleiche cremefarbene Kleid und hatten ihre Frisuren trotz unterschiedlicher Haarfarben ähnlich gestylt. Bob fragte sich, ob sie seinen Namen auch in der gleichen Tonlage stöhnen würden, wenn er sie sich in einem privateren Umfeld vornähme. Ob einzeln oder gemeinsam, war dabei nebensächlich. Bob war flexibel. Linda reagierte mit einem Augenrollen, als könnte sie seine Gedanken lesen.

»Ja, ich bin Jessi. Jessica Kovac«, sagte die Brünette und gab den Polizisten die Hand. Sie lächelte freundlich, aber man sah ihren Augen an, dass diese ganze Sache sie mitnahm.

»Und ich bin Mia Wanderer«, stellte sich die weißblonde Frau neben Jessi vor und nickte höflich.

»Dann sind Sie Melina?«, fragte Linda die dritte im Bunde. Die strich sich ihre roten Haare aus dem Gesicht und reichte den Ermittlern ebenfalls die Hand.

»Ja. Melina Brink. Haben Sie schon herausgefunden, wer es war?«

»Wir sind noch ganz am Anfang«, sagte Bob, während er sein Notizbüchlein aus der Anzugjacke holte. »Haben Sie etwas Verdächtiges beobachtet?«

»Leider nicht. Wir waren ja die ganze Zeit hier im Festsaal bei Paula, soweit ich mich erinnere«, überlegte Jessi.

»Außer, wenn wir auf der Toilette waren. Wir haben schon vorher ziemlich viel getrunken«, warf Mia ein.

»Ja, besonders du. Du warst öfter auf dem Klo als wir«, stichelte Melina. Linda hatte den Eindruck, dass die junge Frau versuchte, die traurige Stimmung etwas aufzulockern – und dabei gnadenlos scheiterte.

Bob wechselte das Thema.

»Wie gut kannten Sie den Bräutigam?«

»Schon ganz gut«, antwortete Melina, »nicht so gut wie Paula natürlich, aber wir haben relativ oft was zusammen unternommen, und dabei lernt man sich natürlich auch ein bisschen kennen. Er war echt ein prima Kerl. Bisschen still und am Anfang etwas schüchtern, aber sobald er auftaute, brachte er uns alle zum Lachen. Ich glaube, damit hat er Paula erst so richtig erobert.«

Die anderen beiden Frauen nickten.

»Hatte er mal erzählt, ob er Feinde hat?«

»Nein«, sprach Jessi, »aber wir haben gehört, dass er Ärger mit irgendeinem Kevin hatte. Kevin … Pawlow oder so was.«

»Plotkowiak«, korrigierte Mia. »Kevin Plotkowiak hieß der.«

»Genau, das war der Name«, bestätigte Melina. »Aber den haben wir nie gesehen.«

»Dann wissen Sie also auch nicht, wo man den findet?«, fragte Bob.

»Leider nicht, aber es gibt sicher nicht so viele Leute in der Gegend mit diesem Namen«, entgegnete Mia.

»Da haben Sie wohl recht«, sprach Bob, steckte sein Notizbuch ein und verteilte drei Visitenkarten an die Damen. »Wenn Ihnen noch irgendetwas einfällt oder Sie ein gewisses Bedürfnis haben, dann melden Sie sich bitte bei mir. Auch gerne nachts.«

Als Bob und Linda weggingen, war er sich ziemlich sicher, dass Linda ihm mit Absicht auf den Fuß getreten war.

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