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Bob & Linda: Der Hochzeitsmord

Linda seufzte. Bob und sie hatten sich aufgeteilt, um die restlichen Gäste und Angestellten auszuhorchen. Linda hatte jetzt jede Menge Aussagen von Leuten, die nichts mitbekommen hatten. Ein paar wenige Gäste hatten ebenfalls Kevin Plotkowiak erwähnt, aber niemand hatte diesen Kerl je zu Gesicht bekommen oder wusste Näheres über ihn. Und jetzt wartete sie im Foyer schon seit geschlagenen zehn Minuten auf ihren Partner. Entnervt holte sie ihr Handy hervor und wählte ihren Kollegen an.

»Bob, wo steckst du?«, fragte sie ungeduldig.

»Ich bin noch mal nach oben in die Hochzeitssuite gegangen. Komm her!«

Linda schüttelte den Kopf, steckte ihr Smartphone wieder ein und ging zu den Treppen. Die Spurensicherung war mit der Hochzeitssuite schon lange fertig, also was wollte Bob noch da oben?

Als Linda in das Zimmer trat, hatte sie sich fest vorgenommen, wütend zu sein. Dann allerdings sah sie Bob, der sich lasziv auf dem breiten Bett räkelte und ein Kissen mit einem großen Herzen darauf streichelte, während er kokett zu seiner Partnerin blickte.

»Wäre es nicht zu schade, wenn dieses Bett heute keinen Sex sehen würde, meine Liebe?«, fragte er grinsend und wackelte mit den Augenbrauen.

»Du bist ein Spinner, Bob«, gluckste Linda, bevor sie stutzte. »Sag mal, dieses Kissen …«

Bob schaute fragend auf das Kissen und drehte es prüfend hin und her. Auf der Rückseite war ebenfalls ein großes Herz, aber es war ein ganz ordinäres Kissen, eines der dekorativen Sorte, die manche Menschen so gerne auf Sofas und Betten platzieren, weil sie es nicht ertragen können, dass jemand Möbel benutzt, ohne sie vorher unter Kissenbergen freilegen zu müssen.

»Es ist ein Kissen.«

»Danke für die Analyse, Herr Professor, aber wo hast du das her?«

»Das lag hier auf dem Bett.«

»Vorhin aber noch nicht!«, rief Linda. »Jetzt weiß ich, was mir vorhin so komisch vorkam. Es war eine ungerade Anzahl Kissen auf dem Bett! Auf der einen Seite lag ein Kissen weniger. Aber jetzt sind es wieder gleich viele pro Seite. Und vorhin hatte keins der Kissen ein Herz, da bin ich mir sicher.«

Bob untersuchte noch einmal das Kissen.

»Okay, dann muss in der Zwischenzeit jemand hier drin gewesen sein. Vielleicht hatte jemand vom Personal das Kissen gebracht, weil ihm auffiel, dass eins fehlt?«, spekulierte er.

»Wir fragen nach. Aber vorsichtshalber nehmen wir das Kissen mit«, beschloss Linda.

Sie schnappte sich das Kissen und wandte sich zur Tür.

»Hey, was ist jetzt mit dem Sex?«, protestierte Bob, der immer noch auf dem Bett lag.

»Ich vögel’ nicht mit dir an einem Tatort!«

»Das ist immerhin kein komplettes Nein!«, frohlockte Bob, sprang vom Bett und folgte seiner Partnerin in den Flur.

Im Foyer wartete ihr Kollege Max Theiss auf sie.

»Da seid ihr ja! Ich wollte nur Bescheid sagen, dass wir inzwischen die Namen und Anschriften aller anwesenden Personen haben. Einige Angaben konnten wir aber nicht verifizieren, da sie keinen Ausweis dabeihatten«, sagte er bedauernd.

»Unerhört. Ohne Ausweis fühlt man sich doch nackt«, scherzte Linda.

»Ach weißt du«, warf Max schmunzelnd ein, »die drei Brautjungfern tragen alle keine Unterwäsche, ich glaube, die mögen es nackt.«

Bob wurde hellhörig.

»Ich glaube, ich muss mich noch einmal mit den drei Damen unterhalten …«

»Kommt nicht in die Tüte, wir haben noch zu arbeiten, und du Sack lässt mich mit dem Papierkram gefälligst nicht sitzen!«, rief Linda ihn zur Ordnung.

Max grinste.

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