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Die koreanische Teilung

Ein Korea – zwei Besatzungszonen

Der Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki beendete schließlich den zweiten Weltkrieg. Zu den Opfern der Kernwaffeneinsätze gehörten auch viele Koreaner, die in den Waffenfabriken der beiden Städte arbeiten mussten. Doch mit dem Kriegsende war auch die japanische Besatzung Koreas beendet. Die Alliierten hatten bereits 1943 beschlossen, dass aus Korea wieder ein unabhängiger Staat werden sollte – jedoch nur mittelfristig. Nach dem Sieg wurde das Land auf Vorschlag der Vereinigten Staaten ungefähr mittig am 38. Breitengrad in zwei Besatzungszonen geteilt, von denen die nördliche von der Sowjetunion verwaltet wurde, die südliche (mit der Hauptstadt Seoul) von den USA. Die Besatzungszeit sollte zunächst etwa fünf Jahre dauern, in der man die Bevölkerung halbwegs in die Lage versetzen wollte, sich selbst zu regieren. Das war keine leichte Aufgabe, denn die meisten Koreaner waren zu der Zeit auch dank der repressiven Kolonialpolitik der Japaner Analphabeten. Anschließend sollte das geeinte Korea eigenständig werden. Dazu kam es nicht.

In den ersten Monaten nach dem Kriegsende hatten sich in Korea regional sogenannte Volkskomitees als lokale Regierungen gebildet, um die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln sicherzustellen. Diese Komitees waren stark antijapanisch geprägt, setzten sich insbesondere für die Belange von Arbeitern und Bauern ein und initiierten daher vielfache Bodenreformen, um kleineren Farmern mehr Ackerland zu geben. Im Norden waren diese Komitees allerdings deutlich mächtiger, im Süden wiederum hatten Linke in den Komitees weniger Einfluss, da dort ein nationalistischerer Fokus auf ein unabhängiges Korea vorherrschte.

Die Sowjetunion machte sich die Volkskomitees in ihrem Machtbereich zunutze, indem man sie gezielt auf eine prosowjetische Linie brachte, wobei unerwünschte Mitglieder verdrängt wurden, und schließlich unter dem Dach des „Provisorischen Volkskomitees für Nordkorea“ vereinte, einer provisorischen (und natürlich kommunistisch ausgerichteten) Zivilregierung für die sowjetische Besatzungszone.

Die USA verfolgten in ihrer Zone einen gegensätzlichen Weg. Im Süden richteten die Amerikaner eine Militärregierung ein, die den Großteil der japanischen Kolonialverwaltung beibehalten wollte. Immerhin tauschte man nach Protesten der Bevölkerung den (japanischen) Generalgouverneur und die japanischen Beamten aus, behielt sie jedoch offiziell als Berater bei. Koreaner, die unter den Japanern in der Polizei und den Verwaltungen gearbeitet hatten, blieben auf ihren Posten.

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Seoul im November 1945.

Korea erst nach fünf Jahren die Unabhängigkeit zu gewähren, war – vorsichtig ausgedrückt – eine sehr unpopuläre Idee. Unruhen und Streiks im Süden führten zu einem Verbot von Arbeitsniederlegungen sowie der Volkskomitees und zur Einführung des Kriegsrechts durch die Amerikaner. Die Unruhen wurden heftig bekämpft.

Ähnlich wie in Europa einigten sich die Alliierten nicht auf eine gemeinsame Strategie, was die zukünftige Regierung Koreas anging. Die USA plädierten für eine allgemeine Wahl unter UN-Aufsicht, die Sowjetunion und die nordkoreanischen Kommunisten verweigerten jedoch ihre Zustimmung. Also wurde im Mai 1948 nur im Süden eine Wahl durchgeführt, wobei allerdings auch viele südkoreanische Politiker diese boykottierten, da sie darin eine Zementierung der Teilung sahen. Der Sieger der (nicht nach modernen Maßstäben ausgerichteten) Wahl war der stramme Antikommunist Syngman Rhee, der im Juli 1948 zum ersten Präsidenten der Republik Korea ernannt wurde. Schon zu Beginn seiner Amtszeit zeigte er sein wahres Gesicht: Ein Aufstand der Arbeiterpartei Südkoreas auf der Insel Jeju wurde (unter Duldung der Amerikaner, die nordkoreanische Einflussnahme hinter den Protesten vermuteten) von Regierungstruppen und einer antikommunistischen Terrormiliz blutig niedergeschlagen. Zwischen 14.000 und 30.000 Menschen verloren ihr Leben, 40.000 Koreaner flohen nach diesem Massaker nach Japan. Auch weitere Unruhen ließ der neue Präsident mit äußerster Gewalt und großen Opfern in der Zivilbevölkerung ersticken.

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Seoul im Jahr 1946.

Die Antwort aus dem Norden der Halbinsel auf die Proklamierung des neuen Staates folgte einen Monat später: Dort fanden eigene Parlamentswahlen statt, wobei die Opposition nach guter stalinistischer Tradition schon im Vorfeld ausgeschaltet wurde. Im September wurde die Demokratische Volksrepublik Korea ausgerufen. Zum Ministerpräsidenten ernannte man den Chef der kommunistischen Partei Koreas: Kim Il-sung. Der Mann war einst Partisanenkämpfer gegen die japanischen Besatzer. Ob er tatsächlich all die Heldentaten vollbracht hat, derer er sich rühmte, oder ob er sich mit fremden Federn schmückte, lässt sich heute nicht mehr herausfinden, ebenso wenig, ob seine Behauptung stimmt, von einem der Koreaner abzustammen, die 1866 die General Sherman stürmten. Tatsache ist aber, dass er aufgrund des Verfolgungsdrucks durch die Japaner auf die Partisanen 1940 in die Sowjetunion floh, wo ein Jahr später sein Sohn Juri Irsenowitsch Kim zur Welt kam. Später würde dieser Sohn als Kim Jong-il sein Nachfolger werden; weil es aber nicht zur Heldengeschichte passt, wenn sich der Held feige verpisst, bis der Kampf vorbei ist, wird bis heute in Nordkorea behauptet, Kim Jong-il sei 1942 in einem Partisanenlager am für Koreaner heiligen Berg Paektusan an der Grenze zu China geboren. (Das Geburtsdatum wurde wohl verändert, damit drei Jahrzehnte zwischen Vater und Sohn liegen und somit die runden Geburtstage der beiden immer auf die gleichen Jahre fallen.)

Nach der Ausrufung der beiden neuen Staaten, die jeweils von den gegenseitigen Machtblöcken nicht anerkannt wurden, zog die Sowjetunion ihre Besatzungstruppen noch im Jahr 1948 aus dem Norden ab. Die USA, durch diese Handlung unter Zugzwang geraten, holten im Folgejahr ebenfalls (bis auf etwa 300 Leute) fast alle ihrer Soldaten von der Halbinsel. Doch obwohl sich die beiden großen Kontrahenten im beginnenden Kalten Krieg in Korea nicht mehr direkt gegenüberstanden, war die Gefahr eines Krieges nicht gebannt.

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