Die koreanische Teilung
Die anschließende Demokratisierung des Landes war nicht von Dauer: Bereits ein Jahr später wurde die (ineffektive) Regierung durch einen Militärputsch gestürzt. Auf die Zweite Republik folgte eine Militärdiktatur, die Dritte Republik.
General Park Chung-hee, der sich 1963 auch offiziell zum Präsidenten wählen ließ, war der Meinung, dass Demokratie in Südkorea nicht funktionieren würde, solange das Land ökonomisch schwach war. Er leitete eine Reihe von drastischen Reformen ein, die bald einen Effekt zeigten: Es begann ein wirtschaftlicher Aufschwung, der mit dem Wirtschaftswunder in Westdeutschland verglichen wurde und die Grundlage für den heutigen Wohlstand Südkoreas legte. Park knüpfte auch wieder diplomatische Beziehungen zu Japan und handelte Reparationen für die Besatzungszeit aus, die das Wirtschaftswachstum Südkoreas ebenfalls förderten. (Die Beziehungen zu Japan waren auch danach noch für Jahrzehnte starken Spannungen unterworfen, was unter anderem dazu führte, dass Sega und Nintendo später ihre Spielkonsolen nicht direkt in Südkorea anbieten konnten, sondern die Produktion für diesen Markt an koreanische Hersteller lizenzieren mussten, da der Import von japanischen Medien und Kulturgütern bis 1998 verboten und auch danach noch eingeschränkt war. Bis heute streiten sich beide Länder um die Wiedergutmachung für Verbrechen Japans während der Besatzungszeit und um Besitzansprüche auf einige Inseln.)
Gleichzeitig zu den Wirtschaftsreformen wurden unter Park die Freiheiten wieder mehr eingeschränkt mit Ausgangssperren, Bekleidungsvorschriften und verstärkter Medienzensur. So durften zum Beispiel Männer mit langen Haaren nicht im Fernsehen auftreten. Vermeintliche Systemgegner wurden verhaftet, gefoltert und oft auch ermordet. Obdachlose wurden in Arbeitslager gesteckt, wo auch sie Folterungen ertragen mussten.
Park war der Präsident, dem der nordkoreanische Anschlag aufs Blaue Haus im Jahr 1968 galt. Er ließ daraufhin selbst eine Elitetruppe aufstellen, die Nordkorea infiltrieren und Kim Il-sung ermorden sollte; diese wurde jedoch wenige Jahre später wieder ohne Einsatz aufgelöst. 1974 überlebte Park während einer Rede einen weiteren Anschlag eines nordkoreanischen Sympathisanten, jedoch wurde bei diesem Zwischenfall seine Frau von dem Attentäter erschossen.
Die Beliebtheit des Generals fing Anfang der 70er Jahre an zu schwinden. Als Reaktion auf die nur knapp gewonnene Präsidentschaftswahl 1971 ließ Park einen nationalen Notstand ausrufen. Kurze Zeit später putschte er quasi gegen sein eigenes System, ließ das Parlament auflösen und setzte 1972 eine neue Verfassung in Kraft, wodurch die Vierte Republik begann. Die neue Verfassung übertrug dem Präsidenten viele Rechte, die vorher einem parlamentarischen Vorbehalt unterlagen, zudem konnte Park direkt ein Drittel der Parlamentssitze bestimmen. Faktisch war also die Diktatur unter Park zu einer noch stärkeren Diktatur unter Park geworden. Offiziell behauptete Park immer noch, eine Demokratie anzustreben, sobald Südkorea wirtschaftlich stabilisiert sei. Bis dahin sei eine „Demokratie koreanischer Art“ mit einem starken Präsidenten nötig. (Ähnlichkeiten mit dem „Marxismus koreanischer Art“ mit einem starken Führer im Norden sind natürlich komplett zufällig.)
Um die nationale Identität zu stärken, schaffte Park auch die Nutzung chinesischer Schriftzeichen (Hanja) in der koreanischen Schriftsprache ab, die somit nur noch Hangul (koreanische Schriftzeichen) benutzen sollte. Die Verwendung von Hanja in den Schulen und beim Militär wurde ab 1970 verboten, diese Maßnahme konnte sich aber insgesamt nicht vollständig durchsetzen, weswegen man bis heute im südkoreanischen Alltag Hangul und Hanja parallel benutzt (allerdings sind Hanja seltener in Gebrauch als die vergleichbaren Kanji in Japan). In Nordkorea wurden Hanja ab 1949 abgeschafft.
Park regierte bis 1979 und wurde (nachdem landesweite Studentenproteste gegen den Präsidenten niedergeschlagen wurden) von einem engen Freund erschossen, dem Leiter des koreanischen Geheimdiensts KCIA. Das Amt des Präsidenten wurde dann von seinem Premierminister Choi Kyu-hah übernommen, der rasch demokratische Wahlen und eine neue Verfassung versprach. Ende 1979 wurde er durch eine Wahl im Amt bestätigt.
Noch im selben Monat wurde er faktisch durch einen Militärputsch entmachtet und musste bald auch offiziell seinen Posten räumen. Der neue Machthaber, General Chun Doo-hwan, ließ sich 1980 zum Präsidenten wählen. Proteste gegen die neue Militärdiktatur wurden brutal niedergeschlagen und forderten fast 1000 Todesopfer.
Chun machte in der Tradition seiner Vorgänger weiter. Im Kampf gegen „asoziale“ Elemente wurden über 60.000 Südkoreaner ohne ordentliches Gerichtsverfahren verhaftet und in ein Umerziehungslager gesteckt. Chun löste alle Parteien (inklusive seiner eigenen) auf, gründete eine Einheitspartei und erließ eine neue Verfassung, was den Beginn der Fünften Republik markiert. Die neue Verfassung räumte dem Präsidenten zwar nicht ganz so viele Rechte ein wie die vorherige, war aber von einem demokratischen Grundgedanken immer noch weit entfernt.
Die Amerikaner indes waren nicht sehr glücklich über den neuen Putsch und zwangen Chun, sowohl den Bau von Raketen zu beschränken als auch das südkoreanische Programm zur Entwicklung von Atomwaffen einzustellen.
Um den Rückhalt der Bevölkerung für die Olympischen Spiele von Seoul 1988 zu gewinnen, begann Chun ab etwa Mitte der 80er Jahre mit der 3S-Politik: Sex, Screen, Sports. In Film und Fernsehen wurden nun etwas mehr Frivolitäten erlaubt, das Farbfernsehen wurde landesweit eingeführt und Fußball- und Baseball-Ligen gegründet.
Die Verfassung, die Chun selbst eingeführt hatte, sah für den Präsidenten eine siebenjährige Amtszeit vor. Chun wählte als seinen Nachfolger Roh Tae-woo, der ihm 1979 bei dem Putsch geholfen hatte. Roh sah sich noch vor seiner offiziellen Wahl heftigen Forderungen in der Bevölkerung nach mehr Mitbestimmung ausgesetzt, weswegen er eine direkte Wahl des Präsidenten durch das Volk und eine demokratische Verfassung versprach.
Ende 1987 gewann Roh die ersten freien Wahlen seit Jahrzehnten mit einfacher Mehrheit und übernahm von Chun im Februar 1988 für fünf Jahre das Präsidentenamt. Zum ersten Mal in der Geschichte Südkoreas war ein Machtwechsel friedlich verlaufen. Die Sechste Republik ist die langlebigste in der Geschichte des Landes und hat bis heute durchgehalten. (Seitdem ist auch eine Wiederwahl eines amtierenden oder ehemaligen Präsidenten nicht möglich.) Erst seit 1991 ist Südkorea (wie auch sein Nachbar im Norden) Mitglied der UNO.
Rohs Nachfolger Kim Young-sam setzte seinen Schwerpunkt nach seinem Amtsantritt 1992 auf die Korruptionsbekämpfung und ließ seine Amtsvorgänger Chun und Roh wegen Korruption und Landesverrats verhaften. Chun wurde zum Tode verurteilt, was später in lebenslange Haft umgewandelt wurde, Roh sollte 17 Jahre ins Gefängnis. Beide wurden allerdings von Kim Young-sam gegen Ende seiner Amtszeit 1997 schon wieder begnadigt. Die Wirtschaftskrise in diesem Jahr wird in Südkorea in erster Linie ihm zur Last gelegt und beschädigte sein Ansehen nachhaltig, ebenso wie eine Verhaftung seines Sohnes wegen Korruption und Steuerhinterziehung.